Kapitel 1

3462 Words
1 JAMES Warum sehnten sich meine Hoden bei all den Frauen, die es im Montana Territorium gab, ausgerechnet nach ihr? Tennessee Bennett bedeutete Ärger. Ziemlich gefährlichen Ärger, denn ich hatte recht schnell herausgefunden – nachdem ich sie so weit beruhigt hatte, dass sie in vollständigen Sätzen hatte sprechen können – dass sie es nicht nur geschafft hatte, von einem Verrückten entführt zu werden, sondern auch noch meine Schwester in einen Raum mit ihm zu bringen. Zum Glück war Tennessee jetzt nach sechs Tagen… sechs gottverdammten Tagen in den Fängen des Mannes frei, dank Abigails ungestümer Unterstützung. Dankenswerterweise waren beide Frauen gesund und unbeschädigt aus dem Vorfall hervorgegangen. Was Abigail anbelangte, so hatten sich ihre zwei Ehemänner um sie gekümmert und sie nach Hause nach Bridgewater gebracht. Es war mir schwergefallen, zuzulassen, dass sie Abigail umsorgten – das war bis jetzt meine Aufgabe gewesen – und ich würde mich erst noch an ihre Ehe gewöhnen müssen, aber sie würden für ihre Sicherheit sorgen. Sie glücklich machen. Und während Abigail Gabe und Tucker hatte, hatte Tennessee niemanden. Kein Geld. Keinen Ort zum Leben. Keine Aussichten auf eine Anstellung, jetzt da ihre Schulzeit zu Ende war. Was sie jedoch hatte, war mich, und ich würde sicherstellen, dass sie versorgt war. Ich hatte Abigail vor all diesen Jahren nicht vor dem Feuer beschützt. Sie hatte mich gerettet. Die Schuld dessen, der Narben, die sie deswegen trug, erinnerten mich jedes Mal an mein Versagen, wenn ich sie ansah. Das würde ich nicht noch einmal tun. Ich würde Tennessee retten, ganz egal, was dazu nötig war. Freundliche Worte, Hiebe auf ihren Hintern oder sogar einen harten Fick. Den Anfang schienen die Hiebe zu machen. Denn während Abigail geschluchzt hatte und Trost und Zuwendung gebraucht hatte, schien Tennessee nichts anderes zu brauchen als eine Möglichkeit, ihrem Frust freien Lauf zu lassen. Bei mir. „James Carr, nur weil Ihre Schwester meine beste Freundin ist, gibt Ihnen das nicht das Recht, mir zu sagen, was ich tun soll.“ Sie blickte durch ihre hellen Wimpern zu mir hoch. Diese blauen Augen, unter denen dunkle Ringe lagen von sechs Tagen voller Sorgen und höchstwahrscheinlich schlafloser Nächte, weckten den Wunsch in mir, sie in meine Arme zu ziehen und ihr zu versichern, dass alles gut werden würde, aber ich konnte es nicht. Nicht jetzt. Ich würde sie nicht verhätscheln. Es war ganz offensichtlich – zumindest für mich – dass sie eine strenge Hand brauchte, weil sie sich selbst in eine solch missliche Lage gebracht hatte, und diese würde sie bei mir finden. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Verhätscheln sie erst in diesen Schlamassel getrieben hatte, weil ihr Vater bei ihrer Erziehung zu nachlässig gewesen war. „Nach dem, was gerade passiert ist?“, entgegnete ich. „Sie wurden entführt und als Geisel gehalten. Grimsby hätte Sie getötet.“ Ich wusste all das nur, weil sie dem Dienst habenden Sheriff hatte berichten müssen, was passiert war. Ich holte Luft und stieß sie wieder aus, während ich darüber nachdachte, was ihr hätte zustoßen können. „Abigail kam zu Ihrer Rettung und Sie sind geflohen, haben Sie in dem Haus dieses Mannes zurückgelassen. Allein.“ „Ich bin nicht geflohen. Ich bin mit dem Sheriff zurückgekehrt!