KAPITEL FÜNF
Mallory Swanson lebte noch immer in dem Haus, in dem sie ihre beiden Töchter aufgezogen hatte. Wann immer Keira hierher kam empfand sie eine merkwürdige Art von Nostalgie. Obwohl ihre Kindheit voller Liebe und Heiterkeit gewesen war, blieb die Abwesenheit ihres Vaters stets präsent. Dass er auch hier gewohnt hatte, mit Bryn und der Mutter, vor Keiras Geburt, war schwer zu erfassen, da er kurz nach ihrer Geburt die Familie verlassen hatte. Als sie aufwuchs, hatte sie immer das Gefühl gehabt, sein Schatten lauere irgendwo in den Ecken, als seien die Dinge einfach nicht ganz so, wie sie hätten sein sollen.
Sie und Cristiano nahmen ein Taxi aus der Stadt, ohne vorher noch einmal in Bryns Wohnung zurückzukehren. Keira hatte keine Lust gehabt, zu dritt im Auto eingepfercht zu sein, daher hatte sie der Schwester mitgeteilt, man werde sich bei der Mutter treffen. Und da Bryn notorisch unpünktlich war, würde man dann wenigstens ein wenig Zeit haben, um durchzuschnaufen.
Sie gingen die Stufen zum roten Backsteingebäude hinauf. In der Kellerwohnung darunter wohnte noch immer die alte Frau, die schon hier gelebt hatte, als Keira noch klein war. Ihre zahlreichen Katzen lungerten auf dem Bürgersteig und dem Geländer herum und miauten sie bei ihrer Ankunft an.
Keira klingelte und einen Moment später erschien ihrer Mutter an der Tür. Sie trug eine fleckige Schürze über ihrer Kleidung und ihre Frisur war außer Form geraten.
„Da ist sie! Meine nomadische Tochter!“, rief Mallory. Sie umarmte Keira und drückte sie energisch. Dann ließ sie sie los und schaute Cristiano an. „Was für ein schöner Mann“, säuselte sie und umarmte ihn ebenfalls. „Kommt schnell rein, ich habe die Lasagne im Ofen und möchte nicht, dass sie anbrennt.“
Sie schob sie ins Haus. Keira ging die schäbige Treppe hinauf in den ersten Stock, Sie erschien ihr schmaler als früher, das dunkle Grün der Wände war fleckig geworden. Es half auch nicht, dass die meisten Lampen im Treppenhaus kaputt waren. Es tauchte den Flur in ein schummriges Licht, wie in einem Horrorfilm.
Sie betraten die Wohnung und wurden sofort von der Hitze des Ofens empfangen. Der Geruch von Käse waberte ihnen entgegen.
„Hier bist du also aufgewachsen?“, fragte Cristiano und schaute sich höflich in Mallorys bescheidener Unterkunft um.
Keira nickte. Das war ein krasser Unterschied zur schicken Villa von seinen Eltern in den Hügeln von Florenz. Nicht ein einziges Möbelstück hier sah so aus, als könnte es einem Designermagazin entstammen. Man konnte das Haus nicht einmal als schäbig-chic bezeichnen. Es war einfach schäbig.
Keira schämte sich dafür. Sie hatte fleißig gelernt, in der Schule und am College, um genau dem hier zu entkommen. Sie befürchtete, dass er einen völlig anderen Eindruck bekommen würde. Sicher waren seine Erwartungen ganz andere gewesen, als er zu ihr ins Flugzeug gestiegen war. Das hier passte nicht zu der erfolgreichen Journalistin. Ihre bescheidenen Anfänge waren nicht mehr zu verleugnen.
Keira deutete auf den Tisch. Ihre Mutter hatte eine Plastiktischdecke aufgelegt. Cristiano setzte sich auf einen der Stühle. Keira bemerkte, dass er wackelte, aber natürlich war Cristiano zu höflich, um dazu etwas zu sagen.
Mallory kam mit einer dampfenden Schale zu ihnen und platzierte sie auf dem Tisch. Die Lasagne war nicht schön anzuschauen, die Tomatensauce blubberte unter den Nudelplatten, an den Rändern war der Käse verbrannt. Das war Welten entfernt von dem, was Cristiano aus Italien gewohnt war.
