Mamas Geheimnis
Alex POV
Es war Nacht. Durch das große, offene Fenster konnte ich den Mond am Himmel sehen, während die Vorhänge im Wind flatterten. Das ferne Heulen der Wölfe deutete darauf hin, dass Mitglieder des Rudels entweder eine Runde drehten oder auf Patrouille waren. Ich blickte zu den funkelnden Sternen hinauf und seufzte. Wieder einmal konnte ich nicht schlafen. Es wurde zu einem regelmäßigen Ereignis. Es war, als würde mein Körper vor Energie strotzen, sobald es Zeit war, ins Bett zu gehen. Ich fragte mich, ob ich den Zorn meiner Mutter auf mich ziehen würde, wenn ich nach unten ging, obwohl sie mir deutlich gesagt hatte, es nicht zu tun. Oder sollte ich in meinem Zimmer bleiben und hoffen, dass der Schlaf irgendwann doch kam – was bislang nie der Fall war.
Ich bin erst sechs Jahre alt, aber meine Mutter Clarissa unterrichtet mich zu Hause. Wir leben im Crimson-River-Rudel, jedoch am Rand, nahe der Grenze. Ich habe nie verstanden, warum wir so weit vom Rudelhaus entfernt wohnen. Ich würde gerne mit anderen Kindern in meinem Alter spielen, aber es gibt keine Häuser in der Nähe, und alleine darf ich das Gelände nicht betreten. Meine Mutter sagt, es sei zu gefährlich.
Ich stand auf und ging zum Fenster. In der Ferne konnte ich die schwachen Umrisse der Wölfe erkennen, wie sie im Wald herumliefen und spielten. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich konnte es kaum erwarten, meinen eigenen Wolf zu bekommen. Es war noch ein langer Weg, aber dann würde ich zumindest einen Freund haben – jemanden, mit dem ich reden konnte. Abgesehen von mir selbst natürlich. Meine Mutter war zwar da, aber es war nicht dasselbe wie ein richtiger Freund. Ich schloss die Augen und atmete tief die frische Luft ein, den Duft von Kiefern und Erde, der aus dem Wald herüberwehte – wie immer betörend. Ich trat auf den Balkon hinaus, legte meine Hände auf das Geländer und ließ meinen Blick über die Landschaft schweifen.
In der Ferne konnte ich das Rudelhaus sehen. Rudelhäuser, eng beieinander, den Wald und die Patrouillen – all das. Ich spürte die kühle Luft auf meiner Haut und fröstelte leicht. Vielleicht war es keine gute Idee, draußen zu stehen, wenn ich versuchte, Schlaf zu finden, dachte ich bei mir. Was war noch mal das Heilmittel, von dem meine Mutter immer sprach? Warme Milch, erinnerte ich mich mit einem Seufzer. Dafür müsste ich sie wecken, und sie würde wütend sein. Eigentlich sollte ich nicht mehr aus meinem Zimmer gehen, sobald ich im Bett war. Aber wenn ich die ganze Nacht wach bliebe, würde sie noch verärgerter sein, weil ich tagsüber müde und unkonzentriert wäre. Ich schüttelte den Kopf. Alles war so verwirrend.
Ich schaltete das Licht in meinem Schlafzimmer an, das den Flur erhellte. Schnell schlüpfte ich in meine warmen, gefütterten Hausschuhe und schlich hinaus. Ich schaute mich um, aber das Schlafzimmer meiner Mutter war unten, also bezweifelte ich, dass sie mich oben hören würde. Als ich die Treppe hinunterging, fiel mir etwas auf. Merkwürdig, dachte ich. Zwei Teller standen auf dem Esstisch. Zwei Gläser und zwei Bestecksets. Hatte meine Mutter Besuch gehabt? Soweit ich wusste, hatte meine Mutter nie jemanden gedatet, obwohl ich wusste, dass mehrere Gestaltwandler Interesse an ihr gezeigt hatten. Anfangs dachte ich, sie wolle vielleicht wieder mit meinem Vater zusammen sein, aber sie versicherte mir schnell, dass er nur ein Bekannter war, den sie vergessen wollte. Was auch immer das bedeutete. Ich versuchte, sie zu ermutigen, sich zu verabreden, weil ich mir einen Vater wünschte – welches Mädchen würde das nicht? Ich sagte ihr sogar, dass ich hoffe, sie würde ihren Gefährten finden. Doch meine Mutter schaute mich nur angewidert an, als ich diese Idee äußerte.