“, fauchte sie. Für jemanden, dessen Kopf nur bis zu meiner Schulter reichte, war sie wirklich geschickt darin, auf mich herabzublicken. Tennessee besaß tatsächlich keinerlei Fähigkeiten, die in der Lage, in der sich die beiden befunden hatte, von irgendeinem Nutzen gewesen wären – und sie hatte den Sheriff geholt. Deswegen war ich nicht so wütend, sondern wegen der Tatsache, dass sie meine Schwester in ihre eigenen Schwierigkeiten gezogen hatte. Und der Tatsache, dass sie sich selbst überhaupt erst in solche Gefahr gebracht hatte. Sechs Tage mit diesem Mann. „Es wäre vermutlich das Beste, junge Dame, wenn Sie nicht weiterreden. Denn sonst werde ich eine verlassene Gasse suchen und Sie über mein Knie legen“, erwiderte ich und führte sie den Gehweg in Butte entlang. Je eher wir die Stadt verließen, desto eher wären wir allein, sodass ich sie über meine Schenkel beugen könnte, den Schlüpfer unten bei ihren Knien, das Hinterteil entblößt und rosa von meinen Handabdrücken. Ich hatte noch nie meine Hand gegen eine Frau erhoben und ich würde auch jetzt nicht damit anfangen. Doch dieses Weib reizte mich schwer. Geist und Körper. Einige Hiebe auf den Hintern würden bei ihr – und mir – vermutlich wahre Wunder wirken. Genauso wie sie gründlich durchzuficken. Beides würde wahrscheinlich zu ähnlichen Ergebnissen führen… Tennessee fügsam und gezähmt, und beides wäre äußerst vergnüglich für mich. Was sie betraf? Sie würde die Hiebe zu Beginn vielleicht nicht mögen, aber sie hatte ein leidenschaftliches Wesen und zweifelsohne hätte sie am Ende eine feuchte und gierige Muschi. Doch zuerst musste ich irgendeinen privaten Ort finden, damit ich diese Bestrafung durchführen konnte – eine Gasse kam dafür nicht in Frage, obgleich ich das angedroht hatte – und mich vorher beruhigen. Je mehr sie sprach, desto schwerer fiel es mir, mich zu sammeln. Das Wetter war ziemlich warm, weshalb auf den Straßen ein geschäftiges Treiben herrschte. Wägen und Pferde mit ihren Reitern ritten an uns vorbei. Blecherne Klaviermusik drang aus dem Saloon, was nicht gerade überraschend war, da es an jeder Ecke einen zu geben schien. Wohlhabende Kupferkönige mischten sich unter den Fußgängern mit Damen der Nacht und Bergarbeitern. Ich hasste Städte. Den Lärm. Die wilde Zerstörung der Menschlichkeit. Wäre Abigail nicht verschwunden, wäre ich nicht hierhergekommen. Gäbe es Tennessee nicht, würde ich nicht bleiben. Und das auch nicht lange. „Ich möchte nicht mit Ihnen nach Hause gehen“, giftete sie und kämpfte gegen meinen Griff an. Meine Hand lag in meiner Armbeuge auf ihrer, um sie daran zu hindern, wegzulaufen, wie sie es gerade versuchte. Ich hatte ihr in unmissverständlichen Worten mitgeteilt, dass sie Butte mit mir verlassen würde. Ich hatte ihr keine andere Wahlmöglichkeiten angeboten, da ihr keine anderen blieben. „Ich kenne Sie nicht einmal“, fügte sie mit einem erbosten Schnauben hinzu, wodurch ihre Brust gegen meinen Oberarm stieß. Innerlich stöhnte ich bei dem wundervollen Gefühl auf. Obgleich sie kaum bis zu meiner Schulter reichte, besaß sie Kurven, die unter ihrem sittsamen Kleid unmöglich zu verbergen waren. Das helle Blau passte zu ihren Augen, aber der Baumwollstoff verhüllte sie vom Hals bis zu den Hand- und Fußgelenken. Das Kleidungsstück war so unschuldig wie sie. Vielleicht nicht vom Verhalten her, aber definitiv ihr Körper. Oh, diese Keckheit. Ich konnte es kaum erwarten, zu erleben, wie sie bei… intimeren Begebenheiten zum Tragen kam. Zwei Jahre lang, seit ich sie zum ersten Mal auf dem Mädcheninternat erblickt hatte, war sie der Stoff meiner Träume gewesen, hatte meinen Schwanz hart gemacht und mich dazu gezwungen, ihn regelmäßig zu packen und mir mit meiner Hand Erleichterung zu verschaffen, während ich mir ihre langen, hellen Strähnen vorstellte, die sich um meine Finger wickelten, das weiche Gefühl ihrer Haut an meiner, den Klang ihres Stöhnens, während ich sie befriedigte, und das Gefühl ihres engen Schoßes, wenn ich sie zum ersten Mal füllte. Ich knirschte mit den Zähnen, weil ich wusste, dass sie zu Grimsby gegangen war und ihr Leben in Gefahr gebracht