Kapitel 3

3454 Words
3 SAWYER Zwei Tage später „Das ist ein verdammter Alptraum“, murmelte Huck, der sich gegen die Wand lehnte. Wir befanden uns hinter der Bühne des Gemeindezentrums, wo wir darauf warteten, auf die Bühne gerufen und versteigert zu werden. Wir trugen alle unsere schicksten Klamotten, was auf saubere Jeans und gebügelte Hemden hinauslief. Thatcher warf mir eine Pfefferminzpastille zu, dann schob er sich selbst eine in den Mund. Huck würde lieber über alle Berge rennen, als hier stehen, und ich wusste, dass ihn – und mich – nur Alice‘ Zorn davon abhielt, genau das zu tun. „Alter, hast du all die Frauen dort draußen gesehen?“, fragte Thatcher, der um die Ecke spähte, um einen Blick auf das Publikum zu werfen. Er wirkte sehr viel erpichter auf das Ganze. Zur Hölle, er konnte gerne mein Date haben und Hucks wahrscheinlich auch. Klatschen und Frauenrufe hallten von den Betonwänden. Ein weiterer Kerl musste dran glauben. Die Beteiligung war größer, als ich es mir jemals vorgestellt hatte. Das Gebäude wurde für alles genutzt von Basketball zu Schwimmen zu Seniorenprogrammen. Zudem war es so designt worden, dass dort alle möglichen Stadtfeste ausgetragen werden konnten, aber eine Junggesellenversteigerung war neu. Es mussten an die hundert Frauen dort draußen sein und das Östrogenlevel ging durch die Decke. Ungefähr fünfzehn Männer waren dazu verdonnert worden, Dates für eine wohltätige Spende einzutauschen. Wir kannten einige persönlich, weil wir gemeinsam aufgewachsen waren oder einander in der Stadt gesehen hatten, aber andere mussten aus anderen Gegenden des Countys hergeholt worden sein. Die Gebote, für die die ersten drei Männer „verkauft“ worden waren, zeigten, wie erpicht einige der Frauen darauf waren, dem Kinderprogramm zu helfen. Oder ein Date zu ergattern. Thatcher kam herüber und schlug mir auf die Schulter. „Sind dir die Eier schon aus dem Hals gefallen?“ Er grinste und ich schaute ihn finster an. Huck grinste. „Alter, dich hat’s schlimm erwischt.“ Das hatte es. Ich hatte die vergangenen zwei Tage damit verbracht, über die umwerfende Rothaarige nachzudenken, die mir eine Abfuhr erteilt hatte. „Ich muss wissen, was ich gemacht habe. Was ich gesagt habe, um sie zu verärgern“, erklärte ich ihnen. Erneut. „Du musst dich von der Irren fernhalten“, sagte Huck zu mir. „Du willst ein Date mit ihr?“, entgegnete Thatcher, der mich musterte. „Ich habe keine Ahnung, was ich mit dieser Frau tun will“, erwiderte ich. Ein Date? Ich hatte keinen blassen Schimmer. Vielleicht hatte ich mir den Kopf angeschlagen, als sie mich zu Boden befördert hatte, denn warum zur Hölle sollte ich eine Frau aufspüren wollen, die eindeutig nichts mit mir zu tun haben wollte? Die mich hasste. War sie eine Herausforderung? War sie wahnsinnig? War ich es? Meine Antwort brachte Huck nur zum Lachen, was das erste Mal war, seit wir ins Gemeindezentrum gelaufen waren. „Nur du würdest eine Frau für dich beanspruchen wollen, die größere Eier hat als du.