KAPITEL DREI

1852 Words
KAPITEL DREI Als Mackenzie an ihrem ersten Arbeitstag am Montag zur Arbeit ging, konnte sie Ellingtons Wörter nicht abschalten, sie liefen in ihrem Kopf wie ein Mantra: Der Mann ist wirklich klug, wie er neue Agenten benutzt. Denke daran, wenn du dich am Montag mit ihm triffst. Sie versuchte sich damit zu beruhigen, denn wenn sie ehrlich war, war sie nervös. Es wurde auch nicht besser, als sie einen von McGraths Männern, Walter Hasbrook, traf, jetzt ihr Abteilungsleiter, der sie wie ein Kind zum Aufzug leitete. Walter sah aus wie sechzig und hatte ungefähr dreißig Pfund Übergewicht. Er hatte keine Persönlichkeit und obwohl Mackenzie nichts gegen ihn hatte, mochte sie trotzdem seine Art nicht, wie er ihr alles erklärte, als wenn sie blöd wäre. Das änderte sich auch nicht, als er sie in den dritten Stock begleitete, wo ein Labyrinth von Kabinen, wie in einem Zoo verstreut waren. Agenten saßen in jeder Kabine, einige telefonierten, während andere am Computer tippten. “Und das ist Ihre”, sagte Hasbrook und zeigte auf eine Kabine in der Mitte in der äußeren Reihe. “Das ist die Zentrale für Rercherchen und Beobachtung. Sie werden dort ein paar E-Mails finden, die Ihnen Zugang zum Server geben, sowie eine Kontaktliste für das Büro.” Sie trat in ihre Kabine und fühlte sich ein wenig ernüchtert, aber immer noch nervös. Nein, das war nicht der aufregende Fall mit dem sie gehofft hatte ihre Karriere zu starten, aber es war trotzdem der erste Schritt auf einer Reise in Richtung alles, wofür sie gearbeitet hatte, seitdem sie die High School beendet hatte. Sie zog den rollenden Stuhl heran und ließ sich in den Sitz fallen. Der Laptop vor ihr, war jetzt ihrer. Das war eine der Stichpunkte die Hasbrook mit ihr durchgegangen war. Der Tisch war ihrer, die Kabine, der ganze Platz. Es war nicht glamourös, aber es war ihr Platz. “In Ihrer E-Mail werden Sie die Details ihrer ersten Aufgabe finden,” erklärte Hasbrook. “Wenn ich Sie wäre, würde ich direkt anfangen. Sie müssten den aufsichtsführenden Agenten des Falls anrufen zum Abstimmen, aber Sie sollten am Ende des Tages da schon richtig drin sein.” “Verstanden”, antwortete sie und machte den Computer an. Ein Teil von ihr war immer noch wütend, dass sie mit einem Schreibtischjob abgespeist worden war. Sie wollte etwas im Einsatzgebiet; nach allem was McGrath ihr gesagt hatte, hatte sie so etwas erwartet. Egal, was für eine tolle Geschichte du hast, sagte sie zu sich selbst, du kannst nicht ewarten als Starbesetzung anzufangen. Vielleicht musst du so deine Schulden zahlen oder es war McGraths Art zu zeigen, wer der Chef ist, um sie so ihres Platzes zu verweisen. Bevor Mackenzie noch weiter auf seine trockenen und montonen Anweisungen antworten konnte, hatte Hasbrook sich bereits weggedreht. Er ging schnell zurück zum Fahrstuhl, als wenn er froh wäre, mit den unbedeutenden Aufgaben des Tages fertig zu sein. Als er weg war und sie in ihrer Kabine alleine war, loggte sie sich auf ihren Computer ein und fragte sich, warum sie so nervös war. Weil es das ist, dachte sie. Ich habe hart gearbeitet um hier her zu kommen und jetzt bin ich da. Alle Augen ruhen jetzt auf mir, jetzt kann ich nichts mehr falsch machen – auch wenn es nur ein beliebiger Bürojob ist. Sie überprüfte ihre E-Mails und schickte alle notwendigen Antworten ab, um an ihrer Aufgabe zu arbeiten. Innerhalb einer Stunde hatte sie alle nötigen Dokumente und Ressourcen zusammen. Sie wollte ihr bestes geben, um McGrath jeden Grund zu geben, dass er sah dass er ihr Talent hinter einem Schreibtisch verschwendete. Sie vertieft sich in Karten, Handy Aufzeichnungen und GPS Daten und arbeitete daran, die Lage von zwei potenziellen Verdächtigen zu lokalisieren, die in einen Sexhandel verwickelt waren. Nach dem sie sich eine Stunde lang intensiv damit beschäftigt hatte, fühlte sie sich damit verbunden. Die Tatsache, dass sie nicht auf der Straße war und aktiv