Kapitel 1: Offene Beziehung

1691 Words
Cassie „Entschuldigung, was hast du gerade gesagt?“ fragte ich meinen Freund Rick, mit dem ich seit 6 Jahren zusammen war. Ich sah ihn ernst an, während er mir erklärte, dass er eine offene Beziehung ausprobieren möchte – oder vielleicht andere Frauen in unser Bett bringen will. Sein braunes Haar war zerzaust, während er nervös auf und ab ging und seine Finger hindurch fuhr. Seine braunen Augen suchten meinen Blick, während er meine feindselige Miene und Haltung bemerkte. Wir waren zusammen, seit wir 16 und im zweiten Jahr der High School waren. Aus dem schlaksigen, dünnen Jungen von damals war ein 1,80 Meter großer, muskulöser Mann mit einem Schwimmerkörper geworden. Er war schlank, hatte breite Schultern, eine definierte Brust und muskulöse Arme, eine schmale Taille und kräftige Oberschenkel. Wir haben beide an der Columbia University abgeschlossen. Ich habe einen Abschluss in Informatik und Nebenfächer in Programmierung und Cybersicherheit. Ich war eine Amateur-Hackerin, aber das war mein kleines Geheimnis. Er hat Abschlüsse in Wirtschaft und Betriebswirtschaft. Er redete unaufhörlich darüber, wie dies unserer Beziehung helfen könnte. Ich wusste nicht einmal, dass unsere Beziehung Hilfe brauchte. Wie das die Dinge aufpeppen könnte. Habe ich ihm nicht erst gestern Abend auf dem Heimweg vom Kino einen Gefallen getan? Wie das uns als Paar näher bringen könnte. Wie viel verdammt nochmal näher wollte er noch kommen? Wir lebten doch zusammen, verdammt. „Also, was du mir sagen willst, ist, dass du andere Frauen ficken willst und eine offene Beziehung vorschlägst, damit es nicht als Betrug gilt? Warum trennst du dich dann nicht einfach von mir, Rick?“ „Weil ich dich liebe und immer noch mit dir zusammen sein möchte. Und das wäre doch kein Betrug, wenn du einfach zustimmst, dass wir in unserer Beziehung offen sind.“ Er wollte also alles haben und noch mehr. Ich starrte ihn an, während er mich mit einem hoffnungsvollen, leicht dümmlichen Blick ansah. War ich nicht genug? Bin ich nicht attraktiv genug? Ist er im Bett mit mir nicht zufrieden? „Ich wäre vielleicht offen für einen Dreier, aber nur mit einem anderen Mann.“ „Absolut nicht. Ich fasse keinen anderen Typen an!“ Ich seufzte und rollte mit den Augen. Natürlich wäre er dafür nicht offen. „Wie wäre es, wenn wir einfach eine Pause machen? Du kannst in dieser Zeit mit wem auch immer du willst zusammen sein, und dann sprechen wir in etwa 6 Monaten darüber.“ „Nein, Cassie, ich möchte mich nicht trennen. Ich will immer noch nach Hause zu dir kommen. Okay, wie wäre es, wenn wir den Dreierkram weglassen und einfach mit anderen zusammenkommen, wenn uns danach ist. Wir bringen niemanden nach Hause. Wenn wir die Nacht woanders verbringen, schicken wir eine Nachricht, um den anderen wissen zu lassen, dass wir nicht nach Hause kommen. Wir verlieben uns nicht in jemand anderen. Und wir sind diskret, damit unsere Freunde oder Familien nichts herausfinden.“ „Ich verstehe einfach nicht, warum, Rick? Wir haben etwas Gutes – oder zumindest dachte ich das.“ „Cassie, wir waren bisher nur miteinander. Möchtest du nicht wissen, wie es ist, mit jemand anderem zusammen zu sein?“ „Ähm, nein.“ flüsterte ich ungläubig. „Gib dem einfach eine Chance. Du wirst sehen, es wird gut sein.“ „Weißt du was, Rick, mach, was du willst. Aber wisse, dass du das bereuen wirst.