“ Beanspruchen? Die Vorstellung hatte ihren Reiz. Aber ich musste sie immer noch erst einmal finden. Ich musste es wissen. Sie wurde schnell wütend, weshalb ich mich wunderte, ob sie auch in anderer Hinsicht so schnell zu erregen war. Das Letzte, das ich tun wollte, war sie zu verärgern. Ich verzog das Gesicht und hoffte, dass ich die Lage klären könnte, wann immer ich sie wieder sah. Ein klügerer Mann würde sich einfach von ihr fernhalten. Das machte mich also so dumm wie Bohnenstroh. „Wird schwer werden, das geradezubiegen, wenn du mit einer anderen Frau ein Date hast“, meinte Thatcher und deutete mit dem Kopf zur Bühne. Ich funkelte ihn finster an. „Wer auch immer mich kauft, bekommt nicht mehr als einen Kaffee von mir. Mit Kelsey will ich…“ Ich unterbrach mich, weil ich keine Ahnung hatte, was ich mit ihr tun wollte. Nun, das tat ich, aber warum? „Was auch immer du tust, trag einen Hodenschutz“, witzelte Huck und Thatcher warf den Kopf nach hinten und lachte, er schlug sich sogar auf den Schenkel. Sie war so verdammt hübsch. Klein mit Kurven, die sich über Meilen erstreckten. Sie war nicht auffällig wie es Delilah und Tracy in ihren Designerklamotten und fake Wimpern gewesen waren, während sie die Mädchen beim Spielen beobachtet hatten. Kelseys schlichtes Outfit hatte ihre helle Haut und diese vollen Lippen nur betont. Die Rundung ihrer kleinen, aber prallen Titten. Der Farbklecks auf ihrem Shirt hatte gezeigt, dass sie nichts dagegen hatte, schmutzig zu werden, und die Art und Weise, mit der sie sanft mit der zukünftigen Diva Tamara geredet hatte, hatte gezeigt, dass sie ein verdammter Rockstar im Umgang mit Kindern war. Innerhalb von fünf Minuten war mir klar geworden, dass ich sie wollte. Ich musste sie von auf gar keinen Fall zu ja, bitte fick mich umstimmen. Von mir das Knie in die Nüsse rammen zu meine Nüsse mit der Hand umfassen, während sie meinen Schwanz bläst. Hier stand ich hinter der Bühne, bereit, irgendeine Frau für einen guten Zweck auf ein Date auszuführen, und ich verlor die Fassung. Wegen einer Preschool-Lehrerin. Ich rieb mir mit einer Hand über das Gesicht und sah zu, wie ein weiterer Kerl an die Reihe kam. Scheiße. Ich wollte kein beliebiges Date. Ich wollte Kelsey. Ich fuhr mit einer Hand über meine Haare, die gemäß Alice‘ Anweisungen ordentlich gekämmt worden waren. „Manning, du bist als Nächster dran“, rief Reverend Abernathy, dann steckte er seinen kahl werdenden Kopf um den Vorhang. „Oh spitze, ihr seid alle drei hier. Welcher von euch will als Erster raus?“ Huck, Thatcher und ich sahen einander an. Huck tippte sich auf die Nase, dann Thatcher bei unserem üblichen Spiel von „Nase geht“, bei dem derjenige, der seine Nase als Letzter berührt, die Aufgabe ausführen muss. In diesem Fall die Versteigerung vor einer lauten und chaotischen Gruppe Frauen. Ich seufzte und fand mich mit dem ab, das gleich geschehen würde. „Das wäre dann ich.“ Der Reverend verschwand. „Dann bringen wir das mal hinter uns“, brummte ich und folgte dem Mann Gottes hinaus auf die Bühne. KELSEY Ich hatte auf den Anruf von Irene gewartet, in dem sie mir mitteilte, dass ich gefeuert wurde. Nachdem ich neulich die Preschool verlassen hatte, war ich zum Waschsalon gegangen, um den kleinen Kleiderberg zu waschen, den ich im Kofferraum meines Autos gehabt hatte. Während ich völlig ausgeflippt war. Dann war ich ins Gemeindezentrum gegangen, wo ich mir in der Dusche in der Damenumkleide die Augen ausgeheult hatte wegen dem, was ich getan hatte. Daraufhin war ich weiter zum Supermarkt gegangen, wo ich einige gefrorene Mahlzeiten gekauft hatte. Als ich die Hintertür der Preschool mit meinem Schlüssel aufgeschlossen hatte, damit ich meine Mahlzeit in der Mikrowelle aufwärmen und eine Mütze voll Schlaf kriegen hatte können, hatte ich