PROLOG
FORD
Buck und ich trugen das leere Fässchen zwischen uns.
Hier in Sparks gab es keinen Krieg. Keine Feinde. Die einzige Möglichkeit, heute Nacht zu sterben, bestand in einer Alkoholvergiftung oder einem Bärenangriff.
Wir waren es gewöhnt, uns im Schutz der Dunkelheit zu bewegen. Für gewöhnlich taten wir das jedoch, um Feinden auszuweichen, nicht um unter dem schwarzen Nachthimmel Montanas ein Feld zu überqueren.
Seit über sechzehn Monaten war keiner von uns zu Hause gewesen und ich hatte vergessen, wie dunkel es hier wurde. Es gab keine Großstädte in der Nähe. Auch keine Wüste. Wir trugen weder unsere Arbeitsuniform noch mehrere Waffen.
„Hast du gehört, dass Lee Anders die Autowerkstatt seines Dads übernimmt?“, fragte Buck.
„Ich weiß. Das Exotischste, was er von der Welt sehen wird, sind die Bauteile eines siebenundsechziger GTO.“ Ich atmete tief ein.
Fuck, ich vermisste diesen Duft. Der Geruch von Kiefern und feuchter Erde erinnerte mich genauso stark an Zuhause wie Oma und Opa. Oder die zwanzig Freunde aus der Highschool, die gerade auf dem abgelegenen Stück Land hinter uns dieses Fässchen geleert, Musik gehört, miteinander rumgemacht und herumgealbert hatten.
„Die Bauteile, die ich gerne sehen will, sind die von Kenzie Michelson. Sie war in der Highschool heiß, aber hast du sie heute Abend gesehen? Waren ihre Hupen schon immer so groß?“ Buck hielt grinsend seine Hände hoch, um zu zeigen, für wie groß er sie hielt.
„Warum zur Hölle hilfst du mir, dieses Fass zu tragen, wenn du stattdessen Kenzie aus ihrem Höschen helfen könntest?“
Unsere langen Beine überwanden die Distanz zwischen der Party und dem Truck im Nu. Das Treffen war an der üblichen Party-Stelle am Bach, die ursprünglich gewählt worden war, damit meine Großeltern nichts von den spätabendlichen Treffen mitbekamen. Natürlich war es dumm von mir gewesen, zu denken, sie würden nichts bemerken. Damals, als sie von den Partys erfahren hatten, waren sie stinksauer gewesen, doch jetzt? Ich war dreiundzwanzig Jahre alt. Ich hatte seit Jahren Haare an den Eiern, war ein SEAL geworden und in den Krieg gegangen. Keinen von ihnen interessierte es, wenn ich mich mit ein paar alten Freunden betrinken wollte. Zur Hölle, sie freuten sich, dass ich unversehrt war. Und zu Hause.
Sie waren auf einem dreitägigen Ausflug zu einem Casino, wo sie sich selbst amüsierten.
„Sie ist keine Hafenaffäre“, entgegnete Buck und blieb stehen, als wir den Truck erreichten. Er lehnte sich an das hintere Wagenende. „Trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie mich als Fahrkarte aus der Stadt benutzen will.“
Ich erinnerte mich an Kenzie, an ihre großen Titten und alles. Ich hatte in der Highschool darauf geachtet, wo ich meinen Schwanz reinsteckte, denn ich hatte Pläne. Pläne, die kein Überraschungsbaby und eine Ehefrau im Alter von achtzehn Jahren beinhalteten. Ich hatte aus Sparks rausgewollt, um in Opas Fußstapfen zu treten und mich dem Militär anzuschließen. Also verstand ich Bucks Begründung. Wir waren beide für etwas Spaß zu haben, aber nicht für mehr als das.
Ich zog die Heckklappe runter und sprang auf die Ladefläche. f**k, ich liebte diesen Truck. Ich hatte ihn gekauft, als ich sechzehn Jahre alt gewesen war, nachdem ich den Sommer damit verbracht hatte, im Agrar-Shop zu arbeiten. Dort hatte ich Getreidesäcke, Heuballen und anderen schweren Landwirtschaftsmist herumschleppen müssen. Das hatte mir dabei geholfen, mich für die Grundausbildung und irgendwann das BUD/S-Training in Form zu bringen.
