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Commander Karter, Schlachtschiff Varsten, Sektor 438
„Sie sollten doch gar nicht hier sein, Commander. Ich kann das übernehmen.“ Mein zweiter Befehlshaber, Vice Commander Bard, schritt Schulter an Schulter neben mir wie schon seit über einem Jahrzehnt. Wir waren beide auf Schlachtschiffen geborene Prillon-Krieger, und ich konnte mich darauf verlassen, dass er die Dinge beim Namen nennen würde, auch wenn ich sie nicht hören wollte.
In diesem Moment nannte Bard die Dinge beim Namen. Mich in diesem Schrotthaufen von einem Schlachtschiff aufzuhalten, war nicht die weiseste Entscheidung, die ich je getroffen hatte. Und doch hatte ich keine Wahl. Ich musste mir das Ausmaß der Zerstörung selbst ansehen. Commander Varsten war ein ausgezeichneter Stratege, ein kampferprobter Krieger, und er wurde vermisst. Ich konnte nicht so recht glauben, dass seine halbe Kampfflotte innerhalb nur weniger Stunden vernichtet worden war. Die Kampfgruppe Varsten war dezimiert worden.
„Über den Bildschirm hätte ich keinen getreuen Eindruck von der Situation bekommen.“ Manche Dinge musste man selbst gesehen haben.
Bard stieg über eine angesengte Blutlache auf dem Boden hinweg, und sein ansonsten so ausdrucksloses Gesicht verzog sich. „Nein, das hätten Sie wohl nicht.“
Als die Notrufe der Überlebenden eintrafen, hatte ich ihnen nicht geglaubt. Ich hatte nicht glauben können, dass fast eine gesamte Kampfgruppe einfach so ausradiert worden war.
Doch hier standen wir nun, in den Trümmern eines Schiffes, das einst das Zuhause von fast zweitausend Kriegern, ihren Gefährtinnen und Kindern gewesen war. Draußen waren drei von Varstens Versorgungsschiffen zu einem Haufen Fragmente zerschossen worden, die nun im tiefen Schwarz des Alls herumschwebten. Das Schlachtschiff selbst trieb auf den nächstgelegenen Planeten zu. Die schwachen Triebwerke schafften es nicht so recht, dem unerbittlichen Sog seiner Schwerkraft entgegenzuwirken, da der Hauptantrieb zerstört worden war. Die metallenen Korridore knarrten und ächzten unter unseren Stiefeln, und durch unsere Helme hindurch saugten wir die üblen Gerüche von versengtem Schiff und Tod in unsere Lungen.
Die Verwüstung war umfassend. Die Außenhaut in diesem Abschnitt war nicht mehr intakt, und unsere Sauerstoffhelme waren eine Notwendigkeit, da es keine Atemluft mehr gab. Nur etwa die Hälfte des großen Schiffes war noch intakt, und was übrig war, war leer. Eine Handvoll Leichen war alles, was noch blieb. Ich war höllisch dankbar dafür, dass wir auf unserer Suche bisher noch nicht auf ermordete Frauen oder unschuldige Kinder gestoßen waren. Anscheinend war es den Kriegern, die dieses Schiff ihr Zuhause genannt hatten, gelungen, ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Aber wie das alles überhaupt möglich gewesen war, blieb ein Rätsel. Verdammt, diese gesamte Situation war nichts als ein Haufen Fragen, auf die es noch keine Antwort gab.
Wir wandelten durch die Korridore von Commander Varstens Schlachtschiff. Nicht mein Schiff. Nicht meine Leute. Nicht mein Sektor des Weltalls. Aber jetzt gehörten sie alle mir. Die Toten, die in diesen Korridoren lagen und in der kalten Leere des Alls außerhalb des Schiffes trieben, das waren meine Leute. Dieses kaum funktionstüchtige Wrack war nun meine Verantwortung.