“ „Sag das nicht. Das wird funktionieren.“ „Gut.“ Ich ging in unser Schlafzimmer und öffnete die Tür meines Schrankteils. Ein kurzes, rotes, ärmelloses Minikleid, das bis zur Mitte meiner Oberschenkel reichte, fiel mir ins Auge. Ich wusste, dass es meine zierlichen Kurven betonen und meine C-Körbchen und meinen knackigen Po zur Geltung bringen würde. Ich habe hart für meinen Körper gearbeitet. Ich hob Gewichte, lief täglich drei Meilen und habe einen schwarzen Gürtel in Karate. Ich schnappte mir ein Paar rote, fünf Zoll hohe Absätze mit einem Knöchelriemen, die meine winzigen 1,57 Meter auf 1,70 Meter bringen würden. Dann ging ich ins Badezimmer, sprang unter die Dusche und schäumte mein Haar mit Shampoo und Conditioner ein. Ich schrubbte meinen Körper mit meinem Erdbeer-Duschgel und rasierte mir die Achseln, Beine und meine Intimzone. Nachdem ich aus der Dusche gestiegen war, föhnte und lockte ich meine langen, ebenholzfarbenen Haare, die bis zur Mitte meines Rückens reichten. Dann trug ich Feuchtigkeitscreme auf mein Gesicht auf und legte mein Make-up auf. Foundation oder Concealer brauchte ich nicht, meine Haut war cremig und makellos. Mit schwarzem Eyeliner zeichnete ich einen Cat-Eye-Look, tuschte meine Wimpern mit schwarzer Mascara und trug Bronze- und Brauntöne als Lidschatten auf, die ich zu einem bronzigen Smokey-Effekt verblendete, der das Smaragdgrün meiner Augen betonte. Zu guter Letzt trug ich einen kräftigen roten Lippenstift auf. Rick wollte andere Frauen aufreißen? Na gut, ich wusste, dass ich heiß war. Mal sehen, wie er sich fühlt, wenn ich heute Nacht spät nach Hause komme. Ich fuhr mit den Fingern durch mein schwarzes Haar und lockerte meine Locken auf. Dann starrte ich in den Spiegel. „Du bist genug, es ist nichts falsch mit dir. Er hat nur eine vorzeitige Midlife-Crisis mit 22. Keine negativen Gedanken, du bist HEISS!“ Ich verließ das Zimmer mit einer kleinen schwarzen Clutch, die ich auf dem Weg aus dem Schlafzimmer geschnappt hatte. Dann griff ich nach meinem Handy, meinem Ausweis, einer Kreditkarte, Schlüsseln und hundertfünfzig Euro aus meiner Handtasche und steckte die Sachen in die Clutch. „Wohin gehst du?“ „Ich starte unsere offene Beziehung. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, um sich hypnotisieren zu lassen.“ „Cassie, ich wollte nicht sofort anfangen, wir haben doch gerade erst darüber gesprochen.“ Ich schaute ihn angewidert an. „Du hast dieses Bett gemacht, Rick. Jetzt schlaf auch darin.“ Ich verließ unsere kleine Zweizimmerwohnung und rief meine Schwester an, während ich die Treppe hinunterging und das Tor des Komplexes hinter mir schloss. „Hallo?“ Ich nahm das Telefon kurz vom Ohr, als meine Schwester Becca ins Telefon schrie. Im Hintergrund konnte ich viel männliches Gelächter und Jubel hören. War sie auf einer Party? „Becca, wo bist du?“ „Ich bin bei der Arbeit, Schatz. Was brauchst du?“ „Ich muss dich sehen, bitte. Es ist dringend.“ „Ähm, Cassie, ich bin beim Club. Bist du sicher, dass du hierher kommen willst? Die ‚Herren des Chaos‘ werden dich lebendig verschlingen.“ „Im Ernst, Becca? Du weißt doch, dass ich auf mich aufpassen kann. Du weißt auch, dass ich kein Problem damit habe, jemanden auf den Boden zu schicken oder ins Krankenhaus.