Kapitel 1: Rose

1108 Words
„Jedes Herz singt ein Lied, unvollständig, bis ein anderes Herz zurückflüstert. Diejenigen, die singen möchten, finden immer ein Lied. Bei der Berührung eines Geliebten wird jeder zum Dichter.“ ― Plato „Rosie! Wach auf!“ schrie Tante Maria vom Erdgeschoss aus. Rose rieb sich die müden Augen und drehte sich zur Seite des Bettes, um auf ihren digitalen Wecker zu schauen. Es war 8 Uhr morgens. Mit einem leisen Stöhnen stand sie aus dem Bett auf und fragte sich, wie sie den Wecker um 7.30 Uhr verschlafen hatte. Sie machte sich schnell für die Schule fertig und schnappte sich auf dem Weg nach draußen ein Stück Toast, um ihren Führerschein zu machen. Heute war ihr 16. Geburtstag, was bedeutete, dass sie offiziell fahren durfte. Tante Maria hatte ihr bereits ein Auto als Geschenk gekauft und Rose konnte ihre Aufregung kaum im Zaum halten, während sie alle erforderlichen Unterlagen einreichte, während Tante Maria aufgeregt in der Nähe im Amt für Kraftfahrzeugangelegenheiten wartete. Die beiden klatschten sich gegenseitig ab, als Rose offiziell ihren Führerschein erhielt. „Das ist der beste Tag“, seufzte Rose zufrieden. Sie gab Tante Maria eine schnelle Umarmung, bevor sie sich in ihr neues Auto setzte. Tante Maria rief ihr vom Parkplatz aus nach: „Rose Schatz, sei heute rechtzeitig zu Hause. Heute Abend haben wir Gäste, die deinen sechzehnten Geburtstag feiern wollen!“ Rose war erschrocken über diese Enthüllung. Seit sie sich erinnern konnte, waren es immer nur Tante Maria und sie gewesen. Ihre Eltern waren bei einem tragischen Flugzeugunglück ums Leben gekommen und hatten Rose der Vormundschaft der Schwester ihrer Mutter, Tante Maria, überlassen. Rose konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann ihre Tante das letzte Mal Besuch bekommen hatte. Selbst Rose durfte nicht oft ausgehen, und die wenigen Male, die sie versucht hatte, sich auf Partys zu schleichen, hatten Tante Maria in Wutausbrüche versetzt. Es war die Enttäuschung und die Sorgen, die sie ihrer lieben Tante bereitete, nicht wert. Natürlich versuchte Tante Maria immer, an den Wochenenden oder in den großen Ferien etwas Besonderes zu unternehmen. Die beiden jungen und lebensfrohen Damen genossen die Gesellschaft der anderen, zumal Tante Maria im Herzen so jung geblieben war. Rose fragte sich oft, warum ihre Tante nie sesshaft geworden war. Als sie zur Schule kam, fand Rose ihren langjährigen Schwarm, Jake, auf dem Parkplatz stehen. Mit sandblonden Haaren und hellblauen Augen, die alle Mädchen verrückt machten, war Jake einer der beliebtesten Jungs in der Schule. Rose war ein Bücherwurm und hatte nur Erica als beste Freundin. Das Einzige, was Jake und Rose gemeinsam hatten, waren ein paar Kurse auf Senior-Niveau. Als Folge davon, dass ihr soziales Leben nicht existierte, widmete sich Rose voll und ganz ihrem Studium und sie liebte es wirklich zu lernen. Ihr Geist hatte einen angeborenen Wissensdurst. Deshalb rieten die Erzieher in ihrem Leben schließlich, dass es für Rose am besten wäre, an einem College-Kurs teilzunehmen, damit sie akademisch angemessen gefordert werden konnte. Tante Maria war begeistert gewesen, dass ihre kleine Rose ein so kluges Mädchen war. Das trug nicht gerade zu Roses Beliebtheit oder ihrem Glück in der Liebesabteilung ihres Lebens bei. Etwas unsicher trat Rose auf Jake zu und musste einen Moment innehalten, um ihren Mut zu sammeln. Auch wenn sie die Jüngste von allen war, war sie immer noch in der elften Klasse und belegte einige Senior-Kurse mit Jake. „Hey, Jake!