Kapitel 2-1

2014 Words
2 SAWYER „Eine Junggesellenversteigerung? Du willst mich wohl verarschen“, sagte Huck, der sich mit einer Hand über seinen Nacken rieb und mich mit großen Augen anstarrte, ehe er sich auf den Hocker an der Theke fallen ließ. „Wortwahl“, schimpfte Alice. Sie hatte aufgehört, die Karotten für den Eintopf, den es zum Abendessen geben würde, zu schneiden, und bedachte ihn mit ihrem vertrauten vernichtenden Blick. Obwohl wir erwachsene Männer waren, hinderte sie das nicht daran, uns drei an unsere Manieren zu erinnern. Mein Bruder grinste sie nur an, wenn auch ein wenig verlegen. Es war der Blick, der ihn als Kind aus allerlei Schwierigkeiten geholt hatte und heute noch Frauen um ihre Höschen brachte. Da er mittlerweile der Polizeichef war, hatte er sein Dasein als Teufelsbraten hinter sich gelassen, aber nicht das des Charmeurs, der die Frauen um den Verstand brachte. „Na schön. Du willst mich wohl auf den Arm nehmen“, sagte er stattdessen. Ein Lächeln bog den Mundwinkel unserer Haushälterin nach oben, während sie von Huck zu Thatcher zu mir schaute. Den drei Manning Brüdern. Junggesellenbrüdern, sehr zu ihrer Enttäuschung. Die beiden waren bei Alice in der Küche, während sie das Abendessen zubereitete. Ich lag auf dem Sofa im großen Zimmer – der offene Raum, der ein Teil Wohnzimmer und Esszimmer sowie mit der Küche verbunden war – mit einer Packung gefrorener Erbsen auf dem Schritt. Sowie wir zurück zur Ranch gekommen waren, hatte ich Claire aus ihrem Autositz befreit und sie war zum Stall davongerannt, da ihr Roy einen Ausritt auf dem Pony versprochen hatte. Nachdem ich gesehen hatte, dass sie bei dem älteren Rancharbeiter angekommen war, war ich nach drinnen und schnurstracks zur Gefriertruhe gegangen. Als ich mich auf das Sofa hatte fallen lassen und das Päckchen auf mein… Päckchen gelegt hatte, hatte Alice eine Augenbraue hochgezogen, aber kein Wort gesagt. Meine nervigen Brüder hatten jedoch eine Menge zu sagen gehabt und ich hatte ihnen alles haargenau erzählen müssen. Eher schlag-genau. f**k. Zuerst hatten sie gedacht, ich würde Witze machen, aber die Erbsen, die auf meinem jeansverhüllten Schritt gelegen hatten, hatten ihnen verdeutlicht, dass ich keinen Mist verzapfte. Sie hatten sogar die Gesichter verzogen und in einer instinktiven, schützenden Geste die Hände über ihre Kronjuwelen gelegt. Nachdem ich ein wenig Entfernung zwischen uns gebracht und etwas Erholungszeit gehabt hatte, hatte ich lachen müssen, weil eine Frau mich wie einen verdammten Mammutbaum gefällt hatte. Nur wenige konnten mich überraschen, aber Kelsey war das auf jeden Fall gelungen. Ich wusste, worauf ich beim nächsten Mal aufpassen musste. Es würde ein nächstes Mal geben. Keine Frau hatte mich so fasziniert wie sie… jemals, was bedeutete, dass ich den Verstand verlor. Sie war temperamentvoll, übellaunig und hatte mich auf dem Kieker. Ich hatte einige Minuten, nachdem sie davongestürmt war, auf dem Boden der Preschool gelegen. Teilweise, weil ich mich nicht hatte bewegen können, und teilweise, weil sie meinen Stolz zerstört hatte. Seitdem hatte ich über unser kurzes Gespräch nachgedacht und versucht, mir darüber klarzuwerden, was ich gesagt oder getan hatte, dass sie dermaßen verärgert hatte. Ich verletzte keine Frauen. Ich spielte keine Spielchen mit ihnen. Ich hielt sie nicht hin. Ich war der nette Manning Bruder. Ich hatte Kelsey jedenfalls nichts getan, aber sie schien eine verdammt kurze Zündschnur zu haben und ich hatte sie irgendwie entzündet. Ich dachte, ich hätte mich in den wenigen Minuten, in denen wir uns unterhalten hatten, wie ein Gentleman verhalten. Ich hatte ihr angeboten, ihr die Stadt zu zeigen, nicht meinen Schwanz. „Ich mache keine Witze“, wiederholte Alice. „Eine Junggesellenversteigerung am Freitagabend und ihr drei nehmt alle daran teil.