Kapitel 4: Du bist ein Werwolf

1438 Words
„Tief in uns – egal, wer wir sind – lebt das Gefühl, geliebt werden zu wollen, das Gefühl, die Art von Person zu sein, mit der andere gerne zusammen sind. Und das Größte, was wir tun können, ist den Menschen zu zeigen, dass sie geliebt werden und fähig sind, zu lieben.“ – Fred Rogers „Du hast es nie geschafft, alles unter Kontrolle zu bekommen.“ Der junge Mann, der faul im Liegesessel gesessen hatte, sprach plötzlich rau und sogar anklagend. „Stattdessen ist mein Vater gestorben, und jetzt haben Sie mich den ganzen Weg hierher geschleppt, um ein kleines Mädchen zu treffen...“ Seine Augen, Splitter tiefbrauner rauchiger Quarze, warfen Rose einen prüfenden Blick zu, als hätte er Besseres zu tun, als hier zu sein. Er blickte zu Thomas zurück und begann zu sprechen. „... Ich dachte, ich hätte keine Gefährtin. Du hast mir das alles vorenthalten. Ich hatte ein Recht darauf, es zu wissen.“ Rose, die sich darüber empört hatte, dass man sie ein kleines Mädchen nannte, spürte, wie ihr Zorn wuchs. Sie hatte Babyspeck, der ihre Wangen voller aussehen ließ und sie vielleicht jünger aussehen ließ, als sie wirklich war, aber sie war kein kleines Mädchen! „Du hattest ein Recht darauf zu wissen?“ Rose antwortete sarkastisch. „Und ich? Habe ich nicht das Recht, die Wahrheit über meine Eltern... meine Mutter... meinen...“ Ihre Stimme erstickte, als sie auf den Fremden starrte, der behauptete, ihr Vater zu sein. „...Vater...“ beendete sie ungläubig. „Bist du wirklich...?“ Thomas nickte und umarmte seine Tochter erneut. „Es tut mir so leid. Ich wünschte, ich hätte es dir früher sagen können“, kämpfte Thomas mit den Worten, Tränen strömten aus seinen Augen. „Wir... wir hofften immer, dass wir den Übeltäter früher oder später schnappen würden! Ich wusste, dass sie mich beobachteten ... darauf warteten, dass ich sie zu dir führe. Wir hatten keine Wahl, du musstest vom Netz gehen. Deine Tante war nett genug, das Rudel zurückzulassen und dich in Sicherheit zu bringen. Sie hat sogar... sie hat für dich, Rose, ihre Menschlichkeit aufgegeben“, sagte Thomas mit schmerzlicher Stimme und tätschelte liebevoll den Kopf seiner Tochter. „Ich würde das alles sofort wieder tun, wenn es bedeutet, dass Rose in Sicherheit ist, aber es tut mir leid, dass ich dich anlügen musste“, sagte Maria, als sie zu Rose kam und sie umarmte, nachdem ihr Vater sie gehen ließ. „Ich bin immer noch wütend über die Lügen, Tante Maria“, antwortete Rose zitternd und drückte ihre Tante in einer dankbaren Umarmung. „Aber danke, dass du immer für mich da bist. Du bist das Nächste, was ich je zu einem Elternteil hatte. Du hast mir so viel Liebe gegeben... Ich...“ Roses Tränen schienen sie zu übermannen, als sie ihrer Tante im Stillen für das Opfer dankte, das sie gebracht hatte, um sie zu beschützen. Plötzlich wich Rose zurück, als hätte sie ein Blitz getroffen. „Warte... warte... das bedeutet... ihr Jungs... ich... wir sind Werwölfe?“, stammelte Rose verwirrt. „Ja, das sind wir“, grinste Tante Maria. „Damit hast du sicher nicht gerechnet, was? Aber dein Werwolf-Gen wird erst aktiviert, wenn du 18 bist. Dr. Danvers ist unser Rudelarzt. Ich habe dich in den ersten zehn Jahren deines Lebens immer zu den jährlichen Untersuchungen an einem geheimen Ort in der Nähe mit zu ihm genommen. Er sagt, wenn du 18 wirst und dich zum ersten Mal verwandelst, dann werden deine Werwolf-Gene aktiviert. Du wirst dann auch Superkräfte und Supergeschwindigkeit haben.“ „Und ich dachte, du wärst nur sportlich“, sagte sie dankbar und betrachtete ihre Tante genauer. Tante Maria lachte. „Glaub mir, Liebes, selbst nach Werwolf-Maßstäben bin ich die unathletischste Person unter uns. Jetzt komm her, Xavier, und triff deine Gefährtin.“ Roses Augen weiteten sich, als der freche Junge, der zuvor so unhöflich zu ihr gewesen war, mit einem genervten Seufzer aufstand. „Gefährtin? Du... du... da muss ein Fehler vorliegen“, sagte Rose und suchte nach einer vernünftigen Erklärung. Xavier zog eine Augenbraue hoch, sah extrem heiß aus, als ob er total mit Rose einverstanden wäre. „Wünschte ich mir“, war seine vernichtende Antwort. „Ich meine, komm schon... sie kann doch unmöglich mal 16 sein. Lassen wir sie einfach hier. Sie hat hier ein wunderbares Leben, zumindest scheint es mir so. Dreh ihr nicht die Welt um, indem du sie mit uns zurückbringst“, sagte Xavier aufgeregt und fuhr sich mit der Hand durch sein seidiges, welliges Haar. Roses Augen weiteten sich bei Xaviers Worten. „Du bist gekommen, um mich zu holen?