hatte, obwohl sie zu mir hätte kommen können, woraufhin ich sie gerettet hätte. Doch das war Vergangenheit. Ihr Vater war tot und Grimsby auf dem Weg ins Gefängnis. Nach zwei Jahren gehörte Tennessee Bennett mir. Ich hatte gewartet, weil sie zu jung gewesen war und ich wollte, dass sie zuerst die Schule beendete. Doch dann war ich krank geworden und während ich es nur für eine einfache Sommergrippe gehalten hatte, war der Arzt, den Abigail herbeigerufen hatte, anderer Meinung gewesen. Ein unregelmäßiger Herzschlag, der auf eine Schwäche des Organs hindeutete. Höchstwahrscheinlich auch auf ein frühes Ableben. Er hatte bei seiner Diagnose so grimmig dreingeblickt, als würde ich jederzeit tot umfallen. Ich hingegen fühlte mich, als hätte ich die Grippe überwunden, wenn auch immer noch erschöpft. Lag das daran, dass ich starb, oder daran, dass ich einfach etwas Schlaf – und weniger Stress – brauchte? Vielleicht würde ich bald sterben, aber ich hegte keinerlei Absichten, das zu tun, bevor ich gelebt hatte. Bevor ich bekommen hatte, was ich wollte, und das war Tennessee. Abigail würde uns nicht im Weg stehen, nicht dass ich daran zweifelte, dass sie Einwände gegen unsere Verbindung erheben würde. Sie war verheiratet und hatte ihre eigenen Geheimnisse gehütet. Ich würde meinen Gesundheitszustand für mich behalten, bis ich nochmal zum Arzt gehen konnte. Jetzt hinderte uns nichts daran, zusammen zu sein – das schwache Herz sollte zur Hölle fahren – außer vielleicht Tennessee selbst. Es war Zeit. Sie war nicht nur bereit, sondern brauchte einen echten Mann. Ich würde dafür sorgen, dass sie glücklich war, ein Zuhause hatte und umsorgt wurde. Wertgeschätzt. Geliebt. Ich würde ihr die Sterne vom Himmel holen, wenn ich könnte. „Ich bin kein Fremder. Ich bin der Bruder Ihrer besten Freundin“, konterte ich, indem ich ihre Worte von vorhin nach meiner Façon verdrehte. Sie spitzte ihre vollen Lippen. „Was haben Sie mit mir vor?“, wollte sie wissen, eine helle Braue hochgezogen. Fuck, sie war so liebreizend. Anscheinend konnte ich von Bestrafungen nicht genug bekommen, denn mein Schwanz wollte keine fügsame, sanftmütige Frau zur Ehefrau. Nein, er wurde für diesen kleinen Teufelsbraten hart, der eher geneigt schien, auf meinen Hoden herumzutrampeln, anstatt sie mit ihrer Hand zu umfassen und zu spüren, wie viel Samen sich in ihnen befand, um ihren jungfräulichen Schoß zu füllen. „Sie heiraten natürlich. Und nicht nur eine gewöhnliche Ehe, sondern eine Bridgewater Ehe. Wissen Sie, worum es sich dabei handelt?“ Ihre Augen weiteten sich. „Heiraten?“, quiekte sie. „Ich möchte Sie nicht heiraten.“ Sie hatte eindeutig nur meinen ersten Satz vernommen und die anderen nicht, denn sonst wüsste sie, dass nicht nur ich Anspruch auf sie erheben würde, sondern auch Jonah Wells. Zwei Ehemänner zu haben, würde sicherstellen, dass sie immer in Sicherheit war und ihr nie ein Leid geschehen würde. Das war eine spontane Entscheidung. Sie befand sich neben mir und wir würden heiraten. Doch ich war krank gewesen. Ich war krank laut dem Doktor. Ich wollte Tennessee, aber ich wollte sie – und ein mögliches Kind, das ich ihr schenkte – nicht sich selbst überlassen, falls die Diagnose stimmte. Jonah Wells war der perfekte Kandidat. Die einzige Person, mit der ich mir vorstellen konnte, eine Frau zu teilen. Er sollte bald nach Butte kommen und mir bei der Suche nach Abigail helfen – ich hatte die Ranch überstürzt mit Tucker und Gabe verlassen und ihn herbeigerufen, damit er uns half – aber bisher war er mir noch nicht unter die Augen gekommen. Das war nicht weiter überraschend, da es uns einige Zeit gekostet hatte, Abigails Spur zu Grimsbys Haus zu verfolgen. Unsere Wege würden sich noch kreuzen, dessen war ich mir sicher. „Warum nicht? Grimsby war Ihre letzte Eroberung und Sie waren bereit, ihn zu heiraten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Ihr erster Versuch war.