(Jamie)
Ich hab' zugeschaut, wie Gabriellas schmächtige Gestalt aus dem Zimmer ging, ihr Kopf drehte sich noch einmal zurück und sie hat mich mit ihren verflucht schönen blauen Augen fast umgehauen.
Sie hat zugestimmt..sie hat ja gesagt und zugestimmt, mich zu heiraten.
Jetzt ist das eigentliche Problem, wie man mit ihrer beschissenen Familie klarkommt. Was zum Teufel stimmt nicht mit diesen Leuten? Cecelia hat ihre Hände auf das arme Mädchen gelegt und Gabriella hat einfach dagestanden und es über sich ergehen lassen..das lässt mich glauben, dass das nicht das erste Mal war, dass so eine Scheiße passiert ist.
Der bloße Gedanke macht mich wütend..Ich habe die Blicke gesehen, die sie alle ihr zugeworfen haben und das gefiel mir verdammt nochmal überhaupt nicht.
Hör mal..ich würde es verstehen, wenn Cecelia und ich verliebt wären oder so und ich die Verlobung abgebrochen hätte..aber wir haben uns tatsächlich nur vier Mal getroffen und es ist nie weiter gegangen als ein Abendessen..nicht mal ein einziger Kuss!
Ja, ich bin sicher, wenn es nach Cecelia gegangen wäre, hätten wir jetzt schon s*x gehabt, aber ich konnte es einfach nicht tun. Irgendwas an ihr hat mich einfach falsch angemacht und ehrlich gesagt..ich weiß nicht, ob ich heute Abend überhaupt den Antrag gemacht hätte, wenn ich Gabriella nicht getroffen hätte.
Ich hatte Zweifel, bis zu dem Moment, als ich erfuhr, dass Gabriella eine Kensingon ist und dann hatte ich die Hoffnung, dass alles vielleicht klappen könnte.
„Jamie, können wir mal bitte reden?“ fragte John, als ich seiner Tochter hinterhersah.
Ich lenkte meinen Blick auf ihn, sah, wie seine Stirn in Falten lag und die Wut deutlich von ihm ausging.
Das ist noch was, das mich verwirrt..er will offensichtlich nicht, dass Gabriella heiratet, aber warum?
„Klar, wohin möchtest du gehen?“ sagte ich gelassen und warf einen Blick auf eine schniefende Cecelia, die mich mit Blicken tötet.
Der Mascara lief ihr über die Wangen und ihre Haare waren eine einzige Katastrophe.
„Lass uns in mein privates Arbeitszimmer gehen, da lang.“ sagte John bestimmt und winkte mir, den Flur entlang zu gehen.
"John, rede Vernunft in den Mann hinein.„Er macht einen riesigen Fehler“, zischte Regina laut genug, damit ich es hören konnte, als sie ihre Klappe schnell wieder schloss. Ich vermute, John hat ihr einen dieser Blicke zugeworfen, die er mir vorhin zugeworfen hat.
Aber es war mir egal. Es hat sich alles gelohnt, nur um dieses Lächeln auf Gabrielas Gesicht zu sehen und wie ihre Augen voller Aufregung glitzerten.
Ich folgte John, während er mich zu einem Raum führte, der abseits von allem anderen lag. Drinnen waren ein paar Bücherregale, ein Schreibtisch und ein paar Familienfotos an den Wänden.
Ich ging voran und sah ein kleines Mädchen mit langen schwarzen Haaren und hellblauen Augen, wie sie mit dem größten Lächeln in die Kamera schaute. Ihr Vater hatte seinen Arm um sie gelegt und sie hielt ein kleines Stoffkaninchen.
Ich wusste sofort, dass es Gabriella war, als ich das junge Mädchen sah... verdammt... sie war ein süßes Kind.
Werden unsere Kinder so aussehen?
Der Gedanke ließ meine Augen schnell aufreißen, als ich den Blick von dem Bild abwandte und zusah, wie John sich einen Whisky einschenkte.
Ja... er hatte damit zu kämpfen.
„Ich weiß, dass das nicht das ist, worüber wir gesprochen haben, und es tut mir leid, alle überrascht zu haben. Ich hatte einfach das Gefühl, dass Cecelia und ich insgesamt nicht gut zusammenpassen. Aber ich bin sicher, dass sie jemanden finden wird, der viel besser zu ihr passt und der mehr ihren Vorlieben entspricht als ich“, sagte ich und versuchte, Reue zu zeigen, während John seine Augen zu mir aufschlug.
