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Vox zerrte an seinem Halsband und bekam einen weiteren brennenden Schlag davon verpasst. Er knurrte die beiden Männer an, die ihn beobachteten. Zwei der vier kannte er.
Tor war sein Chefingenieur und Lodar sein Sanitätsoffizier. Sie waren beide bei ihm gewesen, als er sein Kriegsschiff, die Shifter, verlassen hatte, um am Weltraumhafen auf Valdier Kristalle zu kaufen. Die drei hatten sich gerade ein paar Drinks genehmigt, als ein valdierischer Krieger zu ihnen gekommen war, um ihnen mitzuteilen, dass ein Mitglied der valdierischen Königsfamilie mit ihnen sprechen wollte.
Vox hatte sich damals gefragt, ob es etwas mit dem vorläufigen Friedensabkommen zu tun hatte, das sie vor fast hundert Jahren geschlossen hatten. Der Sohn des amtierenden Königs von Sarafin, Vox d’Rojah, war der erstgeborenen Tochter des Königs von Valdier versprochen. Das Problem war nur, dass Vox keine Kinder wollte, zumindest nicht in nächster Zukunft. Er war ziemlich zufrieden mit der großen Auswahl an Frauen, die ihm zur Verfügung stand.
Dann hatten sie etwas mit einem älteren valdierischen Krieger namens Raffvin getrunken. Er hatte behauptet, dass er Neuigkeiten für Vox hätte, die das Friedensabkommen der ehemals verfeindeten Spezies betrafen. Er hatte sich bereits überlegt, was er sagen würde, um was auch immer der alte Krieger sagen würde, außer Kraft zu setzen.
Der Mann hatte einen seiner Berater dazu gedrängt, sich mit ihm zu treffen. Er war wütend, dass die Valdierer seinen Hinweis, dass er kein Interesse an einem Treffen mit ihm hatte, einfach ignoriert hatten. Er für seinen Teil war kein bisschen an dem interessiert, was der Mann zu sagen hatte, solange es nicht ihr Anführer, Zoran Reykill, oder Zorans Bruder Kreon war.
Er hatte Zoran Reykill während der vielen Kriegsjahre mehrmals getroffen und hatte großen Respekt vor dem Mann, da er ein starker und gerechter Krieger war, mit Integrität kämpfte und ihm sein Volk wirklich am Herzen lag. Seine Freundschaft mit Kreon, dem jüngsten Mitglied der Königsfamilie, hatte schließlich das Ende des Krieges besiegelt und den Grundstein für ein langwährendes Bündnis gelegt. Während der Großen Kriege hatte Kreon ihm bei einem Mordanschlag, der von einem seiner eigenen Krieger verübt worden war, das Leben gerettet.
Die dadurch entstandene Freundschaft hatte zu gemeinschaftlichen Bemühungen geführt, herauszufinden wer für den Krieg verantwortlich war. Wie sich herausgestellt hatte, hatten einige Mitglieder der Königshäuser von Valdier, Sarafin und Kurizan zusammengearbeitet, um die herrschende Klasse der Sternsysteme zu stürzen und selbst an die Macht zu kommen.
Vox war fest entschlossen, sein Sternsystem von allen zu säubern, die ihr eigenes Volk verraten hatten. Er hatte sie gnadenlos verfolgt, egal ob Mann oder Frau; ein Verräter war ein Verräter. Er wusste, dass es Kreon hart getroffen hatte, als dieser erfahren hatte, dass seine Geliebte, eine kurizanische Prinzessin, für den Krieg verantwortlich gewesen war.