“ Ich hatte Tennessee bei mir und würde nicht auf Jonahs Ankunft warten, um alles offiziell zu machen. In einer Bridgewater Ehe wäre er dennoch ebenfalls ihr Ehemann, Zeremonie hin oder her. Ich wusste, er würde nur einen Blick auf Tennessee werfen und sie genauso sehr wollen wie ich. Wenn die Eheversprechen erst einmal ausgetauscht waren, würde ich ein für alle Mal wissen, dass sie in Sicherheit war. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie errötete. Ihre helle Haut verriet die Wahrheit, ohne dass sie auch nur ein Wort verlauten lassen musste. Sie war auf der Jagd nach einem Ehemann gewesen. Auf der Jagd nach einem wohlhabenden Ehemann, was sich als Desaster entpuppt hatte. Es war sogar so schlimm gewesen, dass ihr Vater ermordet worden war. f**k, sie würde mich in den Wahnsinn treiben. Ein Schlaganfall wäre vielleicht ein leichterer Tod. „Ich mag zwar ein einfacher Rancher sein, aber ich trinke nicht übermäßig viel, ich fluche nicht – zumindest nicht vor Frauen – ich habe noch alle Haare und Zähne“, informierte ich sie und legte eine Hand auf meine Brust. Ich besaß auch Geld. Eine recht ansehnliche Summe zusammen mit einem riesigen Stück Land. Als meine Ehefrau würde es ihr an nichts fehlen, aber deswegen würde ich sie nicht heiraten. „Ich bin genau das, wonach Sie gesucht haben.“ Und sie war genau das, wonach ich gesucht hatte. Samt ihrem wilden Temperament und allem anderen. Ich nahm ihren Arm und führte sie abermals die Straße entlang. „Kommen Sie, wenn Sie mich nach Hause begleiten, müssen wir zuerst einen Prediger finden.“ Dann ein Bett. Sie zerrte an meiner Hand und schrie: „Nein! Sie haben mir gesagt, dass ich mit Ihnen gehen würde. Sie haben mir keine Wahl gelassen. Ich möchte nicht mit Ihnen gehen, geschweige denn Sie heiraten.“ Unser Vorankommen wurde von einem Mann gestoppt, der ein Holzfass von der Schotterstraße zum Saloon rollte und dabei unseren Weg kreuzte. Ich wölbte eine Braue. Warum widersetzte sie sich derartig? „Sie haben keine andere Wahl, als zu heiraten. Ansonsten hätten Sie nicht versucht, Mr. Grimsby in den Hafen der Ehe zu locken. Ich verspreche Ihnen, dass ich ein sehr viel besserer Fang bin als dieser –“ Ich beendete den Satz nicht, da das Wort, das ich für den Mann im Sinn hatte, nicht geeignet war, um laut ausgesprochen zu werden. „Er entführt mich! Hilfe!“, schrie sie. Ich starrte sie verblüfft an. Entführt? Ich wollte sie mir über die Schulter werfen und genau das tun, aber hatte es nicht für notwendig erachtet. Nach dem, was sie durchgemacht hatte, hatte ich erwartet, dass sie einigermaßen demütig sein würde, zumal ich ihr Sicherheit angeboten hatte. Eine Ehe mit einem Mann, der sie wollte. Der sie begehrte… um ihretwillen. Und mit mir würde sie zwei Ehemänner bekommen. Zweimal den Schutz, den Trost, die Liebe. Vielleicht hatte ich mich geirrt. Der kräftige Mann stoppte das Fass, blockierte unseren Weg und starrte Tennessee an, bevor sein Blick zu der Stelle glitt, an der ich ihren Arm umklammert hielt. Sie riss sich aus meinem Griff und lief um das Fass, um Distanz zwischen uns zu bringen. Der Fassroller war zwar ähnlich groß wie ich, wog jedoch um einiges mehr. Dicke Muskeln, die er seiner Arbeit zu verdanken hatte, waren der Grund dafür, dass sich seine Arme unter seinem verschwitzten Oberteil wölbten. „Was haben Sie mit der Lady vor?