Kapitel 2

1838 Words
Kapitel 2 Als ich am nächsten Tag zur Schule ging, beschlich mich das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Oh Mann. Ich werde noch paranoid. Oder verrückt. Wie meine Mutter. Verspottete ich mich selbst, doch es erweckte keinerlei Gefühlsregung in mir. Im Prinzip war es mir ziemlich egal. Leise seufzte ich auf. Dann beschleunigte ich meine Schritte und kam wenig später vor einem grossen, grauen Gebäude an, das nicht wirklich einladend aussah, aber was sollte man von einer Schule auch erwarten? Als die vielen Schüler schnatternd um mich herumliefen, begann ich direkt, mich unwohl zu fühlen, doch zu meinem Glück schien es niemandem aufzufallen, dass ich neu hier war. Das letzte was ich brauchte, waren Leute, die sich mit mir anfreunden wollten. Klang das fies? Vermutlich schon, aber es war mir eigentlich relativ egal. Dann war ich halt fies. Wen sollte es schon interessieren? Ausser Wilhelmine gab es niemanden der mich so sehr mochte, dass ihn mein Verhalten verletzten würde. Und es wird auch nie jemanden geben! Schoss es mir durch den Kopf. Einmal atmete ich noch durch, dann betrat ich das Gebäude, nur um an eine harte Brust zu knallen. War das jetzt etwa mein neues Hobby, oder wie? Schnell machte ich einen Schritt zurück und musterte die Person. Blond, grossgebaut und ein Million Dollar Smile . „Sorry" murmelte ich und wollte mich an ihm vorbeidrängen, da ertönte hinter mir ein Knurren. Und irgendwie kam es mir verdammt bekannt vor. Langsam drehte ich mich um und leider bestätigte sich meine Vermutung. „Damon" zischte ich leise. Als er mich erblickte, strahlte er, doch dann glitt sein Blick zu Blondie und seine Miene verfinsterte sich. „Was hast du mit Jake getan" knurrte er mich an. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Und wieder einmal vergass ich, Englisch zu reden und schnatterte ihn wütend auf Deutsch voll. „also erstens, geht dich das gar nichts an, du Spacko? Ok? Und zweitens... Was zur Hölle machst du hier? Verfolgst du mich etwa? Ausserdem bin ich dir keine Rechenschaft schuldig." Damon hingegen lächelte mir plötzlich sanft zu. „Ich liebe dein Temperament schon jetzt." Seine Miene verdunkelte sich wieder. „Jake, ist dir klar, dass du gerade MEINE MATE angefasst hast?" brüllte er. ‚Jake' zuckte zusammen. In sein Gesicht schlich sich die pure Angst. „E-es... es tut mir Leid... Es war ein Versehen" Damon sah ihn bedrohlich an. „Wenn ich dich noch einmal in ihrer Nähe sehe, dann bist du sowas von tot, ist das klar? Sie gehört mir!" den letzten Satz zischte er nur noch. Ich räusperte mich. „Hallo, ich bin auch noch da! Und von wem redet ihr da?" irgendwie hatte mich die Neugier gepackt, da ich das merkwürdige Gefühl hatte, dass er mich gemeint hatte. Damon stiess Jake beiseite und kam auf mich zu. „meine kleine... Sag, wie heisst du?" Ich lächelte ihn gespielt freundlich an. „Mein Name ist: Das geht dich gar nichts an du Schwachmat" Als ich mich umdrehen wollte um abzuzischen, wurde ich zurückgezogen. Und knallte gegen eine harte Brust. Logisch. Wie sollte es auch anders sein, das war ja mein neues Hobby. Urplötzlich wurde mir ein leichter Kuss auf die Wange gedrückt und Damon zog mich in seine Arme. „Ich lasse dich nie wieder los" murmelte er vor sich hin. Was ein Spast. „Damon, hier bist du, ich habe dich schon gesucht! Und... WER ZUR HÖLLE IST DAS?" Eine Frauenstimme mischte sich ein. Damon drehte sich augenblicklich von mir weg. „Ach, Laeta" Und damit zog er sie in seine Arme. Leider konnte ich nicht leugnen, dass mir das einen Stich verpasste, doch ich war zu stolz um das zuzugeben. Also drehte ich mich einfach um und lief zum Klassenzimmer. „Jetzt warte doch meine Schöne" brüllte