Die Aufseherin war schlank und gutaussehend, also alles, was ich nie von mir hätte behaupten können. Wahrscheinlich standen die Männer Schlange, um ein Date mit ihr zu ergattern, um sie auszuziehen und sie auf ihren Schwänzen reitend kommen zu lassen.
Und ich? Männer baten mich, auf ihre Hunde aufzupassen oder ihnen Kaffee zu bringen. Der Orgasmus von eben? Seit dem Ende meiner Schulzeit war es das erste Mal, dass ich es von einem Mann besorgt bekommen hatte. Hin und wieder hatte ich zwar den einen oder anderen Liebhaber gehabt, aber keiner von ihnen war stark genug gewesen, um mich hoch zu heben und von hinten auszufüllen. Keiner von ihnen wusste, wie er mich richtig anzufassen hatte, wie er mich an die Schwelle brachte, mich neckte und anschließend eroberte.
Mein Blick war verschwommen und ich konnte mich nicht davon abhalten, in der Erinnerung des Traumes zu schwelgen, ich musste an den riesigen Schwanz denken, der mich ausfüllte bis es leicht weh tat, ich musste an diese riesigen Hände zurückdenken, unter denen ich mich begehrenswert und klein fühlte. Ich fühlte mich wie … sie. Mein anderes Ich, das nicht wirklich existierte, das nur in meiner Fantasiewelt lebte. Genau wie er.
“Miss Wilson?” Die Aufseherin blickte auf mich herab und musterte mich gründlich, was mir in diesem Moment äußerst unangenehm war, denn mein nackter Arsch war vollkommen nass vor Erregung als ich auf dem Stuhl herumrutschte.
“Mir geht’s bestens.” Ich wollte den Kittel, der jetzt meine halben Oberschenkel entblößte zurechtziehen, aber die Handgelenksfesseln stoppten mich abrupt. Verdammt.
“Sind sie sicher? Der Auswahlprozess kann recht … intensiv sein.”
So also bezeichnete man sinnesbetäubende Orgasmen heute? Intensiv? Zum Teufel, ja, es war intensiv. Ich hätte dann bitte mehr davon.
Sie wirkte verständnisvoll und ich wollte ihr alles erzählen. Verdammt, ich wollte ihr eine dringende Frage stellen, die ich mich vorher nicht zu fragen getraut hatte. Aber mir fehlte der Mut dazu. Die Antwort machte mir Angst. Stattdessen lächelte ich aufgesetzt. “Ja. Mir geht’s gut.”
“Ausgezeichnet.” Sie lächelte und nickte, scheinbar überzeugte sie mein halbherziges Lächeln davon, dass ich nicht durchdrehen oder einen Nervenzusammenbruch erleiden würde. Offensichtlich musste sie nie während einer geschäftigen Abendschicht mit kotzenden Gören und besoffenen Vollidioten kellnern. Ich konnte mit sehr viel mehr Stress als dem hier klarkommen. Und der stressige Orgasmus? Nun, das war absolut kein Stress. Es war … überwältigend.
Ich versuchte mich zu entspannen und lehnte mich in den Stuhl zurück. Ich zählte, während ich Luft in meine Lungen sog. Vier ein, vier aus. Das war meine Methode, um einen klaren Kopf zu bewahren.
Der Raum war weiß und steril, wie in einer Klinik und ich kam mir vor als befände ich mich in einer Notaufnahme, nicht in einem Abfertigungszentrum für Bräute, aber wenn man dabei war, sich für ein Leben als Braut eines Aliens zu entscheiden, liefen die Dinge wohl ein bisschen anders.
Ihre Finger glitten rasant schnell über ein kleines Tablet, ich konnte ihr nicht folgen und ehrlich gesagt kümmerte es mich nicht, womit sie gerade beschäftigt war, solange diese blöde Verpartnerung funktionieren würde. Und wie mir klar wurde, wusste ich nicht, ob sie funktioniert hatte.
“Hat es funktioniert? Habe ich einen Partner?” Ich schwöre, als ich auf ihre Antwort wartete, hörte mein Herz einen Moment lang auf, zu schlagen.
“Oh ja. Natürlich.”
Ich zuckte zusammen und musste lauthals seufzen, selbst in meinen Ohren klang es laut und in einer mitfühlenden Geste legte sie ihre Hand auf meine Schulter. “Entschuldigen sie, mir war nicht klar, dass sie sich darum Sorgen gemacht haben. Sie wurden dem Planeten Atlan zugeteilt.”
