Joanna Baltz hämmerte heftig genug auf das Lenkrad ihres Ford Pinto, dass ihr Radio, in der nicht mehr ganz so festsitzenden Halterung, klapperte. Seit einer halben Stunde hing das Radio auf einem Sender fest und sie sah schon langsam rot. Die Radiomoderatoren fingen immer wieder davon an, dass irgendein berühmter Typ, von dem sie noch nie etwas gehört hatte, einem anderen bekannten Typen, von dem sie ebenfalls noch nie etwas gehört hatte, eine gehauen hat. War das alles, was in der Welt vor sich ging? Joanna haute zum siebenunddreißigsten Mal auf die Scan-Taste, aber der eingestellte Radiosender blieb. Jeder einzelne Anrufer zerriss sich das Maul über die Geschichte und beteuerte, dass der Schlagabtausch nur ein Zeichen für ihre heimliche Zuneigung zueinander sei. „Es war nur eine Frage der Zeit“- kreischte eine Frau mit einer so hohen Stimme, dass es Joannas Lautsprecher fast zerbarst- „bis die zwei Männer von der Boulevardpresse beim Rummachen erwischt werden.“
Wie kann es sein, dass sowas das Einzige ist, worüber all die Leute da draußen sprechen wollen? Joanna hielt das Lenkrad so fest, dass ihre Handknöchel schon ganz weiß wurden.
„Gibt es da draußen keine Kriege?“, knurrte Joanne in ihr Lenkrad. „Krankheiten, die durch's Land ziehen? Massive Misshandlungen und Ungerechtigkeiten?“ Überall auf der Welt starben Menschen an vermeidbaren Krankheiten und Unfällen in Krankenhäusern. Menschen mit Familien. Leute, die eine Schwester haben. Joanna atmete tief ein. Ein und aus, hatte ihr Therapeut gesagt. Konzentrier dich einfach nur auf deine Atmung.
“Arschloch!”, schrie sie den silbernen BMW vor sich an. Sie zeigte dem Fahrer ihren Mittelfinger, während sie feste die Hupe drückte. Das laute Dröhnen ihres Autos passte zum Schreien in ihrem Kopf. Eine weiße Limousine versuchte sich vor ihr einzufädeln, um in die Spur für die Ausfahrt zu gelangen.
„Verpiss dich!“, schrie sie. „Du hättest dich schon vor 100 Metern einordnen sollen!“ Die weiße Limousine wich aus und ordnete sich wieder in den mittleren Streifen ein, so dass Joanna einen Blick in den Wagen werfen konnte. Eine Frau, nicht einen Tag jünger als achtzig, saß am Steuer mit drei schreienden Kindern auf dem Rücksitz.
„Scheiße“, knurrte Joanna, bremste etwas ab und signalisierte der Frau mit der Lichthupe, dass sie sich doch in die Spur für die Ausfahrt einordnen könne.
Sie seufzte und rieb sich die Stirn, als sie in die Parkbucht einlenkte. Dein Temperament könnte jemanden umbringen, sagte ihr einmal ihr Cousin.
Einatmen. Ausatmen. Der Motor gluckerte, während er sich abkühlte. Joanna konzentrierte sich darauf, den Griff vom Lenkrad zu lösen und sich ihres Glückes bewusst zu werden. Ich bin dankbar für den neuen Job. Ich bin dankbar für einen neuen Start. Ich bin dankbar, dass ich gesund bin. Ich bin dankbar für meine Scheiß-Karre. Ich bin dankbar für meine Bruchbude und den Duschkopf, der nicht mehr funktioniert. Ich bin dankbar für meine Hobbys. Sie hielt inne und ergänzte dann: Mein Hobby. Welches darin besteht in einer Bar zu sitzen und mir die Leber kaputt zu saufen, nur damit ich nicht mit einem Wagenheber auf die Welt losgehe. Ich bin dankbar für… sie hatte nichts mehr aufzuzählen. Sie schlug wieder auf das Lenkrad ein und das Radio fiel aus der Halterung.
„Ich werde dem scheiß Therapeuten sagen, dass seine Stresslöse-Technik für den Arsch ist!“, rief sie.
