Die schockierende Offenbarung

1786 Words
ELISES Sicht „Beeil dich, Elise, wir müssen bald los!“ höre ich die Stimme meiner Mutter den Flur entlang, während ich in den Spiegel starre. Ich lege eine Hand auf meine Brust, um mein wild schlagendes Herz zu beruhigen, aber wie sollte mir das gelingen? Besonders heute, an dem Tag, auf den ich mein ganzes Leben lang vorbereitet wurde. Ich kann es nicht glauben heute ist es so weit. Der Tag meiner Gefährtenzeremonie. Der Tag, auf den ich so lange gewartet habe, der Tag, an dem ich meine Pflichten als Tochter meines Vaters erfüllen soll. Mein Vater, Dexton Alderman, ist der Beta-Anführer meines Rudels, dem Sivernacht-Rudel. Heute war ein bedeutender Tag, der große Veränderungen mit sich bringen könnte. Seit ich neun Jahre alt bin, stand fest, dass ich mit neunzehn die Braut eines anderen Rudels werden würde, und gestern war mein 19. Geburtstag. Und alles sollte perfekt sein. Ich war von Alpha Kyren des Dunkelnacht-Rudels auserwählt worden. Er war ein starker Alpha und der zukünftige Anführer seines Rudels, da er der Sohn des Häuptlings seiner Sippe und meines Vaters war. Endlich würde ich meinen Wolf freilassen können, zum ersten Mal, endlich mein inneres Tier befreien und frei laufen lassen. Dies war nur möglich, weil die Regeln unseres Rudels den Wandel einer Wölfin verbieten, bis sie ihren Gefährten trifft, und sie würden sich beide gemeinsam nach dem Vollzug des Bundes unter dem hohen Mond verwandeln, wenn wir unsere Schwüre sprechen und er mich beißt und markiert. Mein Körper erzitterte bei dem Gedanken, beansprucht zu werden, und noch mehr, da ich meinen Verlobten kaum kannte r war mir fast ein Fremder. „El?“ Ich höre die sanfte Stimme meiner Mutter, als sie das Zimmer betritt. Ich drehte mich zu ihr um, versuchte, meine Nervosität zu verbergen und stattdessen Aufregung zu zeigen, aber sie konnte mich immer lesen wie ein offenes Buch. „Es ist in Ordnung, nervös zu sein, meine Liebe. Aber ich freue mich, dass du endlich deinen Wolf kennenlernen wirst, es ist ein besonderes Gefühl.“ Ich konnte nur lächeln und nicken, während ihre Worte in mir widerhallten. Etwas in mir zog, doch ich konnte nicht sagen, ob es mein Wolf war oder meine Nerven, die mit mir durchgingen. Aber ich musste den Kopf hochhalten, ich bin die Tochter des Häuptlings. Sie richtete den Umhang um meinen Körper, ihr Gesicht von einem durchsichtigen, dunklen Schleier bedeckt. Ihre sanften, braunen Augen wanderten zum Fenster, und sie erkannte, dass es Zeit war, da der hohe Mond aufgegangen war. „Mama, ich...“ Doch ich wurde durch das heftige Öffnen der Tür unterbrochen. Mein Vater, Häuptling Dexton, dessen Blick von Gereiztheit durchzogen war, wandte sich an meine Mutter, die sich respektvoll vor ihrem Ehemann, Gefährten und Anführer verneigen musste. Ich war es gewohnt, dass sie ihm in allem unterworfen war, doch ich hasste es hasste, dass er unsere Angst als Druckmittel benutzte, um uns zu Gehorsam zu zwingen. „Wir müssen jetzt gehen, Kind“, sagte er kalt, und ich folgte ihm gehorsam. Wir verließen unser Herrenhaus, die Delta-Wachen begrüßten uns, als wir an ihnen vorbeigingen. Sie bildeten eine gerade Linie, die zum Hof führte, bis hin zum großen Auditorium, in dem unsere Gäste schon warteten. Der große, uralte Ahnenraum, in dem die Gefährtenzeremonien des Rudels stattfanden, hatte ein Glasdach, damit das Licht des hohen Mondes hereinfallen konnte, und einen Stufenaltar in der Mitte des Raumes, wo die Gefährten den Bund vollzogen. Mein Blut begann zu kochen, als ich die unbekannten Umhänge der Dunkelnacht-Wölfe erblickte. Nur zwei von ihnen