Kapitel 1
West-Colony, Eden
1 Januar 2033 / 11:32 a.m. Ortszeit
Hunter
Gut gelaunt trat ich aus dem Dickicht des Waldes. Meine Beute über die Schulter gelegt, meinen Bogen in der Hand, betrat ich die Siedlung. Ich liebte die Jagd mehr als alles andere. Sogar mehr als einen guten Fick. Was nicht hieß, dass ich nicht gern eine Frau im Bett hatte. Doch den Adrenalinkitzel, den ich auf der Jagd verspürte, konnte nichts ersetzen. Es war ziemlich ruhig in der Siedlung um diese Tageszeit und ich begegnete niemandem auf meinem Weg durch die Straßen. Das war mir auch ganz lieb. Ich brauchte nicht viel Gesellschaft. Erst recht nicht die der Menschen. Wenn es nach mir ginge, hätten sie diesen Planeten schon längst verlassen sollen. Die Alien Breed könnten sich viel besser selbst verwalten. Die Soldaten der Menschen waren dumm, arrogant und feige. Der Gouverneur war ein Idiot und wenn mein Instinkt mich nicht trug, und das tat er nie, dann war er auch ein Alien Breed Hasser. Wie er diesen Posten hier auf Eden bekommen hatte, war mir ein Rätsel. Ebenso seine Motivation, die Stellung hier überhaupt anzutreten.
Als ich um die Ecke in die Straße einbog, in der mein Haus lag, erblickte ich vier Soldaten und stöhnte innerlich. Das roch förmlich nach Ärger. Ich konnte es locker mit allen vier Männern aufnehmen, doch es würde eine Menge Probleme nach sich ziehen, was bedeutete, dass ich versuchen musste, einem Kampf aus dem Weg zu gehen. Etwas, was komplett wider meine Natur war.
„Hunter“, grüßte einer der Männer.
„Hab ich was verbrochen?“, fragte ich finster, und musterte die vier Soldaten aus zusammengekniffenen Augen.
Das machte sie nervös und ich konnte ihre Angst riechen. Die Menschen waren so erbärmlich. Mochte sein, dass nicht alle so böse waren, wie die Bastarde von DMI, aber es gab kaum welche, die ich in meiner Nähe ertragen konnte. Ein weiterer Grund, warum ich die Jagd liebte. Die Soldaten mieden den Urwald von Eden. Sie hatten Angst vor den Jinggs. Die Ureinwohner dieses Planeten waren zwar unsere Feinde, dennoch brachte ich ihnen mehr Sympathie entgegen, als den Menschen. Die Jinggs waren eine stolze Rasse, gute Jäger und intelligente Krieger. Ich respektierte sie. Vor den Menschen hatte ich keinen Respekt.
„Wir haben nach dir gesucht“, erklärte der Soldat, der mich angesprochen hatte. „Der Präsident möchte dich dringend sprechen? Wir sollen dich zu Gouverneur Whites bringen.“
Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Der Präsident?“, fragte ich erstaunt. „Was will der denn von mir?“
Der Präsident war der einzige Mensch, dem ich eine gewisse Achtung entgegen brachte. Er war ein Mann, der zu seinem Wort stand.
Der Soldat zuckte mit den Achseln.
„Ich habe keine Informationen darüber. Nur meine Anweisungen. Wir müssen sofort aufbrechen. Wir haben dich schon seit über einer Stunde gesucht.“
„Ich muss mich erst um meine Jagdbeute kümmern.“
Ich hatte nicht vor, zu springen, nur weil diese Idioten es sagten. Die Zeiten, wo ein Mensch mir sagte, was ich zu tun hatte, waren vorbei! Seit wir aus dem Labor von DMI befreit worden waren, hatten wir mühsam erlernt, uns in der relativen Freiheit zurechtzufinden. Und auch wenn wir erfahren hatten, dass die skrupellosen Mitarbeiter von DMI nicht stellvertretend für alle Menschen standen, so hatte sich meine Meinung über die Menschen nicht wirklich geändert. Umso besser, dass man uns diesen Planeten gegeben hatte. Wenn nur endlich die letzten Menschen hier noch verschwinden würden, dann wären wir endlich wirklich frei.