fast vor Erleichterung geweint. Nicht, dass Irene die Schlösser ausgetauscht hätte, aber ich war irrational gewesen vor Angst, dass mich Sawyer Manning wahrscheinlich nicht mehr in der Preschool haben wollte. Dass er mich feuern lassen wollte. Ich hätte es ihm nicht übelgenommen. Mein Verhalten war schlimmer gewesen als Tamaras. Sawyer musste nichts unternommen haben, denn es waren zwei Tage vergangen, seit ich ihm in die Kronjuwelen getreten hatte, und ich hatte keinen Piep über den Vorfall gehört. Sarah Jane hatte kein Wort gesagt und als ich heute Morgen mit Irene gearbeitet hatte, hatte sie sich nur mit ihrer üblichen Besorgnis bei mir erkundigt, wie ich mit der Beschaffung des Kautionsgeldes vorankam. Es war, als wäre die Konfrontation nie geschehen. Natürlich war Claire seitdem an keinem Tag in die Preschool gekommen, weshalb ich ihm nicht noch einmal begegnet war. Es gab immer noch die nächste Woche, weswegen ich leicht am Rad drehte. Als mich Sarah Jane zu der Junggesellenversteigerung eingeladen hatte – die, wie sie behauptet hatte, das Event des Sommers sei – hatte ich mich mit ihr und Irene in dem großen Saal getroffen. Erst da hatte ich endlich realisiert, dass für alle anderen, abgesehen von mir und Sawyer Manning, nichts geschehen war. Es mussten einhundert Frauen hier sein, die alle an runden Tischen saßen, lachten und klatschten, riefen und jubelten, während ein Mann nach dem anderen versteigert wurde. Ich besaß keinen einzigen Penny, weshalb ich keinerlei Absichten hegte, mir selbst ein Date zu kaufen. Irene war verheiratet, weshalb sie auch nur zum Spaß hier war. Sarah Jane war in meinem Alter und single und versorgte uns mit einem detaillierten Bericht zu jedem Mann und jeder Frau, die auf diese steigerte. Sie war hier aufgewachsen und kannte sämtlichen Klatsch und Tratsch. Sie hatte erzählt, dass sie deswegen vermutlich auf keinen Mann bieten würde, sich die Option aber offenhalten wollte, nur für den Fall. Ich war dankbar für die Freundschaft der beiden. Irenes Freundlichkeit in meiner misslichen Lage. Der Reverend – eine merkwürdige Wahl für den Moderator einer Junggesellenversteigerung – kündigte den aktuellsten Mann an. Er kam mit einem breiten, aber nervösen Lächeln auf die Bühne. „Owen Zerwig. Ich bin mit seiner Schwester zur Schule gegangen“, erzählte Sarah Jane. Im Raum war es so laut, dass sie nicht leise reden musste. Tatsächlich musste sie lauter sprechen, damit ich sie hören konnte. Er hatte sandblonde Haare und war ein gut aussehender Mann. Robuste Arbeitsstiefel, gebügelte Wranglers und ein Karohemd. Er hatte noch alle Haare und laut dem, was der Reverend erzählte, besaß er ein Heim und war erwerbstätig. Ein guter Fang. „Er ist ein guter Mann“, fügte Irene hinzu, die mit ihrem Kinn zu Owen nickte. „Sieht auch gut aus. Warum gibst du kein Gebot ab?“, fragte sie Sarah Jane. Sie schüttelte den Kopf, wobei ihr niedlicher kinnlanger Bob um ihre Wangen schwang. „Ich habe seinen p***s gesehen.“ Mein Mund klappte auf, als sie diese Antwort gab, als würde sie mich bitten, ihr das Salz zu reichen. Irenes Augen quollen aus ihren Höhlen. „Wir waren vier und spielten im Kinderbecken des Schwimmbads, aber trotzdem, ich habe ihn gesehen.