Kapitel 1-2

2376 Words
Ich nahm Norths Ellbogen und führte sie von dem Mann weg, ehe ich nach rechts und in ein riesiges Wohnzimmer bog. Tierköpfe säumten die Wände und ein riesiger Zehnender oder Zwölfender Hirsch hing über einem kalten Kamin. Ich lief an den Gästen vorbei und in den angeschlossenen Raum. Noch ein Wohnzimmer. Wie viele Wohnzimmer hatte dieses Haus? Ich sah eine geöffnete Tür, führte North hindurch und schloss sie hinter mir, jedoch nicht bevor uns der Hund in das Zimmer gefolgt war. Er ließ sich auf den Teppich fallen und schlief prompt ein. Wir befanden uns in einem Büro mit einem riesigen Schreibtisch. Kleinere Tierköpfe säumten eine Wand, antike und uralte Gewehre die andere. „Meine Fresse, was für ein Raum ist das?“, fragte ich, während ich das Massaker an den Wänden betrachtete. „Das Heiligtum meines Vaters“, erklärte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Dekolleté ihres Kleides war nicht auffällig, aber die Bewegung drückte ihre Brüste nach oben und ich konnte die weichen Rundungen nicht übersehen. Ich blinzelte, dann wandte ich den Blick ab. „Hast du vor, ihn auch an die Wand zu hängen?“, fragte ich. Ihre Augen weiteten sich bei dem Vorschlag, dann lachte sie. Ihr Kopf neigte sich nach hinten und mir entging die lange Säule ihres Halses nicht. Sie war so verdammt hübsch. „Im Verlauf der Jahre habe ich darüber nachgedacht, aber jetzt ist der richtige Zeitpunkt, oder? In einigen Stunden wird er unter der Erde sein.“ Ihre Stimme war tief und heißer. Sexy und überraschend. „Du musst nur ein Wort sagen, Prinzessin, und ich werde es für dich erledigen lassen.“ Sie legte den Kopf zur Seite und musterte mich. „Ich erinnere mich an dich.“ „Ich erinnere mich auch an dich.“ Das Lächeln verrutschte. „Jocks älterer Bruder.“ „Das stimmt. Jed Barnett. Du und Jock haben eine gemeinsame Vergangenheit.“ Sie hatte meinen Bruder gedatet. Vermutlich hatte sie ihm ihre Jungfräulichkeit geschenkt. Dann hatte sie mit ihm Schluss gemacht, was ihren Daddy dazu bewogen hatte, den Deal, das Land meiner Eltern zu kaufen, für nichtig zu erklären. Sie wandte den Blick ab, aber sah nicht reumütig aus. Sie sah… eiskalt aus. „Das war vor langer Zeit. Ich habe gehört, dass er jetzt verheiratet ist und zwei Kinder hat.“ „Drei“, korrigierte ich. Ich war zwar über zehn Jahre älter als Jock, doch er war derjenige, der jemanden gefunden und sich niedergelassen hatte. „Im April ist sein kleines Mädchen auf die Welt gekommen.“ „Ich bin froh, dass er die Frau gefunden hat, die er lieben sollte.“ Bei ihrer Antwort legte ich die Stirn in Falten. Ich hatte mit einer zurückhaltenden Antwort gerechnet. Einer Berechnenden. „Was möchtest du?“, fragte sie. „Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich etwas möchte?“ „Du hast einen Pfarrer angelogen und mich hierhergeschleppt, Jed Barnett.“ Sie hob eine Hand, um auf das Zimmer hinzuweisen, in dem wir allein waren. „Die ganze Stadt ist hier. Die Hälfte davon ist hier, um das Innere dieser Villa zu sehen.“ Ich sah mich in dem protzigen Büro um. „Die Hälfte ist hier, um deinen Daddy in einem Sarg zu sehen.“ „Zu welcher Gruppe gehörst du?“, fragte sie und legte den Kopf auf die Seite. „Zu keiner von beiden.“ Nach ihren weit aufgerissenen Augen zu schließen, überraschte sie die Antwort. „Weshalb bist du dann hier?“ „Wegen dir.