1 - der Anfang

1110 Words
„Und, wie war dein Sommer?“ begeistert schloss Emma mich in die Arme. Ich lächelte sie strahlend an, sie nach drei Monaten wieder zu sehen war einfach nur fantastisch. „Langweilig, so wie jedes Jahr. Muss daran liegen, dass du nicht da bist“ Ich knuffte sie leicht in die Seite und wir beide mussten lachen. Emma war das Partygirl von uns beiden, ihre Eltern waren reich, sie wunderschön und beliebt. Mir war bewusst, dass ich oft eifersüchtig klang, wenn ich von Em sprach, aber das war nicht der Fall. Wir kannten uns, seitdem wir kleine Kinder waren, und ich wusste, wie schrecklich es in ihrer Familie zu lief. Ihre Eltern betrogen sich regelmässig und Emmas grosser Bruder Charles, ein arroganter Schnösel, war eindeutig ein Junge der schlechten Sorte. Drogen, Alkohol und Mädchen. Das war seine Welt. Auch, dass das Geld sie teilweise zu einem verwöhnten Biest machten, war mir bewusst, aber ich liebte sie wie eine Schwester. „Dann müssen wir dieses Jahr ja ein bisschen mehr geben, richtig?“ Sie lachte. „Dieses Jahr sollte doch Schule vorne stehen!“ erinnerte ich sie an unseren Deal. „Aber es ist unser letztes Jahr. Die letzte Chance noch wirklich etwas zu erleben, bevor sich unsere Wege vielleicht für eine Weile trennen“ begann sie zu quengeln. Ich wusste, sie würde nicht locker lassen, bis ich ihr zustimmen würde, also nickte ich geschlagen. Emma lächelte begeistert und hakte sich bei mir unter. „Dann lass uns mal in den Unterricht gehen“ „Wir wissen noch nicht mal, welchen wir haben“ Wieder lachte sie. „ich bin wie immer informiert für zwei. Du hast jetzt Chemie und ich Physik“ Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Sehen uns beim Mittagessen“ und verabschiedete sich. Ich konnte nur den Kopf schütteln. Das war so typisch Emma. --- „Hey, Cas!“ hörte ich jemanden männlichen meine Stimme rufen. Ich fluchte, fuhr herum. „Was willst du Nate?“ fauchte ich und ging schnellen Schrittes den Gang entlang in Richtung meines Spindes. Er folgte mir mit wenig Abstand. „Du kannst mich doch nicht einfach so vergessen haben“ Ich schluckte. Natürlich hatte ich ihn nicht vergessen, dieser Sommer war unvergesslich gewesen, aber er nun einmal Nathan Jones, was wollte ich schon in meinem wirklichen Leben mit ihm? Reichte dieser bittersüsse Sommertraum ihm denn nicht aus? „Hör mal, die Schule ist wieder losgegangen. Du hast doch auch gesagt, dass das ganze nur den Sommer überläuft!“ Er lächelte fröhlich. „Ich habe auch nicht gesagt, dass sich das ändern soll. Eigentlich wollte ich dich auch nur zu meiner Party am Freitag einladen, besteht da irgendwie Interesse?“ Seine Hand landete auf meiner Schulter. Etwas, das für alle anderen nur wie eine freundschaftliche Geste aussah, mich jedoch an eine gemeinsame Sommerromanze erinnerte. Wütend schüttelte ich seine Hand ab. „aber gerne doch“ fauchte ich. „Wieso so unfreundlich?“ kam es prompt von ihm zurück. „Du willst doch nicht, dass alle hier über meine neueste Eroberung Bescheid wissen, nicht wahr?“ Täuschte ich mich oder hatte sein Grinsen eine dreckige Spur angenommen? „Lieber nicht, und jetzt lass mich in Ruhe!“ Wütend knallte ich den Spind zu und drängte mich an ihm vorbei, um in die Cafeteria zu gehen, wobei ich vorher einen Umweg zu den Toiletten machte. „Cassandra, hier!