Celia
Tyler, Texas
September 1885
Es war zu heiß, um sich draußen aufzuhalten. Allerdings war es auch zu heiß, um sich drinnen aufzuhalten. Die Sommerhitze musste erst noch weichen und der Boden war steinhart und knochentrocken. Ich sah nach oben und kniff die Augen zusammen. Am Himmel war keine einzige Wolke zu sehen. Es gab keine Möglichkeit, mich vor der Sonne zu schützen – außer meinem Strohhut. Mein Kleid erstickte mich mit dem hohen Kragen und den langen Ärmeln. Das Rückteil meines Korsetts war schweißdurchtränkt und ich sehnte mich danach, die zusätzlichen Kleiderschichten bis auf mein Unterkleid auszuziehen.
Es war ein langer Tag gewesen. Johns Sprechzeit war stets Dienstagmorgen und als wir heute um acht Uhr angekommen waren, hatten bereits mehrere Patienten auf ihn gewartet. Mein Ehemann war nicht der einzige Arzt der Stadt, aber die Leute nahmen lange Wege auf sich, wenn sie sehr krank waren und es gab genug Geschäft für alle drei Ärzte. Die heutigen Krankheiten umfassten einen befallenen Zahn, ein Kind mit Koliken, einen Fall von Lungenentzündung und einen gebrochenen Finger. Als er zum Mittagessen gegangen war, war ich zurückgeblieben, um sauber zu machen und diejenigen, die nach der Mittagsstunde ankamen – wenn John in das Restaurant des Hotels zum Essen ging – an die anderen zwei Ärzte zu verweisen. Er achtete sehr penibel und sehr streng auf seinen Tagesablauf und wich nicht davon ab.
Während er den Nachmittag in seinem Büro zu Hause verbrachte – immer hinter verschlossener Tür, damit er nicht gestört werden konnte – ging ich oft zu den Häusern derjenigen, die am Morgen untersucht worden waren, sah nach ihnen und kümmerte mich um sie. Vor allem den weiblichen Patientinnen. Keinen der Männer, da das nicht gern gesehen werden würde. Ich sollte nicht einmal die Frauen besuchen, aber wer würde es sonst tun? John jedenfalls nicht, da er kein Interesse an ihnen hatte, wenn sie nicht mit einem offensichtlichen Gebrechen in seiner Praxis auftauchten oder das Geld hatten, um einen Hausbesuch zu bezahlen.
Und so verbrachte ich meinen Nachmittag damit, mich um die Kranken zu kümmern, Babys im Arm zu wiegen, sogar Geschirr abzuspülen. John lachte über meine langweiligen Nachmittagsaktivitäten und redete mir immer ein, ich würde mich mit solchem Tun selbst erniedrigen. Aber sollte ich etwa zu Hause sitzen, lesen und sticken? Ich konnte so ein ödes Leben nicht gutheißen.
Daher stand ich jetzt in Mrs. Bordens Küche und schrubbte einen Topf. Ich blies mir eine verirrte Locke aus dem Gesicht, aber sie blieb an dem Schweiß auf meiner Stirn kleben. Nachdem sie gerade erst ihr drittes Kind zur Welt gebracht hatte, lag Mrs. Borden im Bett, um sich zu erholen, während zwei junge Kinder auf ihr herumhüpften und sie sich auch noch um ein Neugeborenes kümmern musste. Ihr Mann arbeitete unterdessen auf den Baumwollfeldern.
Während ich mich daran machte, das Geschirr vom Vorabend zu waschen, rief sie aus dem Schlafzimmer: „Bald wirst du an der Reihe sein und ich werde zu dir kommen und helfen.“
Ich hielt beim Spülen inne und sah hinab auf meinen flachen Bauch. Nein, ich würde nie an der Reihe sein. Keine Kinder. John gehörte der sehr unabhängigen Sorte an und erwartete, dass ich das auch war. Als ich ihn heiratete, wusste ich, dass er eine Gehilfin und keine Kuschelpartnerin wollte. Ich war damit einverstanden gewesen, da ich von strengen Eltern erzogen worden war, die mich nicht verhätschelt hatten. Ich kannte es nicht anders. Ich hätte nicht gewusst, wie ich mit einem Mann, der Umarmungen verteilte und mich mit Zuneigung überhäufte, umgehen sollte.