Damon, doch ich ignorierte ihn. Das hast du davon, du Arschloch! Außerdem! Was fiel ihm eigentlich ein mich ‚seine Schöne' zu nennen? Eins stand sowas von fest. Mit dem Kerl stimmte irgendetwas nicht, aber solange er mich in Ruhe liess, interessierte mich das nicht im Geringsten. ♧ In der Pause setzte ich mich alleine auf eine Bank und zückte mein kleines Tagebuch. Ein paar Mädchen hatten mich überreden wollen, die Pause mit ihnen zu verbringen, doch ich hatte höflich abgelehnt. Zumindest mehr oder weniger. Nun schrieb ich in feinsäuberlicher Schrift in das kleine Buch, was gestern und heute so passiert war, denn auch wenn ich mir immer sagte, dass mich das alles kein Stück jucken würde, brauchte ich das um es irgendwie zu verarbeiten. „Hey, Elise! Willst du dich wirklich nicht zu uns setzten und die Pause mit uns verb..." Ein braunhaariges Mädchen rief mir zu, wurde jedoch gleich von jemandem unterbrochen. Bevor diese Person etwas sagte, rückte ich mir gewichtig die Brille auf der Nase zurecht und wandte mich meinem Tagebuch zu. Meistens trug ich Kontaktlinsen, Brillen nervten einfach nur. „Sie verbringt die Pause schon mit mir!" Ein Seufzen entkam mir. Wieso zur Hölle war dieser Typ nur so versessen nach mir? Ich sah weder gut aus, noch hatte ich ihm irgendwelche Zeichen meines Interesses gegeben. Genervt starrte ich erstrecht auf mein Tagebuch. Ganz bestimmt würde ich Damon jetzt nicht in seine schönen Augen sehen... Und Moment! Hatte ich das gerade wirklich gedacht? „Elise also? Der Name passt zu dir. Er ist fast so schön wie du" murmelte mir jemand mit rauer Stimme ins Ohr und ich konnte nicht anders als zu erschauern. Jemand griff nach meiner Hand. Ich nahm an das es Damon war und wollte sie gerade wieder wegziehen, da hielt er sie fester umklammert. So als hätte er Angst mich zu verlieren... Um uns herum machte sich lautes Tuscheln breit und Damon legte seinen Kopf auf meinem ab. „Ich habe dich so vermisst" raunte er in meine Haare und zog mich in eine Umarmung. „du hast mich grad heute Morgen noch genervt. Inwiefern, kannst du mich da vermissen?" „Jede Sekunde ohne dich ist eine Qual für mich" Seine Lippen waren jetzt ganz nah bei meinem Ohr und ich spürte die heisse Luft, die er ausatmete ganz deutlich. Ein Prickeln zog sich über meinen Körper und scheinbar merkte er das auch, denn er knurrte leise auf. So langsam fing mir die Umarmung an zu gefallen. Halt Stopp! Das ist falsch. Du kennst diesen Typen doch kaum! Wies mich mein Unterbewusstsein zurecht. Eigentlich gar nicht! Konterte ich innerlich und musste leise Kichern. „Mach das nochmal!" Ich runzelte die Stirn. „Was?" Er schob mich ein Stück von sich weg um mir tief in die Augen zu blicken. Ach du Scheisse. Ich schmelze gleich! „Lach noch einmal! Für mich" Hoffnungsvoll sah er mich an. Dummerweise lief ich knallrot an. So einen Spruch konnte er doch einfach nicht bringen! „Du bist wundervoll" nuschelte er leise und wieder erschauerte ich. „Reiss dich zusammen, Elise" flüsterte ich mir auf Deutsch zu. Das konnte er ja eh nicht verstehen. „Hast du l**t heute Nachmittag mit zu mir zu kommen?" fragte er. Also jetzt reichte es mir aber wirklich. Ich war zwar ein sehr toleranter Mensch doch das ging nun wirklich zu weit. Was dachte er denn von mir? Das ich ein Mädchen für eine Nacht war? Na dann hatte er sich aber geschnitten. Wütend funkelte ich ihn an, dann riss ich mich los. „Du bist das allerletzte und ich schäme mich dafür auch nur für eine Sekunde gedacht zu haben, du könntest mich wirklich mögen. So naiv bin ich sonst nicht und ich werde es ganz bestimmt auch nicht wieder sein. Du bist ein scheiss Spast!" Das ich ihn auf Deutsch anschrie und er mich eh nicht verstand, war mir in