“ „Ich bin mir sicher, er ist jetzt… größer“, merkte Irene an, die sich sehr anstrengte, eine ernste Miene zu wahren. Sarah und ich blickten einander an, dann brachen wir in Gelächter aus. „Oh schaut, Delilah bietet“, sagte Irene. Sarah Jane und ich drehten uns bei der Erwähnung der Preschool-Mutter um. Sie war genauso schick zurechtgemacht wie neulich auf dem Spielplatz, doch ihr Oberteil war etwas enger und ihr Augenmakeup eine Spur kräftiger. „Ist sie nicht verheiratet?“, fragte ich und nahm meinen Plastikbecher in die Hand, um einen Schluck zu trinken. Es war ein alkoholfreies Event, weshalb es in den Zimmerecken Wasserstationen gab. Sie schüttelten die Köpfe. „Hat sich nie einen Ring anstecken lassen“, merkte Sarah Jane an. „Sie wird wahrscheinlich auf einen der Manning Jungs warten“, ergänzte Irene, die einen Blick auf ihr Handy warf und es anschließend auf den Tisch legte. Mein Herz machte bei dem Namen einen Satz und ich verschluckte mich an dem Schluck, den ich gerade genommen hatte. Sie musterte mich besorgt, aber fuhr fort: „Reich und umwerfend. Gleich doppelt so anziehend für Delilah.“ „Für die meisten Frauen“, fügte Sarah Jane hinzu. „Ich habe gehört, dass sie heute Abend auch versteigert werden.“ Irene nickte. „Sie sind gute Jungs. Ich bin mit ihrer Haushälterin befreundet. Sie hat alle drei freiwillig für das Event gemeldet. Ich wünschte, ich hätte Mäuschen spielen können, als sie es ihnen erzählt hat.“ Ich dachte an Sawyer Manning. Wie groß er war. Wie hinreißend. „Es gibt drei von ihnen?“ Sarah Jane fächelte sich Luft zu. „Jepp. Sawyer, Huck und Thatcher.“ „Von Mark Twain?“, fragte ich. Irene nickte. „Gut gemacht. Nicht jeder merkt das. Ihre Mutter mochte seine Bücher.“ „Sie sind alle gleichermaßen umwerfend“, merkte Sarah Jane an, dann biss sie sich auf die Lippe. „Ich muss vielleicht auf einen von ihnen bieten. Weiß nur nicht, auf welchen.“ „Dunkelhaarig, blond oder rötlich?“, fragte Irene mit einem verschmitzten Grinsen. Sarah Jane dachte darüber nach, wobei sie sich ans Kinn tippte. „Ich wünschte, die Mannings wären wie Eiscreme und ich könnte alle drei haben.“ Ich war völlig verwirrt, stellte meinen Becher ab und hielt eine Hand hoch. „Wartet mal. Einer von ihnen ist Claire Mannings Vater.“ Sie nickten. „Aber er kann nicht an der Versteigerung teilnehmen. Er ist verheiratet.“ „Verkauft!“, schrie der Reverend und die Frauen klatschten. Owen errötete und grinste auf der Bühne. Die Frau, die ihn gewonnen hatte – nicht Delilah – stand auf und er ging die Treppe nach unten, um ihr entgegenzukommen. Ich sah zu, aber achtete nicht weiter auf sie. Meine Gedanken drehten sich um die Tatsache, dass es drei Manning Brüder gab. Wenn die anderen zwei wie Sawyer aussahen… wow. „Nein. Huck ist nicht verheiratet. Ich kenne die Geschichte dazu nicht, aber –“ Ich packte Sarah Janes Arm und starrte sie mit großen Augen an. „Huck?“ Sie runzelte die Stirn und blickte auf meine Hand. „Ja. Huck Manning ist Claires Dad.” Ich leckte mir über die plötzlich trockenen Lippen. „Wer… wer ist dann Sawyer Manning?“ Den Kopf zur Seite geneigt, betrachtete sie mich, dann leuchteten ihre Augen auf. „Der Älteste. Oh, du hast ihn neulich beim Abholen kennengelernt. Er ist Claires Onkel.“ Onkel. Nicht Vater. „Und er ist… ein Junggeselle?“, quiekte ich. Irene lachte. „Alle drei. Huck hat nie geheiratet. Alice will, dass sie sich niederlassen.