„Was ist das?“, fragte Keira und deutete auf ein paar kleine runde Kugeln oben drauf.
„Haselnüsse“, sagte Mallory.
„Auf einer Lasagne?“, fragte Keira ungläubig.
„Das habe ich in einer Zeitschrift gelesen“, erwiderte Mallory zögernd.
Keira fühlte sich zunehmend unwohler.
„Sollten wir nicht auf Bryn warten?“
„Ich habe sieben Uhr gesagt. Sie kann die Uhr lesen. Sie ist selber Schuld, wenn sie zu spät kommt.“ Sie grinste Cristiano an und schenkte ihm ein Glas Wein ein. „Ich hoffe, du magst Rosé.“
Keira sank auf ihrem Stuhl noch ein wenig tiefer, denn sie erinnerte sich daran, was für ein Weinkenner Cristiano war, der genau wusste, welcher Wein zu welchem Gericht passte. Man musste aber kein Connoisseur sein, um zu wissen, dass Rosé zu gar nichts passte.
Höflich nahm er das Glas entgegen.
„Auf unseren gut aussehenden Gast“, verkündete Mallory, als sie alle miteinander anstießen.
Keira wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken.
Die Tür ging auf und Bryn rauschte herein. Von einem Kater war bei ihr nichts mehr zu sehen. Ihre Augen strahlten, ihr Haar glänzte und sie hatte sich extra schick gemacht.
Keira konnte die Eifersucht, die sie manchmal ihrer Schwester gegenüber empfand, nicht unterdrücken. Über die Jahre hatte es genügend Jungs gegeben, die Bryn ihr vorgezogen hatten. Der einzige kleine Trost war die Tatsache, dass ihre Schwester etwas unbeständig war. Man sah es ihr bloß nicht an. Wann man sie anschaute, sah man eher ein Supermodel, elegant und selbstbewusst.
Bryn setzte sich schwungvoll zu ihnen an den Tisch und füllte sich selbst eine große Portion Lasagne auf.
„Ich habe heute anderthalb Stunden im Fitnessstudio verbracht“, prahlte sie. „Da darf ich mir das ruhig mal gönnen.“
Keira konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie selbst das letzte Mal in einem Fitnessstudio gewesen war. In den letzten beiden Monaten hatte sie praktisch nichts getan außer essen und trinken. Irland gab es Guinness und das vor Fett triefende Frühstück, in Italien jede Menge Nudelgerichte und Eis. Es wunderte sie ein wenig, dass sie nicht längst fett geworden war. Es mussten die vielen Spaziergänge gewesen sein, die sie einigermaßen in Form gehalten hatten.
„Trainierst du oft?“, fragte Cristiano Bryn. Er klang eher interessiert als anzüglich, was Keira ziemlich erleichterte, wobei sie nicht verstand, warum es ihn überhaupt interessierte.
Bryn nickte. Spinning und Klettern sind meine Favoriten. In meinem Fitnessstudio gibt es eine großartige Kletterwand.“
Cristiano schien hocherfreut. „Ich klettere total gerne!“
„Im Ernst?“, fragte Keira überrascht. Irgendwie hatte er versäumt, das je zuvor mal zu erwähnen.
„Ja“, sagte er und nickte aufgeregt, bevor er sich wieder Bryn zuwandte. „Du musst mich mal mitnehmen.“
„Liebend gern“, erwiderte Bryn.
Keira verzog das Gesicht. Das ganze Gespräch machte sie irre. Sie wollte so viel Distanz wie möglich zwischen Cristiano und ihre Schwester bringen.
Mallory war von Cristianos Aussage ebenfalls schwer beeindruckt. „Was machst du denn sonst noch so?“, fragte sie. „Für das körperliche Training?“
„Mom“, stöhnte Keira. „Was ist denn das für eine Frage?“
„Ich schwimme gern“, antwortete Cristiano. Mit einem Zwinkern in Keiras Richtung fügte er hinzu: „Und die Nacht durch tanzen.“
„Wirklich?“, fragte Mallory. „Tanzt du Flamenco?“
„Das ist spanisch, Mom“, rief Keira.
Cristiano brach in Gelächter aus. Bryn kicherte ebenfalls. Selbst Mallory schien ihren Schnitzer eher amüsant zu finden. Keira war die einzige, die das nicht lustig fand. Vielleicht hatte Bryn recht damit, dass sie zu zugeknöpft war.
