Bestraft

1676 Words
MIDAS Es war nicht die Wucht des Angriffs, die ihn in die Knie zwang. Das wäre lächerlich. Nein, es war die Überraschung, die Überraschung, dass sie es tatsächlich getan hatte. Er wusste es, als sie darüber nachdachte, seine Sinne spürten die Veränderung ihres Atemmusters, obwohl er ihr den Rücken zugekehrt hatte, und seine Dracheninstinkte nahmen die Beschleunigung ihres ohnehin rasenden Herzschlags wahr. Alles Anzeichen einer in die Enge getriebenen Beute. Aber dass sie tatsächlich etwas so Dummes versuchen würde, ihn anzugreifen, war eine so unvorstellbare Idee, dass er vor Überraschung über ihre Kühnheit in die Knie ging, als sie auf seinen Rücken sprang und ihre zarten Glieder um seinen Hals schlang. Nun, niemand hat je behauptet, dass die Menschen die klügsten Geschöpfe der 7 Reiche sind. Er brüllte vor Wut, als sich ihre Zähne in sein Wams bohrten und tief in die Haut seiner Schulter drangen. Den Drang unterdrückend, sie nach hinten zu werfen und ihren winzigen Körper an der Wand hinter ihnen zu zerschmettern, greift er in ihr Haar, zieht sie von sich weg über seine Schulter und landet mit einem unmenschlichen Sprung mit ihr auf dem Bett. Er drückt sie fest unter sich, mit einem Arm hält er ihre Hände über ihrem Kopf, und während sie wild um sich schlägt und gegen seinen Griff ankämpft, ziehen sich seine Augenbrauen verwirrt zusammen. Sie hatte nicht einmal einen Bruchteil seiner Kraft, warum kämpfte sie weiter? Die Tür zu seinem Gemach schwang heftig auf und im Eingang stand Leo, das Schwert gezückt, hastig nach der Gefahr suchend, die ihn gerufen hatte. „Mein Herr!“ Als Chef Ryder und persönlicher Beschützer des Throns besaßen Leo und sein Drache die Fähigkeit zu spüren, wenn auch nur ein Tropfen Blut aus einem Mitglied des Königshauses geflossen war. Midas drehte sich nicht um, sein Blick ruhte noch immer auf der nun reglosen, halbnackten Gestalt der Frau unter ihm, ihre blauen Augen starrten ihn mit einem Hass an, den man fast schmecken konnte. Er fand das seltsam amüsant. „Ganz ruhig, Chief Ryder, hier droht keine Gefahr. Nicht von dieser hier“, sagte er. Leo, immer noch nicht überzeugt, ging weiter in den Raum und suchte ihn mit seinen Augen ab. „Aber mein Drache hat Blut gerochen, mein Herr.“ Midas blickt über seine Schulter und sieht die Zahnabdrücke und die winzigen Blutspuren, die durch seine Kleidung sickern und sie beflecken. „Es scheint, als könne meine Braut es kaum erwarten, morgen hingerichtet zu werden, und würde die Hinrichtung gerne auf diesen Moment vorverlegen.“ Leo steckt sein Schwert wieder in die Scheide und bleibt einige Schritte vom Fußende des Bettes entfernt stehen. Seine Füße sind wie angewurzelt von dem verwirrenden Anblick vor ihm. So dumm konnte sie nicht gewesen sein. Braut oder nicht, den Drachenkönig anzugreifen konnte nur den sicheren Tod bedeuten. Midas drehte sich wieder zu ihr um, er spürte ihren Zorn und das... erregt ihn. Erinnerungen an das Gefühl ihrer Weichheit, die sich an seine Härte schmiegt, an den berauschenden Geschmack ihrer Zunge auf seinen Lippen drängen sich in den Vordergrund seines Geistes und er muss kämpfen, um sich davon abzuhalten, sie einfach wieder zu küssen. Sklavin oder nicht „Deine sinnlose Wut und deine vergeblichen Versuche, mich zu verletzen, sind amüsant. Fast schade, dass ich dich töten muss.