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Kira Dahl, Ausbilderin an der Koalitions-Akademie, Die Kolonie, Basis 3, Kampfarena
„Ich sehe doch, wie du ihn angaffst. Ich nehm‘s dir nicht übel; dieser Atlane ist verdammt scharf.“ Der niedliche deutsche Akzent, mit dem meine Freundin diese Worte aussprach, ließ mich beinahe laut loslachen. Jahrelange Disziplin retteten mich davor.
Ich drehte mich zu Monika herum und funkelte sie an, gab ihr meinen besten Ausbilderin-mit-zusammengekniffenen-Augen-Blick. Genau genommen war es mein Leg dich bloß nicht mit mir an-Polizisten-Blick, aber das wusste sie nicht. In den Straßen von Toronto hatte mir dieser Blick immer geholfen, aber Monika war eine gute Freundin, und anscheinend wenig beeindruckt von meiner hart erarbeiteten Grimmigkeit.
Sie blickte von dem atlanischen Kampflord, der gleich in der Arena kämpfen würde, zu mir, und machte ein mir nur allzu bekanntes süßes Unschuldsgesicht. „Was denn? Sag bloß, dass ich mich irre. Du beäugst ihn doch wie ein All-you-can-eat-Kuchenbuffet zu Hause.“
Ich wandte mich wieder dem Geschehen vor uns zu, spitzte die Lippen und hoffte, dass meine Wangen nicht gerade leuchtend rot anliefen. Ich würde es zwar nie zugeben, aber meine Freundin von der Erde—und Kadettin in meiner Abschlussklasse—hatte recht. Der Atlane war ein Prachtkerl von einem Mann. Groß, dunkelhaarig und gutaussehend wurde ihm als Beschreibung nicht gerecht. Er war wohl an die 2,15m groß und hatte einen Körperbau, der mir den Eindruck vermittelte, er würde Bodybuilder von der Erde zum Frühstück verspeisen. Aber da er—oben ohne, musste ich betonen—in einer Kampfarena stand, hatte er die harten Kanten und scharf definierten Muskeln eines Mannes, der unerbittliche Situationen überlebt hatte. Kampfgetümmel. Verwüstung. Er trug Narben, und diese Narben machten mich scharf. So verdammt scharf. Ich wollte jede einzelne von ihnen mit meiner Zunge nachzeichnen.
Er hatte Cyborg-Teile wie alle anderen hier auf der Kolonie—beide Arme waren von dem glänzenden Silber der Schaltkreise und Muskelimplantate überzogen. Er hatte eine fette Narbe in seinem Nacken, aber ich hatte keine Ahnung, ob die vom Hive stammte oder aus einem Kampf. Nachdem ich schon fast ein Jahr lang unsere Rekruten für Einsatzübungen auf die Kolonie brachte, war ich an die silbernen Körperteile der Krieger, die hier lebten, gewohnt. Es überraschte mich nicht länger, wenn ein Kämpfer glitzerndes Metall in seiner Haut eingebettet hatte. Die Implantate bedeuteten für mich nichts weiter als Ehrenabzeichen. Er hatte gegen den Hive gefochten, hart gekämpft und überlebt. Jeder auf diesem Planeten hatte das, und ich respektierte jeden einzelnen Krieger hier.
Aber dieser Atlane versetzte meinen Körper in Alarmstufe Rot. Ich konnte seine Beine nicht sehen, da er Hosen trug, aber sein Rücken und seine Brust waren nackt. Heiße, muskulöse Perfektion, die ich anfassen wollte. Und lecken. Und streicheln. Und küssen.
Mein Körper bebte mit einem überraschend starken Verlangen. Meine Libido war in letzter Zeit im Winterschlaf gewesen; als Ausbilderin kam es nicht in Frage, sich mit den Kadetten der Koalitions-Akademie einzulassen, selbst, wenn ich nur ein paar Jahre älter war als die meisten der neuen Rekruten. Es war kein Problem gewesen, enthaltsam zu leben. Und da niemand unter den anderen Ausbildern und im Verwaltungspersonal mich reizte, war es mir leicht gefallen, meine Regel zu befolgen, keinen Mann und keine Verstrickungen in mein Leben zu lassen. Aber wenn ich mir den Atlanen ansah, leckte ich mir über die Lippen. Regeln hin oder her, davon wollte ich eine Kostprobe.
„Wenn er normal schon so ist, frage ich mich, wie er im Biestmodus aussieht“, fügte sie hinzu, während sie sich zu mir lehnte und mir ins Ohr flüsterte. Sie deutete darauf, wie der Atlane hin und her lief, seinen Gegner vom Rand der Arena aus im Auge behielt, die Fäuste ballte und wieder öffnete. Und das ließ die Muskeln und Sehnen an seinem Unterarm nur noch deutlicher hervortreten. Du liebe Scheiße. Der, im Biestmodus? Größer, stämmiger, dominanter. Intensiv. Eiskalt.
