An dem einen Tisch, keine drei Meter von ihr entfernt, sahen jetzt die Rocker mit der Mohikanerfrisur aus wie Trolle aus Kinderbüchern. Ihre Haut war moorgrün und das bunte Haar waren tatsächlich Steine, die aus ihren Köpfen wuchsen. Der Mann mit der bläulich-weißen Haut und Händen wie Klauen wehrte sich mit aller Kraft beim Armdrücken gegen eine Frau mit goldfarbener Haut aus deren Stirn Blumen wuchsen und an deren Rücken regenbogenbunte Flügelchen flatterten. Auf ihrer Schulter saß ein winziger, brauner Mann, der auf einem riesigen Schmetterling ritt und Pfeil und Bogen über seiner Schulter trug.
„Alice?“ Christopher versuchte bereits seit einer Minute sie anzusprechen, aber sie hatte ihn gar nicht gehört.
„Es gibt so viel zu sehen.“ Ihre Stimme kam wie von weit her.
Drachen, Magie, Vampire, alles war echt.
„Ja, es gibt sehr viel zu sehen“, antwortete Christopher. „Geht es Ihnen gut?“
Alice nickte. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass die Welt so...“ Sie deutete geistesabwesend auf die Frau mit den bunten Flügeln. „Dass es so viele erstaunliche Dinge um uns herum gibt. Werde ich diese Dinge jetzt immer wahrnehmen?“
Christopher nickte. „Ja. Wenn Sie diese Welt einmal gesehen haben, können Sie diese Sichtweise eigentlich nicht mehr abschalten. Es wäre vielleicht möglich, wenn man wirklich entschlossen ist, sich einzureden, dass das alles nur ein seltsamer Traum war. Wenn Sie aber wirklich die wahre Welt sehen möchten, dann bleibt Ihnen diese Gabe für immer erhalten.“
Ein lautes Gebrüll ertönte hinter ihnen. Die Frau -“Eine Fee“, flüsterte Christopher ihr ins Ohr und dabei strich sein Atem über ihren Hals, so dass sie eine Gänsehaut bekam—hatte den bläulich-weißhäutigen Mann beim Armdrücken besiegt. Die Fee sprang auf den Tisch, so dass der kleine Mann, der auf seinem Schmetterling auf ihrer Schulter gehockt hatte, hoch in die Luft flog.
„Leck mich, Yeti!“, quietschte die Fee mit hoher Stimme. „Leckt mich, ihr alle!“ Sie streckte beide Mittelfinger in die Höhe und der Yeti begann zu lachen. Er nahm sie vom Tisch in seine Arme und setzte sie auf seinen Schoß. Sofort begannen sie unter lautem Schmatzen und lustvollem Stöhnen heftig miteinander zu knutschen. Alle Gäste in der Bar klatschten und feuerten sie an. Sogar Alice machte mit.
„Wollen wir etwas frische Luft schnappen?“, fragte Christopher und bot ihr seinen Arm.
Sie legte ihren Arm in seinen, und er half ihr vom Barhocker herunter. Als sie sich umwandte, um ihre Rechnung zu begleichen, winkte Lola ab.
„Komm zurück, wenn du und Chris euch unterhalten habt.“ Lola lächelte. „Alles Gute.“
Alice nickte und lächelte ihr dankbar zu. Sie folgte Christopher zur Hintertür hinaus, die zu einem großen Feld hinter der Bar führte. Auf dem Feld standen jede Menge Heuballen und niedrige Hürden, wie bei einem Reitturnier. Die Geräusche des Verkehrs auf der Straße waren kaum hörbar. Das Gemurmel der Stimmen aus der Bar und das Säuseln des Windes in den Bäumen, waren die einzigen Laute, die Alice in der stillen Nacht wahrnahm.
Der Mond schien hell auf sie hinunter und erleuchtete Christophers Gesicht in einem starken Kontrast von Schwarz und Weiß. Er grinste und lief vor. Dann sprang er mühelos auf einen zwei Meter hohen Stoß Heuballen, so hoch, dass seine Füße fast auf gleicher Höhe mit Alices Kopf waren. Er breitete die Arme aus wie ein Zauberer nach einem gelungenen Zaubertrick und grinste sie an. Zum ersten Mal bemerkte Alice, dass seine Eckzähne spitz zuliefen. Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter.