Sie gehörten mir. Da ihr Commander verschollen war, waren die Überlebenden, die den direkten Angriff auf dieses Schiff überstanden hatten, sowie auch die anderen Mitglieder der Kampfgruppe, die sich in Sicherheit bringen konnten, nun mir unterstellt. Und es handelte sich um eine schockierende Anzahl von Varstens Leuten, die in den verbleibenden Transport- und Versorgungsschiffen zusammengepfercht auf der anderen Seite des nächstgelegenen Sterns versteckt waren. Es war, als hätte Varsten gewusst, dass der Angriff kommen würde, und sein gesamtes Volk und die halbe Flotte aus der Gefahrenzone geschickt, bevor der Hive zuschlagen konnte.
Aber das ergab keinen Sinn. Warum würde er alles nicht-essenzielle Personal evakuieren und wissentlich ein Schlachtschiff der Eliteklasse in eine Falle manövrieren? Wofür ein Schlachtschiff und mehrere Versorgungsschiffe opfern? Und Sektor 438 der Übernahme durch den Hive ausliefern? Dieser Bereich des Weltraums war ein Nachbargebiet zu meinem eigenen. Varsten und ich hatten uns oft per Kommunikator unterhalten, Strategien und Hive-Aktivität besprochen. Er war ein geduldiger Mann gewesen, mit zwei Jahrzehnten mehr Kampferfahrung als ich. Ein weiser Kommandant. Er würde nichts ohne guten Grund unternommen haben. Herauszufinden, was hier vorgefallen war, war meine oberste Priorität.
Und auch, die Angriffsflotte des Hive aufzufinden und zu zerstören, die diese Verwüstung angerichtet hatte. Ich war gemeinsam mit einem ganzen Geschwader von medizinischem, militärischem und unterstütztem Personal vom Schlachtschiff Karter hierher transportiert, nachdem wir den Notruf von jenen empfangen hatten, die in das sichere Versteck geschickt worden waren. Aber die hatten sich nicht während des Hive-Angriffs gemeldet, sondern erst, nachdem der Angriff vorbei war.
Stunden danach. Dafür hatten wir derzeit noch keine Erklärung.
Sieben Stunden, genau gesagt. Wir hatten einen Kommunikator-Ruf von jenen empfangen, die sich auf den anderen Schiffen versteckt hatten. Leider befanden sich unter ihnen keine hochrangigen Offiziere. Niemand schien zu wissen, was Commander Varsten dazu bewegt hatte, solch radikale und unerklärliche Entscheidungen zu treffen.
Nichts ergab Sinn. Gar nichts.
„Wo ist die Kommando-Crew?“, fragte ich.
„Das wissen wir nicht“, antwortete er, während unsere Stiefel mit jedem Schritt hallten. „Wer von Varstens Kampfgruppe übrig ist, der befindet sich auf der anderen Seite des Sterns. Das radioaktive Feld des Sterns verzerrt unsere Kurzstrecken-Kommunikation, und sie weigern sich, ihre Quanten-Kommunikationsverbindungen zu aktivieren.“
„Wollen Sie mir erzählen, dass er seine gesamte Kampfgruppe minus der Kommando-Crew in ein Versteck geschickt hat, in... was, Sicherheit?“
Er nickte. „Genau so scheint es.“
„Haben wir Schiffe im Sektor 437 zur Verfügung, die hierher kommen und sie sicher durch eine manuelle Evakuierung führen könnten? Die Koalition wird diese Schiffe nicht aufgeben wollen.“ Die anderen Fracht- und Versorgungsschiffe—jene, die sich dem Angriff fernhalten konnten—verfügten über Transporter-Technologie, aber die war nicht dafür vorgesehen, mit dem Transport von fast fünftausend Leuten fertig zu werden.
