Kapitel eins
Drei Jahre später
Amber
Ich trete in den Aufzug und stütze die Tür mit meinem Fuß auf, um sie für die sich nähernde Gruppe aufzuhalten.
„Danke.“ Im kleinen Raum schwingt eine tiefe Stimme. Eine große Hand, tätowiert mit Mondphasen, umschließt die Tür, gefolgt von einem blauäugigen Riesen eines Mannes. Unter seinem verblassten T-Shirt und seinen Tattoos sind Muskeln wie die von Conan der Barbar. Er könnte mich zum Mittagessen auffressen und trotzdem noch hungrig sein.
Zwei jüngere Männer, genauso groß wie er, flankieren ihn. Rasierte Köpfe, ein Chaos aus Piercings und noch mehr Tätowierungen. Ich muss mich davon abhalten, nicht zurückzuschrecken.
Was machen die Hells Angels in meinem Apartmentgebäude?
Zeig keine Angst. Das Erste, was ich in der Pflege gelernt habe. Studiere die Bedrohung. Wieder aus dem Pflegeheim, obwohl die Lektion auch schön in den Gerichtssaal übertragen werden kann.
Ich richte mich bis zu meinen kompletten eins sechzig auf. Egal, dass ich kaum bis zur Schulter des Kürzesten reiche. Ich bin auch knallhart. Vielleicht habe ich keine riesigen Ohrstöpsel oder ein Augenbrauenpiercing – autsch, wie war das mit „Wer schön sein will, muss leiden?“ –, aber ich trage spitze Pumps. Sie zwicken mir verdammt noch mal in die Füße, aber mit einem Sieben-Zentimeter-Absatz eignen sie sich doppelt, auch als Waffe.
„Besucht ihr jemanden im Gebäude?“ In meiner Stimme liegt ein zweifelhaftes Trällern. Ich bin eigentlich keine arrogante Zicke, aber wenn meine Sicherheit gefährdet ist, fahre ich meine Krallen raus.
Der Erste guckt mich an und sein Mundwinkel zuckt. „Nein.“
Zumindest sieht dieser Typ etwas normaler aus, abgesehen von seiner riesigen Größe. Vergessen wir „Conan der Barbar“. Dieser Typ ist ganz wie Thor, bis hin zu seinem guten Aussehen mit dem kantigen Kiefer. Ich stehe normalerweise nicht auf große und muskulöse Typen, aber verdammt noch mal, wenn dieser nicht meine weiblichen Körperteile mit einem neuen Bewusstsein zum Kribbeln bringt.
Ich ersticke alle Fantasien darüber, wie es wäre, von einem solchen Kerl grob behandelt zu werden. Und grob behandelt? Ernsthaft? Seit wann wollte ich jemals rau behandelt werden?
Die drei Männer steigen in den Aufzug und ersticken den kleinen Raum. Die drei Schläger. Wie Die Drei Stooges, nur mit mehr Piercings und Tätowierungen. Hier drinnen ist so viel Testosteron, dass es ein Wunder ist, dass ich atmen kann.
Hitze läuft meine Oberschenkelinnenseiten entlang.
Ich lehne mich an die Wand und hoffe, dass diese Jungs nichts Schlechtes vorhaben. Ich will nicht urteilen, aber ich hätte meine Kindheit nicht überlebt, wenn ich eine Drohung ignoriert hätte. Und diese Typen sehen wild aus. Ihre Anwesenheit lässt meine Haut kribbeln. Nicht die Magenkrämpfe einer vollständigen Vision, sondern ein leichtes Summen, das nur eins bedeuten kann.
Gefahr.
Ich starre auf Thors fassbreite Brust, die deutliche Kontur seiner Muskeln, die unter seinem T-Shirt hervorstehen, und verfluche meine Brustwarzen, weil sie sich beim Anblick dieser männlichen Macht so offensichtlich aufrichten. Was zum Teufel ist nur mit mir los? Ich werde selten von Männern angetörnt und meine Hormone wählen genau diesen Moment, um in den Gang zu kommen? Wählen diesen motorradfahrenden Übermann? Er ist wahrscheinlich ein Verbrecher. Ich lehne mich auf eine Seite meiner Hüfte und warte darauf, dass er erklärt, warum die drei Schläger hier sind.
Er sagt nichts, aber einer der Jüngeren grinst mich an.
