Kapitel 2-1

1461 Words
Kapitel 2 Pepper Ich gehe in meine Umkleide und wische mir mit einem kleinen Handtuch den Schweiß ab. Meine Bühnenmanagerin Izzy hat es mir gereicht und sie klopft mir halbherzig auf die Schulter, als wollte sie sagen: Oh ja, das ist echt ätzend. Sie ist noch nie der Typ für große Worte gewesen, in letzter Zeit aber macht sie einen immer mitfühlenderen Eindruck. Als ob sie genau weiß, dass dieses Schiff dem Untergang geweiht ist. Hugh hat mich nochmal die ganze Choreografie durchgehen lassen, obwohl wir sie in den letzten drei Monaten vierundsechzig Mal durchgetanzt haben. Ja, die ganze Choreografie. Es ist demütigend und traurig. Ich mag zwar als alternative Emo-Sängerin angefangen haben, aber die Produzenten haben mich schon vor langer Zeit in meine Rolle als Popstar gedrängt. Was bedeutet, dass ich Backgroundtänzer habe. Und ich muss mit ihnen tanzen. Er verlangt nicht von mir, dass ich singe. Das liegt daran, dass ich es gar nicht kann. Wenn ich jetzt versuchen würde zu singen, dann würde meine Kehlkopfentzündung mich bis zum Konzertbeginn verstummen lassen. Und ich muss zumindest noch mit meinen Fans reden. Denn wenn nicht einmal das möglich ist, können wir auch keinen peinlichen Playback-Gig über die Bühne bringen, wie ich ihn schon die letzten drei Abende vorführen musste. Vor lauter Scham dreht sich mir der Magen um. Sollte sich das herumsprechen, dann ist meine Karriere vorbei. Die restliche Tournee hätten wir bereits vor drei Wochen absagen müssen, als ich krank geworden und hinter der Bühne zusammengebrochen war. Aber das können wir nicht. Nicht mit Tony Brando im Nacken. Die Show muss weitergehen. Ich öffne die Tür zu meiner Garderobe und da steht ein Champagnerkübel mit einer Flasche Moet auf Eis. Auf der Karte daneben steht mit besten Grüßen von Tony Brando. Ich balle die Hände zu Fäusten. Vielleicht bin ich übergeschnappt. Vielleicht bin ich an meine Grenzen gekommen, aber die Geste treibt mich zur Weißglut. Mich dazu zu zwingen, mich selbst zu erniedrigen und in seinem verdammten Casino aufzutreten, ist eine Sache. Aber sich damit zu brüsten, ist eine andere Sache. Oder so zu tun, als ob ich ein geehrter Gast wäre, wenn ich in Wirklichkeit ihr verdammter Sklave bin. Ich packe die Flasche am Hals und marschiere in meinem durchgeschwitzten Crop-Top und hautengen Shorts nach draußen. Ich hüpfe vorne von der Bühne. „Pepper, wohin gehst du?“, ruft Farley, mein achtzehn Jahre alter Gitarrist mir nach. Scott, sein eineiiger Zwilling, gesellt sich hinter ihn. Die beiden mit Heimunterricht groß gewordenen Wonder Twins für meine Band anzuheuern, war eine von Hughs besseren Ideen. Es war ein effekthascherischer Plan mit der einzigen Absicht, möglichst viele Presseartikel zu produzieren, aber die beiden sind tatsächlich fantastisch. Umgänglich, sagenhaft talentiert und allgemein nette Jungs. „Alles in Ordnung?“, erkundigt sich Izzy. „Ich muss mit dem Management reden.“ Ich stapfe durch den leeren Saal und zur Tür hinaus. „Entschuldigung, können Sie mir sagen, wo ich Tony Brando finde?“, frage ich einen Security-Mann vor der Tür. Er reißt überrascht die Augen auf; wahrscheinlich hat er nicht damit gerechnet, mich alleine zu sehen, und dann fummelt er an einem Kabel an seinem Ohr herum. „Äh, ja. Ich bringe Sie zu ihm, Miss Heart. Hier entlang.“ Er führt mich durch das Casino. Klar, ich hätte mich vorher umziehen sollen, denn ich steche definitiv aus der Masse raus. Die Leute starren mich ausnahmslos an, als ich an ihnen vorbeigehe. Der Security-Typ bemüht sich darum, mich abzuschirmen, und das ist echt nett von ihm. Schließlich erreichen wir einen Flur voller Büros, wo er an einer Tür anklopft. Ein Grunzen ertönt von drinnen und er öffnet sie. Er neigt den Kopf zur Seite und hält etwas herablassend die Hand aus. „Bitteschön, Miss Heart. Mister Brando für Sie.“ Tony bäumt sich hinter seinem Schreibtisch auf und seine Augen gleiten mit derselben zufriedenen Kenntnisnahme über mich drüber, wie er sie mir schon draußen hatte zukommen lassen, nur diesmal wirkt er leicht überrascht. Neugierig. Der Security-Mann schließt die Tür hinter mir. Brando sagt nichts, er zieht nur die Augenbraue hoch. Mein Magen wandert bis unter meine Rippen und ich kann nicht mehr richtig Luftholen. Ich keuche und plötzlich wird mir sehr bewusst, wie mein durchgeschwitztes Shirt an meinen Brüsten klebt, wie meine Nippel gegen den eingenähten BH scheuern. Und ich muss daran denken, dass meine Tanzshorts kaum größer sind als ein Slip. Und so, wie Brando seine Krawatte lockert, würde ich sagen, dass er mein Outfit genauso provokant findet, wie es gemeint ist – auf der sicheren Bühne. Nicht aus nächster Nähe im schicken Büro eines Mafia-Handlangers. Ich halte die Champagnerflasche hoch. „Echt jetzt? Champagner?