Erste Verwandlung

4833 Words
Jemmas Perspektive „Ich ziehe das nicht an“, sagte ich mit verschränkten Armen und starrte meine Mutter an. Sie hielt ein schreckliches pinkfarbenes Kleid hoch und bestand drauf, dass ich es heute Abend trage. Es war mein und meines Zwillingsbruders sechzehnter Geburtstag. Die Nacht, in der wir uns zum ersten Mal in unsere Wölfe verwandeln würden. Meine Mutter, Melinda, die Luna des Zephyrmondrudels, war entschlossen, dass ich nur ein Mal wie eine richtige Alphatochter aussehen sollte. Ich hasste Kleider und Make-up. Während alle anderen Alphatöchter lernten, wie man sich wie richtige Damen benimmt, trainierte ich mit den Männern. Ich hatte im Alter von sieben Jahren mit meinem Zwilling angefangen zu trainieren. Ich konnte den Hintern fast jeder Kriegerin in unserem Rudel versohlen. Das Zephyrmondrudel ist eines der stärksten Rudel im Königreich. Mein Vater, Alpha Phillip MacKenzie, ist einer der angesehensten Alphas. Ein enger Freund des Königs. Einst diente er in der persönlichen Leibgarde des Königs. Er rettete dem König das Leben und erwarb sich dadurch einen hohen Status unter den vereinigten Rudeln des Königreichs. Seine Kampffähigkeiten waren legendär. Ich wollte auch so sein. Aber Töchter trainieren nicht. Sie bleiben zuhause und lernen, Blumen zu arrangieren und Make-up aufzulegen. Glücklicherweise erkannte mein Vater mein Potenzial als Kriegerin und erfüllte mir meinen Wunsch. Und hier war ich nun, eine tödliche Kriegerin, aber meine Mutter bestand darauf, dass ich ein Kleid trage. „Bitte, Jemma, nur dieses eine Mal! Erfülle mir doch bitte den Wunsch.“ Meine Mutter flehte mich an. Zu sagen, dass ich eine Rebellin bin, wäre noch untertrieben. Ich trug hauptsächlich alles in Schwarz. Schwarze Jeans, schwarze Shirts und schwarze Stiefel. Mein blondes Haar färbte ich schwarz oder manchmal auch lila. Das einzige Make-up, das ich trug, war schwarzer oder dunkelvioletter Lippenstift und schwarzer Nagellack. „Warum konntest du mir kein schwarzes oder violettes Kleid besorgen?“, jammerte ich. Meine Mutter seufzte. „Weil ich es satt habe, dich immer nur in Schwarz zu sehen.“ Ich verdrehte die Augen. Im Laufe der Jahre war ich immer schwieriger geworden. Selbst mein Vater hatte Schwierigkeiten, dass ich ihm gehorchte, obwohl er der Alpha war. Er sagte, dass ich der Grund dafür war, dass sein einst schwarzes Haar jetzt fast weiß war. Ich geriet immer wieder in Schwierierigkeiten. „Ich bete zur Mondgöttin, dass dein Gefährte geduldig ist“, pflegte er zu mir zu sagen. Ich wollte keinen Gefährten. Als Tochter eines Alphas aus einer starken Alphalinie war es wahrscheinlich, dass ich mit einem Arschloch-Alpha feststeckte. Ich war zu stark für irgendeinen anderen männlichen Wolf. Aber ich wollte nicht kontrolliert werden. Ich war kein Preis, der auf Partys zur Schau gestellt werden sollte. Und ich war auch nicht bereit, Welpen zu gebären. Nein, ich wollte trainieren, bis ich mich beweisen konnte und zu einer der besten Kriegerinnen des Königs wurde. Ich wollte für das Königreich kämpfen und ihnen zeigen, dass ich genauso gut oder sogar besser war als die Männer. „Dieses Kleid wird uns wie Feen aussehen lassen“, schnaubte meine Wölfin Leonora in meinem Kopf. Sie war eine rebellische Seele, genauso wie ich. Sie war genauso entschlossen wie ich, eine der besten Kriegerinnen des Königs zu werden. „Ich würde das Kleid tragen, Mama“, sagte meine jüngere Schwester Tiffany zu unserer Mutter. Sie war ganz die Alphatochter. Sie trug kleine, mit Rüschen besetzte Kleider und nahm am Luna-Training teil, wo sie Blumen arrangierte und lächerliche Partys plante. „Es ist Jemmas und Iains Abend. Sie müssen ihren Part übernehmen“, lächelte meine Mutter meine Schwester an. „Arschkriecherin“, murmelte ich zu ihr. Meine Mutter schlug mir auf den Arm. „Was habe ich dir über deine Wortwahl gesagt, Jemma?