“, fragte sie ihren Vater scharf. Thomas nickte. „Unser Alpha ist gestorben und Xavier ist der neue Alpha unseres Rudels. Wir müssen unsere Luna nach Hause bringen, damit du anfangen kannst, dich vorzubereiten. Du warst viel zu lange weg, Rose.“ „V...vorbereiten? Vorbereiten worauf?“, Roses Kopf begann zu schmerzen. Der Raum drehte sich. Das war viel zu viel, um es zu verarbeiten. „Für die Paarungszeremonie“, quietschte Tante Maria glücklich. „Sobald du 18 wirst.“ „Was zum Teufel?!“ Rose schrie schrill. Da war keine Möglichkeit, dass sie irgendwohin gehen würde, um sich mit irgendjemandem zu paaren. „Rose... da du mit Menschen aufgewachsen bist, bist du nicht an die Traditionen gewöhnt. Selbst für mich war es immer so fremd, wenn ich mit Estelle über das Konzept von Gefährten sprach, aber du musst ihm eine Chance geben“, sagte Tante Maria beschwichtigend, blickte ängstlich zu Xavier. Maria hatte Angst, dass der Alpha die Beherrschung verlieren würde. Ihre Wölfe waren territorial, aber Xavier lächelte. „Siehst du, Thomas. Lass uns gehen. Jeder hat das Recht, seinen Gefährten zu wählen und-“ „Du sagst das nur, weil du noch nicht die Anziehungskraft deines Gefährten gespürt hast, Xavier“, sagte Thomas leise. „Ich weiß, du denkst, du bist in Alyssa verliebt! “ „Ich denke nicht... ich weiß es“, fuhr Xavier auf, warf seinem Beta einen abschätzigen Blick zu. Steif sprach er erneut, „Jetzt, da ich Alpha bin, denke ich, es ist Zeit für dich, in den Ruhestand zu gehen und sich unserem Rat der Ältesten anzuschließen. Mein Bruder ist der nächste in der Reihe, Beta unseres Rudels zu werden, Thomas. Du hast deine Pflicht gut erfüllt. Lass uns nach Hause gehen und—“ „Xavier.“ Thomas sprach entschieden und kontrollierte seine Angst vor seinem neuen Alpha. „Ich nehme meine Tochter mit nach Hause. Es ist Zeit, dass sie nach Hause kommt und anfängt, über das Rudel zu lernen und mit ihrem Rudel zu trainieren, als zukünftige—“ „Sie ist nicht die zukünftige Luna!“, fuhr Xavier wütend dazwischen. Zum ersten Mal stimmte Rose Xavier in etwas vollkommen zu. „Wagst du es, den Willen der Mondgöttin zu trotzen?“, flüsterte Tante Maria.„Seit dem ersten Alpha und Luna unseres Rudels wurde angeordnet, dass die Luna markiert werden sollte. Das war, damit das Rudel wusste, wen es beschützen musste. Innerhalb unseres Rudels ist es die Luna, die unserem Alpha Macht verleiht und ihn geerdet hält. Sie wird immer auf Rudelgebiet geboren und erhält die Kraft, mit den Vorfahren zu sprechen, die weitergegangen sind, wann immer der Alpha Führung braucht. Ohne deine Luna bist du schwach. Du wirst nicht in der Lage sein, ihre verborgene Kraft anzuzapfen. Dein Rudel wird den starken Halt verlieren, den es nur unter der Führung deines Vaters erreicht hat.“ „Ach komm schon! Sie ist teilweise menschlich. Glaubst du wirklich, dass sie irgendeine verborgene Kraft in sich hat? Wir wären froh, wenn sie es schaffen würde, sich vernünftig zu verwandeln.“ Xavier schnaubte. „Außerdem-“, fügte er hinzu. „-ich möchte meine Luna selbst wählen können“, endete Xavier hitzig. Er starrte Rose für einen Moment wütend an, bevor er sie fragte: „Können wir uns privat unterhalten?“ Rose nickte stumm und Xavier bedeutete ihr, ihm auf den Vorgarten des Hauses zu folgen. Sie fand Xavier unwiderstehlich attraktiv, wie es jedes Mädchen mit Augen tun würde. Er strahlte zweifellos Macht aus und hatte das gute Aussehen, das zu seiner dominanten Aura passte. Aber das bedeutete nicht, dass Rose ihn als Partner haben wollte! Das war wirklich eine schwere Kiste. Die meisten Mädchen wollten zum 16. Geburtstag ein neues Auto, Rose bekam einen Partner. Seufzend und versuchend, den schnellen Schlag ihres Herzens zu ignorieren, folgte Rose schüchtern Xavier und fragte sich, worüber er sprechen wollte.
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