Kapitel 3: Tante Marias Geschichte Teil 2

1557 Words
„Die besten und schönsten Dinge auf der Welt kann man weder sehen noch berühren. Man muss sie mit dem Herzen spüren.“ – Helen Keller Geplagt von Schuldgefühlen, weil er seine Frau nicht retten konnte, verfiel Thomas in Verzweiflung und stürzte sich in seine Arbeit. Rose würde immer das Licht seines Lebens sein, aber selbst ihre pummeligen Fäuste, mit denen sie seine Finger umklammerte, oder ihr zahnloses Lächeln waren nicht genug, um die Depression in seinem Herzen zu lindern. Estelles Schwester Maria übernahm die Erziehung ihrer Nichte, wenn Thomas mit seinem Alpha für die Rudelarbeit unterwegs war. Sie zog in das Rudel und ließ ihr menschliches Leben hinter sich. Manchmal kam Josie, die derzeitige Luna des Rudels, mit ihrem Sohn Xavier vorbei, der damals noch ein Kleinkind war, um nach ihrer zukünftigen Schwiegertochter zu sehen. Es war unheimlich, wie das Kleinkind verstummte, wenn Xavier in der Nähe war. Xavier selbst betrachtete das Baby fasziniert von seinen gurrenden Lauten. Josie hatte kürzlich entbunden, aber Xaviers neuer Bruder faszinierte ihn nicht so wie die kleine Rose. „Hübsche Mama!“, rief er an einem warmen sonnigen Tag aus, als Josie zu Besuch war (sie hatte ihren jüngeren Sohn bei einem Omega-Babysitter gelassen), während Thomas mit ihrem Ehemann das Gebiet des Rudels inspizierte. Xavier zeigte auf die wilden, widerspenstigen Locken auf dem Kopf der neun Monate alten Rose. „Oh, sie wird Mühe haben, ihre Haare zu stylen“, lachte Josie liebevoll und betrachtete das Baby, das versuchte, auf seinen pummeligen Beinchen zu krabbeln. „Ihr Fortschritt... ist etwas langsam, oder?“, fragte Maria besorgt und biss sich auf die Unterlippe. Inzwischen fingen die meisten Werwölfe an zu krabbeln und alles Mögliche zu erkunden. „Mach dir keine Sorgen“, versicherte Josie hochmütig. „Jedes Kind ist anders. Sie ist schließlich teilweise menschlich. Der Arzt sagte, ihre Werwolf-Gene würden bis zu ihrer ersten Verwandlung mit 18 Jahren ruhen.“ Maria nickte, machte sich jedoch immer noch Sorgen um ihre Nichte. Wenn jüngere Werwölfe so waren wie ihre menschlichen Teenager-Gegenstücke, würde es ihre Nichte schwer haben.„Ich mache mir manchmal Sorgen; sie könnte nicht reinpassen...“ „Quatsch, sie ist die zukünftige Luna des Rudels. Niemand würde es wagen, sie zu schikanieren“, belehrte Josie. Während die beiden Frauen miteinander sprachen, gab es einen plötzlichen Crash an der Haustür. Eine Dose rollte ins Wohnzimmer. Gas explodierte, als die beiden Erwachsenen hustend zusammenbrachen. Rose fing an zu weinen, ebenso wie der zweijährige Xavier. Beide Frauen schnappten sich ihre jeweiligen Schützlinge und liefen aus dem Haus. „Nimm sie mit“, flehte Josie und drückte ihrer Tochter die Arme von Maria in die Hand. Josie war bereit, ihre Pflicht als Luna des Rudels zu erfüllen. Sie würde bereitwillig ihr Leben zehnmal riskieren, wenn es bedeutete, die Jungen zu retten. Nach einem schnellen Kuss auf den Kopf ihres Sohnes wandte sie sich den Eindringlingen zu, während Maria draußen mit beiden Kindern in den Armen davonlief. Maria kam jedoch nicht weit. In dem Moment, als sie durch die Hintertür aus dem Haus rennen konnte, griff sie ein Werwolf mit einem unbekannten Geruch. Xavier fiel aus ihrem Griff, aber der Werwolf schenkte dem zweijährigen Kind keine Beachtung. Stattdessen funkelten seine Augen, als er Rose ansah. Ein schneller Stich in den Bauch und Maria fiel zusammen und hielt sich den Bauch, während Blut ihre Hände befleckte und Rose in den Armen des Werwolfs war. Er drehte sich um, um zu fliehen, aber scheinbar aus dem Nichts sprang Josie auf ihn und schlug ihn zu Boden. Der neun Monate alte Welpe fiel weinend auf das Gras, weil er geschüttelt wurde. Josie, bereits verletzt und blutend von ihrer Auseinandersetzung mit den Werwölfen im Inneren, die sie erfolgreich beseitigt hatte, schlug immer wieder auf den Werwolf ein und fragte ihn immer wieder. „Warum willst du die zukünftige Luna des Crimson Phoenix Rudels?“ Der Werwolf lachte und blutete und sprach schließlich. Josies Hand erstarrte mitten im Schlag. „Wir werden euer Rudel nach und nach schwächen! Eines Tages werden wir dieses Gebiet übernehmen. Dazu müssen wir den zukünftigen Alpha schwächen, der stark bewacht ist. Ein Alpha ist nichts ohne seine Luna. Wir wissen, dass eure Lunas besondere Fähigkeiten haben. Sobald wir die zukünftige Luna loswerden, wird dein Rudel nicht mehr so stark sein wie heute!