Du bist im dazwischen

1152 Words
Mischa ist auf dem Weg nach Hause. Die Sonne strahl warm und freundlich vom Himmel. Vögel zwitschern und der Geruch von Frühling liegt in der Luft. Sie seufzt, als sie so die Straße entlang schlendert. Fast hat sie den Zebrastreifen erreicht, als sie einen jungen Mann die Straße in ihre Richtung überqueren sieht. Gleichzeitig sieht sie wie eine Frau in einem Auto zur Seite schaut und ihr Handy in die Hand nimmt. Der junge Mann achtet nicht auf den Verkehr und die Frau scheint immer wieder Blicke auf das Handy zu werfen. Es ist als würde die Zeit langsamer laufen und nur ihre, Mischas Zeit wäre normal. Sie rennt los und schubst den jungen Mann vom Auto weg, das Auto trifft Mischa an der Seite und sie wird durch die Luft geschleudert, bis sie sich mehrfach überschlägt, landet und ihr Hinterkopf heftigst auf den Straßenbeton knallt. Dann nimmt sie nichts mehr wahr. Alles um sie herum wird schwarz. Sie wacht auf einer Wiese auf und sieht sich um. Keine Straße, nur diese Wiese, umgeben von Wolken. Ein kleiner Teich ist zu sehen – ein paar Blumen und ein wunderschöner Kirschbaum, der in voller Blüte steht. Sie steht auf und wundert sich wo sie ist, als plötzlich eine schwarze Katze vor ihr auftaucht. „Hallo, ich bin System 39875 und ich stehe dir zur Seite.“ Mischa blinzelt verwirrt: „Wie bitte?“ Wieder öffnet die Katze den Mund und die Worte: „Hallo, ich bin System 39875 und ich stehe dir zur Seite.“ Mischa starrt die Katze an: „Du bist eine Katze, Katzen können nicht reden.“ „Ich bin keine Katze, ich erscheine nur in dieser Form. Ich bin System 39875.“ Mischa schüttelt den Kopf: „So nenne ich dich nicht. Auf keinen Fall. Viel zu lang, ich nenne dich Nefe.“ System 39875 antwortet: „Nefe?“ Mischa nickt: „Na klar, Nefe wie Nefertiti. Das bedeutet Nofretete auf Deutsch und war eine ägyptische Königin.“ System 39875: „akzeptiert.“ Mischa sieht sich um „Nefe, wo bin ich hier?“ Nefe erklärt: „Du bist im dazwischen.“ Mischa blinzelt: „Was ist das dazwischen und wieso bin ich hier?!“ Nefe : „Nun, du hattest diesen Unfall und dein Körper liegt im Koma. Und da deine Seele formbar und kompatible ist, habe ich dich ausgewählt mir zu helfen?“ Mischa schüttelt den Kopf: „Entschuldige bitte, aber dafür habe ich echt keine Zeit.“ Nefe legt den Kopf schief und erklärt: „Du liegst im Koma, klar hast du Zeit. Und da du schon mal hier bist, kannst du sowieso nicht weg bis die Aufgabe erfüllt ist. Hast du schon mal von der These gehört, dass es unendlich viele Parallelwelten gibt, in denen überall eine weitere Person, nennen wir sie Mischa 1 und Mischa 2 , etc lebt. Aber die Welten sind nicht alle in der gleichen Zeit. Manche sind in der Vergangenheit, manche in der Zukunft, aber eins haben alle gemeinsam. Mischa1, Misch 2, Mischa 3…usw. treffen auf einen Unfall, einen Mordanschlag, werden geschlagen, misshandelt, du verstehst?“ Mischa nickt, „Sie sterben also alle?“ Nefe springt auf und wirbelt die Pfoten: „DingDingDingDing!!!!!!!!!!!“ Dann betrachtet sie Mischa: „Natürlich hast du nicht überall den gleichen Namen, aber du musst den Platz der gestorbenen Mischa einnehmen und dann verschiedene Aufgaben ausführen. Ist die Aufgabe erledigt, kommst du wieder hierher und gehst dann in eine andere Welt. Ich unterstütze dich bei allem was du brauchst.