Kapitel 5

362 Words
5 Es ist schon komisch, wie dumm man sein kann und es erst merkt, wenn es schon zu spät ist. Tatsächlich war mir aber alles andere als komisch zumute. Nachdem ich stundenlang im Internet recherchiert hatte, musste ich mir eingestehen, dass ich eine Riesendummheit begangen hatte. Denn was hatte der Homo erectus gegessen? Schmackhafte Früchte und Grünzeug und Nüsse und Beeren? Ähm … nein, weit gefehlt. Der Homo erectus hatte sich von Aas ernährt. A-a-s: das stinkende Fleisch verendeter Tiere. Und das Bild? Nun, das zeigte die Hominini nicht dabei, wie sie ihre Nahrung vor den Hyänen verteidigten, sondern wie sie es ihnen zu stehlen versuchten! Sie hatten die Sache mit dem Jagen nämlich offensichtlich noch gar nicht drauf. Sie lebten überwiegend von Wurzeln, Knollen und sonstigen Pflanzen – und eben von dem faulenden Fleisch, das sie vielleicht noch ergattern konnten, sobald die Raubtiere satt waren. Was bedeutete, dass das Fleisch, wenn sie dann schließlich an der Reihe waren, schon mehrere Tage alt und voller Maden war. Natürlich hatten die Frühmenschen auch Frischfleisch gegessen – Insekten, junge Vögel, die sie aus den Nestern stahlen, und hin und wieder einen Hasen, den sie in eine Falle locken und mit einem Stock totschlagen konnten –, aber meistens lauerten sie den erfolgreicheren Kreaturen der Schöpfung auf und versuchten, ihnen die Beute wegzunehmen. Und sie kannten noch kein Feuer. Kein Feuer! Und das hieß: rohes Fleisch! Na super! Das war mein sicherer Tod! »Dann schmeiß doch einfach den Kurs hin«, riet Amanda mir, als ich sie anrief. »Das kann ich nicht.« »Was willst du denn dann tun? Willst du in den Müllcontainern nach Abfall wühlen? Komm, Cat, manchmal muss man einfach Leine ziehen.« Es war nicht der Gedanke an verdorbenes Fleisch, der mir den Magen umdrehte. Ich hatte einfach noch nie einen Kurs sausen lassen, und ich würde ganz bestimmt auch dieses Mal nicht kneifen. »Es muss eine Möglichkeit geben«, sagte ich. »Sicher. Wenn du gern in der Notaufnahme landest«, entgegnete Amanda. »Schau den Tatsachen ins Gesicht, Cat – es geht nicht.« »Ich muss einfach noch genauer recherchieren«, erklärte ich verbissen. »Tschüs dann, bis morgen.« Es musste eine Möglichkeit geben. Matt durfte nicht kampflos gewinnen.
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