“ „Dass ich fluche wie ein betrunkener Seemann.“ Seufzend ließ ich die Schultern hängen. Sie lächelte. Meine Mutter war eine wunderschöne Frau. Langes blondes Haar und große blaue Augen. Sie ging elegant und anmutig. Als Luna des Rudels war sie sehr beliebt. Gerecht und sanft. Jeder wurde wie Familie behandelt, selbst die Omegas. „Bitte trage einfach das Kleid. Es sind nur ein paar Stunden, Jemma. Danach, wenn du und dein Bruder sich verwandelt haben, kannst du anziehen, was du willst.“ Ich seufzte. Nach unserer Verwandlung mussten meine Eltern zum Palast reisen. Der Rest der Party würde unter der Aufsicht vom Beta meines Vaters, Mark, stattfinden. Ein weiterer hoch angesehener Krieger im Königreich. Sein ältester Sohn Jeremy war mein bester Freund und der meines Bruders. Wir drei gerieten oft gemeinsam in Schwierigkeiten. Ich sah in die blauen Augen meiner Mutter. Ich wusste, dass ich den Streit verloren hatte. Ich würde das scheußliche pinkfarbene Monstrum für meine Mutter tragen. „In Ordnung, ich werde das bescheuerte Kleid tragen“, murrte ich vor mich hin. Meine Mutter lächelte und klatschte in die Hände. „Ich wusste, du würdest es tun. Jetzt zieh dich an. Ich muss nach den Partyvorbereitungen sehen.“ Sie küsste meine Wange. „Tiffany, hilf deiner Schwester mit Haaren und Make-up. Kein Schwarz!“ „Ja, Mama.“ Meine Schwester strahlte, als unsere Mutter mein Schlafzimmer verließ. Sie stellte sich mit den Händen in den Hüften hin. „Beeil dich, Jem! Du hast gehört, was Mama gesagt hat.“ Ich starrte sie an. „Halt die Klappe, Tiff“, sagte ich zu meiner Schwester und schlich mich in mein Badezimmer, um zu duschen. Ich war vom Training am Morgen voller Dreck. Das heiße Wasser tat meinen müden Muskeln gut. Ein paar blaue Flecken hatte ich von den Schlägen meines Bruders Iain. Er war der Einzige, der mit mir im Training mithalten konnte. Als zukünftiger Alpha musste er härter und länger trainieren als die anderen. Diesen Sommer würde er zum Rudel des Königs geschickt werden, um mit den besten Kriegern zu trainieren. Er würde alles lernen, was er brauchte, um ein starker Alpha zu werden. Ich beneidete ihn, weil ich nicht gehen durfte. Es gab weibliche Krieger im Königreich, aber keine weiblichen Alphas. Ich war auf normales Training beschränkt. Ich fühlte, dass es mich einschränkte. Nach meiner Dusche trocknete ich mich mit meinem Handtuch ab und wickelte es um meinen Körper. Ich ging aus dem Badezimmer. Meine Schwester Tiffany saß auf meinem Bett und schaute eine Serie, in der Singles ihren Partner suchen. „Musst du diesen Mist in meinem Zimmer sehen?“ „Ich habe die Episode gestern Abend verpasst. Ich muss sehen, wer rausgeschmissen wurde.“ Ich ging in meinen großen Kleiderschrank und starrte auf das hässliche pinke Kleid. Leider bestand meine Mutter darauf, dass ich es trage. Ich ließ das Handtuch fallen und zog es langsam an. Es war aus einem satinähnlichen Material mit kurzen Ärmeln und rückenfrei. Der tiefe Ausschnitt betonte meine üppige Oberweite. Es brachte meine leicht gebräunte Haut zur Geltung. Ich seufzte und trat aus dem Kleiderschrank. „Oh, wow, Jem. Du siehst fast wie ein Mädchen aus.