Kapitel 3

2437 Words
Kapitel 3 EMMA Stunden später stand ich nur in meinem Unterkleid bekleidet vor einer Gruppe von Männern. Es war das neue, das ich erst Anfang der Woche mit Begeisterung gekauft hatte. Obwohl Frau Pratt scheinbar nett war, hielt sie es für notwendig, den Bietern mehr von mir zu zeigen, als das, was mein Kleid offenbarte. Aber jetzt, da das Material so fein war, dass es leicht durchsichtig war, redete ich genau die Eigenschaft, die ich so sehr bewundert hatte, schlecht. Ich wollte keinen der Männer ansehen und die Blicke auf ihren Gesichtern, so wie sie meinen Körper betrachteten, als ob sie ein Pferd, das zum Kauf angeboten wurde, wollte ich auch nicht sehen. Ich konzentrierte mich weiter darauf, auf den Fußboden zu schauen. Während ich nach unten blickte, dachte ich darüber nach, was sie von mir sehen konnten. Die Farbe meiner Nippel war deutlich sichtbar und sie stachen spitz hervor. Mein Unterkleid fiel gegen die Mitte meiner Schenkel und ich war mir sicher, dass meine dunklen Haare zwischen den Beinen klar durchschienen. Die feine Stickerei entlang des Randes zog die Augen der Männer nur noch mehr auf die Kürze des Unterkleids. Es hatte mir gefallen, so etwas Dekadentes unter meinen bescheidenen Kleidern zu tragen. Es war wie Geheimnis von dem, was darunterlag, aber auf diese Weise gegenüber einer Handvoll Männern bloßgestellt zu werden, war beschämend. Erniedrigend. Schlichtweg erschreckend. Es war fast unmöglich, mich nicht mit meinen Armen zu bedecken und mit zitternden Fingern am Saum zu ziehen, aber Frau Pratt hatte es deutlich gemacht, dass mein zukünftiger Ehemann einen guten Blick auf das, was er ersteigern würde, werfen wollte. Wenn das der Fall gewesen war, hätte ich nackt sein sollen, allerdings würde ich eine solche Idee zweifellos nicht vorschlagen. Glücklicherweise war der kleine Raum nicht übermäßig hell und nur durch einige Lampen mit einem indirekten gelben Licht beleuchtet. Es war nicht kalt, aber trotzdem bekam ich eine Gänsehaut auf meinen Armen. Der leichte Geruch von Kerosin und Tabak füllte die Luft. Und so stand ich da; mit meinen Händen an der Seite, meine Fingerspitzen rieben aneinander, mein Blick war von all den Männern abgewandt und Gemurmel machte sich breit. Frau Pratt war die einzige andere Person im Raum und ich wusste, dass alle Augen nur auf mich gerichtet waren. Die Männer saßen auf Sesseln in einem Halbkreis um mich herum. Sie könnten jede Frau haben, die unten war, also warum ich? Warum eine unerfahrene Jungfrau, wenn eine wirkliche Kurtisane ihre Bedürfnisse ohne die Last der Ehe erfüllen könnte? Offenbar, da die Option gegeben war und nicht vergangen, nahmen diese Männer ihre Absichten ernst. Als ich eintrat, konnte ich flüchtig vier Männer sehen, aber ich wehrte mich dagegen, in ihre Augen zu schauen. Es war nicht als ob ich Angst hatte, dass ich irgendeinen der Männer kannte – die Wahrscheinlichkeit war extrem dünn hier in Simms, nicht in Helena – aber ich wollte ihre Blicke nicht sehen, während sie mich halbnackt betrachteten. Ich wollte nicht ihre Gesichtsausdrücke sehen, während sie mich anstarrten. „Sie ist eine Jungfrau?“ fragte ein Mann rechts von mir. Frau Pratt, die hinter mir stand, sprach und ihre Wörter waren kurz und überraschend scharf. „Stellen Sie bitte nicht die Integrität meiner Versteigerungen in Frage, Herr Pierce.“ Der Mann räusperte sich vor lauter Unzufriedenheit, aber antwortete nicht. „Ich will sie nackt sehen“, fügte ein anderer Mann hinzu. „Emma“, sagte Frau Pratt zu mir, anstatt, auf die Anfrage zu reagieren. „Welche Körperteile hat ein Mann an dir bereits gesehen?“ Ich drehte meinen Kopf in Richtung der Stimme und sah sie durch meine gesenkten Wimpern hindurch an. „Entschuldigung?“ fragte ich mit einem seichten, kaum hörbaren Flüstern. „Hat ein Mann jemals deine Knöchel gesehen?“ Die Vorstellung allein ließ mich erröten. „Nein.“ Ich senkte meinen Blick und konzentrierte mich auf den Teppich unter meinen Füßen. „Ein Handgelenk?“ Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein.“ „Es ist das erste Mal, dass dich ein Mann nur in einem Unterkleid gesehen hat?“ Warum musste sie meine Unschuld so deutlich werden lassen? Ich atmete tief ein, um meinen Herzschlag zu beruhigen. Es fühlte sich so an, als ob es direkt aus meinem Brustkorb hinausschlug. Ich leckte meine Lippen und antwortete: „Ja, Madame.“ „Dann, Herr Rivers, wird ihre Reaktion darauf, vor einem Mann nackt zu sein, nur für ihren Ehemann aufgespart. Geben Sie das höchste Gebot ab und Sie werden dieser Mann sein.“ Ich hörte eine Stimme zu meiner Linken. „Wurde sie ausgebildet, um die Bedürfnisse ihres Ehemanns zu erfüllen?“ „Natürlich nicht, Herr Potter. Ihr Training liegt in der Verantwortlichkeit ihres Ehemanns.“ „Und Vergnügen.“ Die Stimme dieses Mannes kam von direkt vor mir. Es war eine tiefe, raue, aber dennoch sichere Stimme. Ich sah nur seine Füße und Unterschenkel. Lederne Stiefel, schwarze Hose. Ich wehrte mich dagegen, weiter hoch zu sehen. Hatte er Vergnügen gesagt? Dieser Mann würde Vergnügen darin finden, mir beizubringen, seine Bedürfnisse zu erfüllen? Der Gedanke an Clara, wie sie mit breit gespreizten Beinen von Allen befriedigt wurde, überkam mich. Hatte das Dienstmädchen das getan, was der Mann von ihr verlangte? „Genau“, fügte Frau Pratt hinzu und brachte mich wieder zurück in die Gegenwart. „Sollen wir anfangen? Die Versteigerung beginnt mit eintausend Dollar.“ Der Preis ließ mich nach Luft schnappen. So viel? Keine Wunder, dass Frau Pratt mich an den Höchstbieter verkaufen wollte. Sie brachte ihre Verluste leicht wieder ein und würde einen ordentlichen Gewinn machen. Und der Preis stieg bereitwillig an. Ich traute mich nicht, nach oben zu schauen, um zu sehen, wer für mich bot. Die Bedeutung der Situation, war mir noch nicht bewusst. Diese Stimmen gehörten zu Männern, die mich heiraten wollten. Heiraten. Und sie waren bereit, ein kleines Vermögen dafür zu bieten. Es gab kein Umwerben, keine Abendessen, Spaziergänge oder Ausflüge. Kein Austausch von Geheimnissen, verspieltes Anlächeln, geraubte Küsse. Die Männer boten für mich aufgrund meiner Reinheit, meines Aussehens und aufgrund der Versicherung von Frau Pratt, dass ich ihre sexuellen Bedürfnisse erfüllen würde. Ich ließ meine Finger über die Seiten meines Unterkleids gleiten, während ich damit fortfuhr, das Paisley-Muster des Teppichs zu studieren und ich war gewillt mein Atmen zu beruhigen. Das Ganze raubte mir meine Ideale aus Liebe zu heiraten und ersetzte es mit etwas Schnellem und, Geschmacklosem. „Verkauft!“ sagte Frau Pratt mit Endgültigkeit, was mich aufspringen ließ. Es war vorbei? Es ging so schnell, dauerte vielleicht nur eine oder zwei Minuten und trotzdem hatte es mein Leben unwiderruflich verändert. Ich traute mich nicht, nach oben zu schauen, um zu sehen, welcher Mann das höchste Gebot für mich abgegeben hatte. Ich war mir nicht einmal sicher, wer überhaupt gewonnen hatte. Sein Gesicht zu sehen, würde es viel zu real werden lassen. „Herr Kane, Herr Monroe, herzlichen Glückwunsch. Folgen Sie mir bitte. Der Arzt und der Standesbeamte warten in meinem Büro.“ Hatte Sie zwei Männer erwähnt? Das konnte nicht wahr sein. Die Frau ergriff meinen Arm und führte mich aus dem Raum heraus. Während wir den g**g hinuntergingen, bemerkte ich, wie uns der Mann mit den Stiefeln und der dunklen Hose folgte. Er war Herr Kane? Er sollte mein Ehemann werden? Als wir um eine Ecke gingen, bemerkte ich einen zweiten Mann, der ein paar Schritte dahinter ging. Es war alles so überwältigend, verwirrend. Schnell. Es schien, als sollten wir umgehend miteinander verheiratet werden. Frau Pratt war eine raffinierte Geschäftsfrau und wollte definitiv kein Risiko eingehen, dass dieser Mann Herr. Kane, sich wieder aus dem Arrangement zurückzog. Sicherlich würde das durch Eheschwüre geregelt. Der Standesbeamte war ein kleiner, runder