„Wie war denn nun dein italienisches Abenteuer?“, fragte Mallory an Keira gewandt. Sie beugte sich über den Tisch und tätschelte ihrer Tochter die Hand. „Ebenfalls ein Erfolg?“ Ihr Blick huschte kurz zu Cristiano.
Keira spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. „Es war wundervoll“, sagte sie, bemüht, das Gespräch von der Tatsache wegzuführen, dass sie sich auch dieses Mal wieder in eine Reisebekanntschaft verliebt hatte, hin zu dem Land an sich.
„Die Landschaft ist atemberaubend. Das Essen ist unglaublich. Und die Kultur!“
„Nicht zu vergessen, die Männer“, fügte Bryn hinzu und wackelte übertrieben mit den Augenbrauen.
Keira schaute sie finster an. „Ja, die Menschen sind auch wunderbar dort. Ich habe Cristianos Eltern in Florenz kennengelernt. Sie waren sehr freundlich.“
Mallory schaute Cristiano beeindruckt an. „Du stehst deiner Familie sehr nahe?“
Er lächelte und nickte. „Sehr. Wenn ich nicht gerade außerhalb der Stadt arbeite, dann sehen wir uns mindestens einmal die Woche.“
„Das ist nett“, sagte Mallory und schaute gedankenverloren auf ihre Lasagne. „Meine Töchter sind immer zu beschäftigt, um mich zu besuchen. Ich bin nur eine Taxifahrt entfernt, aber ich könnte ebenso gut auch in Kanada leben.“
Bryn rollte mit den Augen. „Wir sind moderne Frauen, Mom. Wir arbeiten.“
„Ich bin in den letzten zwei Monaten gerade einmal 48 Stunden in New York gewesen“, protestierte Keira.
Mallory zuckte nur mit den Schultern und reizte den verletzten Gesichtsausdruck ganz aus. Bryn schien dagegen immun zu sein, aber Keira ärgerte so etwas. Sie fand eigentlich, dass sie eine ganz gute Beziehung zu ihrer Mutter hatte. Sie telefonierten oft, sie besuchte sie regelmäßig. Und Mallory war keine einsame alte Frau, die den ganzen Tag allein zu Hause hockte. Sie war Rentnerin, aber sie hatte eine Menge Freunde und Hobbys, mit denen sie sich die Zeit vertrieb.
„Wie schmeckt dir die Lasagne?“, fragte Mallory Cristiano. „Ich nehme an, gegen die von deiner Mutter kommt sie wohl nicht an, oder?“
Bryn lachte über den betrübten Ton ihrer Mutter. Keira war nicht in der Stimmung, um sie jetzt zu beschwichtigen. Sie antwortete, noch bevor Cristiano überhaupt eine Chance dazu hatte und sich zu einer höflichen Lüge gezwungen sah.
„Natürlich nicht“, sagte sie. „Unser Essen ist total anders. Alles ist importiert. In Italien ist immer alles frisch und nahrhaft.“ Sie stocherte mit ihrer Gabel in der gummiartigen Pasta. „Selbst die Tomaten schmecken anders in Italien.“
„Aber amerikanisches Essen schmeckt auch“, fügte Cristiano diplomatisch hinzu. „Keira und ich hatten heute Morgen Bagels zum Frühstück. Das war aufregend.“
Bryn zeigte deutlich, dass sie seine Bemerkung über den Bagel niedlich fand. Keira konnte es nicht ertragen, dass sie ihn behandelte wie einen niedlichen Hundemischling.
„Und wie lange wirst du in New York bleiben?“, fragte Mallory.
'Toll', dachte Keira. 'Schon wieder diese Frage.'
„Das weiß ich noch nicht“, erwiderte Cristiano. „Ich habe es allerdings nicht eilig.“
Auf Mallorys Stirn bildete sich eine steile Falte. „Nein? Hast du denn keinen Job in Italien, der auf dich wartet?“
Cristiano schüttelte gelassen den Kopf. „Ich arbeite nur hin und wieder, meistens im Sommer. Als Führer für Touristen. Als Kellner. So was eben.“
Keira entging nicht, dass die Falte auf der Stirn ihrer Mutter sich noch vertiefte.