Das war nicht die Art und Weise, auf die sie den ersten Tag in ihrem neuen Job hatte starten wollen. Sie schob das Radio zurück in die Halterung, klebte das Klebeband wieder an und kletterte aus ihrem Wagen.
Der heruntergekommene Eingang zum Bürogebäude lag wie mit weit geöffnetem Mund vor ihr, mit herunterhängenden Plastikvorhängen, die wie schiefe Zähne wirkten. Ein Blick nach oben und sie konnte schon drei Punkte erkennen, an denen sie extra Ladungen Sprengstoff anbringen mussten, damit es ein kontrollierter Einsturz werden würde. Sie zog ihren Schreibblock hervor, machte eine schnelle Skizze von dem Gebäude und notierte ihre Beobachtung, bevor sie diese bei dem ganzen Stress der ersten Arbeitstage wieder vergaß. Das war der Teil, den sie an ihrem Job am liebsten hatte. Gebäude waren einfach. Physik bestimmt, wo und wie sie einstürzen. Einfache, verlässliche Regeln sagten ihr, wo und wie sie den Sprengstoff anbringen musste, damit das gesamte Gebäude kontrolliert und schnell in sich zusammenfiel.
„Hallo, Süße“, sagte eine nasale, hohe Stimme.
Menschen, andererseits…
Sie sah den Besitzer dieser Stimme aus dem Augenwinkel; der Umriss einer Wampe spannte sich über seiner Gürtellinie und sein dünnes, schmieriges Haar war zu einer Vokuhila nach hinten geklatscht. Er lehnte gegen den nächsten Müllcontainer, eine Hand im Gürtel, was wahrscheinlich so etwas wie eine Aufreißer-Pose sein sollte.
„Ich bin gar nicht mehr sooo süß, wenn ich dir 50.000 Volt durch deinen schleimigen Arsch jage“, lächelte sie freundlich. Es juckte ihr in der Hand, den Taser in ihrer Tasche zu greifen, aber stattdessen griff sie nach dem Bleistift. Ihr Cousin, der Anwalt, wäre jetzt sehr stolz auf ihre Zurückhaltung.
„Komm schon Baby, sei doch nicht so. Ich hab doch nur einen Scherz gemacht“, sagte der Widerling.
Für gewöhnlich waren ihr Kurzhaarschnitt, der maßgeschneiderte Anzug, die Brille und der Schreibblock schon Ansage genug, dass sie nicht der Typ für Scherze war. Joanna konzentrierte sich darauf langsam zu atmen, ein und aus, während sie die Träger ihrer Handtasche so fest umfasste, dass sich ihr dabei die seitlich angebrachten Metallnieten in die Haut bohrten. Sie hoffte, dass der feste Griff nicht offenbarte, wie sehr sie zitterte. Ihr Therapeut sagte, dass es ihr helfen würde, ihre Wut zu bändigen, wenn sie ihre Atemzüge zählte. Ein eiskalter Margarita mit einem doppelten Schuss Tequila hätte denselben Effekt. Aber dieser Margarita war noch acht lange Stunden entfernt und sie konnte jede einzelne dieser Stunden wie ein Gewicht auf ihrem Rücken spüren.
Sie stellte die Skizze mit ein paar groben Strichen fertig und steckte dann den Notizblock und den Bleistift wieder zurück in ihre Handtasche, während sie zügig auf das Gebäude zuging.
„Hey!“ schallte die hohe Stimme hinter ihr. „Hey!“ er joggte, um mit ihr mithalten zu können und hechelte schon nach wenigen Metern.
Ein temporäres Büro war in einem Wohnwagen außerhalb des Gebäudes aufgebaut worden. Der Firmenname, Firewall Demolitions, leuchtete in großen, roten Buchstaben an der Seite des Wohnwagens und ein paar Männer hingen auf der metallenen Treppe herum, tranken Kaffee und aßen Bagels. Sie standen zu zweit oder zu dritt zusammen und ihre Unterhaltungen klangen aus der Entfernung wie ein undeutliches Grunzen. Es waren genau 36 Schritte von ihr bis zu dem Büro des Chefs. Sieben Männer. Es war nicht der schlimmste Spießrutenlauf eines neuen Jobs. Aber die Größe des Pfeifkonzerts würde davon abhängen, wie schnell sie der Erste wahrnehmen und wie schnell sie es bis zum Büro ihres neuen Chefs schaffen würde.