Das zentrale Schlachtschiff beherbergte eintausendvierhundert Krieger samt Familien und diente außerdem als Landeplatz für kleinere Angriffsschiffe. Das Schiff selbst war schwer gepanzert und mit Blaster-Technologie bestückt, um die kleineren Schiffe im Umfeld verteidigen zu können. Jeder Kommandant einer Kampfgruppe hatte das Kommando über ein Schlachtschiff und zehn bis zwölf kleinere Versorgungsschiffe. Jede Gruppe, die als Kampfgruppe bezeichnet wurde, war nach ihrem Kommandanten benannt und verantwortlich für einen Sektor im Weltraum. Eine vollständig besetzte Kampfgruppe mit allen Schiffen umfasste knapp fünftausend Leute.
Das waren zu viele, um sie in kurzer Zeit transportieren zu können. Die Kurzstrecken-Angriffsschiffe vom Schlachtschiff Karter waren nicht dafür geeignet, es ohne Hilfe in den Sektor 438 zu schaffen, und die Schiffe, die sich noch hier im Dock von Schlachtschiff Varsten befanden, waren alle zerstört.
Die beste Option war es, so viele Leute wie möglich in die Kampfgruppe Karter zu transportieren und die restlichen Fracht- und Versorgungsschiffe aus Varstens Flotte umgehend auf einen Kurs zu setzen, der sie zu einem Treffpunkt mit der Karter bringen würde. Aber das würde bedeuten, dass die kleineren Schiffe aus Varstens Gruppe unbegleitet und einem Angriff ausgeliefert sein würden. Und selbst das setzte voraus, dass Primus Nial und die anderen Flottenkommandanten einwilligen würden, diesen Sektor des Weltalls aufzugeben.
Und das war unwahrscheinlich. Vielmehr ging ich davon aus, dass Primus Nial mir auftragen würde, meine Flotte und Ressourcen aufzuteilen und beide Sektoren 437 und 438 zu halten, bis Ersatz für Commander Varstens Flotte und Personal gefunden worden war. Primus Nial würde ein neues Schlachtschiff in Betrieb nehmen lassen und einen neuen Kommandanten in diesen Bereich abbestellen. Doch das würde Zeit brauchen.
Und diese Zeit würde uns der Hive wohl nicht geben.
Bard klang so grimmig, wie ich mich fühlte. „Ein paar. Wenn die Überlebenden jetzt gleich aufbrechen, könnten sie in etwa sechsunddreißig Stunden mit unseren Versorgungsschiffen zusammentreffen. Aber die Piloten von Varsten weigern sich, sich in Bewegung zu setzen. Sie sagen, dass sie strikte Anweisungen von Commander Varsten haben, sich nicht vom Fleck zu rühren, aber sie wissen nicht, warum.“
„Und wo zur Hölle ist Commander Varsten?“ Das war die Frage, auf die ich am dringlichsten eine Antwort brauchte. Wo war mein alter Freund, und was zum Geier hatte er sich dabei gedacht?
Bards Lippen pressen sich zu einem dünnen Strich zusammen. „Tot. Sie fanden seine Leiche im Pilotensitz eines Angriffs-Shuttles. Er flog Unterstützungsmanöver, beschützte das Hauptschiff. Und er war alleine.“
„Kein Co-Pilot?“ Er war tot, und damit scheinbar auch meine Hoffnungen darauf, Antworten zu finden.
„Niemand. Kein Navigator. Kein Funktechniker. Er war solo unterwegs.“
Noch ein Rätsel, für dessen Lösung ich keine Zeit hatte. Knapp fünftausend Leute waren derzeit auf Schiffen gestrandet, die nur für halb so viele Passagiere ausgestattet waren. Und ihr Schlachtschiff war weg. Nun ja, wir standen auf dem, was davon übrig war. Nicht funktionstüchtig und nicht bewohnbar. Selbst wenn der Rest von Varstens Kampfgruppe sich hinter dem Stern hervortrauen würde, würden sie kein Schlachtschiff haben, das sie beschützte. Wenn sie überhaupt zurückkehrten... wenn wir sie hier zurückließen, alleine und ungeschützt, würden sie fette Beute für den Hive sein. Und das bedeute fünftausend weitere Hive-Drohnen, Soldaten, Brutkörper.