“ „Fahr zur Hölle“, spuckte sie ihm ins Gesicht, bevor er den Kopf wenden konnte. Das Geräusch, als Chief Ryder instinktiv sein Schwert zieht, hallt durch den Raum und sie grinst ihn an. „Oh nein, habe ich deine Gefühle verletzt? Will dein Lakai mir den Kopf abschlagen?“ Der Spott in ihrer Stimme und der Trotz in ihren Augen drohen ihn an den Rand seiner Beherrschung zu bringen. Stattdessen lacht Midas. Ein dunkles Lachen ohne Freude und Wärme, und als seine Augen sich wieder auf sie richten, sind sie kalt und emotionslos. „Steck dein Schwert weg, Leo. Die leeren Worte dieses Sklavenmädchens bedeuten mir nichts, und ich kann meine Ehre selbst verteidigen.“ Sie blickt zu ihm auf, ihre Brust hebt sich erschöpft von den Kämpfen. „Ehre ... was weißt du schon von Ehre?“ "Genug, um zu wissen, dass ich durch deine Worte immer weniger geneigt bin, deinen Tod so schnell wie möglich herbeizuführen", sagte der König, der ein ganzes Königreich bedrohen musste, um eine Frau zu bekommen. „Du überschreitest deine Grenzen, Sklave.“ „Und was willst du tun, Drachenkönig... mich töten?“ Seine Augen färben sich langsam wieder rot, die brodelnde Wut über die Missachtung seines Titels trübt kurz seine Sicht und er bemerkt das zufriedene Lächeln nicht, das sich auf sein Gesicht schleicht. Leo jedoch bemerkt es und erkennt, was sie vorhat: Sie will ihn dazu bringen, sie schnell zu töten. Doch Midas ist zu wütend, um es zu bemerken. „Häuptling Ryder...“ „Ja, mein Herr.“ „Verlass uns ... aber warte draußen vor der Tür. Ich werde ihren Leichnam aus meinen Gemächern entfernen lassen, wenn ich fertig bin.“ Leo verbeugte sich tief. „Wie Ihr wünscht, Sire.“ Doch als er zur Tür geht, dreht er sich um und blickt noch einmal auf die Frau, die sich für ihr Volk geopfert hat, und er weiß, dass sein Zorn nur dünn verhüllter Schmerz ist. Und er wird nie erklären können, warum er den Mund aufmacht, wohl wissend, dass er nicht nur ihr Leben riskiert, sondern auch sein eigenes. „Mein Herr...“ Midas antwortet nicht, seine Augen lassen das Objekt seines Zorns nicht los, aber sein Körper versteift sich, und Leo weiß, dass er ihn hören kann. „Wenn Ihr sie tötet, mein Herr, gebt Ihr ihr, was sie will... Ihr befreit sie.“ Und mit einer einzigen Verbeugung und ohne ein weiteres Wort schließt er die schweren Türen hinter sich, bevor der König ihm den Kopf abschlagen kann. Aber er hätte sich keine Sorgen machen müssen, denn Midas' ganze Aufmerksamkeit galt seiner Scheinbraut und der Art und Weise, wie ihre Augen bei Leos Abschiedsworten vor Angst überliefen. Ein grausames Lächeln umspielt seine schönen Lippen. „Das ist es, was du willst, nicht wahr?“ Sie wendet sich von ihm ab, jede Spur ihres früheren Trotzes ist verschwunden. Er greift ihr Kinn und zwingt sie, ihn anzusehen. „Du würdest lieber sterben, als hier als meine Frau zu bleiben.“ Sie lacht, hart und bitter. „Das ist ein Schicksal, schlimmer als der Tod.“ Ihre Worte, wie ein Messer, schicken ein seltsames Kribbeln durch ihn hindurch. Irgendwie hat sie es geschafft, ihn zu verletzen, und er weiß nicht wie, aber es gefällt ihm gar nicht. „Ist das so?“ In ihrer Stimme schwingt eine Tapferkeit mit, von der er weiß, dass sie sie nicht wirklich empfindet. „Tu, was du tun musst. Ich habe genug davon.