Sandsack

2770 Words
Bernstein „Bernstein?„, ruft Curtis mich an. „Solltest du nicht ehrlich zu deiner Familie sein?“ Ich war mitten dabei, einen Boxsack zu verprügeln. Ich hatte bereits zwei andere zerstört. Den ganzen Tag hatte ich in der Trainingshalle verbracht, um meinen Wolf zu übertönen. Sie wollte, dass ich meine Gefährten finde, wie sie sagte. Ich wollte nichts mit meinen Gefährten zu tun haben. Onkel Henry wollte, dass ich vorne die Wölfe von Nachtstern begrüßen würde, aber ich konnte es nicht. „War das heute?„, sage ich und tue so, als ob ich nicht wüsste, wovon er sprach. Ich schlage erneut auf den Boxsack ein, er platzt und Sand fällt heraus. „Du solltest die Nachtstern-Wölfe mit dem Rest der Alpha-Familie begrüßen, Amber. Das wusstest du doch“, argumentiert er und sieht auf den Boxsack. „Verschwinde, bevor du noch einen Boxsack zerstörst.„ Ich starre ihn an. „Es ist doch nur ein Boxsack.“ „Du bist immer noch hier?„, kommt Dewey auf mich zu. „Ja, Dewey, ich bin immer noch hier“, zische ich meinen Freund an. „Mein Vater hat gesagt -„ „Ich bin mir sicher, dein Vater sagt viele Dinge“, brumme ich. Ich nehme mein Handtuch, wische meinen Schweiß ab und lege es mir über die Schulter. Lilith dreht in meinem Kopf durch. „Sie kommen„, jammert sie. Ich schüttle den Kopf und sehe Dewey an. „Ich glaube, ich gehe mal hin. Ich werde mich schnell duschen“, murmle ich. „Ich warte auf dich“, grinst Dewey. „Ich sollte auch dort sein.“ Ich gehe schnell in die Umkleidekabine, um mich zu duschen. In meinem Spind finde ich eine Leggings und ein T-Shirt und ziehe sie an. Ich verlasse die Umkleidekabine und Dewey und Marcus warten auf mich. „Ich glaube, die Nachtstern-Wölfe sind angekommen“, sagt Marcus zu mir. Mein Herz schlägt schneller, als Lilith versucht, mich zum Rudelhaus zu ziehen. Ich bin unsicher, ob ich hingehen soll, aber ich weiß, dass ich Ärger bekommen werde, wenn ich es nicht tue. Meine Großeltern und meine Schwester sollten jetzt auch hier sein und ich möchte sie sehen. „Okay, dann gehen wir mal in die Richtung“, murmel ich. Es dauert ungefähr fünf Minuten, um zum Rudelhaus zu laufen. Der Geruch von Regen und Wald trifft mich, als wir durch die Hintertür hineingehen. Lilith fängt an aufgeregt hin und her zu laufen und von Gefährten zu murmeln. Mein Onkel geht gerade an mir vorbei und spricht mit einem anderen Mann, den ich für einen Alpha halte. Mein Vater und Beta Burt folgen ihm direkt. Papa sieht mich an und ich weiß, dass es später eine Standpauke geben wird. Der Geruch wird überwältigend, als ich sie entdecke. Sie sehen sich gleich aus, aber mit leichten Unterschieden. Lilith heult auf, als ich ihnen in die Augen sehe. „Nein“, jammere ich laut, als sie das verfluchte Wort ausspricht. ‚Gefährten', bellt Lilith aufgeregt. „Amber,“, stößt Dewey mich an, doch ich konzentriere mich auf sie. Sie haben schwarze Haare und tiefblaue Augen wie der Ozean. Der eine trägt Khaki-Shorts und ein Surfer-T-Shirt mit längeren Haaren, während der andere etwas größer und muskulöser ist. „Gefährte“, wimmert derjenige mit den längeren Haaren. „Gefährte„, murmle ich, als sie auf mich zukommen. „Nein“, flüstere ich und drehe mich um und renne so schnell ich kann aus dem Rudelhaus. Ich weiß, dass sie mir folgen, aber ich lasse nicht zu, dass sie mich schnappen. Ich werde mich nicht der Kontrolle eines Mannes ergeben, geschweige denn zweien, wie Regina es getan hat. ‚Hör auf zu rennen', schreit Lilith. Erleichterung überkommt mich, als ich mein Haus sehe. Ich drehe mich um und sehe meine Gefährten hinter mir. Ich stürme auf die Veranda und versuche die Tür. „Verdammt„, fluche ich, als ich merke, dass sie