Meine Hand flattert an meinen Hals, bereit, die Spannung aus dem Ansatz meines Kopfes zu kneten. Ich übertünche die defensive Geste, indem ich überprüfe, ob meine Hochsteckfrisur sitzt, bevor ich den Knopf für den vierten Stock drücke. „Welche Etage?“, frage ich in meinem besten ‚Ich könnte dir vor Gericht in den Arsch treten‘-Ton.
„Die gleiche wie du“, sagt Thor gedehnt.
Ist das eine Anmache? Oder eine Drohung? Verfolgen sie mich? Nein, das ist albern. Sie hätten mich auf dem Parkplatz angreifen können, wenn sie gewollt hätten. Ich habe ihre Motorräder heranfahren gehört, obwohl ich mir nicht hatte vorstellen können, dass die Fahrer hier reinkommen würden.
Thor sieht mich an, obwohl ich seinen Augen nicht begegne. Ich halte meine Aktentasche wie einen Schild vor mir, bis der Aufzug anhält und die Türen auf meiner Etage aufgleiten.
Bitte, lass sie nicht hinter mir her sein. Paranoia, mein alter Freund. Ich benehme mich unruhig, aber der Grund, warum ich in ein Mehrfamilienhaus gezogen bin, anstatt ein Haus zu kaufen, war, um mich sicherer zu fühlen.
Du wirst nie sicher sein.
Das Handy griffbereit, warte ich, dass die Motorrad-Gang zuerst rausgeht. Mal sehen, ob sie wirklich irgendwo hingehen. Die Männer schlendern weiter, gehen an der Tür zu meiner Wohnung vorbei und – oh, Mist – halten gleich daneben an.
Nein. Auf keinen Fall. Es kann nicht sein. „Ihr seid meine Nachbarn?“ Ich wohne schon seit ein paar Wochen hier, aber ich habe noch niemanden getroffen. Das neue Hochhaus ist direkt in der Innenstadt und die Miete ist ziemlich hoch, sogar für mein Gehalt. Ich will nicht unhöflich sein, aber diese Jungs in ihren zerrissenen T-Shirts und Jeans sehen nicht aus, als ob sie sich diese Wohnung leisten können. Es sei denn, sie sind Drogendealer. Was bei meinem Glück durchaus der Fall sein könnte.
„Gibt es ein Problem?“, fragt Thor.
„Äh … Nein. Natürlich nicht.“ Nicht, bis sie eine ekelhaft laute Party mit Biker-Babes und zu viel Alkohol schmeißen. Ehrlich gesagt kann ich nicht glauben, dass sie es noch nicht getan haben.
Ich schiebe meinen Schlüssel in das Schloss und schaue zurück, um sicherzustellen, dass sie wirklich in ihre Wohnung gehen. Schläger Nummer zwei – der Grinsende – springt mich an und knurrt wie ein wilder Hund.
Ich kreische und lasse meine Aktentasche fallen.
Schläger Nummer drei lacht.
Thor schnappt sich das Hemd des bellenden Mannes und reißt ihn zurück. „Hör auf damit“, sagt er. „Geh rein. Du musst ihr keine Angst machen.“ Seine Augen landen wieder auf mir. „Das macht sie sich selbst schon genug.“
Die beiden jungen Männer spazieren hinein und glucksen immer noch. Ich greife nach meiner Aktentasche. Strähnen meiner Haare lösen sich aus meiner Haarspange und ich streiche sie weg, um meine geröteten Wangen zu verbergen. Verdammte Punks. Meine Hand zittert und das hasse ich am meisten. Ich habe meine Kindheit nicht überlebt, nur um jetzt in Türrahmen zu kauern.
Mein Kopf schmerzt ein wenig und kündigt eine nahende Vision an. Ich hatte seit einer Weile keine mehr, also sollte diese ein Prachtexemplar sein.
Großartig.
Mein Herz hämmert gegen meine Rippen, ich betrete meine Wohnung und fange an, meine Tür zu schließen. Ein Stahlkappenstiefel klemmt sich in die Tür und hält mich auf. Meine Augen fliegen zu Thors Gesicht und landen auf den erschreckend blauen Augen. Die Augenwinkel verziehen sich und er schenkt mir ein räuberisches halbes Lächeln.
Ich erschaudere.
„Ich bin Garrett.“ Er streckt seine große Hand durch die Lücke in der Tür.