“ Meine Antwort war simpel. Mehr musste ich nicht sagen. Es war die Wahrheit, da ich Marshalls Befehle ausführte. Ich konnte ihm von diesem Vier-Augen-Gespräch erzählen. Damit würde ich ihn eine Weile zufriedenstellen. Was den s*x mit ihr anging? Wie ich bereits gesagt hatte, ich fickte nicht auf Befehl. Ich wollte North befriedigen, aber das würde ich nur für mich tun. Normalerweise war ich nie so scharf auf eine Frau. Klar, ich hatte Frauen angebaggert. Welcher Vierzigjährige hatte das nicht getan? Aber das hier war anders. Das hier war North Wainright. Sie würde eine Herausforderung darstellen. Oder? Mir entging nicht, dass sich ihre Pupillen weiteten. Oh ja, sie mochte diese Antwort, aber sie würde es sich nicht anmerken lassen. Mit dieser Frau wollte ich kein Poker spielen. „Im Ernst?“ Ich musterte sie von Kopf bis Fuß. „Todernst.“ „Du hattest dreizehn Jahre, um dich an mich ranzumachen“, entgegnete sie. „Warum jetzt? Warum auf der Totenwache meines Vaters?“ Ich lehnte mich an die Tür, damit sie nicht fliehen konnte, außer sie kletterte in diesem Kleid und High Heels aus dem großen Fenster. „Hättest du mich auf das Grundstück gelassen?“ Sie musterte mich. „Ich weiß es nicht. Bist du gefährlich?“ „Für dein Höschen.“ Sie lachte und verdrehte die Augen. „Das zieht bei anderen Frauen?“ Ich zuckte mit den Achseln. Ich war zwar undercover und in viele beschissene Lügen verstrickt, aber ich würde mich offen mit ihr unterhalten. Sie war zu klug für alles andere. „Ich habe kein Interesse an dem Höschen anderer Frauen. Mich interessiert nur deines. In meiner Tasche.“ Sie drehte sich um und ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen. „Du willst hier drin etwas anfangen? Nicht der“, sie strich mit der Hand über die Rückenlehne eines steifen Ledersofas, „gemütlichste Ort.“ „Dir würde es gefallen, wenn ich dich über die Armlehne dieses Sofas beugen würde.“ Ich deutete darauf. „Dieser Schreibtisch hat die perfekte Höhe, um dich darauf abzulegen und zu lecken. Ich würde sagen, ich könnte dich an der Wand ficken, aber das könnte mit dem toten Reh auf einer Seite und einem Elch auf der anderen ein wenig beengt sein.“ Ihr Mund öffnete sich und der Atem entwich ihr als leises Keuchen. „Ich soll einfach mein Kleid hochheben und die Beine für dich breit machen, weil du versaute Dinge sagst?“ Ich zuckte mit den Achseln und betrachtete das Kleidungsstück, das vermutlich mehr als mein Truck gekostet hatte. „Ich spreche nur Fakten aus.“ „Und noch einmal, warum jetzt? Ich hätte nicht gedacht, dass du die ausrangierten Freundinnen deines Bruders willst. Sagen das Männer nicht immer?“ Mein Kiefer mahlte. Die Vorstellung, dass Jock oder irgendein anderer Mann seinen Schwanz in sie gesteckt hatte, ließ mich rotsehen. Ich konnte nur daran denken, dass sie mein war. „Dein Daddy liegt draußen im Foyer in einem Sarg. Ich habe deine anderen Brüder nicht gesehen, aber East machte auf mich nicht den Eindruck, als würde er dich trösten wollen. Dachte, du könntest eine Schulter brauchen, an der du dich ausweinen kannst.“ Sie lachte erneut, obwohl sie gar nicht belustigt aussah. „Warum sollte er mich trösten, wenn ich keinerlei Grund habe, wegen des Tods meines Vaters zu weinen? Außerdem ist mich zu lecken etwas ganz anderes als eine Schulter zum Ausweinen.“ Sie war direkt. Das gefiel mir. Ich würde später darüber nachdenken, warum sie nicht um ihren Vater trauerte. „Was auch immer du brauchst, Prinzessin“, erwiderte ich. Ihre Augen wurden schmal und sie musterte mich. Ich blieb reglos, während ihr Blick über mich glitt, von der Spitze meiner polierten Arbeitsstiefel zu meinen dunklen Haaren. „Hat dich jemand anderes gefragt, was du brauchst?