„Gelegenheitsjobs?“, wiederholte sie. Ihr Ton verriet deutlich ihr Missfallen.
„Drüben ist alles eben etwas anders“, erklärte Keira. „Die Kultur ist eine andere. Man giert nicht ständig nach Beförderungen wie hier.“
„Aber er ist kein Kind mehr“, sagte Mallory mit Nachdruck. „Sollte er da nicht wissen, was er mit seinem Leben anfangen will?“
„Mom!“, rief Keira.
Cristiano lachte nur. Er fand das offenbar lustig. „Eines Tages finde ich schon meinen Weg, Mallory. Ich habe es nur eben nicht eilig damit.“
Er blickte hinunter auf seine Lasagne. Unbemerkt warf Mallory Keira einen vielsagenden Blick zu. Wenn sie schon dachte, dass Keira sich verdammt viel Zeit damit ließ, sich niederzulassen und Kinder in die Welt zu setzen, was musste sie dann erst von Cristiano denken, der nicht mal an eine Karriere dachte?
Als sie aufgegessen hatten, brachte die Mutter die Nachspeise. Eiscreme. Keira hatte in Italien so viel Eis mit Cristiano gegessen, dass es jetzt das Letzte war, was sie wollte, vor allem, wenn es das billige amerikanische Zeug war, das ihre Mutter gekauft hatte. Aber Cristiano blieb weiterhin höflich und machte gute Miene zum bösen Spiel.
„Quetscht ihr euch alle drei derzeit in Bryns Wohnung?“, fragte Mallory.
„Ich habe ihnen das Bett überlassen“, sagte Bryn. Sie wirkte tatsächlich stolz darauf, mal etwas Selbstloses getan zu haben.
„Warum wohnt ihr nicht hier?“, schlug Mallory vor. „Keira hat hier immer noch ein Zimmer.“
„Hast du?“, fragte Cristiano. Er schien verwundert, dass sie die Couch ihrer Schwester einem eigenen Zimmer vorgezogen hatte.
Keira schüttelte den Kopf. „Das ist keine gute Idee“, sagte sie ihm leise. „Der Weg in die Stadt jeden Tag wäre zu lang.“
„Was sagt sie?“, fragte Mallory laut. „Lass mich raten. Der lange Weg. Es ist immer die lange Pendelstrecke. Als sie bei Zach ausgezogen ist, ist sie direkt zu Bryn gezogen. Als ob ich gar nicht existierte. Und wenn ich frage, warum, dann ist es der lange Weg.“
„Mom, es dauert über eine Stunde von hier zu meiner Arbeit“, sagte Keira zum gefühlt tausendsten Mal.
„Eine Stunde ist normal“, warf Bryn ein. „Du hattest vorher einfach Glück mit dem Apartment. Und Zach hat den Großteil der Miete gezahlt.“
„Bryn!“, fuhr Keira ihre Schwester an. Dann verschränkte sie schmollend die Arme vor der Brust.
„Die Wohnung gehört seinem Cousin. Wir hatten beide weniger Kosten.“
Cristiano blickte verwirrt von einer zur anderen Schwester. „Wer ist Zach?“
„Niemand“, erwiderte Keira. Sie warf ihrer Mutter und Bryn flehende Blicke zu, sie mochten doch bitte einmal den Mund halten.
Mallory lächelte Cristiano an. „Du würdest lieber hier bleiben für eine kleine Weile, nicht wahr? Ich kann dir morgen die Gegend zeigen.“
Keiras Augen weiteten sich. „Auf keinen Fall, Mom. Cristiano hat mit seiner Zeit sicher was anderes vor.“ Der Gedanke, er würde sich den ganzen Tag in der Gesellschaft ihrer Mutter aufhalten, behagte ihr ganz und gar nicht.
„Was denn zum Beispiel?“, fragte Bryn lachend. „Irgendjemand muss ihm doch ein bisschen was zeigen, ihn unterhalten. Du weißt, ich könnte das jederzeit tun.“ Sie schlug ihre langen Beine übereinander.
„Nein!“, fuhr Keira auf. Sie traute beiden nicht über den Weg, wenn es um Cristiano ging.