„Jungs, guckt mal was ich hier gefunden habe“, der Widerling vom Müllcontainer zeigte auf sie, als wäre er auf Gold gestoßen. Seine Augen verschlangen sie, während er mit dem Ellbogen seinen Nachbarn anstieß. „Die neue Sekretärin erinnert mich an meine Englischlehrerin aus der siebten Klasse, bei der ich meinen ersten Ständer hatte.“ Das Lachen klang ein wenig gezwungen, aber sie konnte das kollektive Anstarren der Männer wie einen widerlichen Juckreiz auf ihrer Haut spüren.
„Aber sie wäre noch geiler ohne diese Brille…“, der erste Kommentar war leise. Ein Mann redete mit seinem Nachbarn gerade so laut, dass man es verstehen konnte. Joanna merkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Die Männer würden wahrscheinlich denken, dass es nur Rouge war.
Normalerweise versuchte sie der Crew klarzumachen, dass sie keine Sekretärin war.
„Mann, mit dem Arsch könnte man Nüsse knacken…“, sagte die nächste Stimme, ein wenig lauter. Joanna ballte ihre Fäuste.
Offensichtlich kam niemand auf die Idee, dass Frauen mit einem Notizblock in der Hand auch Bauingenieurinnen sein könnten.
„Hör nicht auf die Kerle, Baby, du bist eine Göttin unter Bauern…“, sagte ein weiterer Neandertaler direkt zu ihr.
Und los geht’s. Joanna fuhr mit der Hand in ihre Tasche. Die angestaute Wut fühlte sich an, wie geballte Energie, die darauf wartete, aus ihrem Inneren herauszuplatzen.
Der Müllcontainer-Typ lehnte sich vor und grapschte nach ihrem Hintern.
In einer flüssigen Bewegung zog Joanna den Elektroschocker aus ihrer Tasche, machte einen Schritt zurück und drückte den Abzug. Der Typ fiel auf den Boden, zuckte und wandte sich, während ihm die Tränen kamen.
Im ganzen Vorhof herrschte plötzlich Stille. Alle Augen sprangen zwischen Joanna, dem blau zuckenden Licht ihres Tasers und dem jammernden Widerling, der auf dem Boden lag, hin und her.
„Jungs“, diese Stimme klang so anders, dass sie fast über ihre eigenen Füße fiel, als sie sich herumdrehte. Die Stimme klang sehr tief und nach Whiskey. Der Besitzer der Stimme stand am Eingang. Seine straffen, großen Muskeln gingen von lässig zu Alphamann über, als er sich von seiner Position auf der Treppe löste und sich vor den anderen Typen zu seinen vollen 1,95m aufbaute. Joanna brauchte eine Sekunde, um zu realisieren, dass er immer noch redete.
„Man merkt, dass keiner von euch seit dem letzten Playboy eine Frau gesehen hat. Aber mal unter uns: Nur Frauen in Pornos stehen auf so einen Scheiß.“
Sie dachte, die anderen Männer würden ihm darauf eine passende Antwort geben und ein Kampf um den Platz als Alphamann würde losgehen, aber sie hielten allesamt die Klappe. Keiner traute sich, etwas zu sagen. Sie kicherten unsicher untereinander und widmeten sich wieder ihrem Kaffee und ihren Unterhaltungen. Zurück blieb nur der Widerling, der immer noch auf dem Boden lag und zuckte. Sie wusste, dass sie sich dankbar fühlen sollte, aber in ihr kochte die Wut. Sie hatte gerade erst einen Typ mit dem Taser bearbeitet und jetzt kommt er und übernimmt das Kommando? Sie schob den Taser zurück in ihre Tasche, bevor sie wieder in Versuchung kam, ihn zu benutzen.