„Was braucht es, um dich umzustimmen? Willst du alle Anteile an meinem Unternehmen? Ich überlasse dir verdammt nochmal das ganze Geschäft, wenn das nötig ist, um meine Tochter in Ruhe zu lassen“, platzte er heraus, die Verzweiflung deutlich in seiner Stimme, während ich schockiert da stand... hat er das wirklich gerade gesagt? Würde er sein ganzes Geschäft aufgeben, damit ich Gabriella nicht heirate? Warum?!
„Ich... ich verstehe das nicht... du warst doch einverstanden mit der Verbindung zu deinen anderen beiden Töchtern... warum nicht bei Gabriella?“, fragte ich verwirrt, während er einen Schluck nahm und das Glas abstellte.
„Weil meine Gabriella anders ist..sie ist zu nett und weich, um jemanden wie dich zu heiraten. Sie hat die Außenwelt nicht erlebt..sie wurde ihr ganzes Leben lang zu Hause unterrichtet, aufgrund ihrer Sprachprobleme, und ihr zwei könnt offensichtlich nicht kommunizieren.„ Er fing an zu schwafeln, wodurch ich meine Hände in meine Taschen steckte.
“Ich werde Gebärdensprache lernen.„ Sagte ich schnell, was ihn erstarren ließ, als er plötzlich seine Hand auf den Tisch schlug, was meine Augenbraue überrascht hob.
“Du nimmst sie mir nicht weg. Du kannst eine meiner anderen beiden Töchter heiraten, wenn sie einverstanden sind..aber nicht meine Gabriella. Sie war nie Teil des Deals.„ Er begann seine Stimme zu erheben, was mich in dieser Situation komisch fühlen ließ..warum reagierte er so? Er klang wie ein Kind und ich versuchte, ihm sein Lieblingsspielzeug wegzunehmen.
“Frau Sinclair, was ist das eigentliche Problem hier? Ich würde Ihre Tochter nicht von Ihnen wegnehmen..sie würde nur etwas Unabhängigkeit erlangen und ihr eigenes Leben beginnen.„ Sprach ich leise und erkannte, dass diese Situation schlecht enden könnte, wenn ich seine Energie aufnehmen würde.
John ging zu seinem Stuhl, setzte sich hin und legte seine Hände über sein Gesicht, sein Atem wurde tief und langsam, als er plötzlich nach unten griff, um in eine Schublade zu schauen.
“Das..das ist Gabrieallas Mutter, Amber..sie und ich haben uns vor zweiundzwanzig Jahren in einer Bar kennengelernt..sie war dort Kellnerin. Ich kann mich immer noch an dieses Lächeln erinnern..es ist dasselbe Lächeln, das Gabriella hat..tatsächlich..sie sieht genauso aus wie sie.„ Flüsterte er, während er sehnsüchtig auf das Bild hinabsah und es mir zeigte..es war eines von ihm und einer kleineren Frau, die genauso aussah wie Gabriella mit einem Baby in den Armen. Ich vermutete, dass das Gabriella sein musste.
“Siehst du..ich wollte nicht, dass es passiert..aber bevor ich es wusste, hatte ich eine Affäre und meine Geliebte war schwanger. Ich habe versucht, es so lange wie möglich geheim zu halten..„ John erklärte und ließ mich ihn aufmerksam beobachten, während ich mich fragte, warum er mir das alles erzählte.
“Ich habe Amber einigermaßen glücklich gehalten, indem ich ein paar Mal im Jahr zu Besuch kam..aber sie wollte nicht mehr die Geliebte sein..ich sagte ihr, ich würde mich wegen ihr von Regina scheiden lassen..aber ich konnte es nicht..ich fühlte mich schuldig und wusste, dass ich so oder so meine Familie im Stich ließ.„ Er nahm einen weiteren langen Schluck, bevor er fortsetzte.
“Als Gabriella geboren wurde, hatte sie eine medizinische Bedingung, die es ihr schwer machte zu sprechen. Amber zögerte die Operation so lange hinaus, dass Gabriella kaum sprach, als wir sie bekamen..ihr Stottern war so schlimm, dass sie am Ende stumm wurde.„ Er erzählte es mir und meine Augen weiteten sich..also könnte es eine Möglichkeit geben, dass sie eines Tages wieder sprechen kann?