Nein.
„Wie viele Überlebende auf den anderen Schiffen? Haben wir eine Opferzahl?“, fragte ich. Nur eine Handvoll toter Krieger, über die Korridore verstreut. Ich wollte gar nicht daran denken, dass der Hive sich womöglich den Rest geholt hatte. Es schien nicht möglich zu sein. Andererseits hatte ich schon Schlimmeres gesehen.
Bard blickte auf das Tablet hinunter, das er bei sich trug. „Nur drei Überlebende bisher. Wir haben zwanzig Tote gezählt, einschließlich Commander Varsten, aber wir haben noch nicht das ganze Schiff abgesucht.“
„Was zur Hölle hat er sich dabei gedacht?“
Vice Commander Bard antwortete nicht auf meine Frage. Ich wusste, dass er die Antwort darauf auch nicht kannte. Stattdessen sagte er: „Zwei Mitglieder seiner Kommandocrew sind zu den ReGen-Kapseln auf der Karter transportiert worden.“
Die Götter seien verdammt, vielleicht würden die ja wissen, was hier vor sich ging. „Und der dritte Überlebende?“
Als mein Vize nicht sofort antwortete, blieb ich stehen. Das zwang ihn dazu, ebenfalls anzuhalten. Er war ein starker Prillon-Krieger, und ich vertraute auf sein Urteilsvermögen und seinen Instinkt. In diesem Fall löste sein Schweigen in mir die Alarmglocken aus. Als wäre die Auslöschung von fast einer gesamten Kampfgruppe nicht schlimm genug. Die Kampfgruppe Varsten schützte Sektor 438 schon, seit ich ein kleiner Junge war. Die Zerstörung um mich herum war unvorstellbar. Wie auch Varstens Tod.
„Er ist vom I.C., und er weigert sich, zu reden.“
Ich schloss einen Moment lang die Augen und ließ diesen zusätzlichen Irrsinn auf mich wirken. Intelligence Core. Der Geheimdienst der Koalition. Die dunkle Seite der Flotte. „Verdammte Scheiße. Wo ist er? Ich bringe ihn schon zum Reden.“
Bard zog eine Braue hoch. „Sollten wir Commander Phan dazu holen?“ Er grinste, und seine kupferfarbene Haut und Bronze-Augen waren gespannt auf meine Antwort. „Ich bin mir sicher, dass sie einem der Ihren nur liebend gern auf den Zahn fühlen würde.“
Vor ein paar Jahren wäre das noch zutreffend gewesen. Inzwischen war die Erdenfrau Mutter geworden. Eine Gefährtin. Und dauerhaft in meinem Kommando. Sie hatte vor kurzem erst meine gesamte Kampfgruppe gerettet, als sie mit einem verseuchten Biest aufgetaucht war und ein ganzes Netzwerk von unsichtbaren Minen, die der Hive im All verteilt hatte, entschärft hatte. Diese Minen hatten meine sämtlichen Schiffe in der Mangel gehabt. „Sie ist zu wertvoll. Ich werde es nicht riskieren, sie hierher zu bringen.“
Das Zischen von geborstenen Abluftrohren, das Ächzen von Metall, das sich nach der Explosion verzog, die tiefen Stimmen, die in der Ferne Anweisungen gaben, Aufgaben verteilten, um diesen Scheißhaufen aufzuräumen, umgaben uns. Zerstörung war mir nichts Neues, aber das hier war...persönlich. Zu nahe, zumindest so nahe, wie man es in einer verdammten Kampfgruppe haben konnte.
„Sie sind doch hier“, entgegnete er.
„Ich bin niemand“, sagte ich schlicht.