“, fragte er mich. Seine Stimme war tief und mir entging nicht, dass sich seine fleischigen Hände zu Fäusten ballten. „Er ist gefährlich“, fügte Tennessee hinzu und hielt dann ihre Finger an ihren Mund, als würde sie eine bebende Lippe verbergen. Ich fragte mich, ob sie auf dem Mädcheninternat, das sie mit Abigail besucht hatte, wohl Schauspiel unterrichteten. Oh, Tennessee würde für das hier die Hiebe ihres Lebens erhalten, wenn ich sie erst einmal in die Finger bekam. Ich machte einen Schritt in ihre Richtung und vergaß in meiner Verärgerung jede Förmlichkeit. „Du wurdest gerade gerettet, nachdem du entführt worden warst. Ernsthaft, Tennessee?“ „Er hat sogar eine Pistole!“, kreischte sie und deutete auf die Waffe, die an meiner Hüfte in meine Hose gesteckt war. Es war die Pistole, die Abigail mir abgenommen und dazu verwendet hatte, einen Warnschuss auf Grimsby abzufeuern. Zweifellos trug jeder Mann in der Menge, die sich um uns gebildet hatte, eine Waffe. Das hier mochte zwar die reichste Stadt der Erde sein, aber es war immer noch ein raues Pflaster. „Tenn –“, sagte ich, wurde jedoch jäh unterbrochen, als der muskulöse Fassroller seine Hand ausstreckte und mein Hemd packte. Sein Schlag traf sein Ziel, bevor ich mehr tun konnte, als meine Hände in einem erbärmlichen Verteidigungsversuch zu heben. Ich wurde von den Füßen gerissen und gegen die Backsteinwand des Gebäudes geschleudert. Mein Kopf krachte gegen die harte Fläche und noch während ich zu Boden rutschte, wurde die Welt schwarz. Als ich zu Bewusstsein kam, hockte Jonah vor mir auf dem Gehweg. Er war mein Freund und Nachbar – falls man ihn so nennen konnte, wo doch unsere Ranches so groß waren, dass unsere Häuser über eine Meile entfernt voneinander standen – und musterte mich jetzt forschend. Da er ein Jahrzehnt älter war als ich, konnte er bei seiner Einschätzung auf eine Menge Erfahrung zurückgreifen. „Harter Tag?“, erkundigte er sich. Meine Hand ausstreckend ergriff ich seine dargebotene und er half mir auf die Füße. Das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt tastete ich behutsam nach meinem Auge, weil ich wusste, dass es geschwollen sein musste. „Fuck, das tut weh.“ Ich schaute über Jonahs breite Schultern. Der Rohling und sein Fass waren beide längst verschwunden. Genauso wie Tennessee. f**k. „Wohin ist sie gegangen?“ „Wer? Abigail?“ Er schaute in beide Richtungen die Straße hinab. „Nein. Tennessee Bennett.“ Ich seufzte und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. „Es ist eine lange Geschichte, aber sie ist die Frau, von der ich dir erzählt habe.“ Ich hatte ihm von meinem Verlangen nach Tennessee erzählt sowie von meinen Absichten, sie zu heiraten und sie zu der Meinen zu machen. Wenn die Zeit reif war. Nun, die Zeit war jetzt reif und wie es schien, war sie verschwunden. „Sie hat dich K.O. geschlagen?“ Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich muss zugeben, sie fasziniert mich.“ Ich seufzte und murrte dann: „Nein, sie hat mich nicht K.O. geschlagen. Sie könnte nicht mal ein Federkissen schlagen und einen Abdruck hinterlassen. Sie hat einen Aufruhr verursacht, behauptet, ich hätte sie entführt, und ein Bulle von einem Mann eilte zu ihrer Rettung. Indem er mich niederschlug.“ Ich verzog abermals das Gesicht aufgrund der Schmerzen dort, während er seinen Kopf nach hinten warf und lachte. Köpfe drehten sich bei seinem Gelächter, insbesondere die der Damenwelt. Wegen seiner blonden Haare, kantigem Gesicht und großen Gestalt hatten viele Frauen versucht, ihn zu einer Ehe zu verführen. Keine hatte damit Erfolg gehabt, seit ich ihn kannte. „Ich habe ihr gesagt, dass wir heiraten würden.“ „Gesagt?“ Er tippte sich an den Hut, als zwei ältere Damen vorbeigingen. „Kein Wunder, dass du niedergeschlagen wurdest. Ich bin überrascht, dass du zu dem Veilchen nicht auch deine Eier als Halskette trägst. Vielleicht wären liebliche Worte für ein liebliches Gemüt besser geeignet?