„Um ehrlich zu sein, würde ich lieber allein die Stadt erkunden“, erklärte Cristiano schließlich, als man ihn endlich einmal zu Wort kommen ließ. „Das mache ich gern, wenn ich in eine fremde Stadt komme. Ist das okay, Mallory?“
„Aber natürlich“, kicherte sie. Dann fügte sie mit einem Grinsen an niemand direkt gerichtet hinzu: „Er ist so höflich.“
„Aber ich würde gern dein Angebot annehmen und hier wohnen“, fügte er hinzu. „Keira hat mein Zuhause kennengelernt und ich würde nun gern ihr altes Zuhause sehen.“
Keira vergrub ihren Kopf in den Händen. Das war das Letzte, was sie wollte. Andererseits hatten sie bei Bryn nicht die geringste Privatsphäre. Die Wohnung war viel zu klein für drei Personen. Mal abgesehen von dem Lärm und der Unordnung. Hier würden sie ein wenig Zeit für sich haben, wenn Mallory früh zu Bett ging.
„Na gut“, meinte Keira schließlich. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt hier übernachtet hatte. Dank Cristiano würde es nach vielen Jahren wieder dazu kommen. „Wir bleiben.“
„Großartig!“, rief Mallory und schenkte jedem noch einmal billigen rosa Wein nach.
*
Keira, Cristiano und Bryn nahmen gemeinsam ein Taxi zurück, um ihre Sachen zu holen. Cristiano stopfte seine wenigen Dinge in seine Tasche, Keira packte Kulturartikel, Unterwäsche, Make-up, Parfüm und Kleidung für die Arbeit ein, inklusive hochhackiger Schuhe. Die hatte sie während ihrer Zeit in Italien überhaupt nicht getragen.
Als sie gingen, war Keira froh, endlich mal wieder nur zu zweit zu sein.
„Tut mir leid wegen heute“, sagte sie, als sie neben ihm im Taxi saß.
„Leid? Weswegen?“
„Wegen meiner Familie. Sie sind alle verrückt.“
Er lachte. „Ich mag sie ehrlich gesagt.“
Keira grübelte, ob er Bryn wirklich nur mochte, verdrängte den Gedanken aber schnell wieder.
„Und du kommst morgen wirklich allein klar? Ich könnte einen meiner Freunde fragen, ob sie Zeit haben, dir etwas zu zeigen.“
Sie dachte an Shelby, die frisch verlobt war. Aber die musste mit Sicherheit arbeiten. Maxine hätte vielleicht Zeit, war aber Single. Keira traute ihrer Beziehung noch nicht so sehr, um die Zügel locker zu lassen.
„Ich bin sicher“, sagte Cristiano mit Nachdruck. „Ich sagte doch, ich erkunde gern alles allein. Das ist immerhin mein Job, nicht wahr?“
„Stimmt. Aber New York ist anders als Italien.“
Cristiano legte eine Hand auf sein Herz. „Ich bin ein großer Junge. Ich kann auf mich aufpassen. Selbst in New York.“ Er küsste sie flüchtig.
Sie kamen bei Mallorys Wohnung an, bezahlten das Taxi und gingen hinauf. Sie machten es sich vor dem Fernseher bequem und wie erwartet ging Mallory gegen neun bereits zu Bett.
Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit konnte Keira sich ein wenig entspannen. Seit sie wieder daheim war, hatte sie sich unter ständiger Anspannung befunden. Ihre verrückte Schwester, die nicht weniger anstrengende Mutter, die Tour durch die Stadt, das alles hatte ihr das Gefühl vermittelt, sie sei kaum zu Atem gekommen. Endlich konnte sie mal einen Gedanken daran verschwenden, dass Cristiano mit ihr um den halben Globus gereist war, um mit ihr zusammen zu sein.
Sie küsste ihn, genoss sein Aroma. Ihre Küsse waren anders, intensiver. Seit sie daheim war, erschien ihr die Beziehung realer. Er hatte sich zu ihr bekannt, das machte es besser.
„Ich nehme an, du möchtest beizeiten mein altes Zimmer sehen?“, fragte sie mit anzüglicher Stimme.
Cristiano ging sofort darauf ein und hob erwartungsvoll die Augenbrauen. „Das ist richtig.“
Sie stand auf und reichte ihm die Hand.
„Dann komm mal mit“, schnurrte sie.
Cristiano strahlte wie ein Honigkuchenpferd und tat genau das.