„Unmöglich. Die Sache ist dringend“, erwiderte der Soldat auf meine Äußerung.
Ich spürte Unwillen in mir hochkochen. Ich war nicht gewillt, meine Beute wegen dieser Hurensöhne verkommen zu lassen!
„Ich war einen halben Tag auf der Jagd für das hier und nun soll ich es in die Tonne hauen?“, fragte ich finster.
„Tut mir leid, doch wie ich sagte, es ist dringend.“
„Du hast besser recht, sonst werde ich sehr ungemütlich. Ich mag es nicht, wenn man meine Zeit vergeudet, doch ich komme mit. Unter einer Bedingung.“
Die Männer sahen mich an, als wären mir Hörner gewachsen, nur weil ich nicht gleich sprang, wenn sie etwas sagten. Nun, sie würden eben lernen müssen, dass wir Alien Breed nie wieder nach der Pfeife von Menschen tanzen würden. Wir planten, unsere totale Unabhängigkeit zu bekommen, damit wir die Kolonie selbst verwalten konnten. Vielleicht war es gar nicht so dumm, sich mit dem Präsidenten zu unterhalten. Er könnte uns darin unterstützen, selbstständig zu werden.
„Was für eine Bedingung?“, wollte der Soldat wissen.
Ich konnte ihm ansehen, dass er angepisst war. Es könnte mich kaum weniger interessieren, was dieser Pickelarsch dachte oder fühlte.
„Wir fahren erst bei Darkness vorbei und ich gebe ihm das hier“, sagte ich und zeigte auf den Barrgo, der noch immer über meiner Schulter hing. „Ich will nicht, dass meine Beute verrottet.“
„In Ordnung“, lenkte der Soldat mit zusammengebissenen Zähnen ein. „Dann komm! Ich will keine weitere Zeit mehr vergeuden!“
Ich stieg in das Militärfahrzeug, mit dem die vier Soldaten gekommen waren und legte den toten Barrgo neben mich. Wir fuhren, wie ich gefordert hatte, zuerst bei Darkness vorbei und ich stieg mit dem Barrgo aus. Ich klopfte an seine Tür, die wenig später geöffnet wurde. Darkness sah erst mich, dann das Militärfahrzeug hinter mir erstaunt an.
„Hi Hunter“, grüßte er argwöhnisch. Er verabscheute die Soldaten genauso sehr, wie ich.
Ich hielt ihm den Barrgo hin und er hob fragend eine Augenbraue, als er das Tier entgegen nahm.
„Ich muss mit denen zum Gouverneur. Der Präsident will mich sprechen. Ich hab keine Ahnung, wie lang das dauert und was mich erwartet und ich wollte nicht, dass die Beute verdirbt. Besser du hast es, als dass ich es in die Tonne hauen muss!“
„O-kay“, sagte Darkness gedehnt, ohne den Blick von den Soldaten zu wenden. „Bist du sicher, dass du keine Unterstützung brauchst? Zu zweit schaffen wir die Bastarde“, fügte er leise hinzu. Ein sardonisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
„Ich komm schon klar“, wiegelte ich ab. „Danke, Darkness. Wir sehen uns.“
„Ja, bis dann.“
Ich wandte mich von der Tür ab und schlenderte in Seelenruhe zurück zum Jeep. Ich wusste, dass die Soldaten ungeduldig waren, doch das ging mir am Arsch vorbei. Ich schenkte ihnen ein provozierendes Grinsen und ließ meine Muskeln spielen. Die Hurensöhne legten nervös ihre Hände auf die Waffen, bereit, mich zu erschießen, wenn ich mich falsch bewegte.
„Nervös, Mädels?“, verhöhnte ich sie. Nach Jagd und s*x, war Soldaten ärgern meine drittliebste Beschäftigung.
„Steig endlich in den verdammten Jeep“, fuhr einer der Soldaten mich an und richtete seine Waffe auf mich.