„ Der Mann gab ein verrücktes Grinsen von sich, spuckte mehr Blut aus und ein paar Zähne. Maria und Josie waren beide dankbar, dass dieser Werwolf nicht wusste, dass die zukünftige Alpha nur wenige Fuß entfernt saß und wegen des Tumults weinte. Aus dem Wald neben dem Haus kamen Thomas und der derzeitige Alpha, Edmund, gelaufen... rannten, als ob ihr Leben auf dem Spiel stünde. „Es gibt zwei Tote drinnen“, sprach Josie düster und stieg von dem Werwolf ab, der jetzt lachte, als wäre er wahnsinnig geworden. Thomas packte die weinende Rose vom Boden auf und lief, um Maria zu helfen, die schnell Blut verlor. Er begann, einen Krankenwagen anzurufen. Josie hielt den weinenden Xavier fest, während Edmund sich den potenziellen Entführer schnappte und hochzog. Die untergebenen Wölfe des Alphas erreichten die Lichtung im Laufschritt und nahmen den feindlichen Werwolf von Edmund weg. „Nun...es ist die Arrestzelle für dich“, murmelte Edmund, während seine Untergebenen ihn abführten. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Maria, die stark blutete. Sie musste in ein menschliches Krankenhaus gebracht werden. Die Verletzung sah tödlich aus. Wenn sie eine Werwölfin gewesen wäre, hätte sie sich bereits geheilt. Das Messer war nicht silbern gewesen, was bedeutete, dass sie wussten, dass sich ein Mensch um Rose kümmern würde. Es war reines Glück, dass Josie heute hier gewesen war. ** „Der einzige Weg, sie vorerst in Sicherheit zu bringen, ist, sie wegzuschicken“, sagte Edmund eine Woche später leise. Ihr Gefangener hatte sich umgebracht und nie verraten, wer hinter diesem ruchlosen Plan steckte, ein unschuldiges Baby zu töten, um Edmunds Rudel zu vernichten. Edmund und Thomas waren an dem Tag, an dem Rose beinahe entführt worden wäre, mit einem schurkischen Angriff beschäftigt gewesen und hatten zu spät erkannt, dass dies nur eine Ablenkung war, damit jemand in ihr Land eindringen und Rose holen konnte. „Sie ist teilweise menschlich. Sie könnte sich vorerst gut in der Menschenwelt assimilieren. Wenn sie älter ist und ihre Werwolf-Gene vollständig zum Vorschein kommen, wird sie besser in der Lage sein, sich selbst zu schützen. Für jetzt... ist das die beste Option. Es gefällt mir überhaupt nicht, dass Werwölfe so einfach in mein Revier eindringen konnten. Jemand... der mein Rudel gut kennt, steckt dahinter. Es könnte sogar jemand aus dem inneren Kreis sein.“ „Es ist zu gefährlich für sie, hier zu bleiben. Ach, wenn ihre Mutter noch leben würde...“ Thomas sagte traurig, bevor er fortfuhr. „Ich bin ein Wrack geworden seit ihrem Tod. Ich traue mir nicht zu, meine eigene Tochter angemessen zu beschützen. Meine Depressionen werden manchmal so schlimm, dass ich nur mit Antidepressiva klarkomme. Sie hauen mich für einige Stunden um. I...ich kann nicht mit ihr gehen“, sagte Thomas schließlich. „Ich frage dich nicht, ob du sie mitnimmst, Thomas. Du bist mein Beta. Wir beide müssen herausfinden, wer hinter diesem Plan steckt, die zukünftige Luna zu entführen und meinem Sohn zu schaden. Zusammen werden wir diese Bedrohung beseitigen... für unsere Kinder. Sobald wir Erfolg haben, rufen wir Rose zurück, um ihren rechtmäßigen Platz einzunehmen“, versicherte Edmund seinem Freund und Zweitkommandanten. Nicken, während er seine Tränen hinunter schluckte, sah Thomas Maria an. „Ich werde sie mitnehmen, Thomas“, sprach Maria, bevor Thomas überhaupt danach fragen konnte. „Du kannst nicht so, wie du bist, Maria“, erklärte Edmund mit Bestimmtheit. „Du bist fast bei dem letzten Angriff gestorben. Wenn du sie beschützen willst... Es tut mir leid, dass ich das von dir verlange, aber du musst stärker sein.“ Maria sah Edmund an und wurde plötzlich blass. Sie müsste zulassen, dass sie verwandelt werden. „Nein“, platzte Thomas heraus. „Estelle würde niemals-“ Bei der bloßen Erwähnung ihrer Schwester füllten sich Marias Augen mit Tränen. „Estelle würde mir vertrauen, ihr kleines Mädchen sicher zu halten.“ Maria drehte sich zu Thomas um, während die Tränen frei über ihre Wangen flossen. „Ich werde es tun, für Estelle und für die kleine Rose. Ich würde es tausendmal tun, wenn es bedeutet, dass wir dieses kostbare Mädchen am Leben halten, um die großen Dinge zu erfüllen, für die sie bestimmt ist. Estelle hat mir immer am Telefon gesagt, dass sie das Gefühl hatte, dass ihr Baby etwas Besonderes ist.„Ich werde nicht ihre Erinnerung verletzen, indem ich nicht mein Bestes gebe, mich um Rose zu kümmern.“ „Der Verwandlungsprozess für alle Menschen ist schmerzhaft. Deshalb habe ich Estelle niemals verwandelt. Manche überleben nicht mal die Veränderung“, sprach Thomas wütend. „Du riskierst dein Leben. Was würde deine Schwester sagen? Sie würde nie wollen, dass du dich opferst.“ „Ich bin aus härterem Holz geschnitzt als Estelle. Sie war immer die fragilere von uns beiden. Ich werde überleben.“ Aber die Art, wie Maria's Stimme zitterte, ließ selbst sie Zweifel haben. Sie atmete tief ein und sprach weiter. „Wenn... wenn du und unser Alpha alles unter Kontrolle haben, werden wir zurückkehren.“
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