Vampir.
Er hatte nicht gelogen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag.
Christopher Dal ist wirklich ein Vampir.
Sie hatte einen Vampir mit Wein bekleckert, als sie ihm begegnet war.
Sie hatte einem Vampir ihre Telefonnummer gegeben.
„Das ist ja alles total verrückt“, sagte sie mit kaum hörbarer Stimme.
Christopher sprang herunter, landete weich und geräuschlos neben ihr. „Ich weiß. Nicht jeder kann die Wahrheit so vertragen wie du es meiner Meinung nach kannst. Die Tatsache, dass du nicht vor mir wegläufst, ist für mich ein weiterer Beweis, dass ich mich nicht in dir getäuscht habe.“ Er trat näher. Sie nahm seinen Duft wahr, etwas holzig mit einer Moschusnote. Er erweckte in ihr die l**t, sich an ihn zu schmiegen und seinen Hals zu lecken.
Das hier ist kein Date, hatte er gesagt.
Alice konnte sich kaum daran erinnern, warum er sie eingeladen hatte, da Christopher so nahe bei ihr stand, dass der Stoff ihres Kleides gegen sein T-Shirt rieb, wenn sie atmete. Er neigte sich zu ihr und einen Moment lang dachte sie, er würde sie küssen. Seine Fingerspitzen liebkosten sanft ihre Schulter und berührten die weichen, roten Haarsträhnen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten.
„Du hast die Offenheit und Flexibilität, die einen guten Vampir ausmachen“, sagte er. „Und du kannst mir glauben, die Sache hat einige Wahnsinnsvorteile.“
Ach ja! Er möchte, dass ich ein Vampir werde!
Alice trat einen Schritt zurück um Abstand von seinem betörenden Duft und dem Wunsch, ihre Wange an seinem Bart zu reiben, zu gewinnen. Seit ihre Werke in Margots Galerie ausgestellt worden waren, hatte sie sich kaum an den Gedanken gewöhnt, dass sie vielleicht ihren stupiden Job aufgeben und sich ganz ihrer Kunst widmen könnte. Aber ein Vampir zu werden? Das war eine Veränderung, die ihre wildesten Träume weit übertraf.
„Unsterblichkeit ist erst der Anfang“, fuhr Christopher fort. Er hatte sich gegen den Heuballen gelehnt und kreuzte die Arme wie ein Model bei einem Fotoshooting. „Du wirst fähig sein, Gefühle zu riechen. Jedoch nicht bei anderen Vampiren; sie müssten eine Schnittwunde oder sowas haben, so dass ihr Blut der Luft ausgesetzt ist. Oder du musst es direkt trinken. Aber bei normalen Sterblichen kannst du ihre Gefühle durch die Haut wahrnehmen, wenn du in ihrer Nähe bist.“ Er nickte ihr zu. „Zum Beispiel jetzt kann ich dein Erstaunen und eine Spur Angst vor dem was ich dir anbiete bei dir wahrnehmen.“
Alice errötete. Er konnte ihre Gefühle riechen?
Christopher lächelte. „Das muss dir nicht peinlich sein.“
Er kam zu ihr und instinktiv trat sie näher auf ihn zu. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und beugte sich über sie, bis sie seinen Atem auf ihren Lippen spürte.
„Dieses Verlangen, das du verspürst?“ Er war ihr so nahe. Seine Kraft und seine Macht zogen sie stärker an, als alles was sie jemals vorher erfahren hatte. Ein Schauer der Erregung fuhr ihr den Rücken hinunter und sie spürte, wie sie zwischen den Schenkeln feucht wurde. „Ich verspüre es auch.“ Seine Stimme war wie ein Schnurren. „Du bist so schön, dass ich mich kaum beherrschen kann.“
Küss mich! Küss mich! Alice hoffte, dass ihr Blut ihm ihr Verlangen so laut zurief, wie sie es innerlich herausschrie. Sie streckte die Arme aus und wollte seine Taille umfassen, aber er ließ sie los und zog sich so hastig zurück, als ob ihre Gefühle ihn verbrannten.