“ Meine Schwester verspottete mich. Sie kam zu mir und zeigte auf meine Frisierkommode. Ich setzte mich verärgert hin, während sie sich an die Arbeit machte. Sie lockte und stylte mein langes schwarzes Haar. Ich scrollte auf meinem Handy herum, während sie ihr Werk vollbrachte. Ich musste zugeben, meine Schwester verstand etwas von Make-up. Als sie fertig war, erkannte ich mich selbst kaum wieder. Glücklicherweise hatte sie das Make-up auf ein Minimum beschränkt. Der helle rosa Lidschatten ließ meine violetten Augen leuchten. Mein Haar war zu einem Zopf hochgesteckt. „Siehst du, du siehst wunderschön aus, Jem.“ Meine Schwester drückte meine Schulter. Ich holte tief Luft. „Danke, Tiff.“ Meine Schwester und ich könnten unterschiedlicher nicht sein. Ich war eine Gothic-Rebellin, während sie der typische Cheerleader-Typ war. Aber ich liebte meine Schwester. Wenn niemand hinsah, schaute ich oft mit ihr romantische Komödien und Zeichentrickfilme. „Ich muss mich jetzt fertig machen.“ Sie lächelte und verließ mein Zimmer. Ich stand auf und betrachtete mich in meinem Ganzkörperspiegel. Nie hätte ich gedacht, dass ich eitel bin, aber ich begutachtete mich im Spiegel. Groß für eine Frau, war ich fast 1,82 Meter groß. Mein Körper war gut trainiert und muskulös wie es sich für eine Kriegerin gehört. Ich wusste, dass die Männer meinetwegen sabbern würden. Auch wenn ich nicht dünn wie die anderen Frauen war, musste ich zugeben, dass ich irgendwie heiß war. Ich ging zu meinem Bett und setzte mich hin. Ich schaltete den Fernseher aus und drehte meine Stereoanlage an. Heavy Metal dröhnte heraus. Ich musste dem Drang widerstehen, meinen Kopf zu schütteln. Ich wollte meine Schwester nicht enttäuschen. Ein Klopfen an der Tür ließ mich leicht zusammenzucken. Mein Vater stand im Türrahmen. „Ist das meine Jemma?“ Er strahlte, als er hereinkam. Mein Vater ist ein einschüchternder männlicher Werwolf. Er ist zwei Meter groß, mit großen massigen Muskeln. Er könnte Herkules wie einen Schwächling aussehen lassen. Er trug seinen besten Designeranzug. Sein ergrauendes schwarzes Haar war zurückgekämmt und seine grünen Augen funkelten mich an. Seufzend stand ich auf. „Hi, Papa.“ Er kam auf mich zu und breitete die Arme aus. „Deine Mutter hat sich viel Mühe gemacht für deine Party heute Abend. Das Mindeste, was du tun kannst, ist dich zu benehmen.“ Ich musste den Drang unterdrücken, mit den Augen zu rollen. Trotz meines rebellischen Wesens respektierte ich meinen Vater. Er ist mein Idol. Selbst als einer der tödlichsten Krieger im Königreich war er immer noch ein fairer und gerechter Alpha. Er hatte sich nicht der Gier und dem Durst nach Macht hingegeben. Als guter Freund und Vertrauter des Königs brauchte er das nicht. Er hatte alles, was er brauchte. „Ich werde mich benehmen, Papa.“ Er bewegte seinen Kopf zur Musik. Er war der Grund, warum ich Heavy Metal liebte. Es nervte meine Mutter und meine Schwester. Sie standen auf beschissene Popmusik. „Ist das neu? Es gefällt mir“, fragte mein Vater. „Ja, es ist eine relativ neue Band.“ Ich lächelte, während wir zusammen headbangten. „Komm schon, Jemma.“ Meine Mutter sagte es von der Tür aus. Sie trug eines ihrer besten Kleider. Weißes Satin mit goldener Verzierung. Ihr blondes Haar war zu einem Knoten hochgesteckt. „Phil, musst du sie mit dieser schrecklichen Musik ermutigen.“ Meine Mutter, die einzige Person neben dem König, die meinen Vater herumkommandieren konnte. Mein Vater hörte auf zu headbangen und strich sein Jackett glatt. „Komm schon, Jemma.