Ihr Kühner Drache-4

2316 Words
Dylan wachte langsam auf. Er hörte ein regelmäßiges, lautes Piepen, spürte einen stechenden Schmerz in seinem Arm und der strenge Geruch von Desinfektionsmitteln und Latex stieg ihm in die Nase. Er wollte nach seinem Arm greifen, um zu versuchen den Schmerz zu lindern, aber eine kleine Hand stoppte ihn. „Warte, Dylan. Du brauchst das.“ Endlich fokussierten seine Augen sich auf das schönste Gesicht, das er je gesehen hatte. Marie. Sie hatte sich über ihn gebeugt. Hinter ihr schien das fluoreszierende Licht und ließ es so aussehen, als ob ein Heiligenschein sie umgab. Sein innerer Drache wand sich und warf sich umher. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit fühlte er sich wirklich wach und lebendig. Sein innerer Drache konzentrierte sich auf Marie, die umwerfende lateinamerikanische Krankenschwester, die er im Klubhaus kennengelernt hatte. Seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, wollte er seinen Blick nicht mehr von ihr lassen. Sein inneres Tier verlangte danach, sie zu berühren. Dylan sah sich um. Er war an ein Krankenhausbett geschnallt, ihm war ein Zugang gelegt worden und eine Maschine piepste im Rhythmus seines Herzens. „Was ist passiert?“, fragte er und merkte dabei, dass sich sein Hals rau und trocken anfühlte. „Du hast ziemlich stark geblutet und dich entschieden, diese Tatsache für dich zu behalten. Das war nicht sonderlich schlau“, sagte Marie und lief dabei durch das Zimmer, um sich sein Krankenblatt anzusehen und ein paar Knöpfe auf dem EKG-Gerät zu drücken. „Wie lange bin ich schon hier?“ „Du warst die letzten Stunden bewusstlos, als ich dich genäht habe. Es wird schon wieder, aber du musst dich noch etwas länger ausruhen und den Tropf in deinem Arm behalten.“ Sie justierte den fast leeren Kochsalzbeutel an der Stange. „Warum hast du niemandem gesagt, dass du verletzt bist? Hätte ich dich schneller versorgt, ginge es dir jetzt besser.“ Er zuckte die Achseln, doch die Bewegung spannte an seinen Nähten. „Ich wollte keine große Sache daraus machen. Ich bin ein Wandler. Das sollte eigentlich schneller heilen.“ Sie lachte. „Keine große Sache daraus machen? Du wurdest mit einer verzauberten Klinge verletzt. Du weißt, dass eine verzauberte Klinge dich genauso verwundet wie ein normales Messer einen Menschen?“ Dylan lächelte fast vor Erleichterung. Ach, eine verzauberte Klinge! Ich bin also kein totales Weichei. „Was zum Teufel machen diese Typen mit verzauberten Klingen?“ „Emma hat mir erzählt, diese Klingen seien alle registriert und würden streng kontrolliert, aber es scheint so, als ob der Rat kein Problem damit hat, sie an seine Schläger zu verteilen, um uns damit anzugreifen. Du hättest es besser wissen sollen, als zu versuchen so eine Verletzung für dich zu behalten. Selbst ein so großer und starker Kerl wie du.“ Sie fuhr mit ihrer Hand auf eine Art und Weise über seinen Arm, die sich alles andere als professionell anfühlte. Dylan war begeistert. „Was ist mit dir, Marie?