diesem Moment egal. Dass ich wütend war, sollte er eigentlich schon erkennen. Ich stand auf und brauste hoheitsvoll davon. Das war zumindest der Plan, denn ich stolperte und fiel der Länge nach hin. Na super! Nicht mal ein würdiger Abgang war mir gegönnt. „Elise? Geht's dir gut? Hör zu, es tut mir Leid wenn das falsch geklungen hat eben. Ich möchte dich nur kennenlernen. Wirklich!" Meine Knie brannten und ich achtete gar nicht darauf, was Damon sagte, bis er mich plötzlich hochhob und zur Bank trug. Er drückte mir einen leichten Kuss auf den Kopf. „Lass mich los!" zischte ich, doch er setzte sich eiskalt hin und zog mich auf seinen Schoss. Ich wollte mich wehren und aufstehen... Dumm nur, dass es sich verdammt gut anfühlte, so bei ihm zu sitzen. „Ey, ist das deine Mate? Glückwunsch Damon" Irgendwer lachte und auch Damons Brustkorb vibrierte leicht. Auf einmal gesellten sich verdammt viele Leute zu uns. Ich kniff die Augen zusammen. „Ihr scheiss Schwachmaten! Und du! Du lässt mich jetzt sofort los." Zeterte ich auf meiner Muttersprache. Musste ja nicht die ganze Schule mitbekommen, wie freundlich ich doch immer war. Mit den Beinen strampelnd schaffte ich es, mich von Damon loszureissen. Schade eigentlich. Es war doch ganz schön auf seinem Schoss. Und wieso bist du dann nicht sitzen geblieben? Ich kniff die Augen wütend zusammen. Ach leckt mich! Um meinen Aggressionen freien Lauf lassen zu können preschte ich an den verdatterten Jugendlichen vorbei. Die Pause war jetzt sowieso vorbei und ich konnte in den Unterricht gehen. Wow. Das ich mich darüber mal freuen kann, ist aber auch was neues. Ich seufzte. In mir wuchs so eine merkwürdige Sehnsucht. Eine Sehnsucht nach Damon. Sollte ich ihm vielleicht wirklich eine Chance geben und ihn kennenlernen? Mein Herz sagte ‚ja' mein Verstand wollte da etwas anderes. Jemand setzte sich neben mich. „Dem hast du es aber gezeigt. Wie du meinen Bruder zur Schecke gemacht hast... Das vergesse ich nie" Ich sah nach rechts. Ein hübsches, schwarzhaariges Mädchen mit grossen Augen hatte sich neben mir fallen gelassen. Und um ehrlich zu sein, sah sie sympathisch aus. „Und du bist?" sagte ich aber dennoch etwas knurrig. Mit Menschen konnte ich halt nicht so gut. „Ich? Ich bin Selina, aber du kannst mich Lina nennen" Oh ganz bestimmt nicht. „Aber ich muss dich bitten! Gib meinem Bruder eine Chance. Er interessiert sich wirklich für dich, das weiss ich, weil ich ihn kenne." Ich nickte nur. „Sag ihm, ich warte nach der Schule auf ihn!" Zwei Sekunden später bereute ich diesen Satz bereits. Wie kam ich denn auf so hirnrissige Ideen? Selina neben mir grinste auf jeden Fall. ♧ Als ich nach der Schule draussen wartete, war niemand mehr zu sehen und ich hatte das miese Gefühl, dass Damon mich vielleicht sitzen gelassen hatte. „Elise!" rief da eine Stimme. Ich fuhr herum. Und fing fast an zu sabbern. Damon sah so verdammt gut und heiss aus... Seine Haare waren leicht verwuschelt und er trug - leider - eine Sonnenbrille, die verhinderte, dass ich seine wunderbaren, blauen Augen sah. Ausserdem eine Lederjacke unter der er ein weisses T-Shirt anhatte, dass seine Muskeln gut zur Geltung brachte. Wieso zur Hölle war mir das in der Pause und heute Morgen noch nicht aufgefallen? Lässig schlenderte er auf mich zu und mein verräterisches kleines Herz fing augenblicklich an schneller zu schlagen. Er zog die Sonnenbrille ab und ich hatte das Gefühl, als würde sich alles nur noch in Zeitlupe bewegen. Seine blauen Augen zogen mich komplett in ihren Bann und ich war völlig unfähig, mich irgendwie zu bewegen.
Free reading for new users
Scan code to download app
Facebookexpand_more
  • author-avatar
    Writer
  • chap_listContents
  • likeADD