8 - der Morgen danach

991 Words
Am nächsten Morgen schwiegen wir über die… mehr oder weniger ereignisreiche Nacht. Er hatte mir eine seiner Boxer Shorts und einen warmen, dicken Pulli geliehen, während meine Unterwäsche trocknete. Wir standen in der Küche und er schnitt gerade ein paar Erdbeeren klein. Ich seufzte, da ich nicht wusste, wie ich jetzt mit der Situation umgehen sollte. Er schien damit keine Probleme zu haben. Er war locker drauf und machte Witze. So wie immer eben. Nur ich sass da, wie ein kleines eingeschüchtertes Mädchen, dass nicht wusste was es wollte. Einerseits wollte ich Nate. Andererseits waren da Emma und die Tatsache, dass ich mir nicht sicher war, ob Nate wirklich eine ernsthafte Beziehung wollte. Bisher hatte er noch keine gehabt und ob das mit uns gut gehen würde, wusste ich auch nicht. Ausserdem wusste ich ja nicht mal, ob er nur den s*x mit mir mochte, oder ob er wirklich mich mochte. Bei diesen wirren Gedanken schüttelte ich den Kopf woraufhin ich mir einen fragenden Blick von Nate einfing. „Ist etwas?“ fragte er. Wieder schüttelte ich den Kopf. Seine Augen verengten sich misstrauisch zu Schlitzen. „Ich glaube wir müssen dringend reden!“ Hastig stand ich auf. „Ich denke ich muss nach Hause. Meine Mutter macht sich sicher Sorgen!“ Nate stiess ein Lachen aus. „So?“ fragte er und ich sah an mir herunter. War vielleicht doch keine so gute Idee. Zumindest nicht, wenn ich Gerüchte vermeiden wollte. „Du hast Recht, ich sollte meine Sachen holen, die sind sicher schon trocken“ Bevor ich jedoch auch nur einen einzigen Schritt machen konnte, hatte er mich an meinem Handgelenk gepackt. „hör auf davon zu laufen, Cas!“ Eindrücklich sah er mir in die Augen. Ich konnte seinem Blick nicht standhalten, er war so aufrichtig und ehrlich. Betreten sah ich zu Boden. „Manchmal ist das leichter“ versuchte ich mich zu rechtfertigen. Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das heisst nicht, dass es langfristig besser ist.“ Verdammt, wieso hatte dieser Junge so oft Recht? Das konnte doch nicht mehr gesund sein! Er drückte mich bestimmend auf den Stuhl zurück und liess sich dann auf einen neben mir fallen. „Cas. Ich weiss nicht, ob dir das bewusst ist, aber ich laufe dir nicht ohne einen Grund hinterher“ fing er an, und räusperte sich dann verlegen. „Ich will unseren Sommer zurück. Ich will dich zurück und mir ist es egal, was Charles, Emma oder sonst wer darüber denkt!“ Das war mal eine Ansage. Ich schluckte. „Ich… Das… Ich weiss nicht, ob ich bereit bin, mich so emotional auf jemanden einzulassen“ hauchte ich und hoffte im selben Atemzug, dass er es nicht gehört hatte. Als ein Schleier der Enttäuschung sich über seine Augen legte, wurde meine Hoffnung enttäuscht. Schnell fuhr ich fort. „Es ist nur… Emma traut mir keine Beziehung zu und ich weiss auch nicht, ob ich das kann. Ausserdem glaube ich, dass sie noch auf dich steht!“ So, jetzt war es raus und ich konnte mich erstmal in eine Ecke vergraben gehen, dafür, dass ich meine beste Freundin so hintergangen hatte. Erbost blickte Nate mich an. „Vergiss Emma doch ein einziges Mal! Hier geht es nicht um sie, sondern um dich und mich!“ Ich sah ihn an, unfähig auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Wie konnte er das nur von mir verlangen? „Konzentrier dich auf mich“ Sein Flehen erweckte mich. „Du kannst nicht leugnen, dass da etwas zwischen ist und es beruht nicht nur auf Körperlichkeit. Bitte, gib es einfach zu“ Wie konnte ich ihm diesen Gefallen abschlagen? Mit klopfendem Herzen, nein, rasendem Herzen, legte ich meine Hand an seine Wange und streichelte diese leicht. Nein, ich wollte ihn nicht verlieren. Auf gar keinen Fall. „Ich… Es ist nur…“ Ich musste aufschluchzen und im gleichen Moment schämte ich mich dafür, so eine Heulsuse zu sein. „Ich kenne Emma schon ewig und ich weiss, dass sich etwas in unserer Freundschaft ändern würde, wenn wir zusammen wären“ Und schon wieder hatte ich das falsche gesagt. Langsam wirkte Nate schon fast genervt. „Wenn du Emma nicht endlich mal da raus lässt, muss ich dich durchschütteln oder mir irgendetwas anderes überlegen!“ Tief atmete er durch. Ich tat es ihm gleich. Einfach ein und ausatmen. „Okay. Dann bin ich jetzt ehrlich. Ich mag dich, wirklich, aber ich hatte noch nie einen Freund und bin extrem unsicher. Du bist für deinen Ruf und zudem gehört halt auch dein Verschleiss an Frauen. Ich will dir glauben, ich will, dass du es ernst mit mir meinst, aber ich glaube ich brauche einfach noch Zeit, um das zu verarbeiten“ Seine Augenbrauen wanderte in die Höhe. „Cas, wir kennen uns seit der fünften Klasse. Du weisst, dass mein ‚verschleiss an Frauen‘ wie du es nennst, immer auf einem gegenseitigen Einverständnis beider Seiten beruht. Niemand erhofft sich etwas. Und nur um das klarzustellen! Du bist der letzte Mensch der unsicher sein muss! Wann begreifst du endlich, dass du verdammt noch mal toll bist, so wie du bist? Ich stelle dir jetzt eine Frage, und ich will, dass du sie ehrlich beantwortest. Unabhängig von allen anderen, nur auf uns beide fixiert“ Ich nickte artig, gab mein Bestes, um auszublenden was mich sonst immer ablenkte, wenn ich an Nate und mich dachte. „Hat das mit uns eine Chance?“ Ehrlich gesagt hatte ich nicht mit dieser Frage gerechnet.  Und doch war die Antwort eigentlich mehr als klar. „Wenn du um mich kämpfen wirst“ hauchte ich und beugte mich ein wenig zu ihm rüber. Er verstand die Geste und nahm mich fürsorglich in den Arm. Dann hauchte er einen sanften Kuss auf meine Stirn und begann mit einer meiner blonden Haarsträhnen zu spielen. „Solange wir eine Chance haben, werde ich immer um dich kämpfen!“
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