„Es gibt aber auch ein paar Nachteile, wenn man ein Vampir ist.“ Christopher wandte sich von ihr ab und sprang wieder auf den Heustoss, weg von ihr. „Der wichtigste ist die Verpflichtung, deinem Erzeuger gegenüber. Der Vampir, der dich verwandelt, hat die absolute Kontrolle über dich. Wir nennen das Hortari. Der Sinn des Hortari lag ursprünglich darin, die Bevölkerung vor der Kraft und dem Hunger der gerade umgewandelten Vampire zu beschützen. Dem Willen des Erzeugers muss man gehorchen, egal wie der Befehl lautet und sogar wenn der Erzeuger gar keinen Befehl aussprechen wollte.“
„Ich muss dann alles tun, was du mir sagst?“
Christopher nickte. „Diese Macht darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Du wirst übermenschliche Kräfte haben, ewig leben und immer so aussehen wie jetzt, es sei denn, du wirst geköpft oder verbrannt. Deine einzige Nahrungsquelle ist Blut, aber du kannst immer noch den Geschmack von Lebensmitteln und Getränken genießen. Außerdem ist die Fähigkeit, die Gefühle der Personen, die dich umgeben, zu kennen, in vielen Situationen nützlicher, als man meinen sollte.“
Alice drehte sich der Kopf, wenn sie an die ganzen Möglichkeiten dachte, die sich ihr boten. Ziehe ich es tatsächlich in Betracht, ein Vampir zu werden?
Christopher stellte sich auf den Heuballen, machte einen Salto durch die Luft und landete auf Zehenspitzen auf einer schmalen Mauer, drei Meter weiter. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie hatte Angst, er könnte sich den Hals brechen. Doch dann erinnerte sie sich wieder. Quatsch. Er ist ja ein Vampir. Er sprang noch einmal, landete auf den Händen und sprang einen Meter weiter, wo er so mühelos und anmutig auf den Füßen aufkam, dass jeder Akrobat ihn darum heiß beneidet hätte.
Das könnte ich dann auch.
Der Gedanke war verlockender als sie gedacht hätte. Sie könnte ewig leben ohne zu altern. Eine Ewigkeit zusammen mit Christopher. Noch nie hatte sie sich zu einem Mann so hingezogen gefühlt. Seine Freundlichkeit und Aufmerksamkeit ihr gegenüber während der Ausstellung waren genau das, was sie sich immer von einem Mann erträumt hatte. Die Erinnerung an seinen Atem an ihren Lippen, wie seine Brust ihr Kleid gestreift hatte, wie ihre Brüste auf seine kurze, unabsichtliche Berührung reagiert hatten, schickte Wellen des Verlangens durch ihren ganzen Körper. Wie würde es sein, als Vampir s*x zu haben? Mit all dieser Kraft und Geschwindigkeit müsste das doch wahnsinnig intensiv sein. Sie könnte Christophers Blut trinken, während sie sich liebten und könnte dann alles fühlen was er fühlte und die l**t genießen, die sie ihm bereitete. Sie schluckte vor Erregung.
„Alice.“ Christophers Stimme war ernst. „Ich kann dein Verlangen spüren. Aber ich muss dir sagen, dass wir niemals zusammen sein können, wenn ich dich in einen Vampir verwandele. Jedenfalls nicht so wie du es dir wünschst.“ Seine Worte trafen sie wie eine eiskalte Dusche.
Wie bitte?