“ Er lässt seinen Griff um ihr Kinn los. „Oh, du irrst dich, Hera ...“ Seine Finger folgen einem Pfad, kühl und heiß zugleich, hinunter zu ihrem Hals, während er beobachtet, wie ihr Atem schneller wird, ihre Augen dunkler, die Farbe eines turbulenten Nachthimmels kurz vor einem Sturm, und ihr Körper, das Schiff in den Wellen, bei seiner Berührung erbebt. „Denn siehst du, ich dagegen...“ Die Spur vertieft sich mit jedem Wort, bis seine Daumenspitze beinahe das berührt, was sich hart unter der spärlichen Kleidung abzeichnet, als flehe es darum, berührt zu werden. Unwillkürlich krümmt sich sein Rücken, sein auffallend roter Mund öffnet sich vor Schreck, um einen leisen Laut auszustoßen, der ihn fast ablenkt. „...ich fange gerade erst an.“ Und bevor sie blinzeln und sich orientieren kann, ist er verschwunden und nimmt die Wärme seines Körpers mit. Er steht an der Tür, einen scharlachroten, pelzbesetzten Umhang um den Hals geschlungen, jeder Zentimeter der Kommandant seiner Armee. Ohne ein Wort ruft er Leos Drachen - eine Fähigkeit, die nur dem König des Fünften Reiches zusteht - und der oberste Reiter erscheint wie gerufen an der Tür. Leo verbirgt die Erleichterung, die er empfindet, als er die noch lebende, wenn auch schwer erschütterte Frau auf dem Bett des Königs sieht, während er die Decken an ihre Brust drückt. „Ihr habt gerufen, mein Herr.“ „Das habe ich. Es scheint, die Königin braucht eine schnelle Lektion darüber, was mit Leuten geschieht, die mir nicht den gebührenden Respekt erweisen, indem sie mich zu täuschen versuchen, wie sie es getan hat. "Bring sie in den Keller.“ Die Reaktion des Reiters ist reflexartig, sein Kopf hebt sich alarmiert, er blickt am König vorbei und sieht sie dort ängstlich kauern. Der Keller war für die schlimmsten Verbrecher reserviert, Verräter des Reiches, bösartige Männer, die dir lieber die Kehle durchschneiden würden, als dir Luft zum Atmen zu lassen. Sie würde dort keine Nacht überleben. Midas bemerkt das und zieht eine perfekte Augenbraue hoch, sein oberster Reiter, ewiges Schwert und rechte Hand des Königs, der noch nie vor einem Befehl zurückgeschreckt ist, und sei er noch so grausam. Er wird unruhig, seine Stimme wird gefährlich. „Hast du Einwände gegen meine Befehle, Oberster Reiter?“ Der Thronschützer sinkt auf ein Knie, den Kopf gesenkt, die rechte Hand am Heft seines Schwertes. „Niemals ... mein König.“ „Das hoffe ich. Und was dich betrifft ... meine liebe Frau.“ Er dreht sich um und sieht sie an. „Du wirst bald erfahren, was Schicksale sind, die viel ... viel schlimmer sind als der Tod.“ Doch als sie ihr tränenüberströmtes Gesicht zu ihm erhebt und selbst in ihrer Traurigkeit fesselt, stellt Midas, der Unsterbliche, verwirrt fest, dass er nicht die Befriedigung empfindet, die er erwartet hatte. Stattdessen spürt er einen vagen... vagen Schmerz in der Brustgegend, und er steht regungslos da, starrt sie nur einen Augenblick lang an, verwirrt von dieser unerwarteten, verwirrenden Wahrnehmung, die sein unendlich schönes Gesicht in Falten legt. Aber wie feiner Sand, der vom Winde verweht wird, vergeht der Augenblick, das Gefühl ist verschwunden, und er geht aus dem Zimmer, ohne einen Blick zurück zu werfen. Sie hatte ihr Bett gemacht, und nun war es Zeit, sich hineinzulegen.
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