Kapitel 2-1

1371 Words
2 Destin tauchte durch die Wellen und begann in Richtung Ufer zu schwimmen. So sehr es ihm auch widerstrebte, aber er musste zurück zum Haus. Er hatte Ami versprochen, ihr heute Morgen ein paar mausförmige Pfannkuchen zu machen, so wie er sie früher für ihre Mutter gemacht hatte. Er war nur ein paar Züge geschwommen, als er aus dem Augenwinkel etwas unter Wasser funkeln sah. Er tauchte auf und sah sich mit gerunzelter Stirn um, ehe er tief Luft holte und wieder nach unten tauchte. Er blinzelte, als er den Körper einer jungen Frau am Grund treiben sah. Sein Herz trommelte bestürzt. Er hatte in seinem Leben genug Tod gesehen und die schöne Frau, die über dem Meeresboden schwebte, war zu jung, um ein solches Schicksal zu erleiden. Er tauchte mit kräftigen Stößen nach unten und griff nach ihr. Seine Augen brannten vom Salzwasser, aber er weigerte sich, sie zu schließen. Er packte sie am Arm und zog sie schnell an seinen harten Körper. Dann änderte er seinen Griff, um sie sicherer um die Taille zu fassen, als er sich mit den Beinen vom Boden abstieß. Ihre schlanken Hände umklammerten seine nackten Schultern und sie öffnete ihre strahlend blauen Augen. Destin und die Frau sahen sich schockiert an. Ihre zarten, hellblauen Lippen teilten sich und Destin befürchtete, sie würde instinktiv einen Schluck Wasser einatmen. Er war sich nicht sicher, was er sonst tun sollte, also bedeckte er ihre Lippen einfach mit seinen. In dem Moment, als seine Lippen ihre berührten, fühlte er, wie eine Hitzewelle ihn durchfuhr, und er kam nicht umhin sich zu fragen, ob er eine echte, leibhaftige Meerjungfrau gefangen hatte. Destin wusste, dass er sie, oder zumindest ihre Lippen, freigeben sollte, sobald sie aufgetaucht waren, aber der Funke, der übergesprungen war, als er seine Lippen auf ihre gepresst hatte, schien diesen Teil seines Gehirns kurzgeschlossen zu haben. Sie war ihm auch keine große Hilfe. Ihre Hände klammerten sich an seine Schultern, aber sie schob ihn nicht von sich. Ihre zarten Lippen zitterten leicht, als sich ihr Atem mit seinem vermischte. Es dauerte einige Sekunden, bis er seinen Körper schließlich zwingen konnte, seinem Befehl Folge zu leisten. Widerwillig hob er seinen Kopf, hielt sie aber immer noch fest an sich gepresst. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er und blinzelte, um das Salzwasser aus den Augen zu bekommen. »Ich … du … natürlich ist alles … Du!«, stotterte die Frau, bevor ihre Augen größer wurden. »Du solltest nicht hier sein!« Destins Lippen zogen sich an den Mundwinkeln nach oben. »Wo sollte ich denn sein?«, fragte er mit hochgezogener Augenbraue und betrachtete ihr Gesicht bestürzt. »Ich kenne dich …«, begann er. »Du solltest auf dieser schrecklichen, barbarischen Welt sein«, fuhr ihn die Frau an und drückte ihn weg. »Lass mich los!« Die Erkenntnis traf Destin wie ein ganzer Lattenzaun. Sein Griff ließ so weit nach, dass sich die Frau, Jersula Ikera, von ihm lösen konnte. Sie schwamm ein paar Züge nach hinten, um etwas Platz zwischen ihnen zu schaffen, und ihre hellblauen Augen blitzten wie Feuer. Das war eine ganz andere Frau als die, die er damals kurz auf der Erde getroffen hatte. Diese hier war … Ihm ging das Bild einer Meerjungfrau durch den Kopf. Sie würde mir nur Ärger bringen, dachte er, verzog das Gesicht, drehte von ihr ab und machte sich auf den Weg an den Strand. In dem Moment, als er mit seinen Füßen den Grund berühren konnte, tat er es. Er wollte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und dem usoleischen Ratsmitglied, dem er bereits auf der Erde begegnet war, bringen. Er fuhr sich mit dem Handrücken über seine erhitzten Lippen. Er konnte sie immer noch schmecken. Es war gut, dass er ihr den Rücken zugewandt hatte, sonst würde sie seine körperliche Reaktion auf sie bemerken. Doch dann fiel ihm ein, dass sie sie bereits bemerkt haben musste, als er sie gegen sich gepresst hatte. Verdammt! Nun, er würde sie nicht nochmal daran erinnern, indem er es ihr noch einmal zeigte. Er war sich sicher, dass es ihr ebenfalls sehr missfallen würde. Destin fluchte vor sich hin, während er aus dem Wasser stieg. Er stapfte über den