Ich starre sie für volle zwei Sekunden an, bevor meine guten Manieren über meine Angst triumphieren. Ich nehme das Handy in meine linke Hand, um seine Hand zu ergreifen. Die Hitze seiner Hand umhüllt meine, der Schock der Verbindung fährt durch meinen Arm. Ein seltsames Gefühl des Wissens überkommt mich – als ob dieser Kerl und ich alte Freunde sind und ich es nur gerade vergessen habe.
Ich schüttle das Déjà-vu ab. Ich muss die verrückte Amber in Schach halten.
„Sorry, dass Trey dich erschreckt hat. Ich sorge dafür, dass es nicht wieder passiert.“ Seine Stimme ist tief und samtig-glatt, passend zu seinem robusten guten Aussehen. Sie sendet eine Hitzewelle tief in meinen Unterkörper. Er scheint nicht viel älter zu sein als meine sechsundzwanzig Jahre. Zu alt, um sich wie ein Punk anzuziehen und zu benehmen. Obwohl er es so gut macht. Das ausgebleichte T-Shirt spannt sich über riesige Brustmuskeln, Tattoos spähen durch seine Ärmel und Kragen. Strubbelige Haare, als wäre er gerade erst aufgestanden, und Mittags-Bartstoppeln. Mmmm.
Notiz an mich selbst: Tätowierte Bad Boys lassen meine Eierstöcke aufrechtsitzen und betteln.
Ich schiebe meine erwachte Lust wieder zur Seite. Dies ist nicht Zeit, um angetörnt zu sein. Dieser Kerl raubt wahrscheinlich kleine alte Damen auf dem Weg zu Motorrad-Gang-Treffen aus.
„Wohnt –“ Ich räuspere mich und versuche, gesprächig zu klingen, anstatt auszuflippen. „Wohnt ihr alle drei dort?“
„Ja. Also bist du sicher mit uns in der Nähe.“ Ein volles Lächeln blitzt auf, dass mir den Atem raubt. Er hat tiefe Grübchen und bemerkenswert volle Lippen für einen so maskulinen Mann. Chris Hemsworth ist nichts gegen diesen Kerl.
Sicher. Ja ne, ist klar. „Fantastisch. Ich fühle mich gleich besser. Würdest du bitte deinen Fuß aus meiner Tür nehmen?“ Ich entscheide mich für cool, ruhig und gesammelt, aber es klingt ein wenig scharfzüngig.
Er schenkt mir ein nachlässiges Grinsen, das leider ein langsames Brennen zwischen meinen Oberschenkeln entzündet. „Du hast mir nie deinen Namen gesagt.“
„Ich weiß.“ Ich blicke betont auf seinen Fuß.
Er schnalzt mit der Zunge, verschränkt die Arme und lehnt sich an meinen Türrahmen. „Schau, Prinzessin –“
„Nenn mich nicht Prinzessin.“
Er zieht eine Augenbraue hoch. „Wie nenne ich dich dann?“
„Miss Drake. Amber Drake.“
„Bist du eine Lehrerin oder so was?“
„Anwältin. Und du stehst kurz vor einer Belästigungsanzeige.“ Tut er eigentlich nicht. Sie haben nichts Falsches gemacht. Ich werfe die Anwaltskarte normalerweise nicht ein, aber ich will in meine Wohnung, bevor ich eine Vision habe. Ich möchte nicht, dass meine heißen neuen Nachbarn wissen, dass ich verrückt bin.
„Wir wollten dir keine Angst machen.“
„Du machst mir keine Angst“, sage ich schnell.
„Warum klammerst du dich dann an deine Perlen? Sobald du uns gesehen hast, hat sich dein Höschen in Knoten verdreht.“
Oh, herrjemine. Er spricht von meinem Höschen. „Ich trage keine Perlen“, sage ich in meiner Anwaltsstimme.
„Und wie sieht es mit dem Höschen aus?“
Gott hilf mir. Die empfindlichen Teile, die von dem genannten Kleidungsstück bedeckt sind, ziehen sich bei dem Vermerk zusammen. „Kein Kommentar.“ Ich ziehe an der Tür, aber sie bewegt sich nicht.
Er hebt kapitulierend die Hände in die Höhe. „Nur eine Redewendung. Du würdest sie umklammern, wenn du sie hättest. Die Perlen.“
Das Bild, wie ich stattdessen mein Höschen umklammere, während er sie mir mit diesen starken weißen Zähnen abreißt, lässt meinen Atem stocken. Um meine wachsende Lust zu verbergen, mache ich wieder ein böses Gesicht und gebe es auf, an der Tür zu zerren.