“ Ich bezweifelte es. Sie hatte diese kühle Kontrollsache am Laufen. Unberührbar. Sie antwortete nicht, aber daran, wie sich ihre Schultern strafften, erkannte ich, dass die Antwort Nein lautete. Interessant. Sie war eine Prinzessin, aber sie saß allein in einem hohen Turm. „Typisch. Ein Kerl denkt, eine Frau fühlt sich nur dann besser, wenn sie flachgelegt wird. Was willst du tun… mich mit ein paar Orgasmen weich kriegen?“ Genau das. „Die einzige Frau, die daran zweifeln würde, ist eine, die nur selten flachgelegt wird“, entgegnete ich. Röte kroch vom Ausschnitt ihres Kleides hoch zu ihren Wangen. Sie wandte sich ab. „Was möchtest du wirklich, Jed?“, fragte sie, während ich ihren perfekten Hintern bewunderte. „Geld? Eine Einstiegsmöglichkeit bei einem meiner Partner? Einen Job?“ Jetzt war ich derjenige, der sich aufregte. Ich wusste nicht, ob sich mein Cover als Loser, der alles verloren hatte, auszahlte und sie dachte, ich bräuchte etwas, um meine Rechnungen bezahlen zu können, oder ob sie zuvor angebaggert worden war. „Ich hab es dir schon gesagt.“ Sie drehte sich wieder um und ich fragte mich, wie es ihr gelang, in diesen High Heels nicht umzufallen. Frauen in Montana trugen nicht oft sportliche Businesskleidung und Absatzschuhe. Der Staat war in Bezug auf alles locker drauf. Doch ihr Look löste bei mir so einiges aus. Ich wollte sie in die Finger kriegen und dafür sorgen, dass ihre geschäftsmäßige Fassade einige Risse bekam. „Du kamst zur Totenwache, um meinem Vater die letzte Ehre zu erweisen. Du sahst mich, dein Schwanz wurde hart und du wolltest etwas dagegen unternehmen. Kein Mann geht so unverschämt vor.“ „Du hast recht. Ich sah dich. Mein Schwanz ist definitiv hart.“ Ihr Blick senkte sich auf die Vorderseite meiner Hose und ihre Augen weiteten sich. Ja, ich war groß. Es freute mich, zu wissen, dass sie beeindruckt war. „Ich will dich. Ich will zuschauen, wie du kommst und dabei meinen Namen schreist.“ Sie machte ein finsteres Gesicht und beäugte mich, als käme ich von einem anderen Planeten, einem, auf dem die Männer nicht nur an sich dachten. „Du willst mich zum Orgasmus bringen.“ Jetzt verengte ich die Augen zu Schlitzen. „Prinzessin, du sagst das, als hätte noch nie ein Mann dich an erste Stelle gestellt. Ich weiß nicht, ob ich sie verprügeln oder mich bei ihnen bedanken soll.“ „Ich komme zum Höhepunkt“, sagte sie und dann biss sie sich auf die Lippe, als wären ihr die Worte unbeabsichtigt rausgerutscht. Anscheinend gab North nur ungern etwas über sich Preis, nicht einmal die kleinste Wahrheit. „Mit einem Mann?“ Sie zuckte eine schmale Schulter, rümpfte die Nase und blickte von oben auf mich herab, obwohl ich einige Zentimeter größer war. „Wer braucht schon einen, wenn Batterien und hochwertiges Silikon die Aufgabe erledigen können?“ Ich schüttelte den Kopf und stieß mich von der Tür ab. „Nun das ist eine Schande. Eine Prinzessin wie du sollte einen Schwanz reiten, wann immer ihr danach ist.“ Meine Worte schockierten sie nicht. Sie verpasste mir keine Ohrfeige. Das würde ich einen Sieg nennen… bisher. „Und du bist hier, um dieser Schwanz zu sein?“ „Du bist von meinem beeindruckt und du hast ihn nur in meiner Jeans gesehen.