“ Es fühlte sich gut an, ihren Namen auszusprechen. Sie war wunderschön. Seit er sie im Klubhaus das erste Mal gesehen hatte, fühlte er sich zu ihr hingezogen. Die Art und Weise, wie sie sich um Ned gekümmert hatte, zeugte von Sanftmut, Können und einer Güte, die ihm während seiner Zeit auf Reisen nicht begegnet war. Sie besaß eine Güte, die man in ihren Augen sehen konnte und die sich in ihren Mundwinkeln zeigte, wenn sie lächelte. Deswegen wollte er ihr nah sein. Außerdem war sie unglaublich schön: braune Augen, die wie Edelsteine funkelten, üppige schwarze Locken, durch die er seine Hände gleiten lassen wollte, eine rundliche Figur mit üppigen Kurven, die er mit seinen Händen erkunden wollte. Sein innerer Drache wollte sie unbedingt besitzen. Er hatte ein so intensives Verlangen nach einer Frau nicht mehr gespürt, seit seine Frau gestorben war, und es überraschte ihn, mit welcher Macht dieses Verlangen ihn überkommen hatte. „Was soll denn mit mir sein?“, fragte sie. Ihre Stimme stockte etwas, als sie zu ihm hinabblickte. Er bemerkte, wie ihre Hände auf seinen Schultern verweilten. Ihre Berührung brannte durch den dünnen Patientenkittel auf seiner Haut. „Sollte eine Frau, die so qualifiziert und schön ist wie du, sich nicht von Kriminellen fernhalten? Und erst Recht von kriminellen Wandlern? Warum hilfst du mir?“ Sie biss sich auf die eine Seite ihrer Lippe und er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht sofort einen Ständer zu bekommen. „Ich habe mich den Eisenklauen angeschlossen, nachdem sie mich mit Drachenstaub geheilt hatten. Aber ich war bereits auf der Flucht. Und das ist eine lange Geschichte, und keine, über die ich hier reden sollte“, sagte sie und blickte zur Zimmertür hinüber. „Dann sollten wir vielleicht irgendwo hingehen, wo du mir davon erzählen kannst“, sagte er. Seine freie Hand, die nicht am Tropf hing, griff nach ihrer Hand. Sie errötete und lächelte. Ihr Gesichtsausdruck war so reizvoll, dass es ihm nicht länger gelang, zu verbergen, wie sehr er sie wollte. Unter seinem Patientenkittel zeichnete sich bereits deutlich eine Beule ab. „Oh!“, hauchte sie. Einen Moment lang sah es so aus, als würde sie seinen Schaft reiben wollen. Sein intensives Verlangen, ihre Haut auf seiner zu spüren, ließ seinen ganzen Schwanz zucken. Er stellte sich vor, wie er seinen Kittel auszog und ihr die Kleider vom Leib riss und sie dann auf sich zog, damit sie ihn ritt. Er konnte sich nur zu genau vorstellen, wie sich ihre Wangen röteten, während sie sich auf ihm bewegte. Ihre vollen Brüste würden auf und ab hüpfen, bis er einen ihrer Nippel zwischen die Zähne bekam. Sie würde sich auf die Lippen beißen, während er von unten in sie stieß. Dann würde er sie über das Bett beugen und sie ficken, bis sie seinen Namen schrie. „Dylan?“ Ihre Stimme klang besorgt. Er erwachte aus seiner Träumerei. „Ist alles in Ordnung? Hast du Schmerzen?“ Sein innerer Drache brüllte vor Verlangen nach ihr. Er wollte sie. Er wollte sie in seinem Bett. Er wollte, dass ihr Lächeln und ihre Sanftheit seine Tage erhellten. Sein ganzer Körper sehnte sich nach ihr. „Mir geht es gut.“ Es musste ihm gut gehen. Er musste sie davon überzeugen, dass er sie glücklich machen konnte, dass er ihr Herz schneller schlagen lassen konnte. Sie schaute ihn an und biss sich wieder auf die Lippe, so dass er sich sofort vorstellte diese Lippen auf seinem ganzen Körper zu spüren. „Falls du dich gut genug fühlst, sollten wir dich aufs Dach bringen, wo du dich verwandeln kannst. Dein Tropf ist leer und“, sie blickte auf das EKG-Gerät, „du bist jetzt stabil. Auch wenn die Wunde von einer verzauberten Klinge verursacht wurde, wirst du in Drachenform schneller heilen.