„Hör zu“, sagt er. „Meine Jungs sind cool. Sie sehen vielleicht grob aus, aber sie sind verdammte Pfadfinder.“
Ich zucke bei dem schlecht platzierten Fluchwort zusammen. „Na gut, Mr. … Garrett, vielleicht solltest du wieder alten Damen beim Überqueren der Straße helfen.“ Oder sie überfallen. Ich wedele mit der Hand, um ihn wegzuscheuchen, aber er bewegt sich nicht.
„Ich helfe dir lieber über den Flur zu meiner Wohnung.“ Er lehnt sich näher zu mir und Hitze überkommt mich. Es ist eine lange Zeit her, dass ich von jemandem so heiß angemacht wurde. Vielleicht niemals. Der Mangel an Subtilität lässt mich meine Augen rollen, aber ich muss zugeben, seine übermütige Direktheit hat was. Nein. Ich bin nicht im Geringsten versucht.
Notiz an mich selbst: Finde einen netten, normalen, nicht unheimlichen Kerl und flirte mit ihm. Lass dich niemals von dem Gedanken verführen, mit nichts als einem winzigen Höschen und Perlen zu meinem gruseligen, aber heißen Nachbarn rüberzugehen. Und vielleicht ein paar hohen Absätzen.
Oh Gott.
„Im Ernst jetzt“, sagt Garretts Stimme, das leise Knurren erregt mich. „Komm rüber, trink ein Bier. Lerne uns kennen.“
Kann Anwältin Amber sich in Biker-Tussi Amber verwandeln? Für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich mich außerhalb meines schicken Anzugs und in engen Jeans und einem Bandeau-Top. Die Haare wehen frei um meine Schultern, die Wangen sind sonnengeküsst und in den Wind gestreckt. Ich klammere mich an Garrett, lehne mich in die Kurve der Straße, während wir fahren.
Ich blinzle. Hatte ich gerade eine Vision? Mein Kopf pulsiert ein wenig, aber da sind keine Schmerzen.
„Also, was ist, Prinzessin?“ Garrett schaut mich immer noch an, seine blauen Augen sind freundlich. Ein Mädchen könnte sich in diesem himmelblauen Meer verlieren.
Nicht. Sicher.
„Nein, danke schön.“
„Okay. Dein Verlust.“ Er zieht seinen Stiefel zurück.
Mein fester Halt an der Tür lässt sie in unsere beiden Gesichter zuschlagen. Ich schreie auf wie ein Idiot. Herrgott. Ich nehme einen langen, zittrigen Atemzug. Etwas hat sich in meinem Bauch gelöst und macht Saltos wie ein Ballon, der seine Luft verliert.
Als ich den Riegel zuschiebe, drücke ich mein Ohr gegen das Holz und lausche. Drei Sekunden vergehen, bevor ich Schritte weggehen höre. Ich sacke gegen die Tür und lege eine Hand an meinen Kopf. Das leichte Pochen ist weg.
Notiz an mich selbst: Ruf morgen das Gebäudemanagement an und finde genau heraus, wer diese Jungs sind und ob es Beschwerden gegen sie gibt.
Mich würde nicht wundern, wenn meine Wohnung leer gestanden hätte, weil niemand neben diesen Jungs leben will. Das will ich verdammt noch mal auch nicht.
Zumindest sage ich mir das selbst.
„Ich habe noch nicht mal Perlen“, murmele ich und lege meine Aktentasche auf den Tisch, bevor ich meine beste Freundin anrufe.
„Hey, Süße“, antwortet sie. Ich bin vielleicht langweilig und normal – oder zumindest versuche ich, es zu sein –, aber meine beste Freundin ist cool. Ihre Mutter war ein Hippie, deshalb hat sie einen skandalösen Namen bekommen.
„Hey, Foxfire. Wie gehts?“
„Ich versuche, beschäftigt zu bleiben … Um mich davon abzulenken.“ Foxfire hat ihren Freund am Wochenende beim Fremdgehen erwischt und ihn rausgeschmissen. Längst überfällig, aber Trennungen sind scheiße, also habe ich mich selbst als ihre Nummer eins Cheerleaderin und Aktivitäten-Koordinatorin benannt, bis das Risiko vorbei ist, dass sie nachgibt und ihn zurücknimmt.