“ Ich seufzte und schaltete die Musik aus. Dann folgte ich meinen Eltern aus meinem Zimmer. Wir gingen durch unser großes Rudelhaus und zum Erdgeschoss, wo mein Zwillingsbruder wartete. Er war fast so groß wie mein Vater. Er trug einen Designeranzug, der dem unseres Vaters entsprach. Sein kurzes schwarzes Haar war zurückgekämmt und seine grünen Augen glichen denen unseres Vaters. Ich war das einzige Familienmitglied mit violetten Augen. Mein Vater sagte, ich habe sie von meiner Großmutter geerbt. Auch sie war eine furchtlose Kriegerin, die vom Königreich respektiert wurde. Neben meinem Bruder stand Jeremy, mein bester Freund. Er war minimal kleiner als mein Bruder, mit blondem Haar und blauen Augen. Ich musste den Drang unterdrücken, ihn anzustarren. Sein Mund klappte auf, als ich auf sie zukam. „Heilige Scheiße, Jemma!“ Mein Bruder schürzte die Lippen. „Was zum Teufel, Jeremy? Sabberst du gerade wegen Jemma?“ „Nein, ich sabbere nicht“, schüttelte Jeremy den Kopf. „Ich bin nur schockiert. Es ist schon lange her, seit ich Jemma in einem Kleid gesehen habe.“ Er erklärte es. Ich lachte, als ich meinen besten Freund aus Kindertagen mich begutachten sah. Er hielt bei meinen Brüsten inne. „Jerm. Meine Augen sind hier oben.“ Er grinste. „Sorry, Jem.“ Seine Augen versuchten, von meinen Brüsten wegzusehen. „Seit wann hast du Titten?“ Mein Bruder schlug ihm gegen den Hinterkopf und knurrte. „Erwähne noch einmal die Titten meiner Schwester.“ Jeremy rollte mit den Augen und wandte sich ab. Ich lachte einfach, als meine Mutter mit meiner Schwester auf uns zukam. Tiffany trug ein kurzes lilafarbenes Kleid. „Warum darfst du Lila tragen?“, jammerte ich. Mein Vater, der mit seinem Beta Mark gesprochen hatte, sah uns an. Er lächelte seine Gefährtin und Luna an. „Du hast das gut gemacht, Schatz.“ Er küsste sie auf die Lippen. Meine Geschwister und ich stöhnten, als unsere Eltern den Kuss vertieften. Mein Vater lächelte meiner Mutter zu, während er seine Arme um sie schloss. „Kommt jetzt, meine Kinder! Gäbe es nicht diese Leidenschaft, die ich für meine wunderschöne Gefährtin empfinde, wäret ihr alle nicht hier.“ Er und meine Mutter trennten sich. „Lasst uns unser Rudel begrüßen!“ Er bot meiner Mutter seinen Arm an, und sie führten uns aus dem Foyer hinaus in den großen Garten. Ein großes Zelt war im Garten aufgebaut. Luftballons und Blumen säumten den Weg. Die Alphafamilie betrat die Bühne. Meine Mutter stand neben meinem Vater, während meine Geschwister und ich hinter ihnen standen. Mein Vater ging zum Podium. Das Rudel wurde still, als er die Hände hob. „Guten Abend, Zephyrmondrudel.“ Er sprach selbstbewusst. „Es macht mich stolz, dass ihr alle gekommen seid, um den sechzehnten Geburtstag meiner ältesten Kinder zu feiern.“ Er winkte Iain Lance MacKenzie, meinen Zwillingsbruder, und mich nach vorne. „Iain Lance MacKenzie, euer zukünftiger Alpha, wird uns stolz machen. Und Jemma Skye MacKenzie, die eines Tages eine der furchtlosesten Kriegerinnen des Königreichs sein wird.“ Er wandte sich uns zu und strahlte. „Die Mondgöttin hat uns gesegnet, an dem Tag, an dem ihr geboren wurdet. Ihr beide werdet eines Tages dieses Rudel stolz machen und den Neid des Königreichs auf euch ziehen. Ich, als euer Vater, könnte nicht stolzer auf euch beide sein. Auch wenn eine von euch dafür gesorgt hat, dass meine Haare vorzeitig ergrauen“, sagte er zu mir und brachte die Meute zum Lachen. Ich rollte mit den Augen. „Echt, Papa?“, sagte ich leise. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Rudel. „Lasst uns nun feiern. Eure Luna, meine wunderschöne Gefährtin, hat diese elegante Party vorbereitet. Lasst uns fröhlich sein!