waren anwesend Kyren und sein Vater, Häuptling Jon, während ihre Wachen wie die unseren außerhalb des Gebäudes Stellung bezogen hatten. Ich konnte nicht anders, als zu erzittern, als ich den Blick von Alpha Jon traf, der mich abschätzte, um zu prüfen, ob ich für seinen Sohn geeignet war. Es fühlte sich an, als wäre ich ein Werkzeug, das verkauft werden sollte. Mein Vater und Jon tauschten eine kurze Begrüßung aus, während Kyren in seiner ganzen, fast zwei Meter großen Pracht dastand. Seine dunklen Augen ruhten auf mir, erfüllt von Verlangen und einem unergründlichen Ausdruck. „Elise“, hallte die Stimme meines Vaters durch den Raum und erinnerte mich daran, wo ich war und was ich zu tun hatte. Ich blickte zur alten Gamma-Priesterin, die geduldig auf mich wartete, um den Altar zu besteigen. Ich legte meinen Umhang ab und spürte, wie der kalte Wind über meine Brust strich und meine Brustwarzen sich unter dem dünnen Stoff aufstellten. Das Seidenkleid, das ich trug, war so durchsichtig, dass ich fast nackt war. Es war eine Tradition, die die Nacht-Rudel seit Jahrhunderten pflegten alle unsere Sünden bloßzustellen, damit unsere Gefährten sie akzeptieren konnten. Und es war eine einfachere Lösung, wenn wir uns in unsere Wölfe verwandelten und dabei unsere Kleidung nicht zerstören mussten. Mein langes rotes Haar fiel über meine Brust und verbarg die empfindlichen Stellen vor der gnadenlosen Kälte, als ich die kalten Stufen zum Altar hinaufstieg, wo mein Verlobter Kyren auf mich wartete. Seine Brust war mit weißen Mondzeichen bedeckt, die identisch zu denen auf meiner Brust und meinem Schlüsselbein waren. Doch er selbst trug immer noch bescheiden dunkle Hosen. „Wunderschön“, murmelte Kyren, während seine Augen mich musterten. Es fühlte sich an, als würde mich eine schwere Last niederdrücken, sodass ich fast in Verzweiflung aufstöhnen wollte. Ich biss mir auf die Lippen, um mich unter Kontrolle zu halten. Jetzt war der Moment gekommen, in dem Kyren mich beanspruchen sollte. Sein erstes Knurren ließ meinen Körper innerlich brennen, und im Einklang spürte ich die Strahlen des Mondes, die auf meiner Haut wie Feuer zu lodern schienen. Ich schrie vor Schmerz auf, als meine Knie den Boden berührten. Mein Körper fühlte sich an, als stünde er in Flammen, und weißer Dampf stieg von mir auf. Sollte die Verwandlung wirklich so quälend und schmerzhaft sein? Warum verwandelte ich mich nicht? Ich spürte Kyrens Griff in meinem Haar und an meinem Nacken, als er mich hochzog, um mir in die Augen zu sehen. „Sie hat es gewagt, meinen Befehl zur Verwandlung zu ignorieren? Ist das ein schlechter Scherz?“ Kyren murmelte, während der Raum von aufgeregtem Flüstern erfüllt wurde. „Das muss ein Irrtum sein“, sagte mein Vater fassungslos. „Du wagst es, uns einen defekten Wolf zu bringen!“ brüllte Jon, Kyrens Vater, bevor ich überhaupt etwas sagen konnte. Ein weiterer stechender Schmerz durchzuckte mich, und Kyren ließ mich los, als ich vor Qual aufbrannte. Diesmal fühlte ich, wie mein Blut unter meiner Haut zu kochen begann. Ein erschrockenes Keuchen kam von der Priesterin, und als ich mein Spiegelbild im flachen Mondbecken am Altar betrachtete, sah mich jemand anderes an. Mein einst vollständig rotes Haar hatte nun eine unheimliche weiße Strähne, und meine ehemals dunkelbraunen Augen leuchteten in einem strahlenden Ozeanblau, das mich erschrocken zurückweichen ließ. Und jeder hier konnte es sehen. „Du hast uns einen verfluchten Wolf gebracht? Ist dieses weiße Haar nicht ein Merkmal des ausgestorbenen Calhan-Stammes? Was soll das bedeuten?