“, zische ich. Ich sollte nicht so fahrlässig mit meinen Stimmbändern umgehen, aber zum Glück sind meine Worte klar und deutlich und nur eine minimale Heiserkeit macht sich an den Ausläufern bemerkbar. Er neigt den Kopf zur Seite, als ob er sich bemüht, meine Worte zu entziffern. Ich trete vorwärts und stelle die Champagnerflasche mit einem dumpfen Schlag ab. „Mister Brando, Sie und ich wissen genau, dass ich jetzt Ihnen gehöre.“ Ich blicke ihm unerschrocken in die Augen. Mir fällt auf, dass sie von dunklen Wimpern geziert werden. „Die Firma Pepper Heart schuldet Ihnen was und Sie werden auf jeden erdenklichen Weg ihren Anteil zurückholen. Die fürstliche Bewirtung können Sie sich also sparen. Falls Sie von mir eine Art z*****g verlangen“ – ich quetsche grob meine Brüste zusammen – „dann brauchen Sie nur Gleitgel zu nehmen und loszulegen. Ansonsten lassen Sie mich gefälligst in Ruhe.“ Der Schock flackert ihm übers Gesicht und dann senkt er die Augenbrauen. Wie ein Löwenmännchen schreitet er um den Schreibtisch rum und auf mich zu, er wirkt anmutig und gleichermaßen furchteinflößend. Ich muss mich mit aller Kraft zusammenreißen, um die Haltung zu bewahren, um das Kinn oben zu halten und ihm unerschrocken in die Augen zu blicken. Er drängt mich an den Schreibtisch, bis mein Hintern auf der Kante lehnt und sein Oberschenkel zwischen meinen ruht. Er ist mir so nahe, dass ich überall seine Wärme spüre, und irgendwie schafft er es dennoch, mich nicht zu berühren. Mir stockt der Atem. „Schätzchen.“ Seine tiefe Stimme grollt, seine Augen funkeln finster und erbost. Ich schnappe einen Hauch von seinem Duft auf, aber er riecht nicht wie erwartet nach Zigarren und Leder. Nein, er riecht nach Kaffeesatz und erdiger Würze. „Ich habs nicht nötig, für s*x zu bezahlen. Und ganz sicher erzwinge ich ihn nicht.“ In seinem Kiefer zuckt ein Muskel auf. „Jeder, der etwas anderes sagt, ist ein Lügner.“ Meine Nippel brennen, so hart sind sie mittlerweile. Ich schwöre, die Hitze seines Schenkels macht sich direkt zwischen meinen Beinen bemerkbar. Ich müsste nur mein Becken senken, um das Unbehagen dort zu lindern. Als ob er meine Gedanken lesen kann, senkt er den Blick auf meine aufgestellten Nippel und dann auf meine Beine, die sie sich um seinen Schenkel spreizen. „Aber wenn es dich anmacht, jemandem etwas zu schulden“ – er hebt seine Fingerknöchel an meinen linken Nippel und streicht unmerklich leicht über ihn drüber, als ob er testen möchte, ob ich zurückweiche – „dann könnte ich einfach mitspielen.“ Seine Stimme wird tiefer, leiser. Die Vorstellung ist absurd, aber Gott möge mir helfen, ich schiebe mein Becken vorwärts und reibe meinen gierigen kleinen Kitzler über sein Hosenbein. Er erschaudert und an seinem vernarbten Kiefer zuckt ein Muskel auf. Hätte er mehr Arroganz an den Tag gelegt und sich über mich lustig gemacht, dann hätte ich ihm in die Eier getreten – ich bin in der perfekten Position. Aber meine Wirkung auf ihn zu sehen, beruhigt mich irgendwie. Es spornt mich an. Ich reibe mich noch ein bisschen mehr an ihm. Er stützt eine Hand neben meinem Arsch ab und atmet ein, als wollte er meinen Geruch in sich aufnehmen. Als er mit zwei Fingerknöcheln meinen Nippel zwickt, zieht sich meine Muschi zusammen. Aber zum Glück komme ich wieder zur Vernunft. Er ist der Mann, der Hugh mit Körperverletzung gedroht hat. Für mich und meine Familie stellt er eine tödliche Bedrohung dar. Nur weil er ein zweihundert Pfund schwerer, sexy Schmacko ist, der besser als ich selbst zu wissen scheint, was mich anmacht und was nicht, ist das noch lange kein Grund, mich bei ihm anzubiedern. Ich drücke mich vom Schreibtisch ab und stoße seinen festen, muskulösen Oberkörper mit den Händen weg. Zum Glück weicht er sofort zurück. Kaum überraschend, wenn man bedenkt, wie sehr er sich zuvor über meine Anschuldigung entrüstet hat. Tony Brando unterliegt scheinbar einer Art ethischem Standard, demzufolge Frauen mit Respekt behandelt werden. Wie schön für ihn. Das muss aber nicht heißen, dass ich mich auf seine sexy italienische Manneskraft einlasse.
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