Ich blieb stehen und hob eine Augenbraue.
„Ich lasse mir nicht gern drohen“, sagte ich eisig.
„Hunter“, mischte sich ein anderer Soldat ein. „Bitte! Es ist wirklich dringend. Ich bitte dich. Steig ein, damit wir loskönnen.“
Ich saß im Büro des Gouverneurs und wartete darauf, dass die Verbindung zur Erde zustande kam. Dann erschien das Bild des Präsidenten auf dem Bildschirm.
„Sind wir verbunden?“, hörte ich die Stimme von Präsident Jackson.
„Guten Morgen, Mister Präsident, Sir“, grüßte Gouverneur Whites.
„Guten Morgen, Gouverneur“, sagte Jackson und wandte den Blick von Whites zu mir. „Guten Morgen, Hunter. Ich bin dir sehr dankbar, dass du gekommen bist.“
„Guten Morgen, Sir“, grüßte ich. „Was kann ich für Sie tun?“
„Ich weiß nicht, ob die Nachrichten bei euch schon gezeigt wurden und ob du sie gesehen hast“, begann der Präsident.
Er sah müde und abgeschlagen aus. Ein Schatten des selbstbewussten und strahlenden Mannes, den ich vor ein paar Jahren bei seiner Ernennung kennengelernt hatte.
„Meine Tochter wurde entführt. Terroristen haben sie in ihrer Gewalt und halten sie irgendwo im brasilianischen Urwald fest. Sie verfügen offenbar über eine Technik, die sie für unsere Aufklärungsflieger unsichtbar macht.“
Jackson fuhr sich über seine Haare und seufzte, dann schien er mich direkt anzusehen.
„Hunter, ich brauche einen Mann wie dich. Ich bin überzeugt, wenn jemand Pearl finden kann, dann du.“
Ich ließ die Informationen sinken, die ich erhalten hatte. Ich kannte die Tochter des Präsidenten nicht, doch ich konnte mir gut vorstellen, wie Jackson sich fühlen musste. Da er der einzige Mensch war, dem ich Respekt entgegen brachte und weil er der Mann war, der unseren Plänen von Unabhängigkeit zugute kommen konnte, entschloss ich mich, dieses verschwundene Mädchen aufzuspüren.
„Ich finde sie“, sagte ich schließlich und ich sah, wie der Präsident erleichtert aufatmete.
„Danke, Hunter. Du bist meine letzte und einzige Hoffnung. Bring mir mein Mädchen zurück.“
„Das werde ich“, versprach ich.
Irgendwo im Dschungel, Brasilien
4 Januar 2033 / 2:47 a.m. Ortszeit
Leise schlich ich mich zwischen den Zelten hindurch. Der Mond war auf meiner Seite und hielt sich hinter dicken Wolken verborgen. Die Menschen mit ihrer kümmerlichen Sicht waren mir unterlegen. Zwei Männer saßen vor einem der Zelte, mit dem Rücken zu mir und unterhielten sich leise. Mit dem Messer in der Hand ging ich auf leisen Sohlen dichter an sie heran. Ich verzog die Nase, als der Gestank ihrer ungewaschenen Leiber mir in meine empfindliche Nase stieg. Ich tat der Welt wirklich einen Gefallen, diese stinkenden Bastarde auszuschalten. Sie merkten nicht einmal, dass ich da war, als ich direkt hinter ihnen stand. Erbärmliche Versager! Mit einer schnellen Bewegung hatte ich dem einen Mann die Kehle durchgeschnitten und ehe der zweite den Mund aufmachen konnte, brach ich ihm das Genick. Vorsichtig zog ich die beiden Toten aus dem Lichtschein des Lagerfeuers in die Dunkelheit zwischen den Zelten. Dann schlich ich weiter. Ich kam an dem Platz vorbei, wo man zwei Soldaten angebunden, gefoltert und getötet hatte. Ich hatte kein Mitleid für sie. Obwohl ich sie gewarnt hatte, versuchten sie, die Tochter des Präsidenten in einer dämlichen Aktion zu befreien. Dass dies passieren würde, war mir klar gewesen, doch sie hatten sich mir überlegen gefühlt, weil sie Menschen waren und ich nur ein Alien Breed. Nun zeigte sich, wer hier überlegen war. Ich würde das ausführen, wobei sie kläglich versagt hatten. Ich würde die Tochter des Präsidenten hier herausholen und sicher nach Hause bringen. Auch wenn das unüberlegte Handeln der Soldaten die Lage etwas erschwerte, denn die Rebellen wussten jetzt, dass ihre Position bekannt war und sie mit erneuten Befreiungsaktionen rechnen mussten. Doch auch die Rebellen waren viel zu überheblich, und die Bewachung des Camps fiel geradezu lächerlich dünn aus.
