Kapitel 7 Fairplay

1282 Words
Laura Meier sah ihre erhobene Hand und blickte zur Tür. Ihr Gesichtsausdruck ließ sie wie einen Frosch aussehen. Neben Anna kam eine Dame ans Waschbecken. Sie drehte den Wasserhahn auf und sprach zu Laura: „Du wagst es, die Schwachen zu schikanieren.“ Anna hob den Kopf. Durch das Spiegelbild erkannte sie, dass es die Dame im weißen Prinzessinnenkleid zuvor war. Diese Dame hatte babyweiche Haut. Ihr feines Haar war zu einem Pferdeschwanz nach hinten gekämmt. Sie sah so schön aus, wie eine Puppe. Laura Meier versuchte, ihre Begeisterung zu zeigen, sobald sie die Dame bemerkte. „Liebe Frau Baumann, es ist mir eine Ehre, Sie sind bei der Verlobungsfeier meiner Tochter.“ Frau Baumann? Anna erinnerte sich, dass diese Dame wütend gewirkt hatte, als sie vorgab, Philip nahe zu stehen. Und diese Annahme erwies sich als richtig. Anna lächelte, zeigte auf Matina und dann auf sich selbst. „Frau Baumann, ich weiß nicht, ob Sie mich oder sie meinen…“, sagte Anna. Bevor Anna ihren Satz beenden konnte, spritzte die Dame Anna Wasser ins Gesicht. Tropfen fielen von ihrem Kinn. „Du Schlampe! Wie kannst du es wagen, Lord Philip zu verführen!“ Fiona Baumann starrte Anna wütend an, eine Hand auf ihrer Hüfte. Laura Meier lächelte glücklich. Sie kannte Frau Fiona Baumann - die jüngste Schwester in der Familie Baumann und Ihre drei älteren Brüder liebten sie besonders. Und sie wurde wegen ihrer angesehenen Herkunft eigensinnig erzogen. Fiona war beleidigt, aber sie tat etwas Unerwartetes: Sie strich ihr Haar zurück und deutete auf ihr Gesicht. „Ich habe dich bespritzt, also bist du jetzt an der Reihe, mich zu bespritzen. Ich werde niemals die Schwachen schikanieren.“ Anna war von diesem Vorschlag schockiert. Sie hatte sich jeden Tag mit Matina gestritten, und dies war das erste Mal, dass jemand Fairplay vorgeschlagen hatte. Nach dem ersten Schock spritzte sie Fiona Wasser ins Gesicht. „Gut gemacht! Jetzt sag mir, welche Posen du gemacht hast, wenn du mit Lord Philip schlafen.“ Anna war völlig schockiert, als sie das hörte, ebenso wie Matina und Laura. Angesichts einer so großartigen Frau wischte sich Anna über die Stirn und sagte: „Wie wäre es, wenn wir uns zuerst geschminkt?“ „Richtig! Ich werde mich auch geschminkt!“ Dann ignorierte Fiona Matina, die immer noch mit einem geschockten Gesichtsausdruck neben ihr stand. Sie führte Anna einfach Hand aus dem Waschraum. In der Loge im zweiten Stock saßen sich die beiden einander gegenüber. „Können Sie mir jetzt sagen, wie Sie Lord Philip erwischt haben?“ Als Anna ihr neugieriges Gesicht betrachtete, musste sie lachen. „Warum lachst du?“ fragte Frau Baumann. Anna legte sich auf das Sofa. „Frau Baumann, Sie müssen das außergewöhnlichste Mädchen sein, das ich je getroffen habe. Hast du dich jemals verliebt?“ „Nein, wie steht's mit dir?“ fragte Fiona und nahm einen großen Schluck von ihrem Süßwein. „Das ist die Party meines Ex-Freundes“, antwortete Anna. „Hat Lord Philip gerne eine Freundin aus zweiter Hand?“ Anna zog ihre hohen Absätze aus und rieb ihre wunden Füße. Sie musste zugeben, dass sie dieses süße, ehrliche Mädchen mochte. „Frau Baumann, ich habe keine Ahnung, wie ich die Beziehung zwischen mir und Lord Philip erklären soll. Aber es ist nicht das, was du denkst.“ Fiona schwieg eine Weile. Sie starrte Anna mit einem fragenden Blick an. Dann nahm sie einen weiteren Schluck von ihrem Wein und sagte: „Weißt du, wie viele Frauen versucht haben, dich umzubringen, seit Lord Philip dich als seine Frau bekannt gab?“ Anna hob die Augenbrauen. Sie mochte Fionas Charakter sehr: brutal ehrlich. Sie zuckte mit den Schultern und sagte lächelnd: „Es ist nicht das erste Mal, dass ich jemandes imaginärer Feind bin. Aber ehrlich gesagt, ich habe erst heute Lord Philip getroffen … ich habe ihm geholfen, also schuldet er mir was.