KAPITEL ZWEI

268 Words
KAPITEL ZWEI Hoch über der abgelegenen Insel mitten im Meer flog ein einsamer Drache. Er war klein, noch nicht ausgewachsen; sein Schrei war schrill und durchdringend, doch man konnte schon ahnen, wie mächtig er eines Tages werden würde. Triumphierend flog er mit pochenden Schuppen und flatternden Flügeln. Seine Kallen hielten das wertvollste umklammert, was er in seinem noch kurzen Leben gespürt hatte. Der Drache blickte hinab und spürte die Wärme zwischen seinen Krallen. E sah seinen wertvollen Besitz an. Er hörte ihn weinen, spürte, wie er sich wand, und war sicher, dass das Baby in seinen Krallen gesund und munter war. Guwayne, hatte der Mann geschrien. Der Drache konnte noch immer das Echo der Schreie hören, als er schon weit über ihm flog. Er war froh, dass er das Baby rechtzeitig gerettet hatte, bevor die Männer ihre Dolche in ihn rammen konnten. Er hatte Guwayne in letzter Sekunde aus ihren Händen gerissen. Er hatte seine Aufgabe, die ihm anvertraut worden war, gut erfüllt. Der Drache flog höher und höher über die einsame Insel, in die Wolken hinein, bereits außer Sichtweite der Menschen unter sich. Er flog über die Insel hinweg, über die Vulkane und Gebirgszüge, durch den Nebel, und immer weiter fort. Bald flog er über dem Meer und ließ die Insel hinter sich. Vor ihm lag die unendliche Weite des Meeres und des Himmels, nichts was die Monotonie für lange Zeit unterbrach. Der Drache wusste genau, wohin er flog. Er hatte einen Ort, an den er das Kind bringen würde, dieses Kind, das er schon jetzt mehr liebte, als Worte es auszudrücken vermochten. Einen ganz besonderen Ort.
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