verschlossen ist und ich meinen Schlüssel nicht habe. Sie kommen näher und ich muss hereinkommen. „Verdammt“, schreie ich und hämmere gegen die Tür, dann erinnere ich mich an den versteckten Schlüssel unter dem Blumentopf. Ich nehme den Schlüssel, schließe die Tür auf und renne ins Haus, gerade als meine Gefährten die Veranda erreichen. Ich knalle die Tür vor ihnen zu und sie hämmern dagegen. „Komm heraus, kleine Gefährtin“, ruft einer von ihnen. Ich renne die Treppe zu meinem Zimmer hinauf und werfe mich mit dem Gesicht voraus auf das Bett. Ich schreie in mein Kissen. ‚Geht zu euren Gefährten', ruft Lilith. ‚Nein‘, weine ich. Ich hasse es zu weinen. Krieger weinen nicht, aber ich finde mich weinen. Ich höre, wie meine Gefährten draußen nach mir rufen. Ich nehme meine Kopfhörer und drehe die Musik von Ice Nine Kills so laut wie möglich auf. Ich sitze auf meinem Bett mit geschlossenen Augen und schaukle mich hin und her. ‚Warum gehst du nicht zu ihnen?‘, jammert Lilith. Ich ignoriere sie und schaukle weiter, bis ich ohnmächtig werde oder einschlafe. „Amber“, weckt mich die Stimme meiner Schwester. Ich öffne meine Augen und sehe meine Schwester an. „Regina?“, schaue ich auf die Uhr und sehe, dass es bereits fast 15 Uhr ist. „Was machst du?“, setzt sich Regina auf mein Bett. Ich sehe auf ihren geschwollenen Bauch. Sie klopft darauf. „Zwillinge.“ Es schaudert mich bei dem Gedanken, in derselben Situation zu sein. „Toll“, versuche ich enthusiastisch zu klingen. „Amber“, klopft Papa an die Tür und steht in der Tür. Er lächelt Regina an. „Henry möchte dich sehen.“ „Warum?“, frage ich beiläufig. „Oh, ich denke, du weißt warum“, antwortet Papa. „Vater, bitte, ich -“ „Spar es dir, Amber. Es ist an der Zeit, dass du erwachsen wirst“, nickt er Regina zu, bevor er den Raum verlässt. „Was meint er damit?“, frage ich meine Schwester. Sie klopft auf mein Bein. „Ich habe deine Gefährten kennengelernt“, grinst sie. „Sie sind hübsch.“ Mir schaudert erneut. „Sie sind nicht meine Gefährten. Zumindest nicht mehr lange.“ „Du hältst immer noch an dieser kein-Gefährten-Sache fest?“, lacht Regina. „Es ist gar nicht so schlecht“, sie streicht sich über den Bauch. „Nicht so schlecht?“, rufe ich fast. „Regina, du bist erst vierundzwanzig und wirst bald sechs Welpen bekommen. Du hast dein Medizinstudium aufgegeben“, sage ich, und meine Schwester runzelt die Stirn. „Ich will nicht alles, wofür ich gearbeitet habe, aufgeben.“ „Meinst du, ich habe es für Gabriel aufgegeben?“, fragt sie traurig. „Ja“, schnaufe ich. „Ich wollte das Medizinstudium aufgeben, Amber. Gabriel hat mich nicht dazu gebracht“, sie steht auf und verlässt mein Zimmer. Ich sitze einen Moment lang auf meinem Bett und überlege, wegzulaufen. ‚Sie werden dich finden‘, meldet sich Lilith zu Wort. „Dann muss ich eben schneller rennen“, sage ich und hole meinen alten Rucksack heraus. Ich fange an, ihn mit Sachen zu füllen. „Amber„, taucht Papa wieder in der Tür auf. „Du wirst dem nicht entkommen.“ „Vater“, schüttele ich den Kopf. „Henry hat das Packgelände bereits abgeriegelt. Du wirst das Territorium nicht verlassen können“, lächelt er. Ich setze mich auf mein Bett und schmoll. „Sag Onkel Henry, mir ist schlecht.“ „Du wirst die Zeremonie nicht verpassen, Amber“, meint Papa. „Komm jetzt ins Büro und wir werden alle reden“, sagt er sanft. Tränen steigen mir in die Augen. „Weinst du? Meine Kriegerin weint“, er macht sich fast über mich lustig. Ich stehe auf und gehe mit gesenktem Kopf auf ihn zu. Papa klopft mir auf die Schulter. „So ist brav.