“ Thatcher blickte zu mir, aber schien kein Problem mit der Idee zu haben. Er war vom Stall reingekommen und trug eine Jeans, die von einem Gürtel und der Junior Stier Roping Champion Gürtelschnalle oben gehalten wurde, sowie ein T-Shirt. Sein T-Shirt war so staubig wie seine derben Arbeitsstiefel. In seinen roten Haaren war eine Falte von seinem Stetson, der an einem Haken neben meinem bei der Hintertür hing. Er arbeitete als Barkeeper im Lucky Spur in der Stadt, aber das war abends. Untertags leitete er mehr oder weniger die Ranch. Huck warf mir einen grimmigen Blick zu, als müsste er am Freitag zum Galgen laufen anstatt zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung. Er rutschte peinlich berührt hin und her, verlagerte seinen Einsatzgürtel, an dem ein Funkgerät, Handschellen, Holster und Pistole befestigt waren. Zwischen uns beiden waren die Chef-Posten der Stadt gut verteilt. Er war der Chef der Polizei in The Bend. Ich war der Feuerwehrchef. Ich hatte den Tag freigehabt, also hatte ich mich freiwillig gemeldet, Claire abzuholen, damit Alice nicht noch einmal in die Stadt hatte fahren müssen. Ich verschob die eiskalten Erbsen auf meinem Schoß, was mich daran erinnerte, was mir diese Freundlichkeit eingehandelt hatte. „Ich gebe zu“, sagte sie mit einem leichten Schulterzucken, „ich werde meinen Spaß dabei haben, zuzuschauen, wie ihr drei euch auf der Bühne windet.“ „Auf unsere Kosten“, rief ich und verrückte das Kissen hinter meinem Kopf. Sie richtete ihre grauen Augen auf mich. „Eine Frau bezahlt die Rechnung. Ihr habt keine Kosten.“ Ihr Mundwinkel zuckte, denn sie war absichtlich frech. Als ob die ältere Frau jemals frech wäre. „Es ist für einen guten Zweck“, fügte sie hinzu, womit sie mich daran erinnerte, dass wir uns nicht beschweren konnten. Aber das stoppte Huck nicht. „Ja, aber hier? The Bend ist so klein, wer wird da schon bieten?“, fragte er. Huck und ich waren im öffentlichen Dienst beschäftigt. Wir waren es gewöhnt, der Gemeinde zu helfen. Zur Hölle, wir setzten unser Leben jedes Mal, wenn wir eine Schicht antraten, aufs Spiel. Aber das hier war definitiv neu für uns. Thatcher ging um die Kücheninsel, schnappte sich ein Karottenstück vom Brett und warf es sich in den Mund. Alice schlug ihm auf die Hand, aber bedachte ihn mit einem nachsichtigen Blick. „Wenn ich schon zu einem Date mit der Höchstbietenden gezwungen werde, will ich aber nicht, dass es Miss Turnbuckle aus der Bibliothek ist“, informierte er sie. „Ich will meine Zeit weise nutzen.“ Ich hatte so ein Gefühl, dass weise im Bett bedeutete mit dem Kopf zwischen den Beinen einer Frau, während sie seinen Namen schrie, aber das würde ich nicht sagen. Nicht vor Alice. Ich würde meine Zeit gerne weise mit der umwerfenden Rothaarigen verbringen, die mich abblitzen hatte lassen. Ich hatte mich in sie verguckt, übelst. Auf. Gar. Keinen. Fall, hatte sie gesagt. Mit diesen Worten hatte sie ziemlich deutlich gemacht, dass sie nichts mit mir zu tun haben wollte. Ich hatte zugesehen, wie sie in das Gebäude gelaufen war, während ich verblüfft auf dem Spielplatz gestanden hatte. Es war nicht so gewesen, als hätte ich sie gefragt, mit mir in die Kiste zu hüpfen. Ich hatte ihr nicht erzählt, was ich gedacht hatte, dass ich sie über die Seite meines Bettes beugen und hart ficken wollte. Dass ich herauszufinden wollte, ob es einem braven Mädchen wie ihr gefiel, den Hintern versohlt zu bekommen. Dass ich sehen wollte, wie diese prallen Lippen um meinen Schwanz gedehnt aussahen. Jeder dieser Gedanken hätte ein Knie in die Nüsse gerechtfertigt. Doch ich hatte nichts davon ausgesprochen und sie hatte mir praktisch den Arsch aufgerissen. Jeder Kerl bei Verstand hätte die Botschaft kapiert und wäre in die entgegengesetzte Richtung gelaufen, aber ich war nach drinnen gegangen, um mich zu entschuldigen und die Sache wieder geradezubiegen, sowie herauszufinden, was so verflucht falsch gelaufen war. „Ich bin mir sicher, Selma Turnbuckle wird dort sein und vielleicht auf einen von euch bieten und gewinnen. Falls sie das tut, wirst du ein formvollendeter Gentleman zu ihr sein“, warnte sie und fuchtelte mit ihrem Messer in die Richtung von jedem von uns. Die Frau war die Haushälterin der Ranch und Glucke für alle. Und sie wollte, dass wir heirateten. Das war ja alles schön und gut, aber ich wollte nicht an die