Meine p***y schrie mir entgegen: ja, bitte! Und dabei hatte der Kampf noch gar nicht angefangen. Es war...elementar, dieses Interesse, das ich an ihm hatte. Primitiv. Ich kannte seinen Namen nicht, seine Lebensgeschichte. Er hatte mich noch nicht mal zum Abendessen und ins Kino ausgeführt, und doch begehrte ich ihn. Sofortige Anziehung. Es war anders als das, was mir über die Everianer und ihre geprägten Gefährtinnen erzählt worden war. Es war nicht so intensiv, dass ich dem Ganzen nicht den Rücken kehren und funktionstüchtig bleiben konnte. Aber ein Everis-Kadett hatte mitten im Semester gehen müssen, da sein Mal erwacht war und er den Fokus und das Interesse für alles andere verloren hatte. Er wollte sie nur aufspüren und in Besitz nehmen.
Was ich von diesem übergroßen Augenschmaus von einem Kerl wollte, war eher eine...One-Night-Stand-Situation. Heiß und heftig. Hart und animalisch. Ich war so unartig, aber alles in mir schrie mich an, mich nackt auszuziehen und über ihn herzufallen. Ob er einen Namen hatte oder nicht - meiner p***y war es egal. Ich wollte einen Orgasmus von einem Mann, und mein Körper hatte beschlossen, dass es dieser atlanische Kampflord sein würde, der ihn mir bescheren würde.
Sein Gegner war, der karamellfarbenen Haut und den scharfen Gesichtszügen nach, ein Prillone. Er schritt auf der anderen Seite der Arena auf und ab und unterhielt sich mit ein paar anderen, höchstwahrscheinlich in einer Strategie-Besprechung. Er war kleiner, aber das hieß nur, dass er gut über 1,80 groß war. Die beiden riesigen Aliens standen einander in der gut besuchten Arena gegenüber. Die Größe der Zuschauermenge, die vom Halbkreis der Sitze um die Kampfarena herum aus zusah, verriet mir, dass dies hier ein beliebter Zeitvertreib nach Dienstschluss war. Diese Aufregung, das Surren der Energie, die von allen ausging, war berauschend. Jeder, dem wir hier auf diesem Planeten begegneten, hatte ein intensives Wesen, und das Erlebte beim Hive gab gewiss den Ton an. Die Kämpfer trugen Wut und Schmerz in sich, für die die Kampfarena—selbst, wenn man nur Zuseher war—ein Auslassventil darstellte.
„Du weißt doch, wie es heißt“, setzte Monika an. „Dass die Größe seiner Hände ein Hinweis sind auf die Größe seines—“
Ich lachte und klatschte ihr eine Hand auf den Mund, um den Rest des Satzes zu unterdrücken. Sie wackelte mit den Augenbrauen. Soviel also zu meinem intensiv geübten einschüchternden Blick.
„In Ordnung, es reicht!“
Sie und meine p***y sagten mir eine Sache—fall über den Riesen her—aber mein Kopf eine andere.
Sie spitzte ihre Lippen, aber ich konnte sehen, dass sie nur zu gerne mehr sagen würde. Unsere Freundschaft ging weit über eine rein berufliche Beziehung zwischen Ausbilder und Kadett hinaus. Wir waren beide von der Erde, die einzigen zwei Menschenfrauen im aktuellen Jahrgang der Akademie. Sie war zwar aus Deutschland und ich aus Kanada, aber wir hatten so viel gemeinsam. Besonders, wenn man eine ganze Galaxis weit von zu Hause weg war. Sie hatte ihre Ausbildung an der Koalitions-Akademie beinahe abgeschlossen und würde nach dem Abschluss in einen offiziellen Kampfeinsatz ziehen. Ich war dort Ausbilderin; die jüngste, die die Akademie je gehabt hatte. Dank meines Alters hatte ich mehr mit den Kadetten gemeinsam als mit den anderen Lehrern.
Und Monika? Sie war ein Riesenspaß, und ich hatte sie wahnsinnig gern. Nur nicht gerade in diesem Moment. Sie hatte nicht oft Gelegenheit dazu, sich über mich lustig zu machen—es gab nicht viel gemeinsame Freizeit, und wenn, dann gab es Protokolle zur Rangordnung zu befolgen—und sie genoss es. Ausgesprochen.
Es kam auch selten vor, dass wir nicht auf Zioria waren. Einsatzübungen auf anderen Planeten fanden in den letzten paar Wochen eines Semesters statt, und nur mit jenen, die vor dem Abschluss standen. Es war unsere letzte Chance, ausgewachsene Schlachtsimulationen zu durchlaufen und zu versuchen, sie auf das vorzubereiten, was ihnen bevorstand. Es gab noch ein paar andere menschliche Ausbilder, die meisten davon Ex-Militär oder CIA. Strategie. Waffen. Wir bezeichneten die jungen, aggressiven, naiven Rekruten als Zygoten. Babys. Allesamt. Egal, von welcher Welt. Sie hatten keine Ahnung, worauf sie sich einließen.
Wir schon. Wir wussten, was da draußen wartete. Ich war nun schon über drei Jahre beim Interstellaren Geheimdienst I.C., und die Stelle als Ausbilderin an der Koalitions-Akademie war ein Deckmantel für sensible Aufträge. Aber diese Rekruten auszubilden, war ebenso meine Aufgabe, und die nahm ich sehr ernst. Je besser wir daran arbeiteten, sie auszubilden, umso weniger von ihnen mussten sterben.