“, rief Rose aus und ging auf den gut aussehenden Jungen zu, in den sie in den letzten Monaten verknallt war. Jake nickte ihr zu und betrachtete sie von oben bis unten. „Hey, Rose, was geht?“, fragte er und betrachtete neugierig ihre Annäherung. „Nicht viel. Wie läuft dein Aufsatz?“, erkundigte sie sich und strich sich durch ihr mahagonifarbenes gewelltes Haar. Sie hatten beide den gleichen Geschichtskurs. „Es läuft ganz gut. Hey, vielleicht sollten wir uns später treffen und ein paar Ideen miteinander besprechen?“, schlug er begeistert vor. „Ja... machen wir das!“, stimmte Rose zu, begeistert, vielleicht etwas zu begeistert. Seine Augen verengten sich und betrachteten intensiv den dunkelroten fleckigen Leberfleck auf ihrem blassen Oberarm. „Bist du verletzt oder so?“, fragte er. „Oh“, antwortete Rose etwas verlegen. „Es ist ... es ist nichts. Es ist nur ein Muttermal. Normalerweise trage ich keine Tanktops, damit es keiner sehen kann. Aber dieses Outfit ...“ Als sie sich drehte, damit er das seidene weiße Tanktop, die zerrissene schwarze Jeans und die schwarzen Lederstiefel sehen konnte, sagte Rose: „Erica hat es für mich ausgesucht, und ich konnte einfach nicht nein sagen.“ Rose errötete; sie plapperte ein bisschen zu viel. „Cool. Ich finde dieses Muttermal echt cool“, sagte Jake zustimmend und nickte. „Danke“, antwortete Rose und grinste über seine Zustimmung. Sie kontrollierte sich gedanklich. Sie wollte nicht zu enthusiastisch über seine Meinung wirken. „Nun gut ... dann ... bis dann“, sagte sie. Jake nickte ihr zu, korrigierte den Rucksack auf seiner Schulter und ging mit seinen Freunden in die Schule hinein. „Bis dann“, flüsterte Rose dem Jungen nach, während er sich entfernte. Er hörte sie noch nicht einmal, als er durch die doppelten Türen der Schule ging. Xavier, Alpha des Crimson Phoenix Rudels, stand im Schatten der Highschool und beobachtete seine Gefährtin, wie sie mit Jake sprach. Er war groß mit 1,83 m, konnte sich aber gut in die Menge der Schülerinnen und Schüler einfügen. Vielleicht lag es daran, dass er erst achtzehn war. Viele hielten ihn für einen Abschlussjahrgang. Einige Mädchen gingen vorbei und betrachteten ihn wohlwollend. Als Alpha und Werwolf war sein Körper muskulöser und schlanker als der meisten Jungs in dieser Schulklasse. Doch Xavier beachtete die Mädchen nicht; seine Augen waren allein auf Rose gerichtet, die im Gebäude verschwand. Da war sie. Das Mädchen, von dem jeder sagte, dass sie seine Luna sein sollte. Das war nicht fair. Er war hierhergekommen, um die Lage abzuchecken. Um seinen nächsten Schritt zu planen. Er wollte keinen Fremden als seine Luna. Mit Wut ballte er seine Fäuste und konnte nicht anders, als sich zu fragen, was er als Nächstes tun sollte. Natürlich spürte er die Anziehungskraft seiner Gefährtin, aber sie war nicht so stark, dass er ihr nicht widerstehen konnte.Was würde seine Freundin sagen, wenn sie es herausfinden würde? Er war in den letzten sechs Monaten mit Alyssa zusammen und die Beziehung einfach zu beenden, nur weil die Mondgöttin irgendein Mädchen als seine Gefährtin markiert hatte, war unfair gegenüber seiner Freundin und gegenüber sich selbst. Er konnte doch nicht einfach auf Knopfdruck Gefühle entwickeln... oder doch?
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