“Als Gabriella fünf Jahre alt wurde..das ist dann..nun ja..ich kam zu Besuch und fand sie neben dem leblosen Körper ihrer Mutter..Amber hatte eine Überdosis Schmerzmittel genommen und war gestorben..sie war drei Tage lang da..drei verfickte Tage lang hat Gabriella sich um ihre Mutter gekümmert..versucht, sie zu füttern und warm zu halten.„ John brach es aus sich heraus, Tränen sprangen in seine Augen, während er versuchte, seine Schluchzer zurückzuhalten.
Mein Herz schmerzte und mein Magen krampfte sich bei dem, was er mir erzählte..das arme Mädchen hat so verdammt viel durchgemacht..und das lässt mich nur noch mehr wollen, sie zu beschützen.
“Dieses Mädchen hat so viel gelitten..und ich dachte, sie hierher zu bringen wäre die beste Entscheidung..aber ich lag falsch. Ich fange an, die Wahrheit zu erkennen..und ich habe in meinem Leben viele Fehler gemacht und werde keinen weiteren machen.„ Er schloss damit ab und stand auf.
“Deswegen werde ich dieser Ehe nicht zustimmen, Frau Sinclair..sie ist zu zerbrechlich dafür..sie hatte vorher noch nie eine Beziehung und wenn Sie am Ende des Jahres beschließen, nicht weiterzumachen..nun..ich befürchte, das könnte sie zerstören.„ Er erklärte es, als ich einen Seufzer ausstieß und zur Tür ging.
“Frau Kensington..ich verstehe Ihre Bedenken, aber was ist, wenn ich Ihnen verspreche, dass ich Gabriella nicht scheiden werde, es sei denn, sie wünscht es sich selbst, und dass ich keine Mühe scheuen werde, ihr alles zu geben, was sie möchte..tatsächlich werde ich einen Vertrag unterschreiben, in dem genau das steht.„Ich hab's angeboten“, sagte ich und johns Augen richteten sich auf mich.
„Was? Warum würdest du das tun? Dein Vater würde niemals zustimmen“, stotterte er hervor, woraufhin ich mit Schultern zuckte und ein schiefes Grinsen aufsetzte.
„Mein Vater muss nichts von meinen Affären wissen, stimmt's, Herr Kensington? Und währenddessen werfe ich noch zwei Millionen Dollar als Hochzeitsgeschenk für dich dazu.“ Ich weiß es... ich bestech den verdammten Kerl geradezu... Aber ich fühle mich verzweifelt... Ich kann sehen, dass Gabriella und ihr Vater eng sind... Also, wenn er der Verbindung nicht zustimmt... könnte sie es vielleicht nicht durchziehen.
„Was ist mit dem Kind? Dem zukünftigen Erben, den du deinem Vater versprochen hast. Bekommt Gabriella das Sorgerecht, wenn es nicht klappt?“, fragte er plötzlich, und allein die Vorstellung, dass Gabriella und ich uns trennen, machte mich unbehaglich.
„Wir teilen das Sorgerecht in der Mitte... 50/50, so dass das Kind beide Eltern in seinem Leben hat“, sagte ich und ärgerte mich, dass es bereits so weit gegangen ist.
John seufzte erneut, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
„In Ordnung... erstellen Sie den Vertrag und schicken ihn rüber. Aber wenn du meiner kleinen Tochter wehtust... werde ich dich alles kosten, was du hast, Jamie... und das kann ich dir versprechen“, sagte er, stand auf und ging an mir vorbei zur Tür.
„Außerdem... bitte erzähl Gabriella nicht, was ich dir über ihre Mutter erzählt habe... Sie weiß nicht, dass es ein Selbstmord war. Das möchte ich so belassen.“ Und damit verließ John das Arbeitszimmer, und ich konnte nicht anders, als erleichtert aufzuatmen.
Er stimmt zu... er wird die Hochzeit nicht ablehnen und wir können das durchziehen... Alles, was uns noch fehlt, ist die ärztliche Untersuchung und dann gehört Gabriella mir... verdammt... warum macht mich das so glücklich? Auch wenn ich meine Zukunft aufs Spiel setze... Ich kann einfach nicht anders, als zu denken, dass es das alles wert sein wird... Was zum Teufel stimmt nicht mit mir?