“ Heilige Scheiße. Sawyer Manning war single. Er war nicht verheiratet. Und er wurde gerade vom Reverend angekündigt. Die Frauen klatschten, einige pfiffen, während der große, dunkle und gut aussehende Cowboy hinaus auf die Bühne lief. Mein Blutdruck schoss in die Höhe, nur weil ich ihn ansah. Ja, das war der Mann, dem ich das Knie in die Eier gerammt hatte. Völlig grundlos. Oh mein Gott. „Was haltet ihr von diesem prächtigen Junggesellen, Ladies?“, fragte der Reverend die Menge und sie antworteten, indem sie noch lauter klatschten und schrien. Ich war ganz ihrer Meinung. Er war ein umwerfendes Exemplar eines scharfen Cowboys. Sawyer Manning in Jeans, polierten Arbeitsstiefeln und einem sauberen blauen Hemd nahm seinen Stetson ab und rieb sich über seinen Nacken. Er lächelte zwar, aber er wirkte nicht allzu begeistert von all der Aufmerksamkeit. Oder erpicht auf ein Date, wie es Owen vor ihm gewesen war. Sawyer hatte neulich wirklich auf mich gestanden. Oh mein Gott. Er hatte mich um ein Date gebeten. Ich hatte ihm ins Gemächt getreten. Ich musste mich entschuldigen. Die Sache wieder ins rechte Lot rücken. „Sollen wir das Bieten beginnen?“ Als der Applaus erstarb, sagte der Reverend: „Fangen wir mit fünfzig Dollar an.“ Die Gebote begannen, schnell und erbittert, eines nach dem anderen. „Er ist der Älteste der drei“, kommentierte Sarah Jane. „Ich bin ihm einmal begegnet. Super nett. Ich weiß nicht, ob ich ihn oder Thatcher wählen würde. Er ist der Rothaarige. Er ist als Nächster dran oder als Letzter, nehme ich an.“ Ich nickte vage, aber beobachtete die Frauen, die überall im Raum Gebote abgaben. Einschließlich Delilah. Mein Blick kehrte zu Sawyer zurück. Er stand aufrecht und… riesig da und hielt seinen Stetson an seine Brust. Ihn jetzt zu betrachten, rief in mir die gleiche Begeisterung hervor wie neulich. Mein Herz raste. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Da war irgendetwas an ihm, das mich ansprach. Das mich dazu brachte, zu wollen. Jedes Mal, wenn Delilah ein Gebot ausrief, zuckte sein Kiefer. Er stand zwar lässig da, aber mir entging nicht, wie sich seine Finger ballten und dann entspannten. Er war nicht glücklich. „Das könnte ihre Möglichkeit sein, dieses Date zu kriegen, das sie schon immer wollte“, sagte Sarah Jane und deutete auf Delilah. Sie lächelte und ein raubtierhaftes Leuchten funkelte in ihren Augen, das mir selbst auf der anderen Raumseite nicht entging. „Es will was heißen, dass sie dafür bezahlen muss.“ „Du hast recht“, sagte ich zu ihr. „Ich hörte, wie sie neulich beim Abholen über ihn sprach.“ Sarah Jane runzelte die Stirn. „Das wird kein Spaß für Sawyer.“ Sawyer hatte mir erzählt, dass er sie nicht leiden könne. Hatte gesagt, dass er sie schon sein ganzes Leben kannte, dass er in all dieser Zeit nicht auf sie gestanden hatte. Wenn er recht damit hatte, dass Tamara nach ihrer Mutter kam… wäre ein Date mit Delilah schrecklich. Und wenn sie diese manikürten Krallen in ihn schlagen könnte… Es war nicht fair. „Dreihundert!“, rief Delilah, womit sie das Gebot um weitere fünfzig Dollar hob. Der Reverend sah sich im Raum um und wartete auf andere Bieterinnen. Die Gebote waren bei dieser hohen Summe für ein einziges Date weniger geworden und versiegt. Sawyer blieb stillstehen, sein Körper war jedoch angespannt. Er hatte sich freiwillig für das hier gemeldet und seine Zeit für einen guten Zweck gespendet. Hunderte von Dollar für das Kinderprogramm war fantastisch, und während das Geld zwar von Delilahs Bankkonto kommen würde, würde es Sawyer auch viel kosten, Zeit mit der Frau zu verbringen, die er nicht mochte. „Zum ersten.