„Ein Gefährte?“, zischte sie, ein angewiderter Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Wofür, bitte schön?“ fügte sie hinzu.
Das verwirrte mich. Wollte nicht jeder seinen Gefährten finden? Glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben, wie in einem Märchen? Ich wusste, dass mein Vater nicht ihr Gefährte war, also musste ihr wahrer Gefährte doch irgendwo da draußen sein.
„Nun ja“, stammelte ich und spielte nervös mit meinen Händen, während ich etwas blass wurde, „ich dachte nur, dass…“ Meine Stimme erstarb, und ich fühlte mich plötzlich elend.
„Was hast du dir gedacht, Alex?“, fragte meine Mutter streng.
„Dass du heiraten könntest… und ich einen Vater haben könnte“, brachte ich schwach hervor.
Stille. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Ich starrte auf den Boden. Meine Mutter atmete scharf ein.
„Alex“, sagte sie sanft, „das wird niemals passieren. Ich wünsche mir keinen Gefährten – im Gegenteil, ich könnte mir nichts Schlimmeres vorstellen.“ Dann fügte sie leise hinzu: „Und kein Mann würde jemals meinen gewählten Beruf akzeptieren. Sie würden sich davor ekeln.“
Ich war verwirrt. Meine Mutter hatte keinen Job. Sie blieb den ganzen Tag zu Hause und kümmerte sich um mich. Sie unterrichtete mich sogar zu Hause, sodass ich nicht mit den anderen Gestaltwandler-Kindern zur Schule gehen konnte. Einmal hatte ich sie gefragt, wie wir ohne eine Arbeit überleben konnten, und sie hatte mir beiläufig geantwortet, dass “dafür gesorgt” sei. Sie saß nie stundenlang vor einem Laptop. Es war alles sehr verwirrend. Ein Rätsel, das ich unbedingt lösen wollte, wenn sie irgendwann mehr preisgeben würde.
Dass es zwei Gedecke auf dem Tisch gab, faszinierte mich. Vielleicht hatte meine Mutter endlich eine Beziehung? Als ich näher trat, hörte ich Geräusche aus ihrem Schlafzimmer. Obwohl ich wusste, dass es falsch war, legte ich mein Ohr gegen die Tür und lauschte. Ich konnte gedämpfte Stimmen hören – sowohl die eines Mannes als auch die meiner Mutter – sowie ein seltsames, wiederkehrendes Klatschen. Stirnrunzelnd versuchte ich, dieses Geräusch einzuordnen. Der Mann stieß einen unterdrückten Schrei aus, und meine Neugier wuchs. Sollte ich es wagen, die Tür zu öffnen? Ein Instinkt riet mir, es nicht zu tun, doch die Versuchung war stark.
Meine Hand zitterte, als ich nach dem Griff griff. Langsam drehte ich ihn, überzeugt davon, dass die Tür wie üblich verschlossen sein würde. Zu meinem Erstaunen ließ sie sich mühelos öffnen, und ich schob sie einen Spalt auf, um hineinzusehen. Was ich erblickte, war schockierend und vollkommen unerwartet für ein unschuldiges kleines Mädchen wie mich.
Meine Mutter trug ein knappes Ledermieder, dazu enge Lederhosen und Stiefel. Ihre violetten Haare, genau wie meine, waren zu einem langen, glatten Pferdeschwanz gebunden, und ihre Lippen waren mit knallrotem Lippenstift geschminkt. In ihrer rechten Hand hielt sie eine schwarze Lederpeitsche, die bedrohlich wirkte. Vor Schreck formten sich meine Lippen zu einem stummen “O”, als ich einen halbnackten Mann sah, dessen Arme über seinem Kopf gefesselt waren und der am Himmelbett hing. Sein nackter Rücken war mir zugewandt, übersät mit roten Striemen, wo meine Mutter ihn ausgepeitscht hatte.
Ich neigte den Kopf zur Seite. Sollte der Mann nicht vor Schmerzen schreien oder um Hilfe rufen? Es sah verdammt schmerzhaft aus, doch er blieb ruhig. Etwas Seltsames ging hier vor sich, und ich war verwirrt. Meine Mutter wirkte selbstbewusst, als sie erneut die Peitsche hob und zuschlug. Patsch! Das Geräusch hallte laut und durchdringend im Raum wider. Ich schauderte.
„Da hast du es!“, knurrte sie.