“ Wir gehen nach unten und Regina spricht mit Nina, während meine Nichte und meine Neffen im ganzen Wohnzimmer herumrennen. Gabriel sitzt mit Dylan in der Küche. „Dylan, du musst mitkommen“, beauftragt Papa meinen Bruder. Gabriel lächelt mich an. „Also, die Brooks-Zwillinge sind deine Gefährten.“ „Halt die Klappe“, knurre ich ihn an. „Amber“, tadelt ihn Papa. „Fluche nicht vor den Welpen.“ Ich rolle mit den Augen und folge ihm aus dem Haus. Wir steigen in seinen Truck und fahren zum Rudelhaus. Mein Herz rast, als Lilith wieder hektisch wird. ‚Gefährten‘, wiederholt sie ständig. Ich halte mir den Kopf und versuche, sie auszublenden. „Das wird nicht helfen, bis du ihnen gegenübertrittst“, sagt er, als er den Truck parkt. Ich steige aus dem Truck und sehe das Rudelhaus an. Mein Großvater steht draußen und raucht, als wir auf ihn zugehen. „Pass auf, dass Phyllis dich nicht dabei erwischt, Norm“, klopft Papa ihm auf die Brust. „Oh, Phyllis weiß Bescheid, Flynt“, sagt Opa lächelnd. Er sieht mich an. „Amber, ich schwöre, du bist gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.“ „Es ist erst ein Jahr her, Opa“, sage ich, als er mich umarmt. „Und hier bin ich, um den neuesten Alpha der Schattenwinde zu begrüßen“, lacht er. „Und einen neuen Gamma“, zwinkert er Dylan zu. „Deacon wird ein großartiger Alpha sein“, sage ich. „Amber“, ruft Papa mich. „Ich muss ins Büro“, murmele ich. „Ja, das habe ich gehört„, grinst Opa. „Viel Glück.“ Ich schleppe mich ins Haus und werde von meiner Großmutter, Tante und Cousine begrüßt. „Die Brooks-Zwillinge?“, schaut Kaylee mich mit einem breiten Lächeln an. Ich sage nichts und sehe auf den Boden. „Wer?“, frage ich. „Du weißt schon wer", stößt Kaylee meinen Arm. „Amber wird später mit dir sprechen, Kaylee“, zieht Papa an meinem Arm. Die Düfte meiner Gefährten überwältigen mich, als wir den Flur hinunter zum Büro gehen. Ich kann männliche Stimmen hören, als wir näher kommen. Ich fange an, mich zu widersetzen und bleibe stehen. Papa zieht an mir und deutet auf Dylan. Gemeinsam schaffen sie es, mich ins Büro zu ziehen. Onkel Henry sitzt hinter seinem Schreibtisch, während der besuchende Alpha in einem Stuhl vor dem Schreibtisch sitzt. Beta Burt und Lewis stehen mit dem vermutlichen besuchenden Beta an der Wand. Meine Gefährten stehen ebenfalls an der Wand. Beide Paare Augen folgen meinen Bewegungen, als ich ins Büro gezogen werde. Onkel Henry erhebt sich von seinem Stuhl. „Setz dich“, deutet er auf den freien Stuhl. „Nein, ich denke, ich bleibe lieber stehen“, murmele ich. „Setz dich in den Stuhl, Amber“, befiehlt Onkel Henry mit seiner tiefen, alphaesken Stimme. Ich seufze und tue, wie mir gesagt wird. Ich schaue zum besuchenden Alpha hoch, der mich breit angrinst. Ich sehe weg, da ich ihre Augen in meinem Rücken spüre. „Amber“, sagt Onkel Henry sanft. „Schau mich an, Liebes.“ Ich schaue ihn an und lächle. „Da ist dein Mamas Lächeln“, grinst er zurück. „Willst du mir erzählen, was vorhin passiert ist? Ich zucke mit den Schultern. „Es ist nichts passiert.“ „Amber“, wechselt Onkel Henry von sanft zu ernsthaft. „Sag uns die Wahrheit.“ Meine Hände zittern, während mein Hals trocken wird. „I-I-“ „Sie ist unsere Gefährtin“, platzt es aus einem der Zwillinge heraus. „Ja, und sie ist weggelaufen“, fügt der andere hinzu. „Amber, warum bist du weggelaufen?“ fragt Onkel Henry mit ernster Stimme. „Ich hatte Angst“, zucke ich mit den Schultern. „Du hast keine Angst“, lacht Henry. „Sind diese beiden Herren deine Gefährten?“, Er macht eine Geste, aber ich weigere mich, die Zwillinge anzusehen. „Ich vermute“, zucke ich mit den Schultern. „Du vermutest?“ drängt Onkel Henry. Ich atme tief ein, „Ja, Onkel Henry, sie sind meine Gefährten.“ bestätige ich. „Wunderbar“, klatscht der besuchende Alpha. „Sie wird eine wunderbare Ergänzung für unser Rudel sein.