KAPITEL FÜNF

674 Words
KAPITEL FÜNF Kendrick hatte noch nie zuvor so sehr geschätzt was Freiheit – wahre Freiheit – bedeutete. Bis zu diesem Tag. Die Zeit, die er eingesperrt in einem Kerker verbracht hatte, hatte seine Sicht des Lebens verändert. Nun schätzte er jedes noch so kleine Ding – das Gefühl der Sonne, den Wind im Haar, einfach draußen zu sein. Auf seinem Pferd zu reiten, die Erde unter den Hufen vorbeischnellen zu spüren, wieder in einer Rüstung zu stecken, seine Waffen zurückzuhaben und mit seinen Waffenbrüdern zu reiten ließen ihn fühlen, als wäre er aus einer Kanone geschossen worden – sorglos wie nie zuvor. Kendrick galoppierte, lehnte sich flach in den Wind, sein enger Freund Atme an seiner Seite. So dankbar, für seine Brüder kämpfen zu dürfen, nicht noch eine Schlacht zu verpassen, und begierig, seine Heimatstadt von den McClouds zu befreien und sie für die Invasion zur Rechenschaft zu ziehen. Er ritt mit einem kaum stillbaren Drang zum Blutvergießen, obwohl er genau wusste, dass das eigentliche Ziel seines Zorns nicht die McClouds waren, sondern sein Bruder Gareth. Er würde ihm niemals verzeihen, dass er ihn dafür in den Kerker geworfen hatte, dass er ihn beschuldigt hatte, seinen Vater umgebracht zu haben. Dafür, dass er ihn vor allen seinen Männern hatte wegschleppen lassen – und dafür, dass er versucht hatte, ihn umzubringen. Kendrick wollte Rache an Gareth – aber da er die nicht haben konnte – zumindest nicht heute – würde er seinen Zorn an den McClouds auslassen. Doch wenn Kendrick nach King’s Court zurückkehren würde, dann würde er sich der Dinge annehmen. Er würde tun was er konnte, um seinen Bruder abzusetzen und seine Schwester Gwendolyn als neue Herrscherin einzusetzen. Sie näherten sich der geplünderten Stadt, und riesige schwarze Rauchschwaden, die Kendrick’s Lungen mit beißendem Rauch füllten, zogen ihnen entgegen. Es schmerzte ihn, eine Stadt der MacGils so zu sehen. Wenn sein Vater noch am Leben gewesen wäre, und wenn Gareth nicht nach ihm den Thron bestiegen hätte, wäre das nie passiert. Es war eine Schande, ein Fleck auf der Ehre der MacGils und der Silver. Kendrick betete, dass sie nicht zu spät kamen, um diese Menschen zu retten; dass die McClouds nicht schon zu lange da waren, und dass nicht zu viele Menschen verletzt oder getötet worden waren. Er gab seinem Pferd die Sporen, ritt vor den anderen her, während sie alle einem Bienenschwarm gleich auf das offene Stadttor zuritten. Sie stürmten hindurch. Kendrick zog sein Schwert und bereitete sich darauf vor, einer Vielzahl von McCloud Kriegern zu begegnen, als sie in die Stadt ritten. Er stieß einen lauten Schrei aus, genauso wie alle anderen Männer um ihn herum, und wappnete sich für den Zusammenstoß. Doch als er durch das Tor auf den staubigen Hauptplatz zuritt, war er ratlos über das, was er sah: Nichts. Um ihn herum konnte er die Zeichen einer Invasion sehen – Zerstörung, Feuer, geplünderte Häuser, aufgetürmte Leichen, zusammengekauerte weinende Frauen. Er sah getötete Tiere und Blut an den Wanden der Häuser. Es muss ein Massaker gewesen sein. Die McClouds hatten diese unschuldige Stadt und ihre Bevölkerung verwüstet. Der Gedanke daran ließ Kendrick übel werden. Sie waren Feiglinge! Doch was Kendrick sprachlos machte als er durch die Stadt ritt war, dass die McClouds nirgendwo zu sehen waren. Er konnte es nicht verstehen. Es war, als ob sich ihre ganze Armee bewusst zurückgezogen hätte. Als ob sie gewusst hatten, dass sie kommen würden. Die Feuer brannten noch und es war klar, dass sie nicht ohne einen Zweck angezündet worden waren. Es begann Kendrick klar zu werden, dass das alles nur eine Ablenkung gewesen war. Dass die McClouds die Armee der MacGils ganz bewusst an diesen Ort gelockt hatten. Doch warum? Kendrick fuhr herum, blickte sich um, um zu sehen, ob einer seiner Männer fehlte. Ob jemand vielleicht woanders hin gelockt worden war. Sein Verstand wurde von einem neuen Gefühl überwältigt. Dem Gefühl, dass all das nur dem einen Zweck gedient hatte, eine Gruppe seiner Männer vom Rest abzuschneiden, und sie anzugreifen. Er sah sich überall um, und fragte sich, wer fehlte. Und dann traf es ihn. Eine Person fehlte. Sein Knappe. Thor. .
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