“ Jons Stimme grollte durch den Raum. Ich suchte den Blick meines Vaters, hoffte auf Hilfe, aber stattdessen sah ich, wie er meine Mutter am Hals packte und ihren Körper gegen die Wand schleuderte. „Du Hure!“ brüllte er. „Malia, wessen verfluchtes Kind ist das? Sag mir nicht, dass du diesen Mann an dich herangelassen hast.“ „Es tut mir leid, ich weiß es nicht! Ich schwöre, Dexton, sie sollte deine Tochter sein!“ schluchzte meine Mutter. Wovon sprach sie? Dass Häuptling Dexton nicht mein Vater war? „Sieh mich an.“ Kyrens Stimme war wie eine donnernde Welle, die mich zwang, den Kopf hochzureißen und seinen Blick zu treffen. Seine Augen forderten mich heraus, zwangen mich, meinen Kopf in Angst und Respekt zu senken, aber ich wollte nicht. Sofort entwich mir ein tiefes Knurren, das meine Unnachgiebigkeit zeigteich würde mich ihm nicht beugen. „Du bist also eine störrische Hündin, nicht wahr? Du gehorchst nicht einmal deinem Alpha“, murmelte er. „Vergebt mir, Kyren und Häuptling Jon, meine Frau und Tochter haben so viel Respektlosigkeit gezeigt, ich werde sie gewiss bestrafen“, drängte mein Vater verzweifelt. Ich konnte die klare Wut und Scham in seinem Gesicht sehen, als er meine Mutter mit solch verachtendem Hass ansah, der aus seinem Blick strömte. Im nächsten Moment hob er die Hand und schlug meiner Mutter hart ins Gesicht, bis sie zu Boden fiel. Ich fühlte, wie mir die Luft wegblieb. „Es gibt keinen Grund zur Sorge“, sagte Häuptling Jon mit ruhiger Stimme. „Auch wenn der Bund nicht vollständig geschlossen wurde, die Schwüre sind bereits gesprochen. Selbst ohne Blutbund gehört sie meinem Sohn. Er kann mit ihr tun, was er will. Sie ist eine wolfslose Frau, ein Jungwolf, und du weißt, dass es unsere Tradition ist, die schwachen Weibchen zu töten, die nicht mit unseren Alphamännern kompatibel sind.“ Ich wandte mich zu meinem Vater, in der Hoffnung, etwas in seinem Gesicht zu finden vielleicht Mitleid oder Sorge , doch er war kalt und still, als er sich von mir abwandte. „Wenn es euch beliebt, gehört dieser Bastard-Defekt euch, um ihn nach Belieben zu bestrafen“, sagte er und brach damit mein ohnehin schon zerbrochenes Herz. „Vater... bitte“, flehte ich, aber er funkelte mich nur voller Verachtung an, bevor er sich abwandte und meine Mutter brutal am Haar packte. Heiße, brennende Tränen liefen über mein Gesicht. Kyrens hämisches Lachen zog meine Aufmerksamkeit auf sich, als ich mich wieder ihm zuwandte. „Erbärmlich, du kannst dich nicht einmal unterwerfen und mir gehorchen“, knurrte er. „Nicht nur bist du defekt, sondern du bist ein Bastard, geboren aus einem ausgestorbenen Rudel. Es wäre schade, dich zu töten.“ „Du bist nicht einmal gut genug, um die Konkubine meines Sohnes zu sein, eher eine Sklavin, die uns verkauft wurde“, spie sein Vater, Häuptling Jon. “Ihr und euer Vater seid Monster!” schrie ich, doch meine Worte erstarrten in meinem Hals, als Kyren seine Hand fest um meinen Hals legte. „Jetzt habe ich jedes Recht, dich zurückzuweisen. Verstehst du das nicht, Liebes? Ich kann keine schwache Jungwölfin als Gefährtin haben, wenn du nicht mächtig bist! … Also, ich, Alpha Kyren Gerwolf vom Dunkelnacht-Rudel, verstoße Elise Alderman als meine Gefährtin!“ In diesem Moment hörte ich den letzten, leblosen Schrei meiner Mutter, als ihr Genick unter der Gewalt meines Vaters brach. Alles wurde still. Ihre letzten Worte, die voller Angst meinen Namen riefen, verhallten in der Stille, und ich wusste, dass meine Mutter tot war. Mein einst perfektes Leben und der Tag, auf den ich so lange gewartet hatte, verwandelten sich in einen lebendig gewordenen Albtraum.
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