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815 Words
In der Ferne hörte man den Lärm von Touristen und Straßenmusikern. Caleb stand Abseits des geschäftigen Treibens und starrte den Mississippi River an. Seine Gedanken schweiften immer wieder in die Vergangenheit, zu jenem Zeitpunkt, vor acht Jahren. Flammen. Überall Flammen. Ein brennendes Haus. Und die lähmende Machtlosigkeit, die einen übermannte und wie paralysiert zurückließ. "Caleb, alles in Ordnung bei dir?", ertönte eine Stimme hinter ihm. Langsam drehte er sich um und erblickte seine Schwester, Eileen, die ihn besorgt ansah. Er versuchte ein überzeugendes Lächeln aufzusetzen. "Es ist alles in Ordnung.", versicherte er mit fester Stimme. Doch sie wusste, dass dies eine Lüge war, das erkannte er an ihrem Blick. Dieser mitfühlende, nein, mitleidige Blick. Diesen Blick kannte er. "Auch ich weiß was heute für ein Tag ist. Auch ich war dabei. Dabei als alles zusammenbrach. Als Mutter...", begann sie leise wurde jedoch von Caleb unterbrochen der auf sie zugekommen war und ihre Schulter ergriffen hatte. Er fixierte ihren Blick. "Nicht, Schwester. Tu dir das nicht an. Tu mir das nicht an. Rolle nicht Ereignisse wieder auf die in der Vergangenheit liegen.", flüsterte er bestimmt. "Es ist alles in Ordnung!", wiederholte er, als sie Anstalten machte zu widersprechen. Eileen gab auf und nickte nur resigniert. Zufrieden ließ Caleb sie los, bevor er sie aufmunternd anlächelte. "Lass uns feiern gehen. Im Maison Bourbon soll heute den ganzen Abend Happy Hour sein, solange die Live Band spielt. Vielleicht arbeitet ja der neue Barkeeper heute, den du so süß findest.", schlug er vor und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. Eileen verdrehte die Augen, lächelte jedoch unwillkürlich. Caleb lächelte ebenfalls und ging voraus. "Worauf wartest du? Ich fahre!", rief er über die Schulter. Eileen blieb noch einen Moment, wo sie war, und starrte den Mississippi an. Ihre Gedanken drehten sich um den schicksalhaften Tag vor acht Jahren. "Jetzt komm endlich!", rief Caleb, der bereits beim Auto stand. Das riss sie aus ihren Gedanken und holte sie zurück in die Gegenwart. Eileen Zwang sich die bösen Gedanken loszuwerden und wegzusperren, ehe sie ihrem Bruder folgte. Vergangenes kann man nicht ändern. Wieso sich dann darüber Gedanken machen. Das wollte sie sich einreden, doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie niemals über die damaligen Ereignisse hinwegkommen würde. Und trotz seines Versuches es zu verbergen, wusste Eileen, ihrem Bruder ging es ebenso.   "Colin, Lois, wo sind eure Geschwister?", fragte Jedediah seine beiden jüngeren Söhne. Diese hätte vor Schreck beinahe die Vase umgestoßen und über das Grimoire der Familie geschüttet, welches aufgeschlagen vor ihnen lag. "Woher sollen wir das wissen? Wahrscheinlich sind sie in irgendeinem Jazz Club oder einer Bar. Es ist Jazz Festival, da wird überall gefeiert, mit jeder Menge Musik und gratis Drinks.", antwortete Colin schulterzuckend. Jedediah nickte leicht, bevor die aufgeschlagene Seite musterte. "Ich sehe ihr bereitet euch auf das Ritual vor. Äußerst vorbildlich von euch.", lobte er die Zwillinge. "Was sollen wir auch groß anderes tun, in die ganzen coolen Clubs kommen wir ja noch nicht rein.", murmelte Lois seinem Bruder zu, was ihm einen finsteren Blick seines Vaters einbrachte. "Die Geheimnisse der Magie zu erforschen und die Grundlagen der Macht zu erlernen ist ein weitaus nützlicherer und ehrenwerterer Zeitvertreib als sich in irgendwelchen Clubs herumzutreiben.", belehrte er seine Söhne, die seine Worte mit einem gelangweilten Nicken zur Kenntnis nahmen, bevor sie sich wieder dem Ritual, das vor ihnen lag, widmeten. Jedediah sah den beiden noch einen Moment schweigend zu, als das Läuten des altmodischen Telefons seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Nur eine Handvoll Leute hatten diese Nummer, wenn jemand anrief, konnte es nichts Gutes bedeuten. Er hob den Hörer ab. "Was ist los?", fragte er ohne Umschweife. Lois und Colins Aufmerksamkeit galt nun nicht mehr dem Grimoire, sondern ihrem Vater. Sie beobachteten wie sich sein Blick immer mehr verfinsterte. "Was soll das Heißen?", knurrte er gefährlich leise. Lois und Colin sahen sich unsicher an. Sie kannten ihren Vater gut und wenn er diesen Tonfall anschlug, lag Ärger in Luft. "Das ist unmöglich.", murmelte Jedediah fassungslos, bevor sich seine Miene zu einer ärgerlichen Grimasse verzog und er den Hörer so fest umklammerte das seine Knöchel weiß hervortraten. "Das ist nicht möglich, sie ist tot!", rief er nun außer sich. Er fuhr sich durch die Haare und atmete tief durch. "Findet sie. Töter sie! Koste es was es wolle. Wir müssen uns dieser Abscheulichkeit entledigen, ehe sie in unserer Stadt Fuß fasst.", flüsterte er mit einem gefährlichen Unterton, ehe er auflegt und sich am Tisch abstützte um sich die Schläfe zu massieren und seine Nerven zu beruhigen. Colin stand auf und näherte sich ihm vorsichtig. "Vater, was ist los?", fragte er vorsichtig. Sein Vater sah ihn an und was Colin in seinem Blick erkannte schockierte ihn. Angst, Verwirrung und Hass, jede Menge Hass. "Sie ist wieder hier.", flüsterte er mit brüchiger Stimme. "Wer?", fragte Colin, voller Angst, da er bereits ahnte wie die Antwort lauten würde. "Skylar. Sie lebt." 
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