“ Dylan wusste, dass sie Recht hatte. Schon allein bei dem Gedanken sich verwandeln zu können, fühlte er sich besser. Sie half ihm, zum Dach zu gehen und vergewisserte sich, dass keine anderen Krankenschwestern und Pflegekräfte sie sahen. Dylan fühlte sich etwas schwach, ließ es sich aber nicht nehmen, absichtlich zu stolpern, damit sie zu ihm eilte und er sich auf sie stützen konnte. „Danke für deine Hilfe“, sagte Dylan, der sich heruntergebeugt hatte, um ihr ins Ohr zu flüstern. Sein Atem strich sanft über ihre Nackenhaare. Sie bekam davon eine leichte Gänsehaut und lächelte. „Kein Problem. Es tut mir so leid, dass du solche Schwierigkeiten hast zu laufen. Bist du sicher, dass du stark genug bist, um dich zu verwandeln?“ Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wusste sie genau, dass er problemlos dazu in der Lage gewesen wäre allein die Treppe hinaufzugehen, wenn er es gewollt hätte. Dylan erwiderte ihr Lächeln und spürte eine Leichtigkeit in seiner Brust, die er schon seit langem nicht mehr empfunden hatte. War es Vergnügen, was er fühlte? Ihre Hände strichen seine Seite entlang, als sie ihn stützte, während seine Hände über ihre Schultern und dann ihren Rücken entlangwanderten. Nur ihr scherzhaft strenger Blick hielt ihn davon ab, seine Hände weiter nach unten, bis zu ihrem Hintern, gleiten zu lassen. Ihr Po in der blauen Krankenschwestertracht war wirklich ein reizvoller Anblick, aber er behielt seine Hände bei sich. Wenn er sein Verlangen jetzt unter Kontrolle hielt, würde es nur noch aufregender sein, wenn er ihre Kurven endlich spüren durfte. Der Wind pfiff in heftigen Böen über das Dach. Marie schaute zuerst nach, ob die Luft rein war; das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten, war eine Krankenschwester, die aufs Dach schlich, um schnell eine Zigarette zu rauchen und Marie dabei erwischte, wie sie einen Patienten her geschmuggelt hatte, der sich gerade in einen Drachen verwandelte. Als sie sicher war, dass niemand kam, blickte Dylan tief in seinem Inneren auf seinen Drachen und erlaubte dem Biest seinen Geist auszufüllen. Der Drache drückte die menschliche Hülle weg und breitete sich aus. Er fühlte, wie seine Muskeln sich dehnten und verschoben, seine Knochen brachen und sich neu verbanden. Als er noch jung war, hatte er die Verwandlung als unangenehm empfunden, aber jetzt war sie ein Teil von ihm. Er fühlte sich erleichtert, wenn sein Körper die menschliche Haut abstreifte und sein wahres Wesen, das normalerweise in seinem Inneren verborgen war, nun seinem Äußeren entsprach. In weniger als einer Minute war die Verwandlung abgeschlossen. Dylans Drachenform nahm nun fast das gesamte Dach ein. Er war nicht so gewaltig, wie die Drachen des Rats oder ein wahrer Alphadrache, aber trotzdem riesig. Sein Leib war mit goldenen und dunkelblauen Schuppen bedeckt und mit seiner Flügelspannweite von 15 Metern war er größer als ein Bus. „Wie gefalle ich dir?“, fragte Dylan. Seine Stimme klang in seiner Drachenform rau und tief. „Du bist...anders“, sagte Marie. Dylan ärgerte sich und eine winzige Rauchwolke kam aus seinem Mund. „Mehr nicht? Ich bin ein majestätisches, furchteinflößendes Ungetüm und du findest mich nur ‚anders‘?“ Marie prustete los und hielt sich dabei den Bauch. Er klang wunderschön und Dylan nahm sich vor, sie so oft wie möglich zum Lachen zu bringen. „Ich wollte nicht dein Drachenwesen in Frage stellen“, kicherte sie. „Ich habe alle Klubmitglieder in Drachenform gesehen. Ihr seid alle beeindruckende Kreaturen.“ „Und was soll dann ‚anders‘ bedeuten?“, fragte er. „Würdest du dich besser fühlen, wenn ich dir sage, dass ich dich als Mann bevorzuge, anstatt als Riesenechse?” Ihre Wangen liefen rot an. „Aha? Du magst mich also?