Kapitel 2-3

998 Words
Alessia „Damit?“ Der Russe hebt das Testkit auf. Ich blinzle, dann schaue ich ihn mir zum ersten Mal genauer an. Er hat aschblonde Haare, stechend blaue Augen und mehrere Narben an seinem stoppeligen Kiefer. Er trägt ein einfaches weißes T-Shirt, das sich über seine knackigen Muckis spannt, und seine Arme und Finger sind mit Tattoos übersät. Zu meinem Leidwesen finde ich seinen Look auch noch sexy. Er ist ein moderner Schurke à la James Dean. Oder die Ghettoversion von Jeremy Renner. Er macht mir Angst und gleichzeitig törnt er mich an. Womöglich liegt das einfach an der ungebändigten maskulinen Stärke, mit der er mich gepackt hat. Womöglich arbeiten meine Hormone gerade auf Hochtouren, weil zwei meiner Brüder ihren Liebsten das Jawort gegeben haben. Mein Entführer neigt den Kopf zur Seite und zieht eine strenge Augenbraue hoch. „Ja, damit. Mach mich los.“ „Zaika, eine Sache sollten wir gleich klarstellen. Du sagst hier nicht, wos langgeht.“ Seinen starken Akzent sollte ich auch nicht sexy finden, tue ich aber. Ich tue es ihm gleich und ziehe ebenfalls die Augenbraue hoch: „Du brauchst mich lebend. Was bedeutet, dass ich meinen Blutzucker stabil halten muss. Also binde meine Hände los, damit ich meinen Blutzucker testen kann.“ „Nyet.“ So ein endgültig-klingendes Wort, das russische Nein. Er betrachtet das Blutzuckermessgerät; wahrscheinlich will er rausfinden, wie es funktioniert. Ich schaue zu, ohne meine Hilfe anzubieten. Allerdings ist er nicht dumm. Er nimmt die Stechhilfe zur Hand. „Von deinem Finger, nehme ich an?“ Ich gebe keine Antwort. Er packt meine gefesselten Handgelenke und löst einen Finger von den anderen. Sein Griff ist nicht gewaltsam, aber ich wähle den Moment, um meine Unzufriedenheit kundzutun, und schlage ihn mit beiden Händen auf die Nase. Nun, Schlag wäre eine lockere Umschreibung. Meine Hände sind zusammengebunden und ich kann nicht richtig zuschlagen oder ihm effektiv eine verpassen. Irgendwie wusste ich das auch vorher, aber ich wollte meinen Unmut geltend machen. Es ist eine Kriegserklärung. Ich breche ihm nicht die Nase. Nicht einmal bluten tut sie. Cristo, ich bin nicht mal sicher, ob ich ihm wehgetan habe, aber er reagiert prompt; er reißt meine Hände runter und heftet sie auf die Matratze, sodass ich zur Seite falle. Mit funkelnden Augen türmt er sich über mir auf. Oh nein. Interessiert er sich für mich? Erst jetzt erinnere ich mich an seine Warnung, nämlich dass ihn unser anfängliches Gerangel erregt hatte. Und mein törichter Körper springt direkt darauf an, zwischen meinen Beinen staut sich die Hitze, als wäre das hier eine Art Paarungsritual und keine brutale Entführung. Okay, also so brutal ist es nun auch wieder nicht. „Nicht hauen, Zaika. Die Strafe würdest du bereuen.“ Warum kribbelt beim Wort Strafe mein Intimbereich? Ich befeuchte meine Lippen. „Welche Strafe?“ Ich sollte ihm nicht noch die Genugtuung geben und nachfragen, aber das tue ich. Sein Grinsen ist versaut. Dann streift er einen meiner rosa Pumps ab und wirft ihn auf den Boden. „Schlag mich noch einmal und du verlierst deine Kleidungsprivilegien. Dann kommt das Kleid weg, Printsessa.“ Er zieht mir den anderen Schuh aus. Ich muss an mein feuchtes Höschen denken sowie an die Tatsache, dass nur ein dünnes Stoffstück meine Muschi von diesen rauen Händen trennt. Zwischen meinen Beinen macht sich ein langsames Pochen bemerkbar und meine Nippel versteifen sich. Ich fürchte, ich könnte rot im Gesicht werden, und versuche ihn abzulenken. „Was ist Zaika?“ Sein tödliches Lächeln ist zurück. „Häschen. Jetzt sei brav und gib mir deinen Finger.“ Ich strecke meinen Mittelfinger aus. Seine Augen funkeln, als ob er die Herausforderung liebt. Eine Welle sexueller Spannung trifft mich mit voller Wucht, als er ihn festhält und mit der Nadel pikst und dann einen Tropfen Blut auf den Teststreifen drückt. Er steckt ihn ins Messgerät rein und hält mir den Bildschirm hin, damit ich das Ergebnis ablese. „Immer noch zu niedrig“, sage ich. „Ich brauche Insulin.“ Er nimmt eine Injektionsspritze und eine Flasche Insulin zur Hand. Wieder findet er ganz alleine raus, wie das Ganze funktioniert, und zieht die Spritze auf. „Wo?“ Diesmal werde ich definitiv rot. „Du kannst es mir in den Arm geben.“ Er kneift die Augen zusammen, als er mein Unbehagen registriert. „Wo spritzt du es normalerweise hin?“ Ich hebe den Kopf. „Das geht dich nichts an.“ Sein Mundwinkel biegt sich nach oben. „In den Arsch?“, mutmaßt er. „In meinen Bauch!“, zische ich. Seine Augen strahlen und er greift nach dem Saum meines Kleides. „Was, Zaika? Hast du Angst, ich könnte dein pinkes Unterhöschen sehen?“ Mein Hals und meine Ohren werden ganz heiß, als er langsam den Saum nach oben schiebt und erst meine Schenkel und dann meinen Slip entblößt, bis er meinen Bauchnabel erreicht. Seine Fingerknöchel streichen kurz über die Vorderseite von meinem Slip und lassen meine Innenschenkel beben. „Glaubst du nicht, dass ich diese hübschen Dinger nicht schon längst gesehen habe, als du in meinem Kofferraum warst? Oder auf meinem Bett?“ Mir wird flau im Magen. Heilige Maria. Das ist sein Bett? Ich bin sowas von am Arsch. Vielleicht wird mir jetzt erst das Ausmaß meiner Situation bewusst. Vielleicht setzen Vernunft und Angst ein, aber aus irgendeinem Grund schießen mir plötzlich die Tränen in die Augen. Ich wende blinzelnd den Blick ab. Ich ärgere mich, weil er mich so gesehen hat. Er kneift etwas von meinem Bauchfleisch zusammen und injiziert mir die Spritze, dann umklammert er meinen Kiefer. „Nicht weinen. Wenn du brav bist, wird dir nichts passieren. Ich möchte deinen Brüdern eins auswischen, nicht dir.“ Er ist auf einmal wie ausgewechselt und ich blicke ihm überrascht in die Augen. Er senkt sein Kinn und dann wendet er mir den Rücken zu. Ich schließe die Augen und blende ihn aus. Ich blende sein Zimmer aus. Mein neues Gefängnis.
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