„Danke, Herrin“, keuchte der Mann.
Ich hob eine Augenbraue. „Herrin“? Was meinte er damit? Meine Mutter lächelte düster, was mir überhaupt nicht gefiel. Mochte sie es, diesem Mann weh zu tun?
Ein weiterer Peitschenhieb folgte, diesmal so heftig, dass kleine Bluttropfen aus der Wunde traten. Ich zuckte zusammen.
„Das gefällt dir, nicht wahr, du ungezogener Junge?“, flüsterte meine Mutter.
„Ja, Herrin“, antwortete der Mann.
Ich war erschüttert. Es war, als hätte sich eine völlig neue Welt vor mir aufgetan – eine, die ich nie erwartet hätte. Alles, was ich über meine Mutter zu wissen geglaubt hatte, stand plötzlich auf dem Kopf. Während ich einen Blick auf den Rest des Raumes warf, sah ich, dass er immer verschlossen gewesen war.
Das Schlafzimmer meiner Mutter war in kräftigen Schwarz- und Rottönen eingerichtet. Das große Himmelbett war schwarz und besaß seltsame Öffnungen, die mir unheimlich vorkamen. Eine schwarze Kommode, die mit merkwürdigen Gegenständen bedeckt war, stand an der Wand, und in der Ecke des Raumes befand sich ein großes schwarzes Kreuz mit Ketten daran. Der Raum war so anders, als ich ihn mir je vorgestellt hatte. Persönlich fand ich ihn unangenehm – zu düster und bedrückend. Wie konnte man in einem solchen Zimmer überhaupt schlafen?
Meine Augen wanderten zurück zu meiner Mutter, die den Mann grob an den Haaren packte und seinen Kopf zu sich zog, sodass er gezwungen war, sie anzusehen.
„Du warst sehr ungezogen, nicht wahr?“, fragte sie scharf.
„Ja, Herrin“, keuchte er. „Ich war so ungezogen“, stöhnte er.
Ich hörte ein weiteres Klatschen, als sie seine Haare losließ und erneut die Peitsche schwang. Er gab einen kleinen Schmerzenslaut von sich. Ich war beeindruckt, wie tapfer er war. Doch ich hatte genug gesehen. Je länger ich dort stand, desto größer war die Gefahr, dass meine Mutter mich entdeckte. Langsam und vorsichtig schloss ich die Tür mit zitternder Hand. Der Türgriff drehte sich so langsam in meiner Hand, dass kein Laut entstand, der meine Anwesenheit verraten könnte. Ich wartete einen Moment, befürchtend, dass sie aus dem Zimmer kommen und mich zur Rede stellen würde. Doch nichts geschah. Erleichtert atmete ich tief durch.
Ich machte mich auf den Weg in die Küche, doch der Gedanke an warme Milch war verschwunden. Stattdessen starrte ich den Kühlschrank an, dann schüttelte ich den Kopf und ging wieder die Treppe hinauf. Jeder Schritt fühlte sich an, als würde ich eine Tonne Gewicht mit mir schleppen. Wurde ich etwa müde?
Oben angekommen, kroch ich in mein großes, warmes Bett. Da traf es mich: War dies das „Geheimnis“, das meine Mutter so lange vor mir verborgen hatte? War dies der Grund, warum sie meinte, Männer würden ihren Beruf verachten? Sicher, mir hatte nicht gefallen, was ich gesehen hatte, aber wenn es dem Mann gefiel, hieß das nicht, dass er dafür zahlte? Meine Gedanken wirbelten durcheinander, als mir klar wurde, dass ich diese Fragen meiner Mutter niemals stellen konnte – zumindest nicht, ohne zu verraten, dass ich sie heimlich beobachtet hatte.
Ich seufzte und rollte mich auf die Seite. Ich hatte Antworten auf einige meiner Fragen bekommen, aber hatte es sich gelohnt? Das Bild meiner Mutter, die diesen Mann auspeitschte, würde mich wohl für immer verfolgen. Es würde sich unauslöschlich in mein Gedächtnis einbrennen. Ein Teil von mir wünschte, ich hätte einfach auf sie gehört und wäre in meinem Zimmer geblieben, um mir all das zu ersparen. Eine leise Stimme in mir schimpfte, dass dies die Strafe für meinen Ungehorsam war. Ich zog die Decke über meinen Körper, schloss fest die Augen und spürte, wie sich mein Körper langsam entspannte. Ich schwor mir, meiner Mutter niemals zu erzählen, was ich heute Abend gesehen hatte, und hoffte, dass sie nie erfahren würde, dass ich ihr Geheimnis entdeckt hatte.