“, entgegnete er. Das Lächeln auf seinem Drachengesicht fühlte sich ungewohnt an. „Bitte hör auf, mich so anzuschauen. Ich weiß, dass du lächelst, aber es sieht wirklich so aus, als würdest du mich verschlingen wollen.“ Schon allein die letzten Minuten in Drachenform ließen seine Wunde bereits viel besser heilen. Der Schmerz war verschwunden, und er konnte fühlen, wie seine Muskeln und seine Haut, dank der verstärkten Heilungskraft seines Drachenwesens, wieder zusammenwuchsen. „Vielleicht möchte ich dich ja vernaschen“, sagte er, während sein Körper sich zurück in den eines Mannes verwandelte. Sein Patientenkittel war bei seiner Verwandlung in einen Drachen in Fetzen gerissen worden, so dass er nun im Adamskostüm auf dem Dach stand und die leichte Brise am ganzen Körper spürte. Maries Augen wanderten seinen Körper entlang nach unten. Sie lief rot an und schaute schnell wieder nach oben. Ihr Blick verharrte nun auf seinem Gesicht. Er ging auf sie zu und nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Vielleicht möchte ich dich mit Haut und Haaren vernaschen“, flüsterte er und kam ihr ganz nah, um den betörenden Moschusgeruch einzuatmen, den sie verströmte. Sie roch köstlich. Er wollte sein Gesicht tief zwischen ihren Beinen vergraben und sie besinnungslos lecken. „Vernaschen...“, stammelte sie. „Wir kennen uns doch kaum“, sagte sie. „Dann lass uns was trinken gehen. Lerne mich kennen.“ „Ich weiß nicht“, sagte sie. „Wenn du Mitglieds des Klubs wirst, sollte ich das wahrscheinlich nicht tun. Ich arbeite mit ihnen. Ich lebe praktisch mit ihnen. Falls wir hier etwas anfangen und es nichts wird, dann könnte das.…“ Er unterbrach sie, indem er sich zu ihr hinabbeugte und sie auf den Mund küsste. Sie zögerte einen kurzen Moment, doch dann schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn näher zu sich. Ihr Duft umgab und erfüllte ihn. Er fühlte sich so stark und zufrieden wie schon seit Jahren nicht mehr. Seine Hände streichelten ihren Hinterkopf, als sie sich näher zu ihm neigte. Sie überraschte ihn, als sie ihre Hände auf seinen Hintern rutschten ließ und ihn kniff. Fest. „Marie“, sagte er und zog sein Gesicht nur so weit zurück, dass er seine Wange an ihre legen konnte. „Ich würde dich nur zu gern sofort auf diesem Dach nehmen, aber du hast etwas von ‚besser kennenlernen’ gesagt. Das sollten wir wahrscheinlich tun.“ „Spielverderber“, hauchte Marie leise, aber nicht leise genug, um seinem übernatürlichen Hörvermögen zu entgehen. Und ihrem Grinsen nach, wusste sie das auch. Diese Frau ist fantastisch. „Also morgen...Cocktails und Abendessen, um sich besser kennen zu lernen?“, fragte er schnell, bevor er es sich anders überlegen konnte und ihr doch sofort die Kleider vom Leib riss. Sie kniff ihm so fest in den Hintern, dass er zuckte. „Einverstanden.“ Wenn ich hier nicht sofort wegkomme, dann nehme ich sie hier und jetzt auf diesem Dach. „Bis morgen dann“, sagte Dylan und sprang vom Rand des Gebäudes. Er verwandelte sich im Fall. Seine Drachengestalt löste seine schwache, menschliche Gestalt ab, und er flog hoch durch die Wolken. Die Sehenswürdigkeiten und Gerüche der Stadt unter ihm wurden in seiner Drachengestalt erst richtig lebendig, aber das einzige Geräusch, das ihn kümmerte, kam vom Dach: Maries frustriertes, leises Seufzen, als sie seinen Namen sagte.
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