Prolog

903 Words
"Mollis demon, Hellhole redire unde venisti. Relinquo hac terra, quod praecipio tibi!" Schlagartig verstummte das Donnern und Stille breitete sich über die Lichtung aus. Vorsichtig öffnete ich die Augen und sah mich um. Er war weg. Erleichtert atmete ich aus. Mir war gar nicht aufgefallen das ich die Luft angehalten hatte. Ich bückte mich zu meinem Rucksack hinunter und packte das Holzkreuz und das Weihwasser vorsichtig wieder ein. Gerade als ich mich wieder aufrichten wollte hörte ich ein Klatschen hinter mir. Vor Schreck hätte ich fast meinen Rucksack fallen gelassen. Ich wirbelte herum und war schon dabei, das Kreuz wieder rauszuholen. Doch dann erkannte ich die Gestalt, die hinter mir stand, und ich seufzte gequält. "Nicht du schon wieder." Der Junge grinste mich nur spöttisch an, während er sich durch die rabenschwarzen Haare fuhr. "Das war eine nette Vorstellung. Razakel der Dunkle, echt fies der Typ. Ich hätte nie gedacht das du das wirklich hin bekommst, Liebes." Ich verdrehte die Augen und drehte ihm den Rücken zu. "Du solltest langsam damit aufhören mich zu unterschätzen. Es ist viel passiert in den zwei Jahren seit ich das Pech hatte dich kennenzulernen." Er hob erstaunt eine Augenbraue. "Pech? Manche würden es ein Privileg nennen!" Ich lachte ungläubig. "Nenn mir einen." "Mozart.", konterte er selbstgefällig. Ich drehte mich um und zog eine Augenbraue hoch. "Du hattest einen Deal mit Wolfgang Amadeus Mozart?" "Er hatte einen Deal mit mir. Und ja, oder denkst du etwa er wäre von Geburt an so ein Musikgenie gewesen?" Ich schüttelte nur den Kopf. "Nun das erklärt auch, warum er so jung gestorben ist." "Aber durch seine Musik wird er immer weiterleben. In den Herzen der Menschen." "Das bringt ihm ja sehr viel.", murmelte ich sarkastisch, schmiss mir meinen Rucksack um die Schulter und stolzieren an ihm vorbei. "Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss morgen früh raus. Ich will nicht unbedingt an meinem ersten Tag im Senior Jahr zu spät kommen." Seine dunklen Augen funkelten spöttisch. "Wozu gehst du überhaupt noch Schule. Ich könnte dir mit einem Fingerschnipsen ein großartiges Abschlusszeugnis verschaffen. Oder ich könnte dich auch gleich berühmt oder reich machen. Oder vielleicht beides.", säuselte er schmeichelhaft. Ich verdrehte über seine Doppelzüngigkeit die Augen. "Danke, verzichte." "Ach komm schon, Liebes. Was hast du schon zu verlieren? Deine Seele gehört bereits mir." "Korrektur, meine Seele gehört dir erst in vier Jahren, und bis dahin werde ich mich hüten noch einen Deal mit dir einzugehen. Ansonsten verspielte ich noch wer weiß was. Vielleicht die Seelen meiner Nachfahren oder so." Ich hörte ein Lachen hinter mir. "Schätzchen, erstens einmal bezweifle ich das du lange genug lebst, um Nachfahren zu zeugen und zweitens, bin ich nicht Rumpelstilzchen. Ich bin der Teufel." Die Meisten von euch werden sich jetzt fragen, wie kann jemand blöd genug sein, um einen Deal mit dem Teufel einzugehen? Das geht doch in jedem verdammten Fantasy Film schief. Nun, hätte ich damals alles gewusst was ich heute weiß, hätte ich den gutaussehenden Jungen der mir den Deal meines Lebens angeboten hat einfach stehen gelassen. Nur war ich damals einfach viel zu naiv gewesen. Mein Leben war scheiße gewesen. Meine Eltern waren viel zu sehr mit ihrer Firma beschäftigt als das sie Notiz von mir nehmen würden. Die meiste Zeit waren sie eh nicht da. Mein großer Bruder war auch nicht wirklich besser. Er war arrogant, egoistisch und ein Arschloch sondergleichen. Trotzdem war er beliebt in der Schule. Warum? Er sah gut aus, war charmant, witzig und eine Sportskanone. Und dann kam ich. Ich war noch nie sonderlich schön und hatte schon als Kind ein paar Pfund zu viel. Und wenn ich versuchte witzig zu sein, ging es meistens nach hinten los, und schlussendlich lachten alle über mich, und nicht über den Witz. In der Grundschule hatte ich noch nicht so ein großes Problem damit. Vielleicht hier und da eine gemeine Bemerkung, doch das war doch normal. Als ich jedoch in die High School kam, wurde alles anders. Es war der Horror für mich. Schon vom ersten Tag an war ich für alle das Opfer. "Schaut euch die an, wenn ich so aussehen würde, würde ich lieber sterben." "Hey Cara, wo hast du die Klamotten her, aus dem Sperrmüll?" "Hey Fetti Fett, schon einmal mit einer Diät versucht, die nicht aus Donuts besteht?" Solche Kommentare konnte ich mir Tag ein Tag aus anhören. Jeder normale Mensch würde erwarten das ich von meinem älteren Bruder Hilfe bekommen würde, wenn er schon in derselben Schule ist. Naja, nicht meiner. Der tat meistens so, als würde ich nicht existieren. "Nimm es nicht persönlich Cara, aber es schadet meinem Image, wenn ich mich mit dem hässlichen, fetten Entlein der Schule abgeben würde." Wie sollte man das denn nicht persönlich nehmen? Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, da traute ich mich nicht mehr in die Schule. Nicht das es was geholfen hätte, denn als meine Lehrer meine Eltern kontaktieren und sagten, ich würde schon eine Woche lang schwänzen, haben sie mich geradezu in die Schule gezwungen. Ich wollte es ihnen erklären, doch natürlich hatten sie keine Zeit mir zu zuhören. Irgendwann wurde es mir dann einfach zu viel. Und als ich dann eines Tages am Dach des Hochhauses stand und gerade dabei war meinem erbärmlichen Leben ein Ende zu setzen, tauchte da dieser gutaussehende Junge auf, nur ein oder zwei Jahre älter als ich und bot mir diesen Deal an, der mein Leben ein für alle Mal veränderte.
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