Ich war verwirrt. Meine Mutter hatte keinen Beruf. Sie blieb den ganzen Tag zu Hause und kümmerte sich um mich. Sie brachte mir sogar zu Hause Unterricht, sodass ich nicht mit den anderen Shifter-Kindern zur Schule gehen konnte. Ich hatte sie einmal gefragt, wie wir ohne einen Job überleben konnten, und sie hatte mir beiläufig gesagt, dass sich darum gekümmert wurde. Ich meine, sie saß nicht stundenlang vor einem Laptop. Es war verwirrend. Ein Rätsel, das ich unbedingt lösen wollte. Wenn sie noch mehr Informationen fallen lassen würde.
Es faszinierte mich, dass es zwei von allem auf dem Tisch gab. Vielleicht hatte meine Mutter endlich eine Beziehung? Als ich mich näher bewegte, hörte ich Geräusche aus ihrem Schlafzimmer und obwohl ich wusste, dass es falsch war, legte ich mein Ohr dagegen und lauschte, was drinnen geschah. Ich konnte gedämpfte Geräusche hören und sowohl die Stimme eines Mannes als auch die meiner Mutter erkennen, sowie ein lautes Klatschen. Ich runzelte die Stirn. Was war das für ein seltsames Geräusch, das sich immer wiederholte? Der Mann gab einen gedämpften Schrei von sich und meine Augen weiteten sich vor Neugier, während ich die Tür anstarrte und mit mir selbst debattierte. Sollte ich es wagen, sie zu öffnen? Ein Instinkt schrie mich an, es nicht zu tun, aber ein anderer Teil von mir war voller Schabernack, als ich die Tür betrachtete.
Meine Hand zitterte, als ich nach dem Griff griff. Langsam drehte ich ihn, erwartend, dass er wie üblich verschlossen war. Er öffnete sich mühelos und ich öffnete ihn einen Spalt breit, um hereinzuschauen, um etwas zu sehen, das zweifellos schockierend und unerwartet für ein armes, unschuldiges und naives kleines Mädchen war. Meine Mutter war ziemlich reizvoll in einem Ledermieder mit Lederhosen und Stiefeln gekleidet. Ihre violetten Haare, so wie meine eigenen, waren zu einem glatten und langen Pferdeschwanz zurückgebunden und ihre Lippen waren mit rubinrotem Lippenstift geschminkt. Sie hielt eine schwarze Lederpeitsche in ihrer rechten Hand. Es sah gefährlich aus und ich zog mich etwas zurück, während mein Mund sich vor Schock zu einem großen O formte, als ich hinsah und einen halbnackten Mann im Raum sah, dessen Arme über seinem Kopf gefesselt und am Himmelbett befestigt waren, während sein nackter Rücken zur Tür zeigte.Es gab große rote Risse auf seinem Rücken, wo meine Mutter ihn ausgepeitscht hatte.
Ich legte den Kopf schief. Sollte der Mann nicht um Hilfe schreien oder vor Schmerzen schreien? Das sah verdammt weh aus. Aber der Mann war ruhig. Hier spielte sich etwas ab. Ich war verwirrt, während ich starrte. Ich wusste, dass ich ruhig bleiben musste. Meine Mutter wirkte selbstbewusst und dreist, als sie ihren Arm hob und ihn über den Rücken peitschte.
Patsch. Der Klang war laut und ohrenbetäubend. Ich schauderte.
„Da hast du's“, knurrte sie.
„Danke, Herrin“, keuchte der Mann.
Ich hob eine Augenbraue. Herrin? Was zum Teufel meinte er damit? Meine Mutter lächelte düster. Das gefiel mir nicht. Sie schien es zu genießen. Mag sie es, diesen Mann zu verletzen?
Patsch. Ein weiterer Schlag auf den Rücken des Mannes. Dieser hier war so schmerzhaft, dass es Blut zog, winzige Tropfen bildeten sich auf der Wunde. Ich zuckte zusammen.
„Das gefällt dir, nicht wahr, du ungezogener Junge“, säuselte meine Mutter.
„Ja, Herrin“, antwortete der Mann.
Es erschütterte mich. Es war, als wäre eine völlig neue Welt direkt vor mir aufgetaucht. Alles war kopfstehend. Ich ließ mich ablenken, als ich einen Blick auf den Raum warf, der immer verschlossen und mir verwehrt war.
