Kapitel 7: Das Warten

1302 Words
Der Fahrer kannte den Weg zum Haus des Alphas nicht, also hielt er an und fragte jemanden nach dem Weg. Als er nach dem Haus des Alphas fragte, warf ihm die Person einen seltsamen Blick zu, als ob er verrückt wäre. „Das Haus des Alphas?“ fragte der Mann zur Bestätigung. Der Fahrer nickte ungeduldig und sagte: „Ja, können Sie es mir schnell sagen? Wir sind spät dran. Die Dame hier hat einen Termin mit ihm.“ Der Mann warf einen schnellen Blick auf Laurel und hätte sie fast wegen verdächtigen Verhaltens bei der Polizei gemeldet. Warum sollte ein solches Mädchen den Alpha treffen wollen? Viele Mädchen waren schon einmal gekommen, um den Alpha zu besuchen, und sie waren zweifellos hübscher und hatten einen besseren Hintergrund. Zumindest waren sie nicht so heruntergekommen, dass sie nach dem Weg fragen mussten. Es gab dafür vorgesehene Personen, die sie direkt zum Alpha brachten. Laurels schäbiges Erscheinungsbild war genug, um das gesamte Karmesinroter Mond Rudel über ihre ehrgeizigen Träume lachen zu lassen. Der Mann gab ihnen dennoch eine Adresse. Der Fahrer fuhr das Auto sofort los. Laurel drehte sich um, als der Mann, den sie nach dem Weg gefragt hatten, hinter ihnen zurückblieb. Sie sah, wie er dem Auto hinterherblickte und den Kopf mit einem spöttischen Lächeln schüttelte. Schon von Selbstzweifeln geplagt, zitterte Laurel bereits. Beide Arme waren um ihren dünnen Körper geschlungen, und sie zitterte vor Angst vor dem, was kommen würde. Ein seltsames kribbelndes Gefühl breitete sich von ihrem Magen bis zu ihrer Brust aus. „Was für ein Idiot!“ schimpfte der Fahrer plötzlich. Laurel blickte auf und sah den Fahrer verärgert das Lenkrad umklammern. „Was ist passiert?“ fragte sie leise. „Er hat uns die Adresse des Büros des Alphas gegeben! Nicht die seines Hauses! Verdammt!“ Der Fahrer war sichtlich am Ende seiner Geduld. Laurel war sprachlos. „Sein Büro?“ murmelte sie, während sie aus dem Fenster blickte, um das Gebäude zu betrachten. Es sah anders aus als die anderen Hochhäuser, die sie auf dem Weg gesehen hatte. Es war zwar ein hohes Gebäude, aber definitiv nicht so groß wie die anderen. Der Eingang wirkte viel schlichter, doch Laurel war nicht naiv genug zu denken, dass es an Sicherheit mangelte. Es musste das Rudelhaus sein... Der Fahrer war inzwischen fertig. Er wartete nicht, bis Laurel das Gebäude weiter bewundert hatte. Mit einer harschen Bewegung öffnete er die Tür auf Laurels Seite. „Wha-“ Der Fahrer unterbrach sie abrupt. „Meine Aufgabe war es, dich zum Rudel zu bringen. Ich bin hier fertig. Geh hinein und frag, wo der Alpha ist, und lass ihn dich nach Hause fahren! Ich fahre zurück!“ Laurel wurde dann am Arm gepackt und aus dem Auto gezogen. Sie hielt die Reisetasche fest in ihrem Arm und stolperte auf den Bürgersteig. Sie schaffte es gerade noch, nicht gegen die Wand zu prallen. Die Autotür schloss sich mit einem Knall, und der Fahrer fuhr weg, als würde er vor den Wachen fliehen. Laurel, in ihren schäbigen Kleidern und mit einem unordentlichen Dutt, stand vor dem Büro von Alpha Darius. Ahnungslos und unsicher, was sie tun sollte, stand Laurel eine Weile da, bevor sie den Mut fasste, hineinzugehen. Es war ein beängstigender Schritt, weil sie nicht wusste, ob es das Richtige war. Tief durchatmend streckte Laurel die Hand aus, um die milchige Glastür des Gebäudes zu öffnen. Als Laurel die Hand zur Tür ausstreckte, bemerkte sie, dass es keinen Griff gab. In diesem Moment öffnete sich die Glastür von beiden Seiten, um ihr den Eintritt ins Gebäude zu ermöglichen. In diesem Moment wurde Laurel klar, dass sie vielleicht wirklich so naiv war, wie Ashley es immer gesagt hatte, oder dass die Verwirrung ihren Kopf völlig eingenommen hatte. Die Hitze kroch von ihrem Nacken bis hinauf zu ihren Wangen. Es gab keine Zeit zu verlieren. Sie fasste sich ein Herz und trat ins Gebäude ein. Die Glastür schloss sich hinter ihr, und Laurel fand sich in einem Gebäude wieder, in dem die Leute mit ernsten Mienen umhergingen. Ihre eigenen ahnungslosen, weit geöffneten Augen wirkten in diesem Umfeld, in dem jeder genau zu wissen schien, was er tat, völlig fehl am Platz. Mit zögerlichen Schritten näherte sich Laurel einem nahegelegenen Schreibtisch, an dem eine junge Frau sie bemerkte und ihr ein freundliches Lächeln schenkte. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Die Frau hatte ein höfliches Lächeln auf den Lippen, das fest auf ihrem Gesicht verankert zu sein schien. Selbst wenn sie persönliche Gedanken über Laurels Erscheinung hatte, ließ sie sich nichts anmerken. Laurel drückte unbewusst die Taschengurte auf ihrer Schulter zusammen. Nervosität war das einzige, was sie in diesem Moment fühlte. Die Angst war allgegenwärtig, und das Wichtigste war, die richtigen Worte zu finden. „Ich bin hier, um Alpha Darius zu sehen.“ Die höflich lächelnde Frau nickte und fragte: „Darf ich Ihren Namen erfahren, und haben Sie einen Termin?“ Laurel schluckte: „Ich bin Laurel. Ich habe keinen Termin.“ „Darf ich den Grund für Ihren Besuch wissen?“ Laurel starrte die Frau an, halb erstaunt und halb bewundernd. Wie konnte sie so ruhig sein? Laurel atmete langsam tief durch, um diese Ruhe zu imitieren, aber es funktionierte nicht. „Ich komme vom Silberner Mond Rudel. Alpha Denis hat mich geschickt, um Alpha Darius zu treffen.“ „Ist das alles?“ Die Frau tippte etwas auf ihrem Computer ein, während sie sprach. Sie blickte auf und sah, wie Laurel eifrig nickte. „In Ordnung, geben Sie mir eine Minute. Sie können sich im Wartebereich setzen. Ich werde Sie bald rufen.“ Laurel folgte der Richtung, in die die Frau zeigte, und fand den Wartebereich. Mit kleinen Schritten ging sie hinüber und setzte sich in eine Ecke des Sofas. Auch auf den anderen Sofas warteten Leute. In ihrer kleinen Ecke zog sich Laurel so weit wie möglich zusammen, bis sie fast unsichtbar war. Es war ungewiss, wie lange es dauern würde, bis sie aufgerufen wurde. So viele Menschen warteten, und Laurel vermutete, dass sie wahrscheinlich am Ende der Schlange war. Allein der Gedanke daran, so lange warten zu müssen, beruhigte ihr rasendes Herz ein wenig. Zumindest hatte sie es ins Gebäude geschafft und musste sich nicht sofort dem beängstigenden Alpha stellen. Etwa zehn Minuten nach dem Warten spürte Laurel, wie die Nervosität langsam nachließ, und während sie das tat, legte sich eine dünne Schicht schläfriger Nebel über sie, wie an einem frühen Morgen. Es war eine natürliche Reaktion ihres Körpers. Zu Hause war Laurel oft in einem aufgeregten Zustand in der Nähe von Ana und Ashley. Es war selten, dass sie von ihnen weg war. Der friedliche Warteraum ließ ihren Körper allmählich in den Ruhemodus übergehen—etwas, das sie dringend brauchte. Bevor sie es merkte, neigte sich Laurels Kopf zur Seite, und ihre Augen wurden schwer unter dem Einfluss des Schlafes. Mit der Reisetasche nah an ihrer Brust schlief sie im Wartebereich mit der leisen Brise der Klimaanlage ein. Nach einer unbestimmten Zeit zuckte Laurels Körper zusammen, als sie eine fremde Berührung spürte. Eine kalte Hand legte sich auf ihre Schulter und versetzte ihren gesamten Körper in Alarmbereitschaft. Ihre Augen flogen auf, und sie sprang vom Sofa auf. Wachsam drehte sie sich zur Quelle der Berührung um, nur um die Frau vom Empfangsschalter zu sehen. Das höfliche Lächeln war immer noch so lebendig wie zuvor. „Es tut mir leid für die lange Wartezeit. Unser Alpha ist im Moment nicht verfügbar. Da Sie keinen vorherigen Termin haben, ist es nicht möglich, ihn jetzt zu treffen.“ Laurel war unbeschreiblich enttäuscht. So sehr sie auch davor gefürchtet hatte, Alpha Darius zu treffen, war sie doch besorgter darüber, was sie nun an diesem fremden Ort tun sollte. Sie hatte keinen anderen Ort, an den sie gehen konnte. „Oh.“
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