„Willst du zu mir kommen? Wir könnten Netflix schauen und chillen.“ Ich bin bereit für ein bisschen verdummendes Fernsehen heute Abend. Es gibt nichts Besseres als dumme Reality-Shows, um meine verrückten Visionen in Schach zu halten. Wenn sie nur gegen meine Kopfschmerzen helfen würden.
„Nein, danke“, seufzt Foxfire.
Ich spüre einen Strudel aus Traurigkeit herannahen und reiße mich zusammen. „Hey, weißt du, was wir tun sollten?“
„Was?“
„Morgen Abend weggehen. The Morphs spielen im Club Eclipse.“
„Ich weiß nicht. Ich fühle mich nicht wirklich danach.“
„Willst du mich verarschen? Sie sind deine Lieblingsband. Du sagst mir immer, wie gut sie live sind.“ An den meisten Tagen vermeide ich Clubs, Bars und andere laute Räume, weil mein Verstand davon abhängt. Was angesichts meiner Neigung, Visionen zu haben, einfach passieren könnte. Foxfire, du solltest das hier besser zu schätzen wissen. Ich atme tief ein und lüge das Blaue vom Himmel herunter. „Jetzt will ich wirklich hingehen.“
„Du? Du hasst es wegzugehen. Normalerweise bin ich diejenige, die dich irgendwo hinschleppt.“
„Äh ja, und jetzt vermisse ich es. Ich weiß, du fühlst dich nicht danach – darum geht es hier aber nicht. Der Punkt ist, sich zu zwingen, wegzugehen und sozial zu sein.“ Ich benutze das Argument, dass sie oft gegen mich benutzt hat. „Ich wette, eine Million Jungs werden dich anmachen.“
Foxfire schnaubt. „Ich bezweifle es. Aber ein Cosmo würde mir gefallen.“
„Mir auch.“ Nun seufze ich.
„Also, was ist bei dir los? Du hast in letzter Zeit zu viel gearbeitet.“
„Ja, das Zentrum hat extrem viel Arbeit.“
„Viele Kinder, die in Pflege kommen?“ Foxfire sagt es mit sanftem Mitleid.
„Ein paar.“
„Nun, ich weiß, dass du ihnen hilfst. Du verleihst Anwälten fast einen guten Ruf.“
„Davon weiß ich nichts. Aber diesen Kindern zu helfen, ist notwendig. Mein Gott, so viele von ihnen haben ein beschissenes Leben. Sie verdienen mindestens eine Person, die sie im System vertritt, die sich um sie sorgt.“ Ich nehme einen Schwamm aus der Spüle und wische den Küchentresen ab, obwohl er schon sauber ist. „Ach ja … Ich habe gerade die Typen, die nebenan wohnen, getroffen.“
„Oh, und?“, sagt Foxfire in einem suggestiven Ton.
„Nein, nicht so. Gruselig aussehende Typen.“ Ich erinnere mich an Garretts blaue Augen und sein Lächeln mit den Grübchen. Vielleicht ist er nicht so beängstigend. Aber er hat mich definitiv nervös gemacht und in Abwehrhaltung versetzt. „Ich weiß nicht. Ich konnte nicht sagen, ob sie mich einschüchtern oder mit mir flirten wollten.“
„Du klingst interessiert.“
„Nein, definitiv nicht.“ Totale Lüge. Meine Hand kribbelt, wo Garrett sie angefasst hat. Ein Mann wie er ist groß genug, damit ich ihn wie ein Klettergerüst benutzen kann. Würde er mich oben reiten lassen? Oh mein Gott. Kopf aus der Gosse, Amber!
Ich will ihn nicht in meinem Bett haben. Auch wenn er wahrscheinlich wirklich gut ist. Aber gut im Bett bedeutet nicht, dass er ein guter Nachbar sein wird. Unerwünscht springt mir das Bild in den Kopf, wie ich bei einer nächtlichen Party in meinem Höschen und Perlen vorbeikomme.
Hör auf.
„Sind sie heiß?“ Foxfire liest natürlich zwischen den Zeilen.
Obwohl ich allein in meiner Wohnung bin, werden meine Wangen warm. Ich stoße ein ersticktes Kichern aus. „Ähm … ja. Einer von ihnen war – ist – das. Was auch immer. Nicht mein Typ. Definitiv nicht mein Typ.“