“ „Was?“ Ich blicke ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Du kommst mit uns nach Hause“, sagt der andere Alpha zu meinem Onkel. „Stimmt's, Henry?“ „Ja, Victor“, antwortet mein Onkel. „Was?“ Ich blicke meinen Vater an, „Papa?“ „Amber, du musst mit deinen Gefährten gehen“, sagt Papa sanft. „Nein!“ schreie ich und stehe auf. „Beruhige dich, Amber“, sagt Onkel Henry. Tränen sammeln sich in meinen Augen, als alle durcheinanderreden. Ich schaue hoch und die Zwillinge stehen direkt vor mir. Der eine mit dem längeren Haar schaut sehnsüchtig zu mir und streckt seine Hand nach mir aus. Ich weiche zurück, aber renne in den anderen hinein. „Amber“, sagt einer von ihnen. „Ich bin Tyler Brooks“, lächelt derjenige mit dem langen Haar. „Und das hier ist mein Zwillingsbruder Skylar.“ Ich schaue auf die Bürotür und frage mich, wie weit ich rennen kann, bevor ich wieder gefangen werde. „Amber, warum gehst du nicht in den Konferenzraum und redest mit deinen Gefährten“, schlägt Onkel Henry vor. Ich schüttle den Kopf, „Nein, ich würde-“ „Amber, geh in den Konferenzraum und rede mit deinen Gefährten“, befiehlt mir Onkel Henry. „Papa?“ sage ich, während ich dem Befehl widerstehe. „Tu, was man dir sagt, Liebes“, sagt er sanft. Ich fühle mich gezwungen, dem Befehl meines Onkels zu folgen. Ich gehe mit den Zwillingen hinter mir in den Konferenzraum. Ich halte so viel Abstand wie möglich zwischen uns, „Also, lassen Sie uns das hinter uns bringen.“ „Was?“ fragt Tyler, als er und sein Bruder auf mich zukommen. Ich gehe rückwärts, bis ich gegen die Wand stoße. Ich atme tief ein. 'Lass es sein', wimmert Lilith. „Ich, Amber Elyse Payne, we-“ Tyler unterbricht mich, indem er seine Hand über meinen Mund legt. „Was machst du?“, fragt er. „Ich lehne dich ab“, platze ich heraus. „Ich will weder einen Gefährten noch zwei.“ „Das geht uns allen so“, stottert Skylar. „Skylar“, zischt Tyler. „Schau, wir wollen dich nicht“, knurrt Skylar. „Wir haben eine Luna, und sie bist nicht du“, er verzieht das Gesicht zu mir. Ich starre ihn wütend an. “Dann lass mich dich ablehnen. Dann bekommen wir alle, was wir wollen." „Oh nein, wir brauchen dich immer noch, Süße“, grinst Skylar und schickt Schauer über meinen Rücken. Er reicht aus und streicht mit seiner Hand über meine Wange, was mich erschaudern lässt. Tyler steht schweigend neben seinem Bruder. Ihre Düfte überwältigen mich, und ich fühle mich gezwungen, mit ihnen zu bleiben. „Also gut, ich brauche keinen von euch beiden“, zitternd spreche ich. „Du wirst mit uns zurück nach Nachtstern kommen, ob du willst oder nicht“, knurrt Skylar. „Und wenn nicht, werden wir einen Krieg mit deinem Rudel beginnen. Vielleicht habt ihr stärkere Krieger, aber wir sind größer und haben mehr Geld. Wir werden Schattenwinde vernichten.“ Tränen sammeln sich in meinen Augen, „Ich hasse euch.“ „Das beruht auf Gegenseitigkeit“, knurrt Skylar und stürmt aus dem Raum. Tyler verweilt und betrachtet mich mitfühlend, „Ich empfinde nicht so wie mein Bruder.“ Er berührt meine Wange und geht dann. Ich stehe für ein paar Minuten in der Ecke des Konferenzraums, bis mein Vater hereinkommt. „Amber“, er berührt meine Schulter. Ich folge ihm schweigend zurück ins Büro. Die Zwillinge stehen an der Wand, während Onkel Henry mit ihrem Vater spricht. „Amber“, ruft mich Onkel Henry, um mich erneut auf den Stuhl zu setzen. Ich schüttle den Kopf und lehne mich an meinen Vater. „Henry“, spricht Papa. Mein Onkel kommt auf mich zu, „Amber, Liebes, ich habe mit Victor eine Vereinbarung getroffen. Du wirst morgen früh nach Nordstern gehen.“
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