“ Sie hielt inne, schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf. „Das ist verrückt. In meinem Posteingang warten vermutlich zweihundert E-Mails auf eine Antwort. Mein Assistent ist hier irgendwo, rennt kopflos herum und wartet darauf, mich darüber in Kenntnis zu setzen, dass die Dinge im Büro auseinanderbrechen, da ich dort kaum war, seit ich die Nachricht bezüglich Macon erhalten habe. Darüber hinaus habe ich ein Haus voller Leute am Hals und eine Leiche im anderen Raum.“ Leiche, nicht toter Vater. Ich schüttelte den Kopf über sie, als wären ihre Ausreden belanglos. Ich konnte mir den Scheiß, den sie an einem Tag erledigte nur ausmalen. Noch dazu in High Heels. Ich trat näher und streichelte ihre Wange. Beobachtete, wie ihre blauen Augen dunkel wurden. Ihre Haut war wie Seide unter meinen Knöcheln. Mein Daumen streichelte über ihre Unterlippe, hin und her. Dann, als sie mir nicht das Knie in die Eier rammte, senkte ich den Kopf und küsste sie. Ich beobachtete ihr Gesicht bis zur letzten Sekunde, als sich ihre Lider senkten. Eine Sekunde war sie steif, dann schmolz sie wie Wachs in der heißen Sonne dahin. Sie schmeckte nach Sonnenschein und Süße, das komplette Gegenteil von dem Bild, das sie der Welt absichtlich zeigte. Ich zog den Kuss nicht in die Länge, obwohl sie wie ein verdammter Traum küsste. „Du bist North Wainright“, raunte ich. „Wenn du meinen Schwanz willst, wenn du ihn jetzt willst, dann ermögliche das. Du erinnerst dich an mich und so wie sich deine Nippel gegen dein Kleid bohren, hat dir gefallen, was du damals gesehen hast und was du jetzt siehst. Du brauchst keinen Assistenten, der das in deinen Terminkalender einträgt.“ Sie blinzelte, als würde sie aus einer Trance erwachen. Dann musterte sie mich eine Minute, wobei ihre schlauen, blauen Augen über jeden Zentimeter von mir in Jeans und Hemd glitten, während ich den Stetson in meiner Hand hielt. Sie drehte sich um, ging zu der Wand mit den Gewehren und nahm eine Schrotflinte von den niedrigeren Halterungen. Ich wich zurück und hob die Hände vor mir hoch. Scheiße, ich war das alles vollkommen falsch angegangen. Ich mochte meine Eier und sie hatte anscheinend vor, sie mit einem Kaliber zwölf zu entfernen. Doch sie schaute nicht zu mir. Sie öffnete die Flinte, um nachzusehen, ob sie geladen war, dann klappte sie sie zu. Sie ging mit der Waffe um, als wüsste sie, was sie tat. Nachdem sie an mir vorbeigelaufen war, riss sie die Tür auf und marschierte aus dem Raum. Ich folgte ihr dicht auf den Fersen, was leicht war, da die Gäste einen Weg für sie freimachten. Sie ging zum Sarg ihres Daddys, hob den Arm und klappte den Deckel mit einem lauten Knall zu. Anschließend trat sie durch die geöffnete Eingangstür. Auf der Veranda hob sie die Schrotflinte hoch, als wäre sie ein Champion im Tontaubenschießen, und feuerte in die Luft. Der Knall brachte die Kristalle der Kronleuchter über meinem Kopf zum Erzittern. Es erklangen einige Schreie, viele keuchten und einige brachen in Panik aus. „Die Totenwache ist vorüber“, rief sie. „Alle Mann raus.“ Die Leute eilten wie Ratten, die von einem Lichtkegel erfasst wurden, aus dem Haus. Niemand stellte eine Frau infrage, die auf der Totenwache ihres Daddys mit einer Flinte um sich schoss. Zur Hölle, niemand stellte North Wainright infrage. Sie drehte sich um, blickte über die Schulter und ihr Blick begegnete meinem, während die Gäste an ihr vorbeiströmten. „Abgesehen von dir.“
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