“ Becca kicherte. „So wie damals bei Michael Davis in der High School, deinem ersten Jahr? Wooo, Dad ist ausgeflippt, als er herausfand, dass dieser Junge dich angefasst und begrapscht hat.“ Ich lachte. „Ja, genau so. Also, kann ich kommen? Werden sie was dagegen haben?“ „Nein, Mädchen, sie werden nichts dagegen haben, wenn so ein hübsches Ding wie du an einem Partyabend in ihren Club kommt. Nur zur Sicherheit werde ich dem Präsidenten des Clubs Bescheid geben. Ich hoffe, du bist beeindruckend gekleidet.“ „Du hast keine Ahnung, Becca. Rick hat mich heute Abend wütend gemacht, und ich bin auf Blut aus.“ „Oh, verdammt, Mädchen, ist alles in Ordnung?“ „Ich erzähle es dir, wenn ich da bin. Es ist ein Schlamassel.“ „Okay, kleine Schwester. Bis gleich.“ Ich legte auf und öffnete meine Uber-App. Ich hoffe wirklich, dass der Fahrer keine Probleme damit hat, quer durch die Stadt in die zwielichtige Gegend von New York zu fahren. Während ich auf mein Uber wartete, dachte ich über meine Beziehung mit Rick nach. Hatte er vielleicht recht? Wir waren bisher nur miteinander. Aber wenn man jemanden wirklich liebt, sollte man dann nicht nur mit dieser Person zusammen sein wollen? Ich war irgendwie verletzt, dass Rick mir nicht nachgelaufen ist. Suchte er bereits nach jemandem, mit dem er sich einlassen könnte? War es ihm egal, dass ich mich so schick gemacht hatte, um möglicherweise mit jemandem anzubandeln? Oder dachte er, ich würde es nicht durchziehen? Würde ich es durchziehen? Ugh, ich hasse das. Rick hat gerade mein Selbstbewusstsein zerstört, egal wie sehr ich versucht habe, mich selbst aufzumuntern. Was tat ich hier eigentlich? Ich brauchte Beccas Rat und etwas flüssigen Mut. Das Uber fuhr vor und ich stieg ein. „Wohin?“ fragte der junge Mann hinter dem Steuer, der mich von oben bis unten musterte. „Zum Motorradclub ‚Herren des Chaos‘.“ „Bist du dir sicher? Bei der Art, wie du angezogen bist, könntest du Ärger bekommen.“ „Habe ich nach deiner Meinung gefragt?“ „Schon gut, schon gut. Aber wenn du Spaß suchst, ich habe um Mitternacht Feierabend“, sagte er mit einem flirtenden Grinsen. Ich musterte ihn. Er war süß, aber nicht wirklich mein Typ. Warte, hatte ich überhaupt einen Typ? Ich lächelte nur und schüttelte den Kopf. Er zuckte mit den Schultern und fuhr vom Bordstein weg. 30 Minuten später hielt das Auto am Tor des Clubs. Ich verabschiedete mich von meinem Fahrer und stieg aus. Ich ging auf einen kleinen, stämmigen, glatzköpfigen Mann mit einem Ohrring zu, an dem ein bösartig aussehender Dolch als Anhänger hing. Er trug ein weißes Hemd, dunkelblaue Jeans und schwere Stiefel. Außerdem trug er eine Lederweste, auf der ein Aufnäher mit der Aufschrift „Prospect“ zu sehen war. Sein Gesicht war von Narben übersät und er hatte glänzende schwarze Augen. Seine dünnen Lippen lächelten mich an. „Was kann ich für dich tun, junge Dame?“ „Hallo, ich bin hier, um Becca zu sehen.“ Er zog ein Telefon heraus und wählte eine Nummer. Er sagte demjenigen, dass ein scharfes Stück am Tor für Becs wartet. Nach einer Minute legte er auf und öffnete das Tor für mich. Als ich vorbeiging, machte er Kussgeräusche. Ich lächelte und zwinkerte ihm zu, und er lachte leise. Tief durchatmend, als ich auf die Tür zuging, gab ich mir selbst einen kleinen Pep-Talk: „Okay, Schlampe, zieh dein Spielgesicht auf.“ Ich griff nach dem Türgriff und öffnete die Tür.
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