“ Das Rudel jubelte, als mein Vater meine Mutter von der Bühne führte. Meine Geschwister und ich verließen ebenfalls die Bühne und mischten uns unter das Rudel. „Wow, Jemma, du siehst großartig aus“, sagte mein anderer bester Freund Lewis zu mir. Der Sohn des Deltas unseres Rudels. Er entwickelte sich selbst zu einem furchtlosen Krieger. Ich lächelte meinen Freund an, als wir uns umarmten. „Finger weg, sie gehört mir“, knurrte Jeremy. Ich verdrehte die Augen und schlug ihm auf den Arm. „Ich gehöre niemandem“, knurrte ich ihn an. Jeremy hob die Hände. „Komm schon, Jem. Fühlst du nicht diese Anziehung zu mir?“ Zugegeben, ich fühlte mich von Jeremy angezogen. Ich hatte schon seitdem ich bemerkt hatte, dass Jungs nicht ekelhaft waren, eine Schwärmerei für ihn entwickelt. „Ich fühle eher den Drang, dir den Arsch zu versohlen.“ Er lächelte, als mein Bruder zu uns kam. „Warum willst du Jeremy jetzt verprügeln, Jem?“, fragte er. „Er ist total bescheuert und besitzergreifend mir gegenüber.“ „Nein, bin ich nicht. Ich finde einfach nur, dass sich nicht alle Jungs an dich hängen sollten.“ Lewis schnaubte. „Es war nur eine Umarmung, Jerm.“ Er sah mich an. „Stimmt's, Jem?“ Ich nickte. „Stimmt, Lew.“ Ich streckte Lewis die Hand entgegen. „Lass uns essen gehen!“ Er nahm meine Hand und führte mich zum aufwendig hergerichteten Buffet. Ich streckte Jeremy die Zunge heraus, als wir uns entfernten. Ich stöhnte auf, als Popmusik aus den Lautsprechern erklang. „Ich habe Mama gebeten, zumindest klassischen Rock zu spielen. Warum denkt sie, dass ich Popmusik mag?“ Lewis lachte. „Ich bin überrascht, dass du weißt, dass das Popmusik ist.“ „Naja, Tiff hört das immer.“ „Ich wette, du kennst alle Texte auswendig“, neckte mich Lewis. „Nein!“, rief ich aus. Er lachte, als wir uns Teller nahmen. „Ich weiß, dass du und Tiff Liebeskomödien mit meinen Schwestern guckt.“ Er meinte seine jüngeren Schwestern Rachel und Ashley, die mit Tiffany befreundet waren. Wenn ich Lust auf mädchenhafte Dinge hatte, gab ich dem nach und spielte für ein paar Stunden die Feminine. Die Wahrheit war, ich liebte jeden in meinem Rudel. Na ja, fast jeden. „Wer hat das erzählt?“ Ich verzog das Gesicht. Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe es gehört.“ Ich häufte Fleisch und Kartoffeln auf meinen Teller. Meine Mutter wusste, wie man eine Party schmeißt. Sie hatte nur die besten Caterer ausgewählt. Nichts war gut genug für ihre kostbaren Kinder. Ich sah zu meinem Bruder, als sich die Schlampe des Rudels, Rosalind, an ihn hängte. Sie begraptschte seine Brust unter dem Anzug und mein Bruder ließ es zu. Sie und ihre zwei Minions Lillian und Fiona waren die einzigen Rudelmitglieder, die ich gerne von Abtrünnigen auseinandergerissen sehen würde. Rosalind versuchte immer, mit meinem Bruder ins Bett zu steigen. Sie lief herum und erzählte jedem, dass sie die zukünftige Luna sei. Ich wusste, mein Bruder benutzte sie nur für s*x. Ich sah Lewis an. „Ich weiß nicht, was mein Bruder an dieser Schlampe findet.“ „Sie gibt gute Blowjobs“, warf Jeremy von meiner anderen Seite ein. „Igitt, das will ich nicht hören, Jerm.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe nur davon gehört. Ich habe es nicht erlebt. Ich würde nicht zulassen, dass sie mein Ding anfasst.“ Wir gingen zu einem der dekorierten Tische, an dem meine Schwester Tiffany und ihre Freunde saßen. Sie tanzten zur Musik. Die Jungs und ich setzten uns zu ihnen. „Hey, Jem.