daran arbeitete, Männer wie diese zu Fall zu bringen, machte ihr in diesem Moment nichts aus. Sie war konzentriert und sie hatte ein Ziel im Auge; das war alles was sie brauchte. Ja, ok es war untergeordnet und mega langweilig, aber sie würde sich davon in ihrer Arbeit nicht abhalten lassen. Sie machte Mittagspause und machte sich danach wieder daran, sie arbeitete mit Eifer und erzielte Ergebnisse. Als der Tag endete, mailte sie dem Abteilungsleiter ihre Ergebnisse und ging nach Hause. Sie hatte vorher noch nie einen Bürojob gehabt, aber dieser hier fühlte sich gerade genauso an. Das einzige was fehlte, war die Stechuhr für ihre Karte. Als sie ihr Auto erreichte, erlaubte sie sich selbst, sich einen Moment erneut in Enttäuschung zu suhlen. Ein Schreibtischjob. Sie steckte hinter dem Computer fest und war gefangen zwischen Kabinenwänden. Das war nicht das, was sie sich vorgestellt hatte. Trotzdem war sie stolz darauf, wo sie war. Sie würde ihr Ego oder ihre hohen Erwartungen nicht die Tatsache schmälern lassen, dass sie jetzt eine FBI Agentin war. Sie konnte dennoch nicht anders, als an Colby zu denken. Sie fragte sich wo Colby jetzt war und was sie sagen würde, wenn sie wüsste, dass Mackenzie einen Schreibtischjob zum Start ihrer Karriere angenommen hatte. Und ein kleiner Teil von Mackenzie konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob Colby mit ihrer Entscheidung aufzuhören die Klügere von beiden gewesen war. Würde sie für Jahre am Schreibtisch versauern? *** Mackenzie kam am nächsten Morgen mit der Absicht zur Arbeit einen schönen Tag zu haben. Sie hatte gute Fortschritte an ihrem Fall am Tag zuvor gemacht und sie fühlte, wenn sie prompte und wirksame Ergebnisse lieferte, McGrath es merken würde. Sofort bemerkte sie, dass sie einen weiteren Fall zugewiesen bekommen hatte. Dieser beinhaltete Greencard Missbrauch. Die Anhänge an der E-Mail statteten sie mit mehr als dreihundert Seiten an Zeugenberichten, Regierungsdateien und Dokumente aus, sowie juristischem Jargon als Quellen. Es sah unglaublich langweilig aus. Wütend schaute Mackenzie auf das Telefon. Sie hatte Zugang zu den Servern, was bedeutete, sie könnte McGraths Nummer bekommen. Sie fragte sich, was er wohl sagen würde, wenn sie ihn anrufen und fragen würde, warum er sie auf solche Art und Weise bestrafte. Sie ermahnte sich selbst. Stattdessen druckte sie jedes einzelne Dokument aus und erstellte verschiedene Stapel auf ihrem Tisch. Nach zwanzig Minuten bei dieser geistesbetäubenden Aufgabe, hörte sie ein leichtes Klopfen am Eingang ihrer Kabine. Als sie sich umdrehte, sah sie McGrath dort stehen, sie erstarrte einen Augenblick. McGrath lächelte sie auf dieselbe Art und Weise an wie damals beim Abschluss. Etwas in seinem Lächeln sagte ihr, dass er ehrlich keine Idee davon hatte, dass sie sich erniedrigt davon fühlte in einer Kabine gefangen zu sein. “Tut mir leid, das es so lange gedauert hat bis ich zu Ihnen gekommen bin”, sagte McGrath. “Aber ich wollte mal schauen und gucken wie Sie voran kommen.” Sie schluckte die ersten Antworten die ihr einfielen herunter. Sie gab im ein halbherziges Achselzucken und sagte: “Mir gehts gut. Aber … naja ich bin ein wenig verwirrt.” “Warum?” “Naja, Sie haben mir bei mehreren Gelegenheiten gesagt, dass Sie es nicht abwarten könnten, mich als aktive Agentin hier zu haben. Ich dachte einfach das das nicht beinhaltet hinter einem Tisch zu sitzen und Green Card Dokumente auszudrucken.” “Ach, ich weiß, ich weiß. Aber vertrauen Sie mir. Es gibt einen Grund für all das. Arbeiten Sie dran und strengen Sie Ihren Kopf an. Ihre Zeit wird kommen, White.” In ihrem Kopf hörte sie wieder Ellington’s Stimme. Der Mann ist wirklich schlau, in dem wie er neue Agenten benutzt. Wenn du das sagst, dachte sie. “Wir werden bald sehen”, sagte McGrath. “Machen Sie es gut bis dahin.” Wie Hasbrook am Tag zuvor, schien McGrath in großer Eile zu sein, sich von den Kabinen zu entfernen. Sie