Kapitel 1

2358 Words
1 SOUTH Ihren Hintern sah ich zuerst. Perfekt. Prall wie ein Pfirsich. Sie wackelte damit, während er aus dem Kühlschrank ragte. Ich hielt inne und starrte, denn… ich war nicht tot. Ich lehnte mich in den Türrahmen, verschränkte die Arme und genoss die Aussicht. Nach einem Morgen, an dem ich mit einem Stück Metall gekämpft hatte, das sich einfach nicht in die Richtung biegen hatte lassen, die ich wollte, war das hier eine echte Belohnung. Sie war eine Belohnung. Abgesehen davon, wie sich ihre Jeans an sie schmiegten, hatte ich noch nichts von ihr gesehen, doch bisher war alles so weit, so gut. Zur Hölle, so weit, unglaublich. Ich hatte dieses Haus jahrelang gehasst und fühlte mich erst jetzt innerhalb dieser Wände wohl, die zu viel gesehen hatten, als ich ein Kind gewesen war. Die Aussicht auf einen perfekten Hintern war besser. So viel besser. Ein Zucken dieser Perfektion und ich war steinhart. Die Sorte von eine Berührung und ich würde kommen hart. Die Sorte von ein Teenager, der seinen Schwanz nicht unter Kontrolle hat hart. Sie zog eine gläserne Regalplatte heraus und legte sie in das Spülbecken, das mit Seifenwasser gefüllt war. Lebensmittel wie Senf und Milch standen auf der Arbeitsplatte. Dann sah sie mich. Keuchte. Riss sich die Kopfhörer aus den Ohren und ließ sie am Kabel nach unten baumeln. Fuck, der Rest von ihr… mein Schwanz schwoll an und verspritzte Lusttropfen. Einfach so. „Gott, du hast mich erschreckt“, keuchte sie und schenkte mir daraufhin ein zittriges Lächeln. Eines, das sagte, ich bin mir nicht sicher, ob ich bei dir in Sicherheit bin. Diese Stimme. Sanft, tief. Heiser. Ich stellte mir vor, wie sie klingen würde, wenn sie meinen Namen sagte. South. Ja, South! Mehr. „Scheiße, du bist wunderschön“, erzählte ich ihr und verlagerte mein Gewicht in der Hoffnung, mein Reißverschluss würde keinen dauerhaften Abdruck auf meinem Schwanz hinterlassen. Sie war wirklich wunderschön. Vielleicht war es der Künstler in mir, der das bemerkte, weil sie sich auf jeden Fall große Mühe gab, es zu verstecken. Die dunklen Haare waren zu einem schlampigen Dutt nach hinten gebunden, sodass dessen Länge geheim war. Ich konnte anhand der Fülle erkennen, dass es mindestens bis zur Mitte ihres Rückens fallen würde. Dass es über rosa Nippel gleiten würde. Eine Brille verbarg ihre großen Augen, deren Schokoladenfarbe konnte ich jedoch nicht übersehen. Nein, gereifter Whisky. Dunkel und kräftig. Sie trug kein Make-up, aber sie brauchte es auch nicht, vor allem nicht weil eine tiefe Röte ihre Wangen färbte. Ich wollte diesen Haargummi rausziehen und die dicken Strähnen über ihre Schultern fallen lassen. Diese vollen Lippen küssen. Dieses lockere T-Shirt von ihrem Körper reißen und jeden Zentimeter sehen, den sie darunter versteckte. Das tat sie jedoch nicht sonderlich gut, denn ich konnte erkennen, dass ihre Hüften breit und ihre Brüste prall sowie mehr als eine Handvoll waren. Ich hatte sie überrascht und ich war ein Arschloch, weil ich mich nicht dafür entschuldigt hatte – und so lange mit meinem Schwanz dachte. „Wunderschön?“ Sie verdrehte die Augen. „Ich stecke bis zu den Armen in Seifenschaum und rieche nach Möbelpolitur. Wurdest du von einem Pferd getreten oder so was?