“ Ich konnte das nicht zulassen. „Zum zweiten.“ Ich schuldete es Sawyer Manning für das, was ich ihm angetan hatte. „Fünfhundert Dollar“, schrie ich. Jeder Kopf im Raum drehte sich, um zu mir zu schauen. Irene keuchte und Sarah Jane starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Ihr Mund klappte sogar auf. Ich hatte sie überrascht und wie es schien auch jede andere Person im Saal. Sawyer Mannings Blick schnellte zu meinem. Begegnete ihm. Hielt ihn. Meine Nippel wurden sofort hart. „Verkauft!“ Alle klatschten, aber ich hörte es nicht, während ich Sawyer anstarrte. Mein Herz schlug mir in der Kehle und meine Hände waren klamm. „Ähm, Kelsey“, murmelte Sarah Jane, dann rüttelte sie an meinem Arm. Ich würde meinen Blick um nichts in der Welt abwenden. „Was… warum… du hast gerade Sawyer Manning gewonnen.“ „Ich weiß“, sagte ich, gleichermaßen begeistert und in Panik. Was hatte ich getan? „Süße, ich weiß, wir haben gesagt, dass er attraktiv ist und alles, aber das Geld…“, sagte Irene, deren Worte sich verloren. Sie war die Einzige, die von meiner Situation wusste. Selbst Sarah Jane wusste nicht, dass ich in der Preschool schlief. Ich war sehr vorsichtig, bewahrte meine Dinge wie beispielsweise meine Zahnbürste in einer Tasche auf, die ich in einem der höheren Schränke versteckte. Das kleine Bett in dem Hinterzimmer der Preschool machte ich stets ordentlich. Die persönlichen Habseligkeiten, die mir meine schreckliche Ex-Mitbewohnerin nicht gestohlen hatte, waren in einem Mini-Lagerschrank am Stadtrand verstaut. Meine Kleider im Kofferraum meines Autos. Woran mich Irene erinnerte – weil ich eindeutig den Verstand verloren hatte – war, dass ich nicht das Geld hatte, um für das Gebot zu bezahlen. Ihr war egal, dass ich einen Junggesellen gekauft hatte, aber sie machte sich Sorgen, dass ich meine Situation für alle offensichtlich machte, weil ich am Ende nicht bezahlen würde können. Es würde für mich und für Sawyer peinlich werden. Der Wohltätigkeitsorganisation würde das Geld fehlen, das eine andere Frau, sogar Delilah, gerne gegeben hätte. Ich nickte, dann gestand ich: „Ich weiß, ich habe nicht nachgedacht.“ Irene kicherte. „Süße, du bist nicht die erste Frau, deren Gehirnzellen bei einem Manning einen Kurzschluss erleiden.“ Sawyer hüpfte von der Bühne hinab, übersprang die Stufen und schlenderte herüber – ja, so nannte man es, wenn ein heißer Cowboy auf einen zukam – wobei er ausschließlich zu mir blickte. Ich leckte mir über die Lippen und schluckte schwer, unfähig, den Blick von ihm abzuwenden. „Aber warum? Abgesehen von dem Offensichtlichen“, wunderte sich Sarah Jane. „Ich hab ihm mein Knie in den Schritt gerammt“, gestand ich, wobei ich keine meiner Freundinnen ansah. Irene lachte laut auf. „Du hast was getan?“, brüllte Sarah Jane praktisch, aber ich würde nicht antworten, weil Sawyer jetzt sneben mir war und sich seinen Hut auf den Kopf setzte. Ich musste mein Kinn nach hinten neigen, um zu ihm hochschauen zu können. Er streckte seine Hand aus und ich ergriff sie. Er ruckte leicht und zog mich auf die Füße, dann bückte er sich. Bevor ich überhaupt fragen konnte, was er da machte, warf er mich über seine Schulter und trug mich aus dem Raum.
Free reading for new users
Scan code to download app
Facebookexpand_more
  • author-avatar
    Writer
  • chap_listContents
  • likeADD