“ Mischa schüttelt den Kopf: „Was wenn ich das nicht will?“ Nefe: „Hey, sie brauchen dich und damit ihre Seelen Ruhe finden können, ist es essentiell die Aufgaben zu erledigen. Und es ist absolut Notwendig, dass sie happy ins Jenseits gehen, damit sie wiedergeboren werden können.“ Mischa sieht sie an: „Warum?“ Nefe: „Das ist schwer zu erklären. Du kannst Punkte gewinnen, wenn du deine Aufgaben gelöst hast.“ Mischa: „Was wenn ich es nicht schaffe die Aufgabe zu lösen, oder sterbe?“ Nefe, „Keine Sorge, ich beschütze dich.“ Mischa stupst das System an: „Wieso konntest du die betreffenden Mischa´s nicht schützen?“ Nefe räuspert sich: „Es gibt einfach nicht genügend Systeme um das zu tun und es sind nicht unendliche Parallelwelten, sondern endliche.“ Mischa hakt nach; „Wenn ich in einem der Leben was lerne, ist es dann weg, wenn ich ins nächste Leben muss?“ Nefe schüttelt den Kopf, „So etwas wie Wissen oder ein ausgelebtes Talent bleibt dir, aber Erinnerungen an die Interaktionen mit anderen werden nach jeder Reise gelöscht.“ Mischa nickt, „Ok, das ist ein Deal. Was noch? Können wir Dinge mitnehmen? So von einer Welt in eine andere?“ Nefe nickt, „Es gibt so etwas wie eine Systemtasche da drin kann etwas untergebracht werden.“ Mischa nickt: „Na gut, weißt du schon wo wir hingehen?“ Nefe nickt, „Ja, die Seele hat gerade den Körper verlassen. In drei…….. zwei…….. eins……“ Ein blendendes weißes Licht umrundet Mischa und sie fühlt wie sie durch die Luft fliegt, bis alles um sie herum schwarz wird. Langsam öffnet sie die Augen und stöhnt leise. Ihr Körper scheint von blutigen Striemen und blauen Flecken übersät zu sein. Sie schaut sich um und stellt fest, dass sie in einem dunklen Kellerloch steckt. Neben ihr liegen ein paar kaputte Hanfstricke und ihre Handgelenke und Fußgelenke weisen Abschürfungen auf. Plötzlich poppt Nefe vor ihr auf, umrundet von einem weichen Licht. „Nefe, was ist hier passiert?“ Nefe erklärt: „Hier heißt die Person Mischa, ganz genau wie du. Sie wurde adoptiert, damit sie ihr Herz an ihre Schwester geben kann. Jetzt hat ihre Schwester sich aber gut erholt und will Mischa als Stiefschwester nicht mehr in ihrer Familie haben. Sie hat dich in eine Falle gelockt und eine Straßengang bezahlt dich zusammen zu schlagen. Heute findet eine Geburtstagsparty im Haus statt und sie will, dass niemand weiß wer du bist. Die Mischa hier, hat sehr gelitten, erhielt ein Bett im Keller und nur die Reste vom Essen. Sie ist unterernährt und weil sie nur mit eiskaltem Wasser baden kann, ist sie immer ein bisschen schmuddelig. In der Schule macht sich jeder über sie lustig.“ Mischa kneift die Augen zusammen, „Dann wollen wir mal.“ Während der Erklärung von Nefe spielte sich ein innerliches Kino vor ihr ab und sie hat nun alle Erinnerungen der anderen. Nefe fragt: „Was hast du vor?“ Mischa lächelt ein kaltes erbarmungsloses Lächeln: „Was ist meine Aufgabe hier?“ Nefe erklärt: „Sie möchte Rache nehmen an allen, die an ihrer Situation beteiligt sind. Wie schwer die Rache ist, kannst du entscheiden. Sie wünscht sich nur jemanden, der zu ihr steht und sie unterstützt.“ Mischa krempelt innerlich ihre Ärmel hoch, „Nun, ich bin kein Feigling.“
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