Kapitel 1
Vlad
Hammer. Gerade, als ich dachte, dass ich eine fette Pechsträhne haben muss, präsentiert mir das Universum eine goldene Gelegenheit.
Zwei Monate lang habe ich jetzt das Bellisimo und Nico Tacone observiert.
Die Tacones haben mein gesamtes Geschäft lahmgelegt. Während ich in Moskau war und mich um Mutters Kram gekümmert habe, haben Junior Tacone und seine Brüder den Betrieb in Chicago ruiniert. Zugegeben, Ivan, also mein idiotischer Vize, wollte sie allesamt ausschalten und ihrer Einflussnahme für immer ein Ende setzen. Aber er hat versagt. Ich weiß nur, dass sechs meiner besten Männer tot in einem italienischen Café gefunden wurden.
Victor hatte Ivan damit beauftragt, das Straßengeschäft aufzubauen, aber er war zu engstirnig und machthungrig, um etwas daraus zu machen. Und als ich nach Chicago geschickt wurde, sah er in mir eine Bedrohung für seine Autonomie. Ich hatte ein Treffen mit Junior arrangiert, um die Tacones in mein Geldwäschegeschäft einzubinden – um ihr Portfolio zu diversifizieren –, aber Ivan hat alles zunichtegemacht. Als meine Mutter starb und ich nach Moskau fliegen musste, hat er meine Abwesenheit genutzt, um möglichst die Italiener zu eliminieren und die Unterwelt von Chicago zu übernehmen.
Er hat Junior Tacone unterschätzt. Sechs unserer Jungs haben ihm mit ihren Knarren aufgelauert und Junior hat sie allesamt im Alleingang erschossen.
Es ist nicht der Verlust unseres Geschäfts in Chicago, was mir Kopfschmerzen bereitet. Ich kümmere mich um die richtig großen Finanzoperationen der Bratva. Ich bin derjenige, der unsere Geldwäschekonten verwaltet. Aber gleich alle Männer in meiner Zelle zu töten? Das ist inakzeptabel. Und Victor, unser Pakhan, hat mir befohlen, Rache auszuüben, und genau deswegen bin ich hier.
Die Tacones mögen mir zwar einen Gefallen getan haben, indem sie Ivan den Gar ausgemacht haben, aber trotzdem schulden sie mir etwas.
Victor würde Blut verlangen und alle töten, die Junior Tacone irgendwie nahestehen. So tickt er halt. Aber ich bin nicht der Typ dafür. Ich bin zwar mit der Gewalt und dem Vergeltungsdrang der Organisation groß geworden, aber mich interessiert vor allem das Geld.
Und die Tacones haben eine Menge Geld.
Aber es kommt nicht aus ihrem Business in Chicago. In den vergangenen Jahren hatten sie ihren Kreditverleih bereits stark runtergefahren und seit ich zurück bin, haben sie komplett dicht gemacht.
Also bin ich nach Vegas gekommen. Wo sie eines der lukrativsten Casinos im ganzen Land betreiben. Und ich habe die beiden Tacones, die es leiten, im Auge behalten und mir überlegt, wie ich das Ganze anstellen werde. Ich denke darüber nach, eine ihrer Frauen zu kidnappen. Eine einfache Lösegelderpressung. Beide Männer sind ihren Frauen – oder Freundinnen – treu ergeben.
Und eben ist für mich alles noch viel einfacher geworden. Heute Nachmittag sind nämlich zwei Limousinen mit der gesamten Tacone-Familie vorgefahren – den drei Brüdern aus Chicago, einer Freundin, der Mutter und einer hübschen Schwester Anfang zwanzig.
Eine geschwätzige Cocktailkellnerin hat mir alles erzählt. Wie sich herausgestellt hat, sind sie für Juniors Hochzeit angetanzt – einer spontan angesetzten Sache. Für die Feier wurden die oberen Etagen des Casinos abgesperrt. Und den Gerüchten nach soll Stefano, der jüngste Bruder, gleich auch noch seine Verlobte heiraten.
Ihr Familienstand geht mir jedoch ziemlich am Arsch vorbei.
Einzig und allein ein Tacone interessiert mich.
Die liebliche Alessia – die kleine Schwester aller fünf Multimillionärsbrüder. Ich habe lange darüber nachgedacht, welche Frau ich wählen soll – welcher Mafioso am meisten für seine Liebste hinblättern würde. Jetzt ist alles ganz einfach. Ich nehme diejenige, die ihnen allen am Herzen liegt.
Und damit meine ich nicht ihre Mutter.
Dass ich Alessia der alten Dame vorziehe, hat natürlich auch mit ihrer makellosen Modelfigur, ihren kilometerlangen Beinen und ihrem bezaubernden Gesicht zu tun. Wenn ich mich schon mit einer Tacone-Frau verschanze, dann genauso gut mit derjenigen, die hübsch anzuschauen ist.
Jetzt muss ich nur noch einen von den Kellnern k.o. schlagen, bevor sie das Essen für die Hochzeitsfeier hochbringen, und seine Uniform überziehen.