Mann mit einem dünnen Schnurrbart. Er hatte mehr Haare an seiner Oberlippe als auf seinem Kopf. Mit der Bibel in der Hand stand er vor uns. Der Doktor ebenfalls oder das nahm ich jedenfalls an. Er war groß und schlank, schmächtig, aber in seinem dunklen Anzug wirkte er dennoch attraktiv. Ich blickte an dem Mann mit der dunklen Hose und den Stiefeln vorbei, aus Angst, dass das alles real werden würde, wenn ich ihn direkt anschaute. Der Mann, der dahinter folgte, blieb bescheiden in der Ecke stehen. Seine Kleidung war weniger formal; dunkle Hose, weißes Hemd. Sein Haar war länger als de rigeur und seine Haut war gebräunt, als ob er viel Zeit draußen verbrachte. Seine Haarfarbe erinnerte mich an ein Weizenfeld, wo die Strähnen von der Sommersonne aufgehellt wurden. Er schaute mich mit seinen durchdringenden, grünen Augen direkt an und ich hatte das Gefühl, bloßgestellt zu werden, was mich daran erinnerte, dass ich nur mein Unterkleid trug. Es war, als ob er durch den Stoff auf meine unberührte Haut schauen konnte. Als sein Blick dem meinen standhielt, glaubte ich, dass er in mich hineinschauen und meine Gedanken lesen könnte. Ich konnte nicht anders als meine Armen vor der Brust zu verschränken, um meinen Anstand zu beweisen. Zu wissen, dass er mich anschaute, ließ meine Wangen heiß und meine Nippel hart werden. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie er den Mundwinkel hochzog und ich wusste, dass er in dieser Heirats-Farce nicht mein Retter sein würde. „Doktor Carmichael, wir beginnen mit Ihrer Untersuchung“, sagte Frau Pratt sagte und mein Blick schoss zu ihr. Ich erstarrte. Untersuchung? Hier? Mit diesen Männern? Ich zog meine Schultern hoch und versuchte mich so gut wie möglich zu schützen. Der Doktor trat einen Schritt in meine Richtung und ich sprang zurück. „Einen Moment“, unterbrach Herr Kane und hielt dem Mann seine Hand entgegen. Ich erkannte seine Stimme von der Versteigerung wieder. „Willst du den Mann, den du heiraten wirst, denn nicht sehen?“ Die Stimme des Mannes war tief und streng und ich bemerkte, dass er mit mir sprach. Ein britischer Akzent mit kurzen und abgehackten Vokalen war zu erkennen. Was tat ein Engländer so weit weg von zu Hause und warum war er in einem Bordell und heiratete eine komplett Fremde? Die Weise wie er nicht nur Frau Pratt, sondern auch den Doktor ignorierte, wies auf seine Macht hin, die in mir die Neugier erweckte, mehr über den Mann zu erfahren. Gleichzeit bereitete es mir aber auch ein wenig Angst. Ich schloss kurz meine Augen und schluckte. Ich konnte ihn nicht länger meiden. Ich drehte mich um und schaute nach vorne aber sah lediglich die Knöpfe seines weißen Hemds. Ich hob mein Kinn an und erhaschte einen Blick auf meinen Ehemann. Mir stockte der Atem. Das erste, was ich sah, waren seine Augen. Dunkel, schon fast schwarz, mit buschigen Augenbrauen. Er schaute mich mit solcher Intensität, solcher Kontrolle an, dass es sogar schwierig war, wieder weg zu schauen. Seine Haare waren genauso dunkel, so schwarz, dass sie schon fast einen Blaustich hatten. Sie waren an den Seiten kurz geschnitten und oben etwas länger gelassen, so dass Sie über die Stirn fielen. Seine Nase war schmal, aber hatte einen leichten Haken, als ob er sie mal gebrochen hatte. Sein Kiefer war breit und eckig mit einem Hauch dunkler Stoppeln. Seine Lippen waren voll und er zog die Mundwinkel leicht hoch, als ob er wusste, dass ich durch das, was ich sah, beeindruckt wurde. Er war so gutaussehend, so außerordentlich gutaussehend. Und groß – gut über einen Meter achtzig – und auch ziemlich kräftig. Seine Schultern waren breit und schienen unter seinem weißen Hemd definiert. Seine Brust war breit und lief zu einer schmalen Taille zusammen. Seine Beine waren lang und erkennbar muskulös, was ich in dem anderen Raum nicht bemerkt hatte. Wenn er nichts gesagt hätte, hätte ich nicht gewusst, dass er ein Ausländer war. Im Vergleich zu seiner Größe, war ich klein, schon fast zierlich. Dieser Mann, mein Ehemann, könnte mir leicht weh tun, wenn er das wollte, allerdings sagte mir sein glimmender Blick, dass er andere Wünsche erfüllen wollte. Mit mir. Ich schluckte. „So jetzt. Ich kann dein Gesicht sehen. Deine Augen sind überraschend blau bei so dunklen Haaren.