Aber in den vergangenen fünf Jahren hatte ich allmählich meine Meinung geändert. Die Beobachtungen von anderen Paaren, die so offensichtlich verliebt ineinander waren – wie die Bordens – zeigten mir, dass ich etwas verpasst hatte und das auch nie in meiner eigenen Ehe finden würde. Ohne Kinder, um die ich mich kümmern konnte, war mein Leben leer. Ich war leer. Johns Meinung nach war ich offiziell unfruchtbar. Offiziell keine richtige Ehefrau, da ich die eine Sache, die er selbst nicht vollbringen konnte, nicht erfüllen konnte.
Und so kehrte ich einsam und überhitzt nach Hause zurück, da ich die anderen Nachmittagsbesuche ausließ. Als ich die Eingangstür hinter mir schloss, bemerkte ich, dass Johns Bürotür offenstand. Seltsam, da er nie vor fünf Uhr daraus auftauchte. Während ich meinen Hut auszog und ihn auf den Beistelltisch neben der Tür legte, hörte ich Stimmen aus dem Obergeschoss. Murmeln, dann ein Seufzen. Den Schrei einer Frau.
Ich blickte nach oben, als ob ich durch die Decke sehen könnte. Ich wusste, was es war. Wer es war. Zumindest wusste ich, dass es John und eine Frau waren. Ein rhythmisches Rumsen folgte. Sie fickten. In meinem Bett. John fasste mich kaum an, weshalb ich wusste, dass er seine Bedürfnisse bei einer anderen stillte. In einem Bordell oder bei einer Witwe, einer, die er seines Verlangens als würdig erachtete. Aber er hatte diese Bedürfnisse nie in unserem eigenen Heim befriedigt. Ich bezweifelte zwar, dass er mich liebte, aber er hatte mich genug respektiert, um seine Frauen von mir fernzuhalten. Bis jetzt.
„Ja! Genau da. Härter.“
Meine Augen weiteten sich bei den verdorbenen Worten der Frau, dem verzweifelten Tonfall. Obwohl ich wütend war, dass er seine Aktivitäten auf solche Weise zur Schau stellte, war ich auch neugierig. Neugierig, was John tat, um sie so zufrieden klingen zu lassen. Ich hatte noch nie zuvor so aufgeschrien. Jemals.
Auf Zehenspitzen schlich ich die Treppe hoch, wobei ich vorsichtig die knarzende vierte Stufe umging. Die Schlafzimmertür war geschlossen, weshalb ich in das andere Schlafzimmer schlüpfte, das über eine Verbindungstür zu unserem verfügte. Es war als Kinderzimmer gedacht gewesen und lag nun ungenutzt da. Aber ich wusste, dass die Tür ungefähr dreißig Zentimeter weit geöffnet war, um die Luftzirkulation zu fördern und ich könnte sie problemlos beobachten. Und dort stand ich jetzt auch, hinter der Verbindungstür und beobachtete meinen Ehemann im Bett mit einer Frau. Ich erkannte sie nicht, da ihre hellen Haare offen waren und ihr Gesicht bedeckten. Sie war nackt, auf ihren Händen und Knien, wobei ihre Handgelenke mit meinem Kleiderband an das Metallgestänge des Kopfbrettes gebunden waren. Das Kleidungsstück selbst lag vergessen auf dem Boden neben einem Haufen abgelegter Kleidung.
John, der ebenfalls nackt war, befand sich hinter ihr und fickte sie. Seine Hände packten ihre Hüften, während er sie kraftvoll nahm. Das Geräusch seiner Hüften, die gegen ihren nach oben gereckten Hintern klatschten, füllte die Luft.
„Ist das hart genug?“, knurrte er. Die Muskeln an seinem Hals waren angespannt und traten d**k hervor.
Sie warf ihren Kopf zurück und ihre Knöchel an dem Bettgestänge wurden weiß. Ihre Brüste, die sehr groß waren, schwangen bei jedem Stoß. Es war verrucht und dunkel und dekadent und ich hatte John noch nie so erlebt. Er war verloren in der l**t, verloren in der Macht, die er über diese Frau hatte. Ich hatte ihn noch nie so…überwältigt von seinen niederen Bedürfnissen gesehen. Wann immer er mich nahm, war er ruhig und passiv, seine Hüften bewegten sich gerade genug, dass sich sein Schwanz rein und raus bewegte, damit sich sein Samen in mich ergießen konnte.