Höchstbietende verkauft werden. Ich war keine verdammte Kuh. Oben auf der Bühne des Gemeindezentrums würde ich mich garantiert wie ein Stück Fleisch fühlen, während die Frauen für das boten, was sie sahen; mich und meine Brüder und die anderen Männer, die dazu genötigt worden waren, mitzumachen. Wenn man auf ein Date ging, machte man sich auch stets die Hoffnung, an dessen Ende kein formvollendeter Gentleman sein zu müssen. Aber Miss Turnbuckle, die Bibliothekarin der Stadt, musste mindestens siebzig sein. Sie hatte schon graue Haare, als ich noch ein Kind war. Ich hegte nichts außer gentlemanhafte Gedanken, wenn es um sie ging. Vielleicht wäre sie gar kein so schlechtes Date. Sie hatte es immer geliebt, dass Momma uns nach Mark Twain Charakteren benannt hatte. Ich würde sie nach Hause begleiten und hätte damit meine Pflicht getan. Es war lange Zeit her, seit ich irgendeine Art echter Anziehung für eine Frau empfunden hatte. Jahre. Bis vorhin. Bis zu Kelsey. Das erste Mal, als ich sie auf der anderen Seite des Spielplatzes erblickt hatte, hatte ich mich wie eine Comicfigur gefühlt, der die Augen aus dem Kopf quollen, und mein Schwanz war augenblicklich hart geworden. Sie war einfach so verdammt hübsch. Ich war vier und verdammte dreißig Jahre alt und alles andere als ein Mönch, aber hatte noch nie so empfunden. Als wäre mir ein Zaunpfosten über den Kopf gezogen worden. Ich wollte das ganze Paket. Die hitzigen Blicke, das Flirten, das Vorspiel, den schweißtreibenden s*x. Stattdessen hatte ich ein Knie in den Schritt gekriegt. Ich musste verrückt sein, denn ich wollte Kelsey noch immer. Vielleicht sogar noch mehr, weil sie sich mir gegenüber behauptet hatte. Weshalb wusste ich jedoch nicht. Aber ich würde es herausfinden. Ich sollte mir den Kopf untersuchen lassen, denn Frauen waren verrückt. Ich hatte eine Frau gehabt, von der ich gedacht hatte, sie wäre die Richtige, aber das war so richtig schief gegangen. Tina. Ihren Namen zu denken, hatte die gleiche Wirkung auf meinen Schwanz wie Gedanken an Miss Turnbuckle. Ich verlagerte die Erbsen und verzog das Gesicht. „Du hast gesagt, du möchtest uns glücklich verheiratet sehen“, sagte Thatcher, der sich noch ein Karottenstück stibitzte. Er mochte der Jüngste sein, aber er war die größte Nervensäge. „Alice, ein Date mit einer deiner Freundinnen wird uns nicht vor den Altar bringen“, setzte er nach. Sie legte ihr Messer ab und seufzte. Wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. „Ich will, dass jeder von euch eine gute Frau findet.“ Ihr Blick huschte kurz zu mir, als sie das sagte, wobei sie das Wort gut besonders betonte, denn wir wussten alle, dass ich eine Frau – Tina – gefunden hatte, und dass das schlimm gewesen war. „Dass ihr ein paar Babys in die Welt setzt.“ Ich hegte keinerlei Erwartungen, jemals eine gute Frau zu finden. Wie sich herausstellte, hatte Tina das Manning Land und das Geld, das damit kam, mehr gewollt als mich. Als der Ehevertrag, den ich ihr vorgelegt hatte, ans Tageslicht gebracht hatte, wo ihre wahren Interessen gelegen hatten, hatte sie mich verlassen. Und die Gegend. Unter keinen Umständen konnte sie den Feuerwehrchef der Stadt vögeln, ihn dann verarschen und in der Gegend bleiben. The Bend war zu klein, als dass sie mit so einem Scheiß durchgekommen wäre. Die Chancen, die Eine im ländlichen Montana zu finden, die mich zum Lächeln brachte und mich heftig kommen ließ, waren verdammt klein bis hin zu nicht existent. Ich dachte sofort an Kelsey. Sie hatte mich zum Lächeln gebracht. Und sie würde mich so verdammt heftig kommen lassen, sowie sich meine Eier erholt hatten. Was das Babys machen anging, so war ich zumindest fürs Üben zu haben. Sehr. Ich brauchte nicht einmal ein Bett dazu. Ich wäre absolut dafür, mit Kelsey über meinen Schreibtisch gebeugt zu üben oder in der hintersten Box im Stall. Eine Decke auf der Südweide. Sogar in meiner verdammten Dusche. Fuck, ich steckte in Schwierigkeiten, wenn ich mir vorstellte, all das mit einer Frau zu tun, die mich eindeutig nicht ausstehen konnte.
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