“ Obwohl der Klang einem rauen und tiefen Bariton ähnelte, hatte seine kultivierte Stimme eine Art unterschwelligen Ton – vielleicht etwas Liebliches –, was unerwartet war. Als er seine Lippe hochzog, zeichnete sich ein Grübchen ab. „Wie heißt du?“ fragte er „Emma. Emma James“, antwortete ich. Sein weicher Klang zwang es aus mir heraus. „Ich bin Whitmore Kane, aber alle nennen mich Kane.“ Kane. Der Name meines Mannes war Kane und er war Brite. Würde er mich mit nach England nehmen, um dort zu leben? Die Vorstellung löste Angst in mir aus. Ich wusste nichts über England, nichts über das Leben außerhalb von Montana. „Ian“, sagte er. Der Mann in der Ecke trat hervor und zog einen Stapel Dollarscheine aus seiner Hosentasche und zählte eine abwegige Summe ab, die er dann Frau Pratt übergab. War diese Mann Kanes Sekretär so wie Allen Thomas‘ Sekretär war? „Wir werden die Dienste des Arztes nicht benötigen“, sagte der Mann, dessen Name Ian war, zu Frau Pratt, als das Geschäft abgeschlossen wurde. Er war groß und hatte ebenfalls breite Schultern, helle Haaren und ernst blickende Augen. „Sie möchten nicht, dass wir ihre Jungfräulichkeit durch eine Untersuchung bestätigen?“ fragte der Arzt, als ob ich nicht einmal im Raum anwesend wäre. „Es ist ein einfacher Vorgang. Sie wird auf der Liege liegen und Ihre Knie anwinkeln. Ich werde mit meinen Fingern ihr Jungfernhäutchen ertasten. Sicherlich brauchen Sie einen Beweis, da Sie eine so beachtliche Summe gezahlt haben.“ Bei der Vorstellung dessen, was der Doktor erklärte, erblich ich. Er wollte mich anfassen, während drei weitere Männer und Frau Pratt zuschauten? Ich trat einen Schritt zurück und stieß gegen Ian. Zum Glück war er derjenige gewesen, der gesagt hatte, dass diese unangenehme Aufgabe nicht notwendig sei. Trotzdem schnappte ich bei der Berührung auf und zog mich schnell wieder weg. Der Raum war zu klein! „Ich vergewissere Ihnen, dass ich sie selbst untersuchen kann“, entgegnete Kane. Den Doktor schien die Antwort nicht zu stören und er nickte nur voller Verständnis. „Sicherlich.“ „Lassen Sie mich die Tür aufmachen, Herr Doktor, damit Sie sich auf den Weg machen können“, sagte Ian entgegenkommen und mit irischem Akzent. Dr. Carmichael nahm einen schwarzen Arztkoffer von Frau Pratts tisch und ging durch die Tür hinaus, die ihm Ian offenhielt und dann gründlich hinter ihm schloss. Ich atmete einen unterdrückten Atemzug aus. Allein die Tatsache, dass dieser Mann nicht mehr anwesend war, ließ die Spannung ein wenig abklingen. Frau Pratt wendete sich an den Standesbeamten. „Es scheint, dass wir für Sie bereit sind, Herr Molesly.“ Nein, die Spannung war immer noch da. Ich war im Begriff, einen fremden Engländer zu heiraten. „Danach würde ich dich gerne mit nach unten nehmen, damit du von einem unserer Mädchen Gebrauch machen kannst.“ „Ist Rachelle verfügbar? fragte er mit gierigen Augen. Frau Pratt nickte. „Mit Sicherheit. Sie hat nach Ihnen gefragt.“ Der Mann bauschte sich bei diesen schmeichelhaften, aber wahrscheinlich gelogenen, Wörtern wie ein Pfau auf. Es machte den Mann allerdings bemüht, damit er seine Aufgabe erledigte. Es brachte mich nur dazu, die Ernste seiner Berufung zu hinterfragen. Er räusperte sich und fing an. „Meine verehrten Geliebtem...“ Am Morgen noch war ich eine Erbin gewesen, die ihr Frühstück aß. Und jetzt stand ich bloß in meinem Unterkleid dar und heiratete einen gut aussehenden Fremden, der mich bei einer Versteigerung in der oberen Etage eines Bordells gekauft hatte.
Free reading for new users
Scan code to download app
Facebookexpand_more
  • author-avatar
    Writer
  • chap_listContents
  • likeADD