Kapitel 5

1929 Words
Ivy: Ich wachte mit seiner Stimme in meinen Ohren auf, süß wie Honig, ein Flüstern im Wind, bei dem ich mir nicht sicher sein konnte, ob ich es richtig gehört hatte. Er war jede Nacht in meine Träume eingedrungen; es hörte nie auf, sich real anzufühlen, und da ich keinen Eindringling spüren oder sehen konnte, schloss ich, dass er ein Hirngespinst sein musste - ein sexy, grobschlächtiger Mann aus meinen Träumen. „Ivy! Ivy, wach auf. Wir müssen zur Sache kommen.“ Nolans müde Stimme vor meiner Tür riss mich aus der glückseligen Illusion der Hände des Schattenmanns auf meiner Haut. „Ich ziehe mich an. Ich bin gleich unten!“ rief ich und sprang aus dem Bett. Heute werden wir den Ort verändern, den Papa Alistair für mich geschaffen hat. Gestern haben wir Regen und Hitze überstanden, und heute werden wir Wind und Schnee machen. Ich rannte die Treppe hinunter, aufgeregt, den Tag zu beenden. Es ist Freitag, und heute ist meine letzte Trainingseinheit vor Beginn der Spiele. Morgen werden alle Alphamännchen, die sich um meine Hand bewerben wollen, zum Rudelhaus strömen. Es wird ein Begrüßungsessen geben, am Sonntag ruhen wir uns aus, und am Montag beginnen dann die königlichen Spiele. Nur Nolan, meine Eltern und meine Großeltern wissen, dass ich um meine eigene Hand kämpfen werde. Deshalb ist es so wichtig für mich, dass ich darauf vorbereitet bin. Wir sind noch dabei herauszufinden, wie viele Bewerber auftauchen werden oder ob überhaupt jemand kommt. Letzteres ist ein Risiko, das ich nicht eingehen will. Ich kochte Kaffee und beobachtete alle, die sich auf die Spiele vorbereiteten. Nolan beobachtete mich mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte. „Was ist los?“ Ich rührte die süße Sahne in meinen Kaffee und versuchte herauszufinden, warum seine großen braunen Augen auf mich gerichtet waren. „Das ist nicht fair. Du solltest nicht in dieser Situation sein.“ Meine Lippen verzogen sich bei seiner Freundlichkeit. „Du hast recht, es ist nicht fair. Aber nichts ist jemals wirklich fair, nicht wahr?“ Ich legte den Löffel ab und begann, meine süße Erlösung zu trinken, als Tatum hereinkam und seine Augen an mir klebten. „Was ist mit dir passiert?“ Er packte mich an den Armen und drehte mich um. Seine Finger streiften meine zerschundene Haut wie die Hände des Schattenmanns, aber Tatums Finger wärmten meine Haut nicht mit Feuer und Eis, wie es die des Schattenmanns taten. Ich drehte mich schnell um, verärgert darüber, dass er es überhaupt wagte, mich zu berühren, nachdem er mich zurückgewiesen hatte. „Beta!“ brüllte ich und drehte mich wieder zu ihm um. „Es tut mir leid, meine Königin. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Er verbeugte sich vor mir, den Blick auf den Boden gerichtet. Meine Aura entkam und schloss alle um mich herum in sich ein. Mit meinem Kaffee in der Hand drehte ich mich um und ließ Nolan und Tatum drinnen zurück. Selbst nach dem, was gerade passiert war, verwirrte mich die Berührung des Schattenmannes mehr als die von Tatum, die mir den Magen umdrehte, da der Mann, der in meine Träume eingedrungen war, mich völlig in seinen Bann gezogen und mit seiner kalten Wärme und feurigen Berührung verzaubert hatte. „Ivy, warte doch!“ rief Nolan und rannte auf mich zu. Aber ich blieb nicht stehen. Ich wusste ja nicht einmal, wohin ich ging. Schließlich blieb ich stehen, bevor ich die Tür zu der Kreation öffnete, die mich auf die Spiele vorbereiten sollte, die ich unbedingt gewinnen musste. „Komm schon, lass uns reden.“ Nolan streckte die Hand aus, um mich zu berühren, hielt aber nur kurz vor meinem Ellbogen an. „Mach dir keine Gedanken darüber. Lass uns an die Arbeit gehen, okay?