Als sie auf den Wohnwagen zuging, konnte sie den Alphamann besser erkennen. Er war nicht der Chef von Firewall Demolitions. Sie hatte fast alle der Führungskräfte und Manager der Firma während ihres Bewerbungsgesprächs getroffen. Joanna versuchte, ihren Gesichtsausdruck so natürlich und normal wie möglich aussehen zu lassen, während sie ihn genauer betrachtete. Wären ihre Rollen vertauscht, dann wäre sie sehr versucht, ihm hinterher zu pfeifen und ihn einen Gott unter Bauern zu nennen. Sein goldenes Haar wellte sich in der Morgensonne wie bei einem Superhelden. Sein weißes T-Shirt zog sich eng über seine definierten Bauchmuskeln und verbarg nichts. Seine Jeans hingen etwas tiefer, sodass sie einen dünnen Streifen dunkles Haar wahrnahm, der in seiner Hose verschwand. Ihr Mund wurde trocken und für eine Sekunde konnte sie nur daran denken, ihre Hand genau dahin zu stecken, was darunter lag.
„Wo schauen wir denn hin, Kleine?“ Sein freches Lächeln sagte ihr, dass er genau wusste, was sie dachte.
Erwischt. Vor zwei Jahren hätte sie sich dafür entschuldigt, ihn so zu begaffen. Schließlich hasste sie es genauso begafft zu werden. Vor zwei Jahren hätte sie sich kleinlaut an ihm vorbeigeschoben und sich schuldig dafür gefühlt. Aber das war vor zwei Jahren.
„Geh mir aus dem Weg, Arschloch“, knurrte sie. Sein Blick weitete sich und er legte seine Stirn in Falten. Er trat zurück, machte ihr Platz und machte eine sarkastische, einladende Geste in Richtung der Tür des Chefs.
„Natürlich, gnädige Frau.“ Seine Stimme klang zu schön, um wahr zu sein. Selbst wenn er sarkastisch und leicht gekränkt sprach, war es, als flüsterten seine Worte direkt zu ihren Eierstöcken.
Das Büro im Wohnwagen war ein absolutes Chaos. Papiere und Baupläne flogen überall herum. Geöffnete Schubladen mit Essensresten und ein schiefer Turm von Pizzakartons standen neben der Tür, über denen schon die Fliegen kreisten. Die Teppichfasern schienen sich von allein zu bewegen und sie versuchte sich nicht vorzustellen, was für Insekten darin wohl hausten.
„Hallo?“, rief sie. Der Wagen war nicht wirklich groß, aber bei so viel Papierbergen und Essensresten konnte sie kaum einen halben Meter vor sich sehen.
„Frau Baltz?“ Die Stimme des Mannes war tief und voll, aber es fehlte ihr an Resonanz, wie es bei dem rotzfrechen Bild von einem Mann draußen der Fall war. Ein großer, drahtiger Mann im Hemd, mit bis zu den Ellenbogen hochgerollten Ärmeln, einer Krawatte und gut sitzender Hose stand plötzlich hinter einem Papierturm, der auf dem Schreibtisch stand, auf. Gekonnt ging er um die roten Ordner herum und reichte ihr die Hand.
„Ben Knightley. Freut mich, sie wiederzusehen. Glückwunsch zum Einsatz des Elektroschockers; Ich hoffe, meine Männer haben sie nicht zu sehr belästigt.“
„Nein, überhaupt nicht.“ Die Worte kamen ganz von alleine, wie bei all den anderen Jobs. „Obwohl - ich hoffe, sie finden mal die Gelegenheit denen zu sagen, dass diese Art der Belästigung nicht legal ist.“
Ben schaute kurz aus dem Fenster und dann wieder zu ihr. Er errötete leicht. „Wir versuchen hier ein respektvolles Arbeitsumfeld zu wahren. Wenn jemand etwas zu ihnen sagt, kommen sie doch bitte zu mir und ich werde ein Wörtchen mit demjenigen wechseln.“
Furcht ließ ihre Halsschlagader pulsieren. Drei Fälle von sexueller Belästigung in ihren letzten vier Jobs hatten ihr einen gewissen Ruf in der Branche eingebracht. Sie wusste, sie würde nicht in der Lage sein, direkt wieder einen anderen Job zu finden, wenn es mit diesem hier nicht hinhauen sollte. Sie musste ihren Ruf wiederherstellen, wenn sie in dieser Branche Erfolg haben wollte. Firewall Demolitions hatten den Ruf, fair und großzügig mit ihren Empfehlungen zu sein, aber blöde Sprüche und Gegrabsche wurden nur mit einer ernsten Unterredung geahndet - wenn überhaupt…
Joanna ballte ihre Fäuste um die Träger ihrer Handtasche. „Sollte ich noch einmal belästigt werden“, sie schaute ihm direkt in die Augen, „verspreche ich ihnen, wird ein freundliches Gespräch nicht mehr ausreichen. Es gibt genau drei Sicherheitskameras dort draußen. Sagen sie ihren Leuten, dass sie mich nicht anpacken sollen oder ich werde sie allesamt verklagen.“
„Das ist aber ein bisschen übertrieben, Frau Baltz. Wir sind ein guter Arbeitgeber, das sind gute Jungs…“
„Ich war während meines Bewerbungsgesprächs sehr deutlich, was die Art meines Arbeitsplatzes angeht, Herr Knightley“, sagte sie zähneknirschend.