“ Meine Schwester grinste mich an. „Liebst du nicht dieses Lied?“ Ich rollte mit den Augen. „Iss dein Essen, Tiff.“ Sie lachte. Jeremy lehnte sich mir zu. „Ich habe den DJ dazu gebracht, später etwas Heavy Metal zu spielen.“ Meine Augen leuchteten auf. „Wirklich?“ „Aber nur ein Lied.“ „Maske aus Leichenteilen?“ Lächelnd fragte ich. Das war eines meiner Lieblingslieder. Ich wusste, meine Mutter wäre wütend, es während ihrer eleganten Party zu hören. Aber es war mein Geburtstag. Ich sollte zumindest ein Lied hören dürfen, das mir gefiel. Ich wusste, auch mein Bruder Iain mochte Popmusik nicht besonders. Jeremy zuckte mit den Schultern. „Er wollte dazu nichts sagen.“ Ich biss in ein Stück Fleisch, als mein Bruder und sein Haufen von Schlampen auf uns zukamen. Es war nur Platz für ihn am Tisch. Rosalind zeigte auf Tiffanys Freunde. „Rückt mal weg, damit wir uns zu Iain setzen können.“ Iain setzte sich neben uns mit einem Teller Essen. „Sie waren zuerst hier, Ros“, sagte ich zu der Schlampe. Sie trug das engste rote Kleid. Es überließ sehr wenig der Fantasie. „Niemand hat dich gefragt, Jem.“ Sie fauchte. Sie sah meinen Bruder mit flehenden Augen an. Mir wurde übel. „Iain, sag ihnen, sie sollen weggehen, damit wir uns setzen können.“ Mein Bruder zuckte mit den Schultern. „Sie waren zuerst hier, Ros. Ich komme später nach.“ Rosalind schnaubte laut. „Na schön, Baby.“ Sie warf ihre Haare nach hinten und stürmte mit ihren Minions davon. Ich lachte laut mit Jeremy und Lewis. Wir aßen den Rest unseres Essens. Der DJ kam zum Mikrofon. „Dieser nächste Song geht an das Geburtstagsmädchen, Jemma. Entschuldigung, Luna. Bitte feuert mich nicht.“ Dann begann mein Lieblingslied „Maske aus Leichenteilen“. Ich quietschte vor Freude und umarmte Jeremy. Wir begannen zu headbangen, während wir das Knurren des Rudels hörten. Mein Vater stand mit einem Grinsen neben der Tanzfläche, während meine Mutter kochte. Ich konnte sehen, wie mein Vater etwas zu ihr sagte. Ich war froh, dass ich zumindest ein Lied hörte, das mir gefiel. Als ich zu ihm blickte, hob mein Vater seine Hand und zeigte mir die Teufelshörner. Nachdem das Lied vorbei war, war ich voller Energie und bereit, zu den anderen alten Songs zu tanzen, die der DJ spielte. Ich lachte und hatte eine gute Zeit mit Jeremy und Lewis. Dann war mein Vater am Rednerpult. Es wurde spät. Der Mond würde bald aufgehen, und ich konnte spüren, wie mein Wolf sich aufmachte, sich der Welt zu zeigen. „Also, mein Rudel. Es ist fast Zeit für die erste Verwandlung meiner Zwillinge. Lasst uns zuerst den Kuchen anschneiden.“ Eine Stunde später führten mein Bruder und ich das Rudel in den Wald. Ich begann mich fiebrig zu fühlen, als der Mond aufging und sich in seiner ganzen Pracht zeigte. Wir erreichten eine Lichtung, die von den silbernen Strahlen des Mondes erleuchtet wurde. Es war, als ob die Mondgöttin selbst meine erste Verwandlung und die meines Bruders bezeugen wollte. „Bist du bereit dafür, Jemma?“, hörte ich Leonora in meinem Kopf. „Mehr als bereit“, antwortete ich ihr. Ich wusste, dass Leonora kein gewöhnlicher Wolf war. Ich spürte ihre Stärke und Macht. Sie war ein Alphawolf. Es waren Vorhänge auf beiden Seiten der Lichtung aufgestellt worden, damit mein Bruder und ich uns für die Verwandlung ausziehen konnten, ohne dass das Rudel uns sehen konnte. Meine Mutter führte mich zu meiner Seite. Sie hatte Tränen in den Augen. „Ich kann nicht glauben, dass meine kleine Tochter gleich ihre erste Verwandlung hat.“ Ich umarmte sie. „Es ist ok, Mama.