Über Atlan wusste ich absolut nichts, aber das hinderte das Fünkchen Hoffnung in meiner Brust nicht daran, sich wie ein Lauffeuer auszubreiten. Ich wurde tatsächlich jemandem zugeteilt. Heilige Scheiße. “Und mit dieser Verpartnerung … sind sie sicher, dass der Alien mich als seine Partnerin haben will? Sind sie sicher, dass das Ganze auch funktioniert?”
“Allerdings!” Sie tätschelte noch einmal meine Schulter und wandte sich dann wieder ihrem Tablet zu.
“Selbst für Mädels wie mich?” Scheiße. Bevor ich mich versah, rutschte meine tiefste Angst über meine Lippen. Ich kniff meinen Mund zusammen und hoffte, nicht anderes würde meinen Lippen entweichen.
Das ließ sie aufhorchen und sie blickte mich erneut an. “Was meinen sie, Mädels wie sie? Sind sie verheiratet? Denn sie wurden bereits gebeten, diese Frage unter Eid zu beantworten. Wenn sie gelogen haben, können wir sie nicht abfertigen.”
Verheiratet? Als ob.
Ich seufzte. Mensch! Musste ich es ihr denn extra vorkauen? Mit ihrer Kleidergröße sechsunddreißig und ihrem C-Körbchen musste sie sich wohl noch nie Sorgen machen, dass man sie attraktiv finden würde. Ich musterte ihre besorgten, grauen Augen und beschloss, dass ich es ihr sehr wohl verklickern musste. Zum Teufel. Ich atmete tief durch, nahm meinen ganzen Mut zusammen und spuckte die Worte so schnell wie möglich aus: “Mädels wie ich. Größere Mädels.”
Als wäre sie überrascht, zog sie die Augenbrauen nach oben, ihr Blick wanderte kurz und prüfend über meinen Übergrößen-Körper, bevor sie sich wieder meinem Gesicht zuwandte. Ihr Grinsen war eines der besten Dinge, dass ich je erlebt hatte. “Liebes, machen sie sich keine Sorgen, dass sie zu klein für einen Atlanischen Kriegsfürsten sein könnten. Für einen Atlanischen Kriegsfürsten könnten sie ein wenig zu klein erscheinen, aber sie sind seine auserwählte Partnerin. Sie werden perfekt füreinander sein.”
“Zu klein?” Machte sie sich etwa lustig über mich? Seit ich zehn Jahre alt war, konnte ich nur noch in der Übergrößenabteilung passende Kleider finden.
“Die Frauen auf Atlan sind mindestens einen Kopf größer als die Durchschnittsfrau auf der Erde und die Atlanen brauchen eine Frau, die stark genug ist, um sie zu bändigen.”
“Was meinen sie mit ‘bändigen’?”
“Sie sind nicht menschlich, Tiffani. Atlanische Krieger haben eine Bestie in sich stecken. Wenn sie kämpfen oder ficken wollen, dann kommt ihre Bestie zum Vorschein. Stellen sie sich einen Planeten vor, auf dem alle Männer wie Hulk aussehen. Sie sind in der Tat etwas kleiner als die einheimischen Frauen, aber Stärke ist sowohl mental als auch physisch. Sie werden perfekt zu ihm passen.”
Ich erinnerte mich an die riesige Hand, die meine Handgelenke umfasste, den riesigen Schwanz, der mich dehnte, die massive Brust an meinem Rücken …
Ich erschauderte vor Vorfreude. Ja. Ich wollte das nochmal spüren. Wenn es so mit einem Atlanen lief, dann war ich hin und weg. Absolut. “Okay. Ich bin bereit.”
Daraufhin kicherte sie. “Nicht so schnell. Als Erstes müssen wir einige wichtige Protokollfragen durchgehen. Für die Akten, geben sie bitte ihren Namen an.”
“Tiffani Wilson.”
Sie nickte. “Sind sie momentan verheiratet oder waren sie es zu irgendeinem Zeitpunkt?”
“Nein.”
“Haben sie biologische Kinder?”
“Nein.”
Ihre Finger bewegten sich rasant, ihre Stimme klang monoton und maschinenmäßig, als hätte sie exakt dieselben Worte hunderte Male wiederholt. “Als Braut werden sie nie mehr zur Erde zurückkehren, denn sie wurden dem Planeten Atlan zugeteilt und alle zukünftigen Reisen unterliegen den Gesetzen und Bräuchen ihres neuen Planeten. Sie werden die Erdenbürgerschaft aufgeben und offizielle Bürgerin ihres neuen Heimatplaneten werden.”
Heilige Scheiße. Ihre Worte waren wie ein Eimer kaltes Wasser und die Enormität meiner Entscheidung wurde mir schließlich bewusst. Ich würde keine Bürgerin der Erde mehr sein? Wie war das überhaupt möglich?