Das Zimmer meiner Mutter war in kräftigen Schwarz- und Rottönen dekoriert. Das Bett war schwarz und ein Himmelbett mit seltsamen Löcher darin. Sie hatte eine schwarze Kommode mit einer Auswahl seltsamer Gegenstände und ein großes schwarzes Kreuz mit Ketten in der Ecke des Zimmers. Es war ganz anders, als ich mir das Zimmer vorgestellt hatte. Persönlich mochte ich es nicht. Es war zu grell. Wie konnte man darin schlafen?
Meine Augen wanderten zurück zu meiner Mutter, die den Mann grob am Haar packte und so zog, dass er gezwungen war, zu ihr aufzublicken. „Du warst sehr ungezogen, nicht wahr?“ fragte sie ihn barsch.
„Ja, Herrin“, keuchte er, „Ich war so ungezogen“, stöhnte er.
Ich hörte ein weiteres Patschen, als sie sein Haar losließ und ihn mit der Peitsche schlug.Er stieß einen kleinen Schmerzenslaut aus. Ich war erstaunt, wie tapfer er war. Ich hatte keine Lust mehr zuzuschauen. Je länger ich dort blieb, desto größer war die Gefahr, von meiner Mutter erwischt zu werden. Ich schloss langsam und mühsam die Tür mit zittriger Hand. Der Türgriff drehte sich so langsam in meiner Faust, dass er keinen einzigen Ton von sich gab, um sie nicht auf meine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Ich stand dort eine Minute lang, in Angst, dass sie aus dem Zimmer gestürzt kommen und wissen wollte, was zum Teufel ich da tat, und ich atmete erleichtert auf, als sie es nicht tat. Für den Moment war ich aus dem Schneider, hoffte ich zumindest. Aber was, wenn sie mich aus dem Augenwinkel gesehen hätte und einfach nichts gesagt hätte? Ich fühlte mich jetzt ängstlich, als ich mich langsam umdrehte und mich auf den Weg zur Küche machte.
Ich wollte jetzt keine warme Milch mehr. Ich starrte den Kühlschrank an und schüttelte den Kopf. Ich stieg die Treppe hinauf, jeder Schritt fühlte sich an, als würden meine Glieder schwer werden und eine Tonne wiegen. Wurde ich müde? Ich erreichte das oberste Treppenende und ging in mein Refugium, mein Schlafzimmer, und kuschelte mich in mein großes warmes Bett. Da traf mich die Erkenntnis. War dies das geheime Gewerbe meiner Mutter? Was meinte sie, als sie sagte, dass Männer davon angewidert sein würden? Sicher, mir hatte nicht gefallen, was sie getan hatte, aber wenn es dem Mann gefiel, bedeutete das nicht, dass es eine angenehme Erfahrung war, für die er zahlte? Meine Gedanken wirbelten mit allerlei Fragen durcheinander, Fragen, die mein naiver Verstand erkannte, dass ich meiner Mutter nie stellen konnte. Nicht, ohne preiszugeben, dass ich gegen ihren Wunsch nach unten gegangen war.
Ich seufzte und rollte mich auf die Seite. Ich hatte Antworten auf einige meiner Fragen bekommen, aber hatte es sich gelohnt? Das Bild dieses Mannes, der von meiner Mutter ausgepeitscht wurde, würde für immer in meinem Kopf bleiben, und ich bezweifelte, dass ich es jemals vergessen würde. Es würde sich in mein Gedächtnis einbrennen, und ich würde nie davon frei sein. Ein Teil von mir wünschte, ich wäre oben geblieben, hätte auf die Warnungen meiner Mutter gehört, in meinem Zimmer zu bleiben, damit ich das Grauen dieses Abends und alles, was ich gesehen hatte, hätte ersparen können.Eine kleine Stimme mahnte mich, trotzig zu sein, die Regeln zu brechen und das war die Strafe dafür. Ich zog die Decke über meinen Körper und schloss fest die Augen, spürte die Wärme des Kokons, den ich erschaffen hatte, und wie sich mein Körper langsam entspannte. Ich dachte bei mir, ich würde meiner Mutter niemals erzählen, was ich heute Abend gesehen hatte, und sie würde nie erfahren, dass ich nach unten gegangen war und das Geheimnis entdeckt hatte, das sie so lange vor mir verborgen hatte.