“ Winkend machte Emma auf sich aufmerksam. Eigentlich versuchte sie mir bereits seit der zweiten Klasse einen Spitznamen zu verpassen, aber ich hielt sie davon ab. Wie ich es hasste, wenn man meinen Namen verniedlichte. Ich war nicht niedlich, sondern fast achtzehn und hatte mehr zwischen den Ohren, als andere Leute vermuten würden. Ich machte mich auf den Weg zu meiner besten Freundin, wobei ich unglücklicherweise feststellen musste, dass sowohl Charles als auch Nate bereits an dem Tisch sassen. Anzüglich zwinkerte letzterer mir zu. Ich machte eine eindeutig mörderische Bewegung, indem ich mir mit der Hand die Kehle entlang fuhr. Hoffentlich war das jetzt niemandem aufgefallen. „Setzt dich doch neben mich“ bot er an, und ich angesichts Emmas erwartenden Blicks liess ich mich neben ihm fallen. „Was gibt’s?“ fragte ich in die Runde. „Wir reden gerade über unseren Sommer“ ergriff Charles, das Ekel, das Wort. Ich nickte bloss. „Emma und ich waren ja in der Karibik, aber uns würde interessieren, was ihr zwei gemacht habt“ täuschte es mich, oder machte er irgendwelche Anspielungen? Nathan öffnete bereits seinen Mund, um etwas zu sagen, doch ich kam ihm zuvor. „Ich hatte einen Ferienjob, ausserdem habe ich meine Grosstante besucht.“ Gelogen. Beides. Eigentlich waren Nate und ich beinahe pausenlos in seinem Strandhaus gewesen und hatten wer weiss was getan. Ich weiss, keine Glanzleistung. „Ach ja? Wo hast du denn einen Ferienjob gemacht?“ Gespielt interessiert legte Nate einen Arm um mich, liess es erneut wie eine freundschaftliche Geste zwischen uns aussehen. Böse funkelte ich ihn an. „in einem Altenheim“ murmelte ich das erste, was mir einfiel. Skeptisch betrachtete Emma mich. „Du kannst unselbstständige Menschen nicht leiden!“ Ich schluckte. „Meine Mum hat den Job für mich ausgesucht. Ihr wisst schon, sie hat mal wieder eine ihrer komischen Phasen“ Ich lachte gekünstelt. Da sollte noch einmal einer sagen, ich wäre keine gute Lügnerin! „Und du, Nathan?“ wandte ich mich an ihn. Mein Blick schoss wahre Messer, die er jedoch mit einem Augenzwinkern an sich vorbeiregnen liess. Eines der Dinge, die ihn so unwiderstehlich machten? Sein wirklich atemberaubendes Aussehen. Der markante Kiefer, der dunkelblonde Haarschnitt, seine vollen Lippen, die gerade Nase und vor allem Anderen die grauen Augen und der verdammt heisse Augenaufschlag. Okay, es war mehr als nur eine Sache. „Ich habe viel Zeit in meinem Strandhaus verbracht“ Langsam gingen mir seine Anspielungen gewaltig auf den Keks. Konnte er es nicht einfach bleiben lassen? Wieso tat er das überhaupt. Vage nahm ich wahr, wie er seinen Arm von meinen Schultern entfernte. „Und ich hatte eine heisse Affäre“ Er grinste zweideutig in die Runde. Begeistert kreischte Emma. „Und, wer ist es?“ Geheimnisvoll grinste Nate und ich war wirklich kurz davor, ihn zu erwürgen. „Das wird wohl auf ewig mein düsteres Geheimnis sein“ Schalk stand ihm in die Augen geschrieben. „Bis dann Leute, ich muss gehen“ Mit diesen Worten erhob er sich und verschwand. „Wer seine geheimnisvolle Dame wohl ist?“ Emma grinste. Innerlich stöhnte ich auf. Sie liebte es, Geheimnisse aufzudecken und auch Nate wusste das. Hatte er sie etwa, zugegeben sehr geschickt, darauf angesetzt in dieser Sache nachzuforschen?
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