Strand, vorbei an dem dünnen dunkelblauen Stoff, der auf dem weißen Sand lag. Während er seine Jogginghose packte und sie mit steifen Fingern anzog, hatte er ihr den Rücken zugewandt. Dann fuhr er sich mit den Fingern durch sein nasses dunkelbraunes Haar. Er trug es sehr kurz geschnitten und es würde bald von allein trocknen. Dann griff Destin nach seinem T-Shirt, das auf dem Felsen lag. Es war noch immer schweißnass von seinem Lauf und er entschied sich dagegen, es anzuziehen. Er atmete langsam ein und aus, um sich zu beruhigen, ehe er sich umdrehte, um sicherzustellen, dass Jersula es zurück an den Strand geschafft hatte. Er würde sich ziemlich scheiße fühlen, falls sie ertrunken war, während er versucht hatte, seinen Ständer vor ihr zu verbergen. Er konnte sich schon bildlich vorstellen, wie er versuchte, das Razor und dem trivatorischen Rat zu erklären! Ein frustriertes Stöhnen entwich ihm, als er sie in dem figurbetonten blauen Badeanzug aus dem Wasser auftauchen sah, der so eng saß, dass er seiner Fantasie kaum Spielraum ließ. Destins Blick blieb an ihren Brustwarzen hängen, die sich unter dem nassen Stoff abzeichneten, und er schluckte schwer. Sie waren hart wie Kieselsteine, perfekt um … »Es ist verdammt nochmal zu lange her, dass ich mit einer Frau zusammen war«, murmelte er leise und zwang sich, wieder in ihr Gesicht zu sehen. Als er sah, dass ihre Augen immer noch empört funkelten, zuckten seine Mundwinkel. Sie sah so verdammt anders aus als damals, als er sie das erste Mal getroffen hatte. Er hatte sie damals auch faszinierend gefunden, was bei ihrer ersten und einzigen Begegnung nicht gerade dazu beigetragen hatte, sein Gemüt zu beruhigen. Ihr langes seidig weißes Haar, die eisblauen Augen und ihre ungewöhnlichen blauen Lippen erschwerten es, den Blick abzuwenden. Sie war wie eine überirdische Eiskönigin. Damals war er wütend auf sich selbst gewesen, weil er so auf einen Alien reagiert hatte. Er hatte gedacht, dass sie genauso sein würde wie Badrick, aber die Frau, die wütend den seidigen Stoff aus dem Sand aufhob, war alles andere als eisig. Er dachte an ihren heißen Atem und die weichen Lippen. Sie hielt den Stoff vor sich und überquerte mit ihren langen Beinen die losen Kristalle, sodass sich der Abstand zwischen ihnen schnell verkürzte. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass ihr Haar die gleiche Farbe hatte, wie der funkelnde Sand. Ihre Wangen hatten ein etwas dunkleres Blau als zuvor und glichen dem tiefen Blau ihrer Augen. Er musste sich unbedingt merken, dass ihre Augen die Farbe des Ozeans hatten, wenn sie wütend war. Als sie vor ihm stehen blieb, war sie außer Atem. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht und er bemerkte die Haarsträhne, die an ihrer Wange klebte. Ohne darüber nachzudenken, strich er sie zärtlich zur Seite. »Ich bin froh, dass es dir gut geht. Als ich dich auf dem Meeresboden liegen gesehen habe, hatte ich befürchtet, dass du tot bist«, murmelte er. Sula öffnete überrascht ihren Mund. Sie schluckte und hob ihre Hand, um ihre Wange zu berühren, hielt aber inne, als sie spürte, wie nah seine Hand war. »Warum hast du mich geküsst?«, fragte sie leise. Destin ließ seine Hand sinken und sah über ihre Schulter auf den Ozean hinter ihr. Als sie so still am Meeresboden gelegen hatte, hatte er die unzähligen Gesichter derer gesehen, die er im Laufe der Jahre hatte begraben müssen. Er sah sie nicht an, als er ihr antwortete. »Ich dachte, du wärst ertrunken. Als ich dich berührt habe, hast du deine Augen geöffnet und ich konnte sehen, dass du dasselbe mit deinem Mund vorhattest. Ich hatte Angst, dass du unabsichtlich Wasser einatmen und ertrinken würdest. Es war das Einzige, das mir eingefallen war, um dich davon abzuhalten«, antwortete er und zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer, ich bin froh, dass es dir gut geht. Ich entschuldige mich, falls ich dich beleidigt haben sollte. Das war nicht meine Absicht. Ich muss jetzt gehen«, sagte er in einem steifen Ton. »Ich …«, begann Sula, aber ihre Stimme verhallte, als er sich umdrehte und wegging. »Mensch! Destin!«
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