Letzteres war die Hölle gewesen, doch ich hatte Buck gehabt, der mir immer, wenn ich hinschmeißen wollte, gesagt hatte, dass ich nicht so ein Weichei sein sollte. Jetzt musste ich ihm anscheinend gut zureden, damit er flachgelegt wurde oder wenigstens seine Ladung verspritzen konnte. Dazu hatte er keine Gelegenheit, wenn wir im Einsatz waren.
„Lass dir von ihr einen blasen“, riet ich ihm. „Davon wird sie nicht schwanger.“
So. Problem gelöst.
„Glaubst du, wir werden hier jemals wieder reinpassen?“, fragte Buck und sah sich um. Kenzie war nun vergessen. In der Dunkelheit konnte man lediglich die Rückseite des Hauses und dahinter einen Teil von Opas Werkstatt ausmachen.
„Wer weiß das schon. Ich habe die Höllenwoche nicht überlebt, um mein Geld damit zu verdienen, Weizen anzubauen und einen verdammten Traktor zu fahren.“
„Vermisst du es?“ Buck legte den Kopf schief, wie er es häufig tat.
Das Rücklicht tauchte sein Gesicht in ein gruseliges Licht. Seine blonden Haare waren fürs Militär kurz rasiert. Er hatte sich seit Tagen nicht rasiert, konnte sich jedoch nach wie vor keinen Bart wachsen lassen. Nicht einmal einen Schnurrbart. Buck war zwei Zentimeter größer als ich und schlanker. Er war ein schneller Schwimmer, im Nahkampf war ich allerdings auf einer Höhe mit ihm. Niemand aus dieser Gegend verstand, worum es in unseren Leben ging. Was wir ertrugen, damit sie neben einem Lagerfeuer vögeln konnten.
„Sparks?“ Ich rieb mit einer Hand über meinen Nacken. Es war Ende August und der Sommer hielt sich noch. Gerade so. Die Luft war kühl und das hier war Montana. Wir hatten noch eine Woche, bevor wir in San Diego erwartet wurden. Dass sich das Wetter änderte, war so weit nördlich und in diesen Höhenlagen jedoch immer eine Möglichkeit. „Ich vermisse den Schnee.“
Buck seufzte. „Ich denke nicht, dass ich jemals wieder einen Strandurlaub machen kann. Scheiße, ich hasse Sand.“
Ich musste lachen. Afghanistan war verflucht heiß und ein verdammter Sandkasten. Dieser Scheiß fand seinen Weg überallhin. An Stellen, die ich nie für möglich gehalten hätte.
„Ich komme hier klar“, informierte ich ihn. „Ich kann das Fass allein tragen. Geh und vergnüg dich mit Kenzie.“ Ich hegte keinerlei Absichten, meinem besten Freund die Tour zu vermasseln. Wir hatten Heimaturlaub. Unsere befehlshabenden Offiziere erwarteten, dass wir uns entspannten und vögelten.
„Was ist mit dir?“, wollte er wissen.
Ich hob das Fass aus der Wanne, wobei das Eis hin und her schwappte, und stellte es neben mir auf die Ladefläche. „Was ist mit mir?“
„Gibt es hier irgendeine p***y, auf die scharf bist?“
Ja, die gab es definitiv. Indigo. Bucks Schwester. Seine kluge, umwerfende, knapp achtzehnjährige Schwester. Diejenige, die uns immer hinterherlief, als sie noch ein Kind war. Die einen Haufen Mist anstellte, nur um die Aufmerksamkeit ihres großen Bruders zu erregen. Als wir zum Trainingslager aufgebrochen waren, war sie dreizehn Jahre alt gewesen. Doch jetzt?
Heilige Scheiße. Indi war kein kleines Kind mehr. Sie war eine Schönheit. Blonde Haare, die lang über ihren Rücken fielen und die sie nicht mehr in zwei Zöpfen trug. Ein straffer, kurviger Körper mit prallen, hohen Titten. Und ein Arsch, der wahrscheinlich Walnüsse knacken konnte. Klug und witzig und vertraut auf diese Art, bei der man das Gefühl hat, man käme nach Hause. Woher ich das alles wusste?
