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927 Words
"Ich hasse Jazz.", knurrte Jax angewidert und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Theke herum. "Das kannst du doch nicht ernst meinen, jeder liebt Jazz.", flötete Skylar grinsend und schob ihm ein Glas Scotch zu, das er mit finsterer Miene entgegennahm. "Ich nicht!" brummte Jax missmutig und kippte seinen Drink in einem Zug hinunter. Skylar hob eine Augenbraue, grinste jedoch und gab dem Barkeeper ein Handzeichen, er solle nachfüllen. Jax seufzte. "Ich will hier ja nicht der Spaßverderber sein..." "Seit wann?", unterbrach ihn Skylar ironisch, was er nur mit einem finsteren Blick quittiert. "Aber, ich würde gerne wissen was du jetzt vorhast. Du hast mich nach New Orleans geschleppt und alles was du gesagt hast war, du planst ein Familientreffen, was übrigens das alles erste Mal ist, das du so etwas wie Familie erwähnst. Und jetzt sitzen wir hier, trinken billigen Scotch, hören schlechte Musik und ich weiß immer noch nicht was wir in dieser schrecklichen Stadt machen.", schimpfte er vor sich her. "Du kannst New Orleans ja echt nicht leiden.", meinte Skylar, immer noch grinsend. "Es gibt mir hier einfach zu viele Hexen.", murmelte Jax als Antwort. Skylar wollte etwas erwidern als sie aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie eine Gruppe Männer ohne ein Wort aufstanden, ihre Bier einfach stehen ließen und die Bar verließen. Als sie sich unauffällig umsah stellte sie fest, dass die Bar bereits beinahe leer war. "Jax!", flüsterte sie eindringlich, der weiterhin vor sich her geschimpft hatte, jetzt jedoch verstummte und fragend zu ihr sah. In dem Moment stoppte die Musik und die letzten Leute verließen die Bar, die nun menschenleer war, sogar die Kellner und der Barkeeper waren verschwunden. "Was ist hier los?", fragte Jax misstrauisch, und seine Stimme hallte im leeren Raum wider. "Wir wollen euch nur angemessen begrüßen.", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Skylar und Jax wirbelten zeitgleich herum. Ein Mann war durch den Hintereingang hereingekommen. Er trug einen schwarzen Mantel und einen altmodischen Hut. Er sah aus wie einer dieser Gentleman aus den uralten schwarz-weißen Filmen. Auf Skylars Lippen erschien ein böses Lächeln. "Constantin Sherat. Lange nicht mehr gesehen. Ich sehe du steckst nach wie vor im falschen Jahrhundert fest.", begrüßte Skylar den Fremden, der sie nur finster ansah. Abscheu lag in seinem Blick. "Es dachten alle du wärst tot.", sagte er nur emotionslos. Skylar lachte kalt. "Kein Wunder. Wer erwartet schon, dass ein 10-jähriges Mädchen allein auf der Straße überlebt? Naja, wie schon William Shakespeare sagte: Ein tiefer Fall führt oft zu höherem Glück." Constantin runzelte bloß die Stirn. Skylar seufzte übertrieben. "Cymbelin, vierter Akt, zweite Szene.", sagte sie betont langsam. Als Constantin nach wie vor keine Antwort gab verdrehte sie resigniert die Augen. "Und da nennt man mich unzivilisiert.", murmelte sie kopfschüttelnd. Constantin kam einen Schritt auf sie zu und sofort ging Jax in Verteidigungsposition. Wie aus dem Nichts erschien ein Dolch in seiner Hand, den er wohl aus seiner Manteltasche gezogen hatte. Skylar jedoch blieb ruhig sitzen und lächelte weiterhin auf Constantin herab, obwohl er um einiges Größer war als sie. "Du kannst gerne Shakespeare zitieren, es ändert nichts daran, was du bist. Eine Abscheulichkeit, die vom Antlitz dieser Erde getilgt werden muss.", knurrte er und im selben Moment strömten weitere Hexen und Hexer durch die Türen und umstellen die beiden. Jax drehte sich langsam im Kreis, in der anderen Hand hatte er nun eine glatte silberne Scheibe mit scharfer Kante. Skylar behielt weiterhin Constantin mit einem abwertenden Lächeln im Blick. "Abscheulichkeit. Wie oft wurde ich schon so genannt. Seit meiner Geburt höre ich dieses Wort, wie sie es flüstern, wenn sie denken ich höre sie nicht. Anfangs hat es mich noch berührt. Ich habe mich immer gefragt was ich falsch gemacht habe. Wieso mich alle mit Abscheu in den Augen ansehen. Wieso mein eigener Vater mir nur Hass entgegenbringen konnte. Ich verstand nie, wieso mich alle verabscheuen. Wieso mich alle als was Schlechtes ansehen. Als Abscheulichkeit. Doch mit der Zeit fand ich eins heraus. Es lag nicht an mir, lag es nie." Ohne eine Vorwarnung überwand sie die Distanz zwischen ihr und Constantin und umfasste sein Handgelenk. Sofort sank er auf die Knie vor Schmerz, als seine Magie langsam aus ihm herausfloss und von Skylar aufgenommen wurde. Die anderen Hexen wurden nervös, doch keiner wagte es einzugreifen. Sie beugte sich zu Constantin hinunter und sah in sein schmerzverzerrtes Gesicht. "Ihr habt mich immer verabscheut, dafür als was ich geboren wurde. Das ich geboren wurde mit der Fähigkeit, euch das zu stehlen was das Schicksal mir verwehrt hatte. Magie.", zischte sie und drückte fester zu, während sie mit einem sadistischen Lächeln zusah, wie die Magie aus Constantin herausfloss wie Wasser aus einer kaputten Rohrleiter. Dann geschah alles ganz schnell. Constantin gab mit seiner letzten Kraft ein Handzeichen und die Hexen begannen im Chor einen Zauber zu murmeln. Die Worte schwebten durch den Raum und bohrten sich in Skylar und brachten ihr Blut zum Kochen, wodurch sie gezwungen war Constantin loszulassen, der sofort nach hinten stolperte, um sich in Sicherheit zu bringen. Skylar krümmte sich am Boden, doch plötzlich begann sie zu lachen. "Ihr mögt Macht über mich haben. Aber nicht über ihn.", presste sie hervor und sah zu Jax. Dieser stand immer noch aufrecht, der Zauber schwebte um ihn herum, erreichte ihn jedoch nicht. Er fing Skylars Blick auf die kaum merklich nickte. Ohne zu zögern, warf er die silberne Scheibe. Im nächsten Moment sanken drei der Hexen zusammen und der Zauberbann war gebrochen. Der Schmerz ließ nach und Skylar erhob sich langsam. Ein bösartiges Lächeln erschien auf ihren Lippen. "Jetzt bin ich dran."
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