“ Ich hoffte, er konnte sehen, wie verzweifelt ich diesen peinlichen Moment hinter mir lassen wollte. Ich hatte zu viel zu tun und es stand zu viel auf dem Spiel, als dass ich mir meinen Sieg, meine Freiheit, von einem kleinen Moment hätte nehmen lassen. Ich schritt durch die Tür, Nolan dicht auf den Fersen. Meine Zwillingsgroßväter, Axel und Atlas, warteten dort auf uns. „Das wurde aber auch Zeit, Pickel. Wir haben uns schon gefragt, ob du kommen würdest.“ Axels Lachen milderte die Wut in meiner Brust. „Tut mir leid, ich wurde aufgehalten. Was macht ihr denn hier?“ Ich drückte sie fest an mich und ließ mich von ihren vertrauten Gerüchen wieder auf mein Training einstimmen. „Alistair hat diesen Ort geschaffen, aber er hat eine Sache vergessen. Es gibt viele verschiedene Dinge, auf die man achten muss, um die anderen Teilnehmer und die Elemente zu überleben. Viele Hindernisse können sich euch in den Weg stellen, und heute müsst ihr sie im Schnee überwinden. Du wirst keine Magie einsetzen können. Das ist gegen die Regeln. Aber du bist einer der härtesten Wettkämpfer, die ich je gesehen habe, und ich weiß, dass du das schaffen kannst. Wir alle wissen es.“ Atlas wirkte viel zu aufgeregt für diese Aussage. „Dann lasst uns beginnen.“ Ich lächelte aufgeregt, als winzige Schneeflocken wie Asche aus einem Feuer zu fallen begannen, und aus dem Schnee, der den Boden bedeckte, wuchs ein Wesen, das unbedingt dafür sorgen wollte, dass ich ein effektives Training absolvierte. Es brüllte mir ins Gesicht und peitschte mein Haar wild um meine bereits brennende Haut. Die Kälte hatte bereits Einzug gehalten. Ich atmete die frische Luft ein und ließ sie auf mich wirken. Mein Großvater warf mir ein Schwert zu... das Schwert meiner Großmutter, ein Schwert, das aus den Knochen des Todes erschaffen wurde... nun... des Todes, der vor meinem Vater Knox Seelen geerntet hatte. Das muss der Grund gewesen sein, warum er nicht dabei sein wollte, als es mir überreicht wurde. Ich gebe zu, ich habe ein mulmiges Gefühl, wenn ich sehe, dass der aktuelle Tod mein Vater ist. Aber die leichte Klinge war warm in meiner Handfläche, und ich dachte an nichts anderes mehr, als dass die Klinge mich als ihren Träger akzeptiert. Ich packte den Griff fest, schwang nach dem Wesen aus Schnee und Erde und lächelte, als die Klinge seine eisigen Knochen berührte. Das skelettartige Gerüst einer reptilienartigen Kreatur aus Schnee und Eis war so laut, dass meine Ohren schmerzten und meine Knochen vor Staunen und Adrenalin vibrierten. Sein Kopf fiel mir zu Füßen, ein Sieg, der nur von kurzer Dauer sein würde, da sich andere aus der verschneiten Asche erhoben. „Lauft!“ Ich drehte mich um, um es den anderen zu sagen, als ich merkte, dass ich mich in einem Nest von ihnen befand. Sie waren weg und hatten mich allein gelassen, ein Plan, an dem ich nicht beteiligt war. Ich rannte und rutschte durch den Schnee, während Eis und Schneematsch in ihrer feurigen Kälte meine Turnschuhe bis zum Absatz füllten. Meine Haut fühlte sich eng an, und mein Atem kam in heißen Böen, aber meine Füße wankten nicht. Ich grub die Klinge in die Seite eines steinigen Berges und benutzte sie als Hebel, um aus dem Tal zu klettern, in das ich gekommen war. Meine Finger brannten von dem Eis, das sie bedeckte. Mein Magen zerrte an den geschliffenen Steinen, während ich mir den Weg in die Freiheit grub. Die Geräusche der Bestien zu meinen Füßen waren mein einziger Ansporn. Wenn sie mich erwischten, bevor ich den Gipfel erreichte, würde ich den ersten Tag der eigentlichen Spiele nicht überleben. Ich grub die Klinge in die Spitze des Berges, als sich eine der Bestien an meinem Fuß festkrallte und mich zurückzog. Meine Hand glitt über die Klinge des Todes, so dass sie sich tief in meine Handfläche schnitt. Ich drehte meinen Körper, trat dem Wesen mit der Ferse ins Gesicht und sah zu, wie es zu Tode stürzte, um dann in einer pulverigen Explosion in den Schnee zurückzukehren, aus dem es entstanden war. Ich drehte mich um und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, um nach oben zu klettern, als der Boden, in den ich mich eingegraben hatte, nachgab. Gerade als ich zu fallen begann, griff Nolan nach meinem Handgelenk und zog mich nach oben. „NEIN!