«Unser Regiment wurde alarmiert. Wir waren lange unterwegs. Man hat uns nichts Konkretes gesagt. Erst auf dem Belorussischen Bahnhof in Moskau wurde uns mitgeteilt, wohin wir gebracht werden. Einer, ich glaube, er was aus Leningrad, protestierte: «Ich will leben.» Man drohte ihm mit Militärgericht. Der Kommandeur sagte vor der Truppe: «Du landest im Gefängnis oder wirst erschossen.»»
Dies ist die Aussage des ehemaligen Soldaten und Liquidators, Artjom Bachtijarow. Er wurde im Frühjahr 1986 als Liquidator, rund um das Kraftwerk Tschernobyl, eingesetzt. Er war nur einer von vielen, dem keine Wahl gelassen wurde, nach Tschernobyl zu gehen oder nicht.
Sich freiwillig in die Todeszone zu begeben oder nicht, stand nie zur Frage, sie mussten einfach. Niemand nahm Rücksicht darauf, ob diejenigen eine Familie hatten oder nicht.
Stellen Sie sich das mal vor. Stellen Sie sich vor, sie werden zu einem Treffpunkt gerufen. Den Grund dafür, erfahren sie erst am Treffpunkt. Es wird ihnen mitgeteilt, dass sie in eine Todeszone geschickt werden, um dort «aufzuräumen» und wenn sie sich weigern, würden sie festgenommen werden und kämen ins Gefängnis oder würden sogar erschossen. Was hätten Sie in diesem Moment gefühlt, wenn Ihnen klar wird, dass Ihnen keine Wahl gelassen wird?
So wurden über hunderttausende *Liquidatoren in die Todeszone, rund um den havarierten Reaktorblock 4, eingesetzt, um die Folgen, die nach der Explosion entstanden waren, zu beseitigen, um die betroffenen Regionen, „zu säubern".
(Anzahl der Beorderten Liquidatoren schwanken zwischen 100'000 – 830'000)
Die damals dienenden Liquidatoren waren Russen, Ukrainer, Kasachen und Armenier, deren durchschnittliches Alter 33 Jahre war. Sie wurden aus allen Teilen Weissrusslands, der Ukraine und der ehemaligen Sowjetunion (UdSSR) nach Tschernobyl beordert, um dort verschiedene Tätigkeiten auszuführen.
Unter die Liquidatoren von Tschernobyl fallen jene Personen die;
• Hubschrauberpiloten die Sand, Bohr und mehr, über dem brennenden Reaktor abwerfen mussten
• Die Reaktoranlage und die Umgebung reinigten
• Die kontaminierte Gebäude abrissen
• Die Wälder gerodet und die radioaktiv-verseuchten Böden umgruben
• Dörfer innerhalb der Sperrzone zwangsevakuierten
• Strassen gebaut und Gerätschaften einlagerten
• Die Schutzhülle (Sarkophag) um den Reaktor bauten
• Sich um die Verletzten kümmerten
• Die Eingänge der Sperrzone bewachten und den Verkehr regelten
• Transportfahrer, wie z.B. Lastwagen/- und Busfahrer
• Jäger, die verstrahle Tiere erschiessen mussten
• Hubschrauberpiloten, die mit Messgeräten die Strahlung aus der Luft vom Reaktor messen mussten
• Bergleute, die einen Tunnel unter dem Reaktor graben mussten
• Taucher, die ein Ventil unter dem Reaktor manuell öffnen mussten