“ „Ich weiß, mein Schatz. Ich erinnere mich noch daran, als ich dich und Iain das erste Mal in den Armen hielt. Meine perfekten kleinen Welpen. Ihr habt uns stolz gemacht, eure Eltern zu sein.“ Sie lächelte. „Ich habe dich auch lieb, Mama.“ Ich fühlte, wie meine Haut brannte und meine Muskeln schmerzten. „Atme tief, Schatz.“ Mich ermutigend entfernte sich meine Mutter etwas. Ich schrie, als sich mein Körper zu verwandeln begann. Ich konnte meinen Bruder von der anderen Seite des Feldes schreien hören. Unser Vater war neben ihm. Meine Knochen begannen zu knacken und zu brechen. Meine Haut fühlte sich an, als würde sie sich ablösen, während sich mein Körper verwandelte. „Hab keine Angst zu schreien, Jemma.“ Kaum hörte ich es meine Mutter sagen. Ich schrie auf, als meine Hände sich in Pfoten verwandelten. Ich hechelte einen Moment, bevor ich die Augen öffnete. Meine Mutter starrte mich mit Tränen auf den Wangen an. „Oh meine Göttin, Jemma. Du bist ein weißer Wolf.“ Sie hielt einen Spiegel hoch und ich sah mein reines weißes Fell. Ich wusste, dass weiße Wölfe rar waren. Meine Großmutter mütterlicherseits war einer gewesen. Sie waren wegen ihrer Stärke und Macht sehr begehrt. Ich war ein wenig überrascht, aus dem Gesicht dieses Wolfs meine violetten Augen zu sehen. Wir traten hinter dem Vorhang hervor und das Rudel japste. Mein Bruder stand neben mir als ein rein schwarzer Wolf. Seine grünen Augen betrachteten mich, während mein Vater vor uns stand. Er keuchte aufgrund meines Anblicks. „Du siehst aus wie deine Großmutter“, sagte er zu mir. „Ich wusste, dass du Macht in dir trägst.“ Stolz lächelte er und wandte sich an das versammelte Rudel. „Lasst uns laufen!“ Ich sah meinen Bruder an. Wir standen Schulter an Schulter, wobei er ein paar Zentimeter größer war. Aber wir beide hatten große, mächtige Wölfe. Würdig unseres Alphabluts. „Du siehst großartig aus, Schwesterherz“, sagte er durch unsere Verbindung. „Du siehst auch nicht übel aus, Bruderherz“, antwortete ich ihm. Unsere Eltern hatten sich in ihre Wölfe verwandelt. Der schwarze Wolf meines Vaters und der blonde Wolf unserer Mutter standen Seite an Seite. „Seid ihr bereit zu rennen, meine Kinder?“, sagte er zu uns durch die Gedankenverbindung. Wir nickten, und er ließ einen Alpharuf los, dem wir folgten. Das Rudel stimmte mit ein, als unser Heulen durch den Wald hallte. „Zeig uns den Weg, Iain“, sagte mein Vater zu meinem Bruder. Der schwarze Wolf meines Bruders rannte los und der Rest des Rudels reihte sich hinter uns ein. Wir umrundeten unser großes Territorium. Der Wind wehte durch unser Fell. Der Boden fühlte sich schön unter meinen Pfoten an. Als wir unsere erste Runde im Territorium beendeten, begann ich mich müde zu fühlen. Obwohl ich eine starke Kriegerin war, kostete die erste Verwandlung viel Kraft und zehrte an meinem Wolf. Wir erreichten die Lichtung und standen vor unseren Eltern. Wir waren alle noch in unserer Wolfsform, während unsere Eltern bereits wieder menschlich waren. Sie standen vor uns, Hand in Hand. „Meine Kinder, ich könnte nicht stolzer sein als jetzt. Genießt den Rest eures Abends. Ich wünschte, eure Mutter und ich könnten bleiben, aber wir haben ein wichtiges Treffen mit dem König und der Königin. Also müssen wir jetzt gehen. Seid artig zu Beta Mark.“ Er richtete seinen Blick auf mich. Er trat vor und umarmte unsere behaarten Hälse. Meine Mutter küsste meinen Wolf auf die Nase. „Alles Gute zum Geburtstag, meine wunderschöne Tochter.“ Sie trat auf meinen Bruder zu und küsste seinen Wolf auf die Nase. „Alles Gute zum Geburtstag, mein gutaussehender Sohn.