“ schrie ich, während ich versuchte, nach Luft zu schnappen. Das Schneebett, in dem ich lag, biss in meine nackte Haut. Meine Lippen waren bereits rissig und trocken, und meine Wut war das einzig Warme an mir im Moment. „Ich werde keine Hilfe bei den Spielen haben. Das hättest du nicht tun sollen.“ Ich schrie Nolan an, der von meinem Ausbruch überrascht war. „Sie hat recht.“ Axel grummelte und winkte mit der Hand, wodurch unsere Umgebung wieder warm wurde. „Es tut mir leid.“ Er verbeugte sich vor mir. Ich fühlte mich schrecklich wegen meines Ausbruchs, aber das hier ist ernst. „Mach das nicht noch einmal. Schick mich zurück, Papa.“ Ich grub meine Füße in die Erde, bereit, in das Nest der Schneewesen zurückgeschickt zu werden. „Dein Bauch und deine Hand bluten, Pickle. Wir sollten es...“ Ich drehte mich schnell um und ließ mich von meiner Wut leiten, um zu gewinnen. „Schick mich zurück, Papa. Ich werde mich nicht mit einem ekelhaften, machthungrigen Schwein paaren, nur weil ich nicht schnell genug war.“ schrie ich meinen Großvater an, der schließlich zustimmte. Ich absolvierte das Hindernis noch sechs weitere Male, bevor sie mich zum Aufhören zwangen. Jedes Mal schaffte ich es, aber nur knapp. Beim sechsten Mal hatte ich es geschafft. Aber das war nur eines von vielen Szenarien, die im Parcours passieren können, und in Echtzeit werde ich nicht üben können. Aber ich kann es mir im Moment nicht leisten, so zu denken. Im Moment kann ich nur an Wärme, Essen, eine heiße Dusche und an Schlaf denken. Als Hybrid kann ich Essen essen... oder Seelen. Heute Abend gab es heiße Suppe und warme Brotstangen, und trotz der Wärme in meinem Magen war das Feuer auf meiner rissigen Haut mein einziger Fokus. Ich sank in ein warmes, seifiges Bad und zischte, als das Wasser wie ein Messer auf meine schmerzende Haut traf. Langsam tauchte ich in die Behaglichkeit ein, um endlich meine Schmerzen zu lindern, anstatt sie zu verschlimmern. Damon: Ihr Zimmer war dunkel. Der einzige Lichtschein kam aus dem Badezimmer. Ich schlich mich zur Tür und erkannte an ihrem Duft, der aus dem Türspalt drang, dass sie da drin war. Ihr leises Schnarchen bestätigte das. Ich stieß die Tür auf und sah sie zusammengerollt in einer Wanne voller Wasser, das längst kalt geworden war. Sie arbeitet so hart für das hier. Seufzend trat ich aus meinem Schatten und griff nach einem Handtuch. Wenn sie aufwacht, wird sie meine ganze Gestalt sehen, eine Bestie, anders als die anderen. Vorsichtig hob ich sie aus dem kalten Wasser und packte sie in ihr Zimmer, wo ich ihr Haar und ihren Körper abtrocknete, bevor ich sie in ihre Decken steckte. Ihre Haut war gerötet und sah zart aus. Ich ließ meine Finger über sie streichen und war erstaunt, wie sich die Haut, die so gereizt und rot war, wieder in ein zartes Rosa verwandelte. Ich legte mich auf ihre Decken und achtete darauf, sie nicht zu wecken. Ich ließ meine Fürsorge für sie durch meine Fingerspitzen gleiten, um ihren Schmerz zu lindern wie Silvadene auf einer Verbrennung. Sie seufzte, rollte sich auf meine Brust und schmiegte sich fest an mich.Ich strich ihr die Haare aus dem schönen Gesicht und brannte mir jedes winzige Merkmal in den Kopf. Als ich zufrieden war, rief ich die Schatten herbei, die mich noch einmal vor ihr verbergen würden.Heute Nacht werde ich sie ruhen lassen.
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