Den beiden toten Soldaten keinen weiteren Blick schenkend, lief ich leise weiter. Ich nutzte meine Nase, um Pearl zu finden. Der Geruch, der ihrer Kleidung angehaftet hatte, die man mir zur Verfügung gestellt hatte, war noch immer deutlich in meiner Nase. Ein Geruch, der seltsame Dinge mit mir anstellte. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich eine Weile keine Frau mehr im Bett gehabt hatte. Wurde Zeit, dass ich etwas Druck abließ. Natürlich, nachdem ich diesen Auftrag ausgeführt hatte.
Vor einem Zelt blieb ich stehen. Sie war hier. Ich konnte sie deutlich riechen. Ich unterdrückte ein Knurren, als mein Schwanz hart wurde. Verdammt! Es war wirklich an der Zeit, dass ich eine Frau flach legte, wenn ich allein auf den Geruch einer Frau schon so reagierte! Einer Menschenfrau noch dazu! Absolut nicht mein bevorzugtes Jagdrevier! Menschenfrauen waren viel zu zerbrechlich.
Ich hob vorsichtig die Zeltplane und sah hinein. Sie lag auf einer Liege und schlief. Ihr gleichmäßiger Atem war deutlich zu hören. Langsam kroch ich ins Innere des Zeltes und schlich neben ihr Lager. Ich nahm mir die Zeit, sie zu studieren. Sie hatte glänzende schwarze Locken, die ihr ovales Gesicht weich umrahmten. Sie sah noch schöner aus, als auf dem Foto, welches man mir gezeigt hatte. Ihre langen Wimpern beschatteten ihre Wangen. Sie hatte einen Bluterguss auf der Wange und ich spürte, wie Wut in mir hochkochte. Diese Bastarde. Ich würde sie alle töten, wenn ich die Zeit dazu hätte. Aber ich hatte keine und ich hatte schon zu lange hier gestanden und Pearl angestarrt. Ich legte eine Hand auf ihren Mund und die andere an ihre Schulter, um sie unten zu halten. Panisch schlug sie die Augen auf und wollte sich wehren.
„Shhht“, warnte ich leise. „Ich komme von deinem Vater. Ich bin gekommen, um dich hier rauszuholen. Aber es ist wichtig, dass du nicht schreist. Sei ganz leise, wenn ich meine Hand wegnehme. Hast du das verstanden? Kein Laut!“
Sie nickte. Ihre Augen waren weit aufgerissen und starrten mich misstrauisch an. Sie waren von einem klaren Grün. Es waren Augen, in denen ein Mann versinken konnte.
Was ist denn das für ein Gedanke?, schalt ich mich. Du befreist sie und dann siehst du sie nie wieder. Sie ist die Tochter des Präsidenten!
Mein Schwanz hatte andere Vorstellungen und sandte mir erotische Bilder von Pearl. Nackt. Unter mir. f**k! Nicht möglich! Sie war nur ein Mensch. Zu zart, zu schwach, um den s*x mit mir unbeschadet zu überstehen. Ganz zu schweigen davon, dass sie tabu war. Die Tochter des Präsidenten. Wenn ich sie anrührte, dann könnte ich meine Pläne vergessen, ihn für die Unabhängigkeit der Alien Breed zu gewinnen. Wahrscheinlich würde er mich kastrieren und umbringen. Ich schüttelte den Kopf.