Die nackte Panik kroch mit eisigen Fingerspitzen an meiner Wirbelsäule entlang, während sich die Wand zu meiner Linken öffnete und den Blick auf ein kleines, hellblau beleuchtetes Kämmerchen freigab.
“Ähm …”
“Ihr Brautgeld soll an die humanitäre Gesellschaft von Milwaukee, Wisconsin gespendet werden, ist das korrekt?” wollte sie wissen, als könnte sie meine wachsende Besorgnis nicht wahrnehmen. Ich würde nicht länger Bürgerin der Erde sein? Ich wollte zwar einen Partner, aber vielleicht war ich doch zu weit gegangen.
“Miss Wilson?”
“Ja, spenden sie das Brautgeld.” Da ich nicht länger Bürgerin der Erde sein würde, könnte ich mit dem Geld sowie nichts anfangen und ich hatte niemanden, an den ich es weiterreichen könnte. Letztes Jahr war Sofie, meine fünfzehn Jahre alte Calico-Katze an Leukämie gestorben. Meine Eltern waren beide tot, meine Cousins lebten in Kalifornien, am anderen Ende des Landes und wir standen uns bei Weitem nicht nahe. Ich war allein auf der Welt und hatte nichts zu verlieren.
Mein Stuhl fuhr zur Seite und ein großer, metallischer Arm mit einer gigantischen Nadel kam aus der Wand heraus auf mich zu. Ich lehnte mich zur Seite und versuchte, der Nadel aus dem Weg zu gehen.
“Keine Angst, Tiffani. Damit wird ihnen die NPU eingepflanzt.”
“Was zur Hölle ist das?” Beklommen beäugte ich die Nadelspitze.
“Die neurale Verarbeitungseinheit. Sie wird ihnen helfen, die Sprache auf Atlan zu erlernen und zu verstehen.”
Okay. Ich hielt still und presste meine Hände zusammen, bis meine Knöchel weiß wurden. So so, ein universelles Dolmetscherding wie in Star Trek? Meinetwegen.
Die Nadel stach ein, genau hinter meiner Schläfe und etwas tiefer, ich versuchte, den Schmerz zu ignorieren, während das Gerät zügig herauszog, nach links rotierte und auf der anderen Seite den Vorgang wiederholte.
Als der Metallarm wieder in der Wand verschwand, schnappte mein Stuhl vorwärts und ich wurde in einen warmen Pool mit klarem, blauem Wasser abgesenkt.
“Ihre Abfertigung erfolgt in drei, zwei …”
Ich machte die Augen zu. Mein Herz hämmerte wie wild vor lauter Adrenalin und ich wartete darauf, dass sie ‘eins’ sagte. Ich wartete und wartete.
Sie seufzte. “Nicht schon wieder.”
Mein Stuhl stoppte und als ich die Augen öffnete, erblickte ich die Aufseherin, wie sie die Stirn runzelte. Sie eilte zu einem Steuerpanel an der Wand des Untersuchungsraums und ich blickte ihr nach.
Verängstigt und verwirrt machte ich große Augen. “Was ist los?”
Sie blickte kurz zu mir, dann wandte sie ihren Blick von meinen Augen ab. “Es gibt ein Problem mit dem Transportzentrum auf Atlan. Es tut mir leid. Das ist bisher nur einmal vorgekommen.”
Toll. Sie wollten mich nicht. Ich wusste es, tief in meinem Inneren spürte ich es. Mein Herz in meiner Brust zersplitterte, all die Hoffnung, die ich zuletzt investiert hatte, die Hoffnung auf einen Mann, der mich tatsächlich wollte, der mich hübsch und begehrenswert und sexy fand? Weg war sie und die Überreste waren wie ritzende Scherben in meinen Eingeweiden; jetzt fühlte ich mich noch beschissener, weil ich es gewagt hatte, von etwas Besserem zu träumen. “Na schön. Holen sie mich aus diesem Stuhl raus, damit ich nach Hause gehen kann.”
Sie schüttelte nur mit dem Kopf und ignorierte mich, als sie zu jemanden auf dem Bildschirm sprach, jemanden, den ich nicht sehen konnte. Aber ich konnte die Stimme hören. Es war eine Frauenstimme, aber ich konnte nicht ausmachen, was sie sagte, ich hörte nur Aufseherin Egara sprechen.