“ Vielleicht war es Annas friedlicher Ton oder vielleicht ihr ehrlicher Blick, glaubte Fiona ihr sofort. Nach einem Moment der Stille antwortete Fiona: „Nenn mich niemals Frau Baumann, einfach Fiona. Das Spritzen war nur eine Sache, die ich von E-Books gelernt habe. Ich hoffe, es hat dich nicht zu sehr gestört.“ Nachdem sie sich eine Weile so unterhalten hatten, fühlten sie sich beide wohl und vertraut. Fiona nahm plötzlich Annas Hand und sagte: „Ich werde dir ein Geheimnis über Lord Philip erzählen …“ *** Später war Fiona ein wenig betrunken und wurde nach Hause gefahren. Anna begleitete sie ein Stück weit, ging aber noch Krebse und Bier zu kaufen, bevor sie nach Hause ging. Sie hat auf der Party nichts gegessen und war schon lange hungrig. Sie schälte die Krebse und trank das Bier, das all ihren Unmut verschwinden ließ. Aber als sie friedlich aß, hörte sie plötzlich jemanden an ihre Tür klopfen. Nur die Familie Meier wusste, wo sie lebte. Auf keinen Fall werde ich jetzt mit ihnen streiten, dachte sie. Während sie darüber nachdachte, öffnete Anna die Tür. Sie war überrascht, den Mann draußen stehen zu sehen. Im Schatten der Straßenlaternen rauchte eine große Gestalt eine Zigarette, zu seinen Füßen ein Labradorhund in der Farbe Schokolade. Eine seiner Hände war in seiner Tasche versteckt. Er stand einfach da und rauchte. Es war so seltsam. „Lord Philip?“ sagte Anna etwas nervös. „Woher hast du meine Adresse? Und was willst du zu einer solchen Stunde von mir?“ „Unser Deal“, antwortete er. Was soll's? Er war dafür den ganzen Weg mit seinem Hund gekommen? „Ähm… Lord Philip …“ Anna wollte nicht, dass er in ihr Zimmer kam. Aber er ging an ihr vorbei, nachdem er seine Zigarette gelöscht hatte. Der Labrador folgte seinem Herrn schwanzwedelnd in den Raum. Anna musste den beiden hinein folgen. „Nimm Platz bitte. Ich habe nur Bier … ich weiß nicht, ob es Ihnen gefällt oder nicht.“ „Okay.“ Philip warf einen Blick auf den Tisch und nickte. Anna öffnet ein Bier für Philip. Das kleine Sofa schien für einen so großen Mann nicht geeignet zu sein. Der Hund setzte sich und blieb ruhig. „Was ist mit ihm?“ Anna zeigte auf den Labrador und fragte Philip. Beide Gäste starrten sie nur an. Sie sah von Mann zu Hund, starrte aber schließlich auf die Krebse auf dem Tisch. Es war so peinlich, und niemand sprach. Anna saß auf dem Hocker und wollte weinen. Was zum Teufel ... wollte er tun? Im Raum war kein Geräusch zu hören, nur das Verdunsten von Bier, das Rauschen des Windes und ein leises Geräusch aus dem Magen einer Person. Anna holte tief Luft und hob den Kopf. „Lord Philip, haben Sie schon gegessen oder möchten Sie würzige Krebse probieren?“ Philip nickte wieder und sagte: „Bitte schäle.“ Und der Hund jaulte. Verdammt, dachte sie. Für wen hält Philip sie, befiehlt er sie? Und Hund! Verdammt - es kann keine Krebse fressen! Mit Einweghandschuhen beginnt Anna zu schälen und fragt noch einmal: „Bist du sicher, dass du die Flusskrebse essen willst, die ich für dich schäle? Ertragen Sie den Mangel an Sauberkeit?“ „Tatsächlich wäre es mir lieber, wenn du unbekleidet wärst“, antwortete Philip. Der Hund jaulte noch einmal. Dieser Hund muss hier sein, um mich zu bedrohen, dachte Anna. Philip aß elegant. Es sah aus, als würde er Hummer essen, nicht Flusskrebse. Und sein Hund konnte nach dem Probieren nicht aufhören zu essen. Anna war ein wenig besorgt. „Ist es in Ordnung, wenn Ihr Hund dieses scharfe Futter frisst?“ Aber ehrlich gesagt wollte sie die Krebse nicht wegnehmen und riskieren, diesen Hund zu beleidigen. Geschweige denn Philip beleidigen...
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