“ Sie lächelte. „Nun, geht und zieht euch an!“ Sie ordnete es an. Mein Bruder und ich traten hinter die Vorhänge auf beiden Seiten der Lichtung. Ich ließ ein Wimmern los, als ich mich wieder in meine menschliche Gestalt verwandelte. Ich keuchte am Boden und war erleichtert, mein Lieblingsshirt von einer Heavy Metal-Band und eine Hose auf einem Stuhl zu sehen. „Danke, Mama“, flüsterte ich, als ich mich anzog. Ich war dankbar, etwas Bequemes tragen zu können. Ich zog meine Stiefel an und trat hinter dem Vorhang hervor. Mein Bruder wartete auf mich. Nun bekleidet mit einem blauen Hemd und Jeans. Er lächelte mich an. „Bereit zu feiern, bis die Sonne aufgeht, Schwesterherz?“ Ich hakte mich bei ihm ein. „Klar doch.“ Stunden später rockten wir endlich zu guter Musik ab. Ich war mit Lewis und Jeremy zusammen. Wir versuchten, einen Moshpit zu starten, sehr zum Missfallen anderer Rudelmitglieder. „Sie wissen nicht, wie man lebt“, rief ich Jeremy zu. „Stimmt!“ rief er zurück. Ich spürte seinen Blick die ganze Nacht über auf mir. Es war, als würde er mich in einem neuen Licht sehen. Aber auch ich sah ihn mit anderen Augen. Er war zu einem wirklich attraktiven Mann herangewachsen. Nachdem noch ein Metal Lied gespielt worden war, legte der DJ etwas Popmusik auf. Ich war hungrig. „Lass uns etwas zu trinken holen“, sagte ich zu Jeremy. Wir gingen zur Bar und holten uns Bowle und Kekse. Wir setzten uns auf eine Bank abseits der Tanzfläche. Ein kühler Wind ließ mich frösteln und ein Arm schlang sich um meine Schultern. „Was machst du da?“, fragte ich Jeremy. Seine Berührung fühlte sich tröstlich an. „Dir ist kalt, oder?“, begann er den Arm zurückzuziehen. Ich hielt ihn zurück. „Oh.“ Ich lächelte ihn an. Wir schauten uns in die Augen. „Dein Wolf ist der schönste Wolf, den ich je gesehen habe. Dein Fell leuchtete im Mondlicht wie von der Göttin selbst gesegnet“, sagte er. Mein Wolf schnurrte in meinem Kopf. „Danke." Wir blickten uns einen Moment lang in die Augen. Ich spürte etwas in meinem Herzen aufsteigen. War er mein Gefährte? Ich würde erst wissen, wer mein Gefährte war, wenn ich achtzehn wurde. Obwohl ich keinen Gefährten wollte, hoffte ich heimlich, dass es Jeremy war. Ich hatte schon immer eine Anziehungskraft zu ihm verspürt. Wir lehnten uns näher aneinander. Ich schloss die Augen, als ich seinen Atem an meiner Wange spürte. War das mein erster Kuss? Ich öffnete die Augen, um zu sehen, dass er nur wenige Zentimeter von mir entfernt verharrte. Ich legte meinen Arm um seinen Nacken und zog ihn zu mir heran. Unsere Lippen trafen sich, und die Welt blieb stehen. Meine Augen flogen auf, während wir dort noch Minuten zu verharren schienen.Seine blauen Augen starrten in meine. „Spürst du das auch?“, flüsterte ich. „Ja“, antwortete er, während ich in seine blauen Augen starrte. Ich hatte das Gefühl, mit Jeremy zusammen sein zu wollen, obwohl er nicht mein Gefährte war. Ich fühlte eine Verbindung zu ihm. „Spürst du eine Verbindung? Denn ich spüre es auch.“ Er lächelte mich an. „Ich spüre es auch. Vielleicht sind wir wirklich Gefährten.“ „Aber wir werden es erst in zwei Jahren spüren“, sagte ich zu ihm. „Ich möchte mit dir zusammen sein, ob wir es sind oder nicht, Jemma. Aber bis dahin möchte ich nichts mit dir anfangen. Lass es uns einfach ruhig angehen“, erklärte Jeremy. Ich nickte. „Ich mag diesen Plan. Dann werde ich die Nacht meines achtzehnten Geburtstages mit dir verbringen.“
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