“ Diesen Eindruck gewann ich tatsächlich, während ich sie betrachtete. Ich hatte mich noch nie so gefühlt. Hatte noch nie eine so starke Reaktion erlebt. Oh, ich hatte einige Frauen gehabt, aber sie hatten alle nur ein Bedürfnis befriedigt. Mehr nicht. Das hier? Das hier war viel mehr als Verlangen. Es war, als hätte sich etwas in mir verschoben. Als hätte ich auf diesen Moment gewartet. Auf sie. Sie war jung. Definitiv volljährig, doch ich fragte mich, ob sie sich schon selbst einen Drink kaufen konnte. Kein Wunder, dass ich sie nicht kannte. Eine Kleinstadt bedeutete, dass man jeden und dessen Angelegenheiten kannte, aber sie war vermutlich in der Grundschule gewesen, als ich fort aufs College gegangen war. Das bedeutete, dass ich darauf gewartet hatte, dass sie alt genug wurde, um mein zu sein. Das hieß, falls sie überhaupt in dieser Gegend aufgewachsen war. Wer war sie? Ich würde es herausfinden. Ich war im großen Haus, um Jed zu besuchen. Er würde es wissen. Seit er mit North zusammen war, wusste er alles, das hier los war. Als ich einen Schritt näher zu ihr trat, hielt sie eine Hand hoch. „Bleib dort stehen.“ Ich erstarrte, dann konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen, weil mich diese winzige Frau herumkommandierte. Im Haus meiner Schwester. Zur Hölle, Jed konnte warten. „Was?“, fragte ich. „Ich werde dir nicht wehtun.“ Sie musste wissen, dass ich zwar einen Kopf größer und vermutlich hundert Pfund schwerer war, ihr jedoch nie auch nur ein Haar krümmen würde. „Bring nicht den ganzen Dreck hier rein“, sagte sie, während sie mich von Kopf bis Fuß musterte. „Du magst ja ein heißer Cowboy sein, aber du wirst eine riesige Sauerei machen.“ Ich grinste. „Heißer Cowboy, hm?“ Sie verdrehte erneut die Augen und deutete auf mich. „Auf diese Tatsache muss man dich nicht aufmerksam machen. Aber der Dreck…“ Ich nahm meinen Stetson ab und sah an mir hinab. Mein weißes T-Shirt war mit Schmutzflecken übersät und hatte einen kleinen Riss, wo der Stoff an einer scharfen Kante meiner letzten Arbeit hängengeblieben war. Metall war unversöhnlich und machte eine Sauerei. Meine Jeans hatten schon bessere Tage gesehen und die Knie waren verdreckt, weil ich auf dem Boden meines Studios gekniet hatte, um einen Bereich anzuschweißen. Meine Stiefel waren staubig und abgenutzt. Ich sah eindeutig nicht wie einer der Hauseigentümer aus. North war zwar die Einzige, die jetzt hier wohnte, aber ich was in dieser Villa aufgewachsen, bis ich aufs College gegangen war. Sie war geblieben und hatte hier bei Macon, unserem Vater, festgesessen. Nein, Norths Ex-Assistent Julian zufolge war er gar nicht unser verfluchter Vater. Das spielte keine Rolle. Das hier war die Wainright-Ranch und ich war ein Wainright. Ich gehörte hierher. Sie wusste das offensichtlich nicht. Ich wusste nicht, wer sie war, aber laut dem weißen Schriftzug über ihrem perfekten rechten Busen arbeitete sie für Nancys Reinigungsdienst. Sie war eine der Reinigungskräfte? Wenn ihr Nachname nicht Wainright war, arbeitete sie hier. Ich war zwar ein Milliardär, respektierte jedoch jeden, der sich seinen Lebensunterhalt auf die harte Art verdiente. Durch harte Arbeit. Anders als Macon, der das Vermögen durch Heirat erworben hatte. Er mochte als CEO von Wainright Holdings einen hohen Lohn eingestrichen haben, doch der Löwenanteil des Geldes hatte unserer Mutter gehört. „Ich bin ein wenig schmutzig, hm?“, fragte ich reumütig. Als Bildhauer blieb ich bei der Arbeit an einem Projekt nie sauber. „Sag mir nicht, North wird sauer, wenn es hier dreckig ist. Oder dich eine schmutzige Person unterbricht.“ „North?“, fragte sie und schob ihre Brille hoch. „Sauer?“ Sie sah überrascht aus. „Sie ist ein Schatz.