sah zu wie er ging und fragte sich, welche Art von Lehre oder Fähigkeiten sie dabei erlernen sollte. Sie hasste es zu bereuen, aber naja… Was Ellington über McGrath gesagt hatte… sollte sie das wirklich glauben? Wenn sie an Ellington dachte, frage sie sich, ob er wusste welche Einzelheiten sie interessierten. Sie dachte dann an Harry und fühlte sich schuldig, dass sie ihn in den letzten Tagen nicht angerufen hatte. Harry hatte sich ruhig verhalten, denn er wusste, dass sie es hasste sich unter Druck gesetzt zu fühlen. Das war eine der Gründe, warum sie ihn immer noch traf. Kein Mann hatte sich bisher so geduldig mit ihr gezeigt. Sogar Zack hatte eine Geduldsgrenze und der einzige Grund warum es so lange bei ihnen gehalten hatte, war, weil sie sich an den anderen gewöhnt hatten und nicht die Unahnehmlichkeiten einer Veränderung durchmachen wollten. Mackenzie machte einen letzten Stapel als es Mittag wurde. Bevor sie sich in den Wahnsinn der Notizen und Formulare stürzte die auf sie warteten, dachte sie wäre es besser Mittag zu machen und dazu einen großen Kaffee zu trinken. Sie ging in die Halle und zu den Fahrstühlen. Als der Fahrstuhl kam und die Türen aufgingen, war sie überrascht das Bryers darin stand. Er schien ebenso überrascht sie zu sehen, aber lächelte breit. “Wie geht’s dir?” fragte sie. “Ich war eigentlich gerade auf dem Weg zu dir. Ich dachte, du willst vielleicht Mittag essen gehen.” “Das wollte ich gerade tun. Hört sich gut an.” Sie nahmen den Fahrstuhl zusammen ins Erdgeschoss und nahmen sich einen Tisch in einem kleinen Feinkostladen an der Ecke. Als sie mit ihren Sandwiches saßen, fragte Bryers: “Wie läuft’s denn so?” “Es … naja es läuft. Ich stecke hinter einem Schreibtisch fest, gefangen in einer Kabine und lese endlose Stapel von Papier, das ist nicht wirklich das, was ich mir vorgestellt hatte.” “Wenn das von jedem anderen brandneuen Agent kommen würde, würde sich das ein wenig verwöhnt anhören”, meinte Bryers. “Aber da es nun mal gerade so ist, stimme ich dir zu. Das ist Verschwendung. Deswegen bin ich hier: Ich bin gekommen um dich zu retten.” Sie schaute ihn fragend an. “Welche Art von Rettung?” “Ein weiterer Fall”, antwortete Bryers. “Ich meine, wenn du bei deiner aktuellen Arbeitsbelastung bleiben willst und weiterhin über Einwanderungsbetrug lesen willst, verstehe ich das. Aber ich glaube ich habe etwas, was dich mehr interessiert.” Sie fühlte wie ihr Herz schneller schlug. “Du kannst mich einfach so abziehen?” fragte sie argwöhnisch. “Das kann ich tatsächlich. Anders als das letzte Mal werde ich die Unterstützung von allen haben. Ich habe vor einer halben Stunde einen Anruf von McGrath bekommen. Er ist nicht so wirklich davon begeistert, dass du direkt in Aktion kommst, aber ich habe ihn ein wenig dazu überredet.” “Wirklich?” fragte sie. Sie fühlte sich erleichtert und wie Bryers angedeutet hatte, ein wenig verwöhnt. “Ich kann dir meinen Anrufverlauf zeigen, wenn du willst. Er wollte anrufen und es dir sagen, aber ich habe ihn darum gebeten, es dir selbst sagen zu dürfen. Ich glaube, er weiß es schon seit gestern, dass du dafür rangezogen wirst, aber wir wollten sicher gehen, dass wir einen soliden Fall haben.” “Und hast du?” fragte sie. Eine kleine Welle von Aufregung wuchs in ihrem Magen. “Ja haben wir. Wir haben einen Körper in einem Park in Strasburg, Virgina gefunden. Es ist dem sehr ähnlich, den wir vor 2 Jahren in derselben Gegend gefunden haben.” “Glaubst du da gibt es eine Verbindung?” Er winkte ihre Frage ab und biss von seinem Sandwich ab. “Ich erzähle es dir auf dem Weg. Lass uns jetzt essen. Genieß die Ruhe, solange du es noch kannst.” Sie nickte und knabberte an ihrem Sandwich, obwohl sie plötzlich gar keinen Hunger mehr hatte. Sie fühlte die Aufregung, aber auch Furcht und Traurigkeit. Jemand wurde ermordet. Und es würde an ihr liegen, die Dinge aufzuklären.
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