„Die Verpflichtung deinem Erzeuger gegenüber. Ich könnte niemals mit dir Liebe machen, solange ich weiß, dass du deinen freien Willen verlierst, sobald ich meine Worte nicht vorsichtig genug wähle.“
„Aber ich will mit dir zusammen sein…“
Er schüttelte den Kopf. „Ich nehme meine Verantwortung als Erzeuger sehr ernst. Wenn ich dich verwandelt habe, müssen sich unsere Wege trennen, egal was wir füreinander empfinden. Meine anderen Nachkommen würden sich um dich kümmern, um dich in dieses Leben einzuführen ohne dich deines freien Willens zu berauben. Es sind gute Leute. Ich habe sie genauso sorgfältig ausgewählt wie dich: ich wusste einfach, dass sie die Welt verbessern würden, wenn sie nur mehr Zeit hätten.“
„Aber--“
Christopher entfernte sich von ihr. „Du musst jetzt erst einmal über alles nachdenken. Du weißt ja, wo du mich erreichen kannst, wenn du deine Entscheidung getroffen hast. Lass dir Zeit.“ Er zwinkerte ihr zu. „Zeit haben wir im Überfluss.“
Er drehte sich um und verschwand hinter der Kneipe, bevor Alice genügend Zeit gehabt hatte, um das Durcheinander in ihrem Kopf etwas zu ordnen und sich ein Bild zu machen. Es gibt wirklich Vampire. Drachen, Kobolde, was gab es noch alles in dieser Welt? Hexen? Werwölfe? Geister? Alle diese magischen Kreaturen existierten tatsächlich. Ich könnte eine von ihnen sein. Sie presste die Hände gegen die Stirn. Ich habe genügend Zeit mich zu entscheiden.
Ihr fiel ein, dass sie noch ihre Rechnung in der Bar begleichen musste und ging, noch immer wie im Traum, zurück in AUDREY's Bar.
Das unwirkliche Gefühl verstärkte sich noch, als sie den Raum betrat. Die kleine Fee und der Yeti waren verschwunden, um den Abend gemeinsam zu beenden, und die vier Trolle sangen in falschen Tönen ein Trinklied, dessen Text sich überhaupt nicht reimte und das vier verschiedene Melodien zu haben schien.
An der Theke, mit übereinandergeschlagenen Beinen und einem Schlitz in ihrem Kleid, der jede Menge Haut freilegte, saß Margot Dal. Die Galeristin prostete ihr mit dem Champagnerglas zu und zeigte auf den leeren Stuhl neben sich.
„Hey, Schätzchen. Ich habe gehört, dass Christopher mit dir gesprochen hat“, sagte Margot. Sie lächelte und zeigte zwei spitze Eckzähne.
„Ach du Scheiße, du bist ein…“ Alice schluckte das Wort herunter.
Margot leckte sich die Lippen. „Ja, ich bin ein Vampir. Ich bin sogar, die Erste, die Christopher verwandelt hat. Er hat mich bereits vor Hunderten von Jahren verwandelt. Damals war es nicht leicht, eine Frau, schwarz und obendrein noch lesbisch zu sein. Darauf stand die Todesstrafe.“ Sie zog die Nase kraus. „Die Welt ist...jetzt besser. Damals war die Entscheidung, so gut wie unbesiegbar zu werden, ziemlich einfach für mich.“ Margot sah Alice aufmerksam an. „Aber du hast andere Möglichkeiten. Und man muss auch einen Preis bezahlen, um das zu sein, was ich bin.“
„Christopher hat mir von diesem Hortari Dingsbums erzählt. Hat Christopher… hat er dich jemals zu etwas gezwungen?“
Margot schüttelte den Kopf. „Niemals absichtlich. Er ist immer sehr vorsichtig, was er sagt, aber es ist fast unmöglich keinen Fehler zu machen. Er ist ein sehr guter Erzeuger; viele andere Vampire haben echt Spaß daran, ihre Macht spielen zu lassen und ihren Nachkommen ihren Willen aufzuerlegen. Christophers Bruder, Rhys, ist ein richtiges Ekel in dieser Hinsicht. Wenn du Christophers Angebot annimmst, dann wirst du dieses Arschloch ganz bestimmt kennenlernen, obwohl du nicht verpflichtet bist, ihm zu gehorchen.“ Sie stellte ihr Glas ab. „Ich will dich jetzt nicht mit zu viel Info verwirren, aber du solltest die Einzelheiten wissen.“ Sie hielt eine Hand hoch und zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. „Wenn du ein Vampir bist, kannst du niemals schwanger werden und ein Baby haben, aber auf der anderen Seite, hast du auch keine lästige Periode mehr, das ist wieder von Vorteil. Du kannst alles essen, worauf du l**t hast und wirst kein einziges Gramm zunehmen. Stell dir vor, du kannst für alle Ewigkeit so viel Schokolade und Süßigkeiten essen, wie du willst und bleibst so schlank und rank wie du jetzt bist. Die einzige Nahrung, die du zu dir nehmen musst, ist Blut.“
Alice hatte noch nie ernsthaft darüber nachgedacht, Kinder zu bekommen. Sie hatte vage in Betracht gezogen, dass es irgendwann mal passieren würde, aber es nie geplant. Für sie war das so eine Sache, die sich mit der Zeit automatisch ergeben würde.