Er schlug ihr auf den Po, das Klatschen ließ sie wieder aufschreien. Sie stöhnte, aber nicht vor Schmerz. „Du bist so eine Schlampe, dass du mir erlaubst, dich so zu nehmen. Du brauchst es, nicht wahr? Dein Ehemann denkt, dass dich die Hysterie zu einer frustrierten Frau macht, aber du bist einfach eine Hure, die einen großen Schwanz braucht.“
„Ja!“, schrie sie wieder. So sollte ich aussehen, wenn ich gefickt wurde? Wild und lüstern und in den Fängen der Leidenschaft, die so intensiv war, dass ich es liebte, wenn mein Hintern versohlt wurde?
Ich hatte ihn noch nie zuvor so sprechen hören, mit so unverblümten und grausamen Worten. Seine Stimme war grob, nicht der gleichmäßige, ruhige Ton, an den ich gewöhnt war. Er hatte noch nie auf solche Weise mit mir gesprochen, mich nie mit solchem Eifer gepackt, mich nie auf solche Weise gefickt. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass das möglich war.
Aber ich war nicht wie diese Frau. Ihre Figur war anders als meine. Sie war groß und schlank, hatte einen großen Busen und ein kleines Hinterteil. Ich war klein und kurvig, runde Hüften und Po und dennoch waren meine Brüste viel kleiner. Hatte er sie zum Ficken ausgewählt, weil sie mein Gegenteil war? Rief ihr Äußeres die Veränderung in ihm hervor? War ich so mangelhaft? Ich musste annehmen, dass die Antwort Ja lautete.
John nahm mich nur nachts, wenn es dunkel war, während das weiche Licht der Laterne neben dem Bett das Zimmer in ein sanftes Leuchten tauchte. Es gab kein Gerede. Er drückte mich einfach auf meinen Rücken, schob mein Nachthemd hoch, während er meine Beine spreizte und drang dann ohne Vorwarnung in mich ein. Er atmete schwer, aber nur wenn er seinen Samen in mich spritzte. Allerdings war es kein Vergleich zu dem Elan, den er jetzt an den Tag legte. Er schwitzte nie, er stöhnte nie. Wenn er fertig war, zog er mein Nachthemd nach unten, die Decken über mich und rollte sich zum Schlafen auf seine Seite. Ich war dann stets wund und unbefriedigt, Samen klebte an meinen Schenkeln und auf dem Bett unter mir.
Diese Frau, sie war nicht unbefriedigt. So wie sie sich bewegte und mit den Hüften kreiste, so wie ihre Haut vor Schweiß glänzte, wie sie keuchte und immer wieder ja, ja, ja schrie, war es ziemlich offensichtlich, dass sie es sehr genoss. Ich hatte die Zusammenkunft mit John noch nie genossen, nie die gleiche Hemmungslosigkeit empfunden, die offensichtliche l**t gefühlt, die diese Frau in den Händen oder durch den Schwanz meines Mannes erfuhr. So wie sie ihre Erlösung hinaus stöhnte und sich ihr Körper anspannte, während John weiterhin in sie stieß, wusste ich, dass ich noch nie zuvor zum Höhepunkt gekommen war.
Ich war mehr verärgert darüber, dass ich um diese Art der tiefen und dunklen – und vergnüglichen – Verbindung zwischen zwei Menschen betrogen worden war als über die Tatsache, dass mein Ehemann sie mit jemand anderem teilte. Ich hatte von seinem Fremdgehen schon eine ganze Weile gewusst, aber nicht, mit wem oder wo er es tat. Das hatte ich mit Sicherheit nicht erwartet.
Ich wollte das. Ich wollte jemanden, der seine Finger in meinen Haaren vergrub und meinen Kopf zurückriss. Ich wollte, dass mich jemand hart von hinten nahm. Ich wollte, dass sich der Handabdruck eines Mannes hellrosa auf meinem Po abzeichnete. Ich wollte Leidenschaft.
Die Eingangstür krachte auf, was mich aufspringen ließ.
„Marie!“, schrie die Stimme eines Mannes von unten.
Johns Bewegungen erlahmten, sein Schwanz steckte immer noch tief in der Frau, während ihr Kopf zur Tür flog. Ihre Augen weiteten sich überrascht und panisch.
„Das ist mein Mann!“, zischte sie, aber konnte sich nicht bewegen, da sie am Bett festgebunden war und sich John hinter ihr befand.