“ Ich lachte schnaubend. Tennessee, ein liebliches Gemüt? Ich sah den Gehweg hinab in die Richtung, in die wir gelaufen waren, aber entdeckte weder das Aufblitzen eines hellblauen Kleides noch weizenfarbene Haare. „Die Frau ist eine Gefahr und braucht einen Aufpasser.“ Ich warf ihm einen bedeutungsschwangeren Blick zu. „Zwei, um genau zu sein. Du heiratest sie ebenfalls.“ Seine Augen rundeten sich vor Überraschung. „Ich bin krank, Jonah. Ein schwaches Herz.“ „Wer hat dir denn das erzählt?“ Ich berichtete ihm von Doktor Bruins Besuch im Haus, als ich die Sommergrippe gehabt hatte. Doch anstatt mir zu sagen, ich solle im Bett bleiben und jede Menge Tee trinken, hatte er mir erklärt, ich würde höchstwahrscheinlich aufgrund von Herzversagen zusammenbrechen. „Ich kann nicht glauben, dass ich mit der Welt schon fertig bin. Ich fühle mich gut. Ich werde mir nicht verwehren, was ich möchte, nur weil ein alter Quacksalber behauptet, ich hätte ein schwaches Herz.“ Es fiel mir schwer zuzugeben, dass ich mich mit der Möglichkeit noch nicht abgefunden hatte. In der Tat weigerte ich mich, es zu glauben, auch wenn es mich entschlossener machte. „Ich werde sie heiraten, aber sie braucht zwei Ehemänner.“ „Eine Bridgewater Ehe“, erwiderte er in seiner ruhigen, bedächtigen Art. Er war mit den Männern der Bridgewater Ranch befreundet, kannte ihre Lebensweise und die Gründe dafür. Er hatte gesehen, wie erfolgreich die Beziehungen waren. Ich nickte. Er würde Tennessee wollen. Er lernte bereits ihr feuriges Temperament kennen, ohne sie auch nur einmal gesehen zu haben. Doch wenn er sie erst einmal sah, wenn sein Schwanz beim ersten Blick auf sie pulsierte, war ich mir sicher, dass er einer Ehe weniger zögerlich gegenüber stehen würde. „Sie ist jünger als Abel“, erinnerte er mich. Sein Sohn war zwanzig und Tennessee gerade mal neunzehn. „Ich wäre eher ein Vater als ein Ehemann für sie.“ Ich musterte meinen Freund. Nach dem zu urteilen, was er mir erzählt hatte, war er seine Ehe nach dem Krieg nicht aus Liebe, sondern aus Ehr- und Pflichtgefühl eingegangen. Sie war von kurzer Dauer gewesen, weniger als ein Jahr, bevor er Witwer mit einem Kleinkind geworden war. Er wollte mit dem schöneren Geschlecht nicht viel zu tun haben, selbst nach zwei Jahrzehnten nicht. „Tennessees Vater hat sie benutzt, um einen reichen Verbündeten zu gewinnen und sie ist seinem Wunsch nachgekommen.“ Ich erzählte ihm kurz, dass Tennessee ein Auge auf Grimsby geworfen hatte wegen seines großen Bankkontos. „Der Mann war erfreut, weil er wiederum erpicht auf ihr Geld war. Als ans Licht kam, dass in Wahrheit keiner von beiden Geld besaß, folgte Erpressung. Sie braucht mehr als liebliche Worte. Sie ist gerissen und durchtrieben.“ Ich deutete mit meiner Hand zum Beweis an mein Auge. „Führung und eine strenge Hand sind hier von Nöten.“ Es juckte mich in der Handfläche, ihr den Hintern zu versohlen. Mein Schwanz zuckte vor Verlangen, sie zu füllen. „Obwohl es auf Wunsch ihres Vaters geschah?“ Ich hob meine Hand abermals an mein Auge und zuckte zusammen. „Nicht alles davon entsprach seinem Wunsch.“ „Und wir sind diejenigen, die sich darum kümmern werden?“ Ich stellte mir vor, wie irgendein anderer Mann als Jonah oder ich selbst sie anfasste. „Fuck, ja.“ Er legte den Kopf zur Seite, um meine Worte zu überdenken. „Das ist ja alles schön und gut, aber zuerst müssen wir sie finden.“ Ich seufzte und war vorerst damit zufrieden, dass er nicht direkt abgelehnt hatte. Ich stemmte die Hände in die Hüften, während ich die geschäftige Durchgangsstraße betrachtete. Wo würde sich eine Frau wie Tennessee Bennett in Butte verstecken?
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