Als sie dahinter gekommen waren, war es fast zu spät gewesen, ihren Freund zu retten. Ha’ven, der amtierende kurizanische Prinz, war entführt worden, um die Sarafinen und die Valdierer dazu zu bringen, zu verraten, wo sich die kurizanischen Kriegsschiffe befanden. Vox hatte herausgefunden, dass einer seiner Krieger sich eines Nachts weggeschlichen hatte und erst spät zurückgekehrt war. Zusammen mit zwei seiner Brüder hatte er den Mann zur Rechenschaft gezogen. Sie hatten herausgefunden, dass er sich mit Aria, Kreons Geliebter, getroffen hatte. Der Krieger hatte Informationen über die Sarafinen an sie weitergegeben. Vox hatte alle Informationen aus dem Mann herausgefoltert, bevor er ihn getötet und seine Leiche vor dem Palast liegen gelassen hatte, damit alle sehen konnten, was passieren würde, wenn man sein Vertrauen missbrauchte.
Mit den Informationen, die er in Erfahrung gebracht hatte, war er zu Kreon gegangen. Kreon hatte ihm zuerst nicht geglaubt, doch irgendwann hatte er die Beweislage gegen Aria nicht mehr abstreiten können. Sie hatten beschlossen, ihr eine Falle zu stellen, was nur allzu gut funktioniert hatte.
Nur Kreon, Aria und er hatten von der geheimen Mission gewusst, bei der ein Gefangener überführt werden sollte. Als die Söldner aufgetaucht waren, die Aria beauftragt hatte, hatten die Brüder alle bis auf den Anführer der Truppe, getötet. Anschließend hatte Kreon ihm die Informationen entlockt. Mit seinen letzten Worten hatte der Mann ihm gesagt, dass Aria ihn verraten hatte.
Später an diesem Abend hatte Kreon gewusst, wo sich Ha’vens Gefängnis befand und Aria war tot. Vox hatte seinen Freund nie gefragt, wie er die Information aus ihr herausbekommen hatte; er wusste, was er getan hatte. Drei Tage später hatten sie Ha’ven auf einem Bergbau-Asteroiden gefunden, ähnlich dem, wo seine Männer und er momentan gefangen waren. Ha’ven war gefoltert worden, bis er mehr tot als lebendig war. Es war ein Wunder, dass er überhaupt so lange überlebt hatte, wenn man bedachte, was Arias Männer ihm angetan hatten.
Vox kehrte wieder in die Gegenwart zurück, als die Tür zu den Räumlichkeiten, in die man die anderen Männer und ihn gebracht hatte, plötzlich geöffnet wurde. Drei Antrox-Männer kamen herein. Zwei hatten lange Ruten in der Hand, der andere hatte ein merkwürdiges rechteckiges rosa Objekt auf Rädern dabei. Hinter ihnen folgte die Frau, die er vorhin schon gesehen hatte. Sie sprach mit einem vierten Antrox-Mann, der ihnen mit ein paar Schritten Abstand folgte.
„Oh mein Lieber“, sagte sie, als sie sich in dem Raum umsah. „Dieser Ort schreit geradezu nach dem typischen Höhlenmenschen! Fred und Wilma haben sich hier wirklich selbst übertroffen. Ich darf nicht vergessen, ihnen eine Dankeskarte für die schönen Steinwände zu schicken. Wäre es denn wirklich so schlimm gewesen, alle paar Millionen Jahre mal die Inneneinrichtung zu erneuern? Da muss ich wirklich eine schlechte Bewertung auf Trip Advisor schreiben. Das ist einfach zu blasiert für die heutige Zeit und entspricht nicht den Erwartungen von Reisenden.“
Der Antrox-Mann hinter ihr biss die Zähne zusammen, während sie weiter über die Möbel, den Boden, die Decke und alles andere im Raum faselte. Vox‘ Blick folgte der Frau, als sie einen schlanken Finger an ihr Kinn legte und in der Mitte des Raums stehen blieb, um sich erneut umzusehen. Eine Hitze durchströmte ihn, als sie an ihm vorbei sah. Erst wusste er nicht, ob die Hitze von dem Ärger darüber herrührte, dass sie einfach an ihm vorbei blickte, als würde er gar nicht existieren, oder von der Tatsache, dass sie ihm jetzt so nahe war. Eines wusste er jedoch ganz genau, sie gehörte ihm und er wollte sie. Jetzt!