Und deswegen waren wir alle hier auf der Kolonie und spielten Einsatz-Simulationen mit den anstehenden Absolventen dieses Semesters durch. Aber mit denen waren wir nun fertig und hatten einen freien Abend, an dem sich die Truppe entspannen konnte. An dem ich mich entspannen konnte.
Oder einen Atlanen ficken.
„Er ist scharf“, gab ich zu, dann biss ich mir auf die Lippe. Als sie die Augen verdrehte, fügte ich hinzu: „Also gut. Er ist absolut umwerfend, wenn man auf den Typ dunkler, geheimnisvoller Riese steht.“ Ich seufzte. „Und das tue ich.“ Oh, und wie.
„Es gibt keine Regeln dagegen, mit einem scharfen Atlan-Biest zur Sache zu gehen“, antwortete sie.
„Wir sind zum Höhlentraining hier auf der Kolonie“, erinnerte ich sie. Mein Spezialgebiet war das Tarnen und Täuschen. Rein, raus, und nicht erwischen lassen. Soweit man es als Krieger wusste, war, wenn man erst vom Hive geschnappt worden war, alles vorbei. Niemand würde einem zu Hilfe kommen. Und in neunundneunzig Prozent aller Fälle war das auch so. Aber für das restliche Prozent gab es den I.C.—den Intelligence Core, den Interstellaren Geheimdienst. In Zweier- oder Dreierteams zogen wir aus und bargen hochrangige Zielpersonen.
Es war eine gefährliche, aber wichtige Arbeit. Es dufte nicht geschehen, dass der Hive in die Gedanken eines I.C.-Teammitglieds eindrang. Wir wussten zu viel. Über alles.
Zwei Kämpfer gingen unsere Sitzreihe entlang und wir standen auf, um sie vorbeizulassen. Beide waren riesige Prillon-Krieger. Sie blickten uns an, als wären wir Nachtisch, und setzten sich nicht weit von uns entfernt hin, links von mir.
Testosteron-Alarm. Zu viele scharfe Krieger. Wir waren buchstäblich umzingelt.
Das Prillon-Duo starrte uns an, machte mir deutlich, dass sie interessiert waren. Aber ich hatten im Moment nur Augen für einen Krieger. Und der war atemberaubend. Mein ganzer Körper geriet bei seinem Anblick in Wallung. Gott, dieser Atlane war messerscharf. Ich war erst ein paar Mal einem Atlanen begegnet. Sie blieben auf der Akademie eher unter sich, und ihre Ausbilder waren selbst riesige Atlan-Krieger, für den Fall, dass einer von ihnen während des Trainings die Kontrolle über sein Biest verlor.
Ihre Frauen gingen nicht in Biestmodus und kämpften nicht in der Koalition, und ich weigerte mich, diesbezüglich eine Meinung zu haben. Ich wusste, dass ihre Männer groß waren, beschützerisch, dominant—groß.
Das Schaudern, das mir über den Körper lief, hatte nichts damit zu tun, dass die Prillon-Krieger näher heranrückten, und alles damit, wie die Schatten auf den Bauchmuskeln des Atlan-Kämpfers spielten. Ich wollte ihn dort lecken, dann weiter nach unten wandern...
„Das Training ist schon seit zwei Stunden vorbei“, sagte Monika. Warum redete sie immer noch?
Sie setzte sich hin und plauderte weiter, ahnungslos über die Prillon-Krieger und ihr offenkundiges Interesse. „Du warst es doch, die uns entlassen und uns aufgetragen hat, an unserem letzten Abend auf dem Planeten ein wenig Spaß zu haben. Unser Transport zurück zur Akademie ist erst für morgen angesetzt. Du hast die ganze Nacht lang Zeit.“ Sie lehnte sich gegen mich, stieß vielsagend ihre Schulter an meine.
Weitere Zuseher füllten die Tribüne, bis sie regelrecht überquoll. Sie alle trugen die Uniformen ihrer Dienststelle und ihres Ranges aus der Zeit, bevor sie auf der Kolonie angekommen waren. Jeder Krieger trug leichte Kampfrüstung, die meisten in schwarz-grauem Tarnmuster für den Kampf im Weltraum. Monika und ich waren die einzigen hier in Akademie-Uniformen, ihre grau, meine schwarz, entsprechend meiner Rolle als Ausbilder.
„Ich bin nicht auf der Suche nach einem Gefährten.“ Auf gar keinen Fall. Männer machten alles kompliziert. Sie waren egoistisch. Kontrollierend. Schwierig. Ärsche. Zumindest die, an die ich auf der Erde geraten war. Aus diesem Grund hatte ich die im All gemieden, selbst die knackigen Aliens, die mir im Zuge meiner Arbeit an der Akademie und meines Nebenjobs beim I.C. über den Weg gelaufen waren. Die Krieger im I.C. waren nicht egoistisch, aber sie waren auf jeden Fall kontrollierend, dominant, und würden in einer engeren Beziehung Schwierigkeiten verursachen.