Aber ich kann die ganze Welt, mit all ihren Wundern und Schönheiten, sehen.
„Trinkst du wirklich Blut?“, fragte Alice.
„Ja, daran muss man sich allerdings erst gewöhnen. Einige Vampire der alten Schule trinken es direkt vom Hals. Beim s*x macht das echt Spaß, aber die meiste Zeit haben wir eine Vereinbarung mit Blutbanken, dass sie uns die alten Konserven geben, die nicht mehr für Menschen geeignet sind.“
„Also, nehmen wir mal an, ich werde ein Vampir…“, sagte Alice. Es war erstaunlich einfach, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, nachdem sie eine Weile darüber nachgedacht hatte. Die Verpflichtung gegenüber dem Erzeuger machte ihr Sorgen, aber wenn Christopher sein Wort hielt—und darin vertraute sie ihm instinktiv—würde er ihr fernbleiben und ihr ein eigenständiges, freies Leben erlauben. Als Vampir hätte sie die einmalige Chance, die Zeit zu haben, um alles zu erreichen, was sie wollte. Es wäre blöd, sie nicht zu nutzen. Aber...da war auch noch Christopher.
„Ja?“ Margot beugte sich erwartungsvoll vor.
„Ehm, würdest du mich verwandeln? Wir sind schon Freunde und ich vertraue dir. Denn, ähm, wenn Christopher nicht mein Erzeuger ist, dann ist vielleicht möglich…“
„Dass er eine Beziehung in Betracht zieht?“ Margot lachte, als Alice rot wurde. „Süße, seit ich ihn in der Galerie zu dir geschickt habe, spielen deine Hormone verrückt. Aber, so leid es mir tut, ich verwandle keine Menschen. Ich bin gern dazu bereit, anderen neu verwandelten Vampiren zu helfen und mit dem Rest von Christophers Blutlinie befreundet zu sein, aber ich möchte nicht meine eigene anfangen. Tut mir leid, Süße, aber wenn du das hier haben möchtest...“ Sie deutete auf die vielen übernatürlichen Wesen, die in der Bar ihren Spaß hatten. „Dann ist Christopher deine beste Chance.“ Margot schwang sich von ihrem Barhocker hinunter. „Du hast die Wahl.“ Sie schob Lola einige Geldscheine über die Theke zu. „Meine Runde. Was immer du auch entscheidest, bitte lass es mich wissen, wenn du wieder bereit bist, deine Fotos auszustellen.“
Alice nickte. Die Galerie und ihr altes Leben schienen schon so weit zurückzuliegen. Am anderen Ende der Theke saß eine Frau mit knallroten Haaren und Hörnern, die ihr aus der Stirn wuchsen. Sie schrie den Trollen zu, sie sollten endlich die Klappe halten oder sie würde sie in den tiefsten Weltraum schicken. Sofort wurden die Trolle still und grummelten nur noch leise vor sich hin. Unter einem der Tische schlief ein Wolf, der ein Bierglas zwischen seinen Pfoten hielt. An seinen Rücken kuschelte sich eine riesige Löwin und knabberte an seinem Ohr, in einer Art, die sowohl vertraut, als auch lästig aussah, aber der Wolf grunzte nur leise im Schlaf und zuckte im Traum mit den Hinterläufen.
„Ich will das alles“, sagte Alice. Sie dachte, sie hätte es so leise gesagt, dass keiner sie gehört hatte, aber Lolas samtige Stimme antwortete,
„Dann nimm es dir.“
Alice grinste und sprang vom Barhocker. Die Zukunft sah fantastisch aus. Sie musste jetzt nur noch einen Weg finden, Christopher zu behalten.