Bard öffnete den Mund und wollte widersprechen, dann schloss er ihn wieder. Er wusste, wie ich darüber dachte. Ich war in allererster Linie ein Krieger. Ich kämpfte. Ich tötete. Ich beschützte meine Leute, das Volk, das durch den Hive-Angriff meines geworden war. Und wenn ich starb? So sei es. Ein anderes Mitglied meiner Militärfamilie, oder ein anderer würdiger Prillon-Krieger, würde das Kommando übernehmen. Ich war ein Rädchen im Getriebe der Koalitionsflotte. Ich war ein Krieger. Nichts weiter.
„Chloe ist beim I.C., Karter“, fuhr er fort. „Sie kann auf sich aufpassen.“ Ich fragte mich oft, wie intelligent diese Truppe wirklich sein wollte, wo sie uns doch die meiste Zeit mehr Scherereien einbrockte, als hilfreich zu sein. Aber dann kam doch immer wieder mal jemand wie Commander Chloe Phan daher und rettete uns allen den Arsch. Ich hasste ihre Geheimniskrämerei, aber wie alle Krieger musste ich anerkennen, dass Spione und verdeckte Operationen ein notwendiges Übel waren. Kein Schlachtkommandant konnte einen Krieg gewinnen, ohne Informationen über den Feind zu haben. Und die knallharten Mistkerle, die im I.C. dienten, waren die besten. Einschließlich Commander Phan von der Erde. Aber es war auch meine Aufgabe, sie zu beschützen. Sie war die Gefährtin von zwei meiner besten Kriegern, und Mutter ihrer Kinder. Es bestand kein Bedarf, ihr Wohlergehen in diesem Chaos hier aufs Spiel zu setzen, besonders, da wir überhaupt keine Antworten hatten. Einen I.C.-Kommandanten mit verschlossenen Lippen konnte ich auch alleine verprügeln.
„Sie ist eine Mutter“, sagte ich.
Bard grinste. „Ich werde sie wissen lassen, dass Sie das gesagt haben.“
„Warum erklären Sie Dara und ihrem kleinen Brüderchen nicht, dass Sie das Leben ihrer Mutter zu Ihrer Belustigung aufs Spiel gesetzt haben?“ Jetzt war ich mit Grinsen an der Reihe, und ich sorgte dafür, dass er jeden Zentimeter meiner Zähne sehen konnte—damit ich Bard besser die Kehle rausreißen konnte. „Wenn Sie meine Dara zum Weinen bringen, werde ich Sie zermalmen.“
Wir schritten weiter.
Dara war wunderschön, mit schwarzen Haaren und grünen Augen, genau wie ihre Mutter. Ich liebte sie, als wäre sie meine eigene Tochter. Sie war klein, aber furchtlos. Und die Momente, in denen sie ihre kleine Hand in meine legte, waren die einzigen, in denen ich mich als mehr fühlte als nur eine Killermaschine. Ich würde nichts unternehmen, was ihrem kleinen Herzen Schmerz bereiten konnte. Dazu gehörte, das Leben ihrer Mutter aufs Spiel zu setzen, wenn es nicht absolut notwendig war. Ihr kleines Brüderchen Christopher war voller Feuer und Neugier, ein aufgewecktes Kerlchen. Aber es war Daras süße Unschuld, die mich bei Verstand hielt, mir einen Grund gab, weiter zu kämpfen.
Bard verspottete mich mit einem Lachen, aber er behielt seine weiteren Ansichten für sich. Er brachte mich zu dem einzigen Überlebenden, auf der Kommandobrücke eines kleinen Frachtschiffes. Wir stiegen unterwegs über Leichen, und eine mörderische Wut wallte mit jedem Tropfen Blut, der an meinen Stiefeln klebte, höher auf.
„Warum haben sie die Toten zurückgelassen?“, fragte Bard.
Ein Hive-Angriff endete für gewöhnlich in einem Komplettverlust jeglicher Besatzung. Keine Leichen. Keine Überlebenden. Die Koalitionsflotte war bisher davon ausgegangen, dass der Hive etwas Unappetitliches mit den Toten