Die Buchanans hatten mich vor einigen Abenden zum Essen eingeladen und sie war dagewesen. Mit gebräunter Haut. Vollen Lippen. Dunkelblauen Augen, die jede meiner Bewegungen verfolgten.
Ich hatte einen Blick auf sie geworfen und mein Schwanz war sofort hart geworden.
Für Bucks kleine Schwester.
Er hatte gesehen, wie ich sie angestarrt hatte. Vielleicht hatte ich das eine Sekunde zu lang getan, denn er hatte mir einen ernsten Blick zugeworfen. Einen ich werde dir den Schwanz abschneiden und dir füttern, ehe du weißt, wie dir geschieht Blick.
Ich hatte es noch nie mit dem Bro-Code zu tun bekommen, weil, zur Hölle, ich war nicht scharf auf Minderjährige. Indi war allerdings nicht mehr zu jung oder ein kleines Mädchen. Sie war perfekt.
Perfekt tabu.
Also antwortete ich meinem besten Freund auf die einzige Weise, bei der ich meinen Schwanz nicht verlieren würde: „Ne.“
Er neigte den Kopf zum Haus. „Bist du dir sicher?“
Ich sah in die Richtung und entdeckte einen weißen Spitzen-BH, der vom Türgriff baumelte.
Er grinste. „Ich muss kein Genie sein, um zu wissen, dass der für dich ist.“
Ich sprang von der Ladefläche und meine Stiefel schlugen auf der harten Erde der Einfahrt auf. Ich zog das Fass auf die Ladeklappe, dann schob ich es zu ihm.
„Hier. Ich werde nachschauen, was dort drin los ist.“
One-Night-Stands waren für mich in Ordnung. Tatsächlich war das die einzige Art von s*x, die ich hatte. Es war nicht so, als würde ein SEAL ein geregeltes Arbeitsleben führen. Freundinnen und Ehefrauen wussten nicht, wann ihre Männer durch die Tür kommen würden. Oder, ob sie es jemals wieder tun würden.
Ich kannte die Überlebenschancen eines Soldaten, insbesondere die eines SEALs. Ich hatte den Job freiwillig angetreten. Sogar meine Großeltern verstanden die Risiken, da Opa in Vietnam gekämpft hatte. Ich würde jedoch keiner Frau diesen Mist antun. Das war ihr gegenüber nicht fair.
Der BH an meiner Haustür? Wem auch immer er gehörte, war in meinem Haus. Ungebeten. Selbst, wenn sie – was sehr wahrscheinlich war – s*x verlangte. Ich mochte keine Überraschungen. Ich mochte keine Hinterhalte, auch nicht, wenn eine p***y auf mich wartete. Denn ich war dazu ausgebildet worden, am Leben zu bleiben. Auf Scheiß wie diesen zu achten.
Das hier war jedoch kein Krieg und die Frau, die keinen BH mehr trug? Sie war garantiert nicht mein Feind. Da mein Schwanz auch im Urlaub war, wurde er hart wegen dem, was mir angeboten wurde.
Buck schlug mir auf den Rücken. „Viel Spaß.“
Er stemmte das tropfende Fass auf seine Schulter und schleppte es zurück zum Lagerfeuer. Er verschwand in der Dunkelheit und ich zog los, um den BH von der Tür zu reißen. Nach der Körbchengröße zu urteilen, hatte die Frau, die ihn ausgezogen hatte, eine hübsche Handvoll. Perfekt.
Ich betrat die vertraute Küche. Das Haus war ruhig und nur das Licht über dem Herd brannte. Nachdem ich ins Wohnzimmer gespäht und es leer vorgefunden hatte, erklomm ich die hintere Treppe zu meinem Schlafzimmer. Ein Lichtstreifen war unter der geschlossenen Tür zu sehen. Ich nahm mir eine Sekunde, um meinen jetzt harten Schwanz zu verlagern, bevor ich den Türknauf drehte.
Heilige verdammte Scheiße.
Es war Indi und sie war nackt.
In meinem Bett.
„Hey, Ford.“