„Mein Lieber, kannst du mein Gepäck neben dem Bett abstellen? Ich hoffe, ihr habt die Laken gewechselt. Ich schlafe auf keinen Fall in schmutziger Bettwäsche. Oh, Süßer, sei doch so nett und nimm diese schönen Armbänder ab. So sehr sie mir auch gefallen, sie passen wirklich nicht zu meinem Outfit. Außerdem schreien sie regelrecht nach ‚Gefängnisinsasse‘“, sagte die Frau und ging auf den Antrox zu, der neben dem Mann stand, der ihren Koffer neben dem Bett abstellte.
Sie lächelte ihn an und klimperte unschuldig mit ihren Wimpern. Der Antrox machte einen zögerlichen Schritt zurück und drehte sich hilfesuchend zu dem Mann hinter ihm um. Der Mann, der den komischen rosa Koffer getragen hatte, sah erleichtert aus, dass sie sich jetzt auf jemand anderes konzentrierte.
Vox‘ Blut kochte regelrecht, als ihr schönes Gesicht amüsiert strahlte, während sie zusah, wie der Antrox nervös um sie herumtänzelte. Ihre vollen rosa Lippen öffneten sich und weiße ebenmäßige Zähne kamen zum Vorschein, während sich an ihren Wangen kleine Grübchen bildeten. Er war noch nie ein Fan von glatten Zähnen gewesen, doch bei ihr fand er sie einfach unglaublich sexy.
Der Antrox hinter ihr nickte dem anderen Mann zu und trat noch einen Schritt zurück. Dann ließ er seine Rute sinken und hielt den Schlüssel zu dem Schloss hoch. Er gab der Frau ein Zeichen, ihre Hände vor sich auszustrecken. Sie tat es mit großen Augen und knabberte an ihrer Unterlippe. Vox‘ Augen folgten der Bewegung und er hätte fast laut aufgestöhnt, als sein Schwanz so steif wurde, dass er einen noch nie da gewesenen Schmerz empfand.
Die Frau rieb sich ihre Handgelenke und wackelte mit ihrer kleinen Nase. „Ich hoffe, du erwartest kein Trinkgeld“, sagte sie mit einer abschätzigen Handbewegung. „Denn, ich muss sagen, ich bin noch nicht ganz von eurer Gastfreundschaft überzeugt und von der Unterkunft erst recht nicht“, fügte sie hinzu, während sie ihre Hände in die Hüften stemmte und mit ihrem Fuß auf den Boden klopfte.
„Wir müssen los“, sagte Antrox 264 hinter ihr. „Du sorgst dafür, dass deine Gefährten zufrieden sind und Ruhe geben. Es ist ihre erste Schicht, also darfst du bei ihnen sein.“
„Meinetwegen“, sagte die Frau und zuckte die Achseln. „Ich will jeden Tag frische Handtücher. Außerdem brauche ich sofort ein Stück Seil und ein paar Decken.“
Antrox 264 bedeutete den anderen Wachmännern mit einem Nicken, sich dem Eingang der Zelle zu nähern. „Wozu brauchst du diese Sachen? Die sind nicht im Budget für die Arbeiter vorgesehen.“
Die Frau wandte sich um und blickte 264 mit zusammengekniffenen Augen an, woraufhin er einen weiteren Schritt zurückwich. „Dann nimm sie in dein Budget auf, wenn du mich nicht wütend machen willst, Schätzchen. Denn du willst mich nicht wütend sehen, verstanden? Ich bin kein netter Mensch, wenn ich wütend bin“, sagte sie und machte einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu, ihre Augen glänzten wild und entschlossen. „Jetzt geht und bringt mir, was ich euch aufgetragen habe! Husch, husch!“, knurrte sie und schnippte mit den Fingern, woraufhin alle vier Wachmänner aufsprangen und hinausstürmten.