Der Mann kam die Stufen hoch, wobei seine schweren Schritte klangen, als würde er zwei auf einmal nehmen. Die Schlafzimmertür wurde so schwungvoll geöffnet, dass sie gegen die Wand krachte. Ich sprang auf und keuchte, dann biss ich mir auf die Lippe. Ein großer Mann stand im Türrahmen. Er trug einen Anzug und Krawatte, seine Haare klebten verschwitzt am Kopf, Schweißtropfen rannen über seine Schläfen. Er keuchte schwer, als ob er den ganzen Weg durch die Stadt gerannt wäre. Er war kein Farmer oder Arbeiter, sondern ein vornehmer Mann. Der Schnitt seiner Kleider verriet das und John hätte sich auch nicht mit einer Frau aus der unteren Klasse abgegeben. Aber einer Verheirateten? Dieser Mann war zornig. Das Gewehr in seiner Hand bewies das und ich biss wieder auf meine Lippe, um die Panik zu unterdrücken, die mir entweichen wollte. Es bewies auch, dass er ein wenig verrückt war. Verrückt vor Eifersucht? Ich fühlte mich bloßgestellt und beschämt, weil ich einfach wie ein alter Lumpen weggeworfen worden war. Ich konnte mir nur den Zorn dieses Mannes darüber vorstellen, dass ihm Hörner aufgesetzt worden waren.
John zog sich aus der Frau – Marie – und drehte sich auf seinen Knien zu dem anderen Mann um. Sein Schwanz war rot und geschwollen und glänzte mit der Erregung der Frau. Marie war gefangen, da ihre Handgelenke gefesselt waren, aber sie kippte auf ihre Seite und zog ihre Knie in dem Versuch an, sich zu bedecken. Sie war wie ein Kind, das seine Augen verdeckte und dachte, dann könnte es nicht gesehen werden. Ihre Bewegungen konnten jedoch weder ihre Nacktheit noch die Aussicht auf ihre benutzte p***y verdecken. Ihr Verbrechen und Johns war eindeutig.
„Neil“, schrie sie und ihre Augen weiteten sich. John hob seine Hände hoch, als wolle er den Mann abwehren, aber er sagte nichts. Was sollte er auch schon sagen?
Neil verzog seine Augen zu Schlitzen, während sich seine Brust schwer hob und senkte. Es gab kein Zögern, kein Nachdenken. Er schoss John direkt in die Brust.
Das Geräusch hallte durch den Raum und ich schlug mir meine Hand auf den Mund, um meinen überraschten Schrei zu dämpfen. Blut erblühte auf seiner Brust und John legte seine Hände über das Loch. Er sah nach unten auf die Wunde, bevor er zur Seite fiel. Tot. Ich war kein Arzt, aber ich wusste, dass ein Schuss ins Herz zum sofortigen Tod führte. Marie schrie und flehte ihren Ehemann an, während sie sich auf die Knie zog und an den Bändern, die sie gefangen hielten, zerrte. Anstatt Teil eines sinnlichen Fesselspielchens zu sein, hielten die Bänder sie jetzt genau an der Stelle, wo Neil sie haben wollte, als er ebenfalls auf sie schoss. Einmal, dann ein zweites Mal.
Ich atmete kaum, meine Ohren klingelten von den Gewehrschüssen. Ich wagte es nicht, auch nur einen Muskel zu rühren, da ich Angst hatte, er würde mich sehen und mich als nächstes aufs Korn nehmen. Neil stand da und sah die Körper einige Sekunden an. Vielleicht auch eine Minute. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ich verharrte einfach so reglos wie möglich hinter der Tür in der Hoffnung, dass er meinen wilden Herzschlag nicht hören konnte. Wenn er mich entdeckte, würde er mich sicherlich auch erschießen. Auch wenn er seine Gründe für seine Taten hatte, so war es immer noch kaltblütiger Mord. Er atmete tief ein, dann nochmal, dann machte er auf der Hacke kehrt, trampelte die Treppe hinunter und aus der Tür. Die Stille, die er hinterließ, war so ohrenbetäubend wie die Gewehrschüsse.
Meine Beine zitterten, dann gaben sie nach. Ich glitt an der Wand zu Boden, ein zerbröckeltes, schwaches Häufchen Elend. Meine Hände bebten und ich versuchte, mich zu beruhigen und die Panik davon abzuhalten, mich zu überwältigen. So fanden mich einige Minuten später der Sheriff und meine Nachbarn. Die schmutzigen Geheimnisse meiner Ehe waren nicht länger geheim. Stattdessen lagen sie nackt und tot in meinem eigenen Bett.