“Sarah, was ist los?” Sie hielt inne und lauschte. “Was? Das kann nicht sein.” Wieder wurde sie still. “Ich verstehe. Was soll ich laut Kriegsfürst Dax nun tun?” In ihrer Stimme vernahm ich steigende Nervosität. “Nein, er hat schon eine Partnerin und sie ist ein Mensch. Sie sitzt bereits im Stuhl und wartet auf ihre Abfertigung.” Es folgte eine lange Pause. “Das kann ich nicht. Die Transportationsgenehmigung ist automatisch deaktiviert worden. Ich werde eine neue Genehmigung brauchen.” Sie seufzte. “Okay. Gib mir fünf Minuten.”
Die Aufseherin verabschiedete sich und kam mit eng zusammengezogenen Augenbrauen auf mich zu gelaufen, ihre Lippen bildeten eine schmale Linie. Ihre Schultern waren verkrampft und ihre Schritte waren klein und abgehackt, als wären ihre Muskeln dermaßen verspannt, dass sie sich kaum noch rühren konnte.
“Was ist los? Sagen sie mir, was hier los ist.” Ich zerrte an den Fesseln und die Aufseherin erhob die Hand zu einer Geste, die mich wohl beruhigen sollte.
“Ihr Partner, Kommandant Deek, ist dem Paarungsfieber erlegen.”
Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich ging davon aus, dass er es sich anders überlegt hatte. Aber Paarungsfieber? “Was soll das heißen?”
Sie seufzte und ließ ihre Hand wieder fallen. “Atlanische Krieger sind sehr groß; die größten, mächtigsten Krieger der gesamten Koalitionsflotte.”
Bei ihren Worten zog sich meine p***y zusammen. Oh ja, verdammt, ich wusste genau, wie groß sie waren. “Und?”
“Also, wie ich ihnen bereits erklärt habe, können sie auch einen Zustand einnehmen, der als Bestienmodus bezeichnet wird, auf dem Schlachtfeld werden sie größer und stärker, oder wenn sie …”
“Ficken?” Das tiefe, rollende Knurren in meinem Ohr, die einsilbige Unterhaltung aus meinem Abfertigungstraum ergab jetzt mehr und mehr Sinn. Bestienmodus. Verdammt, das hörte sich scharf an. “Und? Wenn er sich aufregt, dann wird er wie Hulk. Ich verstehe. Das haben sie mir schon mitgeteilt. Wo also liegt das Problem?”
“Wenn sie zu lange warten, eine Partnerin für sich zu beanspruchen, dann verlieren sie die Kontrolle über ihre Bestie. Sie verwandeln sich und können sich nicht mehr zurückhalten. Bekanntermaßen haben sie dann schon ihre eigenen Freunde und Verbündete umgebracht, Männer, mit denen sie jahrelang Seite an Seite gekämpft hatten. Wenn es einmal so weit ist, kann sie niemand anderes mehr retten. Nur eine einzige Person im Universum können sie dann noch wiedererkennen, auf sie reagieren.”
Ich wartete und bekam kaum noch Luft, als sie ihre Ausführung beendete.
“Ihre Partnerin.”
Ich entspannte mich, die Nervosität schwand aus meinen Schultern. “Okay. Großartig. Senden sie mich zu ihm. So verlangt es das Protokoll, richtig? Wenn er nur seine Partnerin wiedererkennt, dann wird er Bescheid wissen und seine Bestie wieder unter Kontrolle bekommen.”
Sie schüttelte den Kopf. “So einfach ist das nicht. Atlanen werden über spezielle, neurologisch bindende Partnerschaftshandschellen mit ihren Partnerinnen verbunden.”
Ich dachte an die schmucken Goldarmbänder an meinen Handgelenken, an die eigenartigen Muster. “Also brauche ich ein Paar Handschellen, um ihm zu helfen?”
“Sie müssen bereits eine Beziehung führen, bereits zu seiner Partnerin gemacht worden sein, um seine Bestie bändigen zu können. Ich fürchte, er ist verloren.”
“Verloren? Können sie ihn nicht finden?”
“Nein, die Bestie hat ihn übernommen. Tiffani, es tut mir leid, aber er ist nicht mehr zu retten.”
Nicht mehr zu retten? Der einzige Mann im Universum, der angeblich perfekt zu mir passte, der mich begehren und lieben und akzeptieren würde, war nicht mehr zu retten? “Was passiert dann mit ihm?”
Schließlich blickte sie mir in die Augen und ich wünschte mir, sie hätte es nicht getan. Alles, was ich darin sah, war ein abgrundtiefer, dunkler Brunnen aus Mitleid und Schmerz. “Meine Kontaktperson auf Atlan, eine Braut, die vor nicht allzu langer Zeit dorthin entsendet wurde, sagt, dass er hingerichtet werden soll.”