„Wenn sie die Jungs davon abhalten wollen, dass sie gaffen, dann sollten sie vielleicht nicht so einen engen Blazer tragen“, unterbrach Ben.
Sie sah rot.
Atme ein, atme aus. Du brauchst diesen Job. Er ist der Boss. Dem Foto seines Mannes und seiner Kinder nach zu urteilen, interessiert er sich auch nicht für deinen Hintern. Atme.
„Die letzten Frauen, die wir hier auf der Baustelle hatten, sind mit einigen meiner besten Männer ins Bett gegangen. Wenn irgendeine von denen danach dem Richter etwas von sexueller Belästigung vorgeheult hätte, dann hätte ich meine Top Performer verloren. Das sind gute Jungs und sie wissen, was „Nein“ heißt. Wenn die Jungs immer noch nicht aufhören, wenn sie ihnen sagen, dass es reicht, dann werde ich ein Wörtchen mit ihnen wechseln.“
Ihrer Erfahrung nach wussten Männer—wenn sie von anderen Machos und Kumpels umgeben sind—nur was „Nein“ heißt, wenn man ihnen einen ordentlichen Tritt in die Eier gab.
Bevor ihr Kopf die Möglichkeit hatte, ihre Arme einzuholen, schwang Joannas Arm quer über den zugemüllten Schreibtisch, wobei der ganze Bürokram und die Papiere sich quer über die alten Pizzakartons und die vollgestopften Aktenschränke verteilten. Das Scheppern war so laut, dass es die dünnen Wände des Wagens erschüttern ließ.
Scheiße. Nicht schon wieder.
„Alles in Ordnung hier drin?” rief eine Stimme von draußen. Die Stimme war eigentlich zu gedämpft, um sie zu erkennen, aber an der Wirkung, die diese Worte auf sie hatten, wusste sie, dass es der heiße Waschbrettbauch war.
„Bis jetzt schon.“, rief Ben mit einem grimmigen Gesichtsausdruck zurück.
Joanna zuckte zusammen. Was konnte sie schon sagen? Sorry, ich verspreche, dass so was nie wieder vorkommt. Das konnte sie gar nicht versprechen. Sorry, ich verspreche, mithilfe einer Therapie an meinem Temperament zu arbeiten. Zwei Jahre Therapie haben aber schon nichts geändert. Sorry, meine Schwester ist gestorben und jetzt kann ich nicht aufhören, alles kaputt zu schlagen. Es würde ihn nicht interessieren.
„Sorry, ich brauche diesen Job wirklich.“
Ben seufzte und rieb sich die Schläfen. „Sie können heute früher Schluss machen, den Papierkram durchgehen und sich darüber Gedanken machen, ob sie es ernst meinen mit diesem Job. Wenn sie sich morgen immer noch nicht benehmen können, dann werde ich einen der anderen Kandidaten anrufen. Sie sind nicht der einzige qualifizierte Bauingenieur in dieser Stadt.“
Sie nickte stumm. Ein Tag, um die Last zweier Jahre loszuwerden. Sie brauchte ein Wunder.