“ Ich öffnete den Mund zum Protest. Meine Schwester? Die Eisprinzessin? Zumindest ehemalige Eisprinzessin, seit ihr Partner Jed sie aufgetaut hatte? Seit ihr Stress mit Macon gestorben war? „Sag nichts Gegenteiliges“, fügte sie hinzu und bedachte mich durch ihre Brille mit einem strengen Bibliothekarinnen-Blick. Ich runzelte die Stirn. „Hast du Angst, gefeuert zu werden?“ Das würde nicht passieren. Wenn es nach mir ginge, würde sie hier allerdings nicht lange arbeiten. Ich kannte ihre Träume nicht. Ihre Pläne. Ich bezweifelte, dass sie sich darum drehten, den Kühlschrank anderer zu schrubben. Ich würde ihr mit ihren Träumen helfen. Zusehen, dass sie Wirklichkeit wurden. „Nein. Ihr Vater ist vor kurzem gestorben und sie hat eine Menge durchgemacht. Die ganze Familie hat das. Nur weil sie Geld haben, heißt das nicht, dass sie keine schlechten Zeiten erleben.“ Ich blinzelte. „Du hast recht“, stimmte ich zu, denn ich wusste aus eigener Erfahrung, wie wahr ihre Worte waren. Ich hatte nur nicht erwartet, dass sie so etwas sagen würde. Sie verteidigte North. Und mich. Sie wusste es nicht einmal. Ich mochte sie sogar noch mehr. Ich war daran gewöhnt, dass sich mir Frauen an den Hals warfen. Auf mein Geld. Anders als North sah ich nicht die ganze Zeit umwerfend aus oder milliardenschwer. Ja, dieses Anwesen trug nicht umsonst den Spitznamen Milliardärsranch. Ich lebte in einem schlichten Farmhaus die Straße runter, weil ich mich weigerte in diesem Haus zu leben. Ich arbeitete mit meinen Händen, indem ich Metall von Schrott zu Kunst formte. Ich lebte von meinen Aufträgen und rührte keinen Dime meines Treuhandfonds an. Klar, ich aß das Essen des Wainright-Kochs, wenn ich vorbeikam. Ab und zu gönnte ich mir etwas von der Hausbar. Ich ritt die Pferde. Gelegentlich flog ich sogar in dem Helikopter, der Norths Haupttransportmittel zum Büro war. Doch ich wollte nie als South Wainright, Milliardär, bekannt sein. Ich war nur ein Mann. Und ich hatte meine Frau gefunden. Sie wusste es bloß noch nicht. „In Ordnung, Hübsche.“ Ich konnte mir den Kosenamen nicht verkneifen. Sie war so verdammt hübsch. Innen und außen. „Ich will dir nicht noch mehr Arbeit machen.“ Ich krümmte den Finger. „Komm hierher.“ „Ich muss wirklich wieder an die Arbeit.“ Sie deutete mit dem Daumen über ihre Schulter zum Kühlschrank. „North ist ein Schatz, wie du gesagt hast. Sie wird Verständnis dafür haben, dass du dir eine Minute nehmen möchtest, um mit einem heißen Cowboy zu sprechen.“ Sie lachte schnaubend. „Wenn ich gewusst hätte, dass es dir so zu Kopf steigen würde, hätte ich es nie gesagt.“ „Zu spät.“ Ja, es war verdammt nochmal zu spät für uns beide. „Du bist niedlich“, entgegnete sie. Jetzt war ich derjenige, der lachte. „Niedlich? Hübsche, ich wurde noch nie in meinem Leben niedlich genannt.“ Scheißkerl. Vollpfosten. Schwuchtel. Dumm. Macon hatte mir all das an den Kopf geworfen und ich hatte es mir angehört. Jahrelang. Doch ich hatte trotzdem Kunst studiert, war seinem Gift entkommen und hatte mein Leben gelebt. Hatte allein etwas aus mir gemacht und ihm das Gegenteil bewiesen. Mir war nur nicht bewusst gewesen, welchen Preis North dafür bezahlt hatte. Davon hatte ich erst erfahren, als das Arschloch tot und unter der Erde gewesen war. „Weißt du, was niedlich ist?“, fragte ich und lenkte meine Gedanken wieder zu dem, was wichtig war. Sie. „Dein Hintern. Jetzt schwing ihn hier rüber.“ Eine hübsche Röte stieg in ihre Wangen. Ich sah das Interesse in ihren Augen. Das Verlangen, zu gehorchen. Sie hielt mich für mehr als heiß. Mehr als niedlich. Die harten Spitzen ihrer Nippel waren durch ihr T-Shirt nicht zu übersehen. Ich hätte das Geld, das ich mit meinem letzten Auftrag verdient hatte, darauf verwettet, dass sie feucht für mich war. Sie kam zu mir, aber nicht nah genug. Ich streckte meine Hand aus, packte ihre und ruckte daran, sodass meine Brust fast gegen ihre stieß. Ich wollte sie in meinen Armen und meinen Mund auf ihrem haben, sie in irgendein selten benutztes Zimmer zerren und herausfinden, was sie dazu brachte, meinen Namen zu keuchen. Ich war jedoch so klug, nicht gleich so heftig ranzugehen. Wenn sie meine Gedanken lesen könnte, würde sie schreiend davonrennen. Wie gut, dass sie es nicht konnte. Jed trat aus den Tiefen des Hauses in die Küche. Aus irgendeinem Grund arbeitete er gerne an Macons Schreibtisch in diesem stickigen, verdammten Büro. Das Zimmer war mit Tierköpfen gefüllt gewesen; Tiere, die Macon zum Spaß getötet hatte. North und Jed hatten einen Laden gefunden, der sich der Tiere respektvoll angenommen hatte, sodass es dort drin nicht mehr wie in einem Horrorfilm aussah. Sie errötete und versuchte, einen Schritt zurückzutreten, als sie Jed sah, doch ich krümmte meine Finger um ihren Ellbogen. „Bin in einer Sekunde bei dir, Jed“, sagte ich, wobei ich den Blick nicht von ihr abwandte. „Ich bin nur hergekommen, um dir Bescheid zu geben, dass ich nach Billings fahre, um North abzuholen. Es ist zu windig für den Helikopter“, brummte er. „Ich rede mit dir, wenn ich zurückkomme.“ „Okay“, antwortete ich. „Hast du ein Handy, Hübsche?“ Sie nickte, während Jeds Schritte leiser wurden. Wir waren wieder allein. „Darf ich es sehen?“ „Warum?“, fragte sie, obwohl sie es bereits aus ihrer Jeanstasche zog. Sie hatte ein Pflaster um die Spitze ihres Zeigefingers gewickelt. Ich war nicht der Einzige, der raue Hände hatte. Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass sie sich verletzt hatte, auch wenn es etwas so Kleines war, das bloß ein einfaches Pflaster erfordert hatte. „Damit ich meine Nummer dort einspeichern kann und du mich anrufst“, erklärte ich. Sie reichte es mir, während sie sich auf die Lippe biss. Dennoch fragte sie abermals: „Warum?“ Ich beugte mich nach vorne, sodass wir auf Augenhöhe waren. „Weil ich mit dir Essen gehen möchte. Dich kennenlernen möchte. Dich küssen möchte.“ Sie lachte erneut. „Du hast mich erst vor fünf Minuten kennengelernt.“ „Mehr als das brauche ich nicht, um zu wissen, was ich will. Außerdem hast du mich gerade erst kennengelernt und mir dein Handy gegeben. Du spürst es auch.“ Sie sah zu mir auf, wobei sich ihr Kopf nach hinten neigte, weil ich so viel größer war. Sie nickte. Fuck, ja. „Aber Jed…“ „Mach dir um Jed keine Gedanken. Wir haben nichts Falsches getan.“ Ich schrieb mir mit ihrem Handy eine Nachricht und meines piepte in meiner Tasche. Zuversichtlich, dass ich nicht lange ohne sie sein würde, gab ich ihr ihres zurück. Anschließend streichelte ich mit einem Fingerknöchel über ihre Wange. „Ich respektiere, dass du noch arbeiten musst. Ich werde dich weitermachen lassen. Schreib mir.“ Ich beugte mich nach unten, strich mit den Lippen über ihre Stirn und lief selbstbewusst davon. Als ich mich zum Gehen umdrehte – das Treffen mit Jed war schließlich verschoben worden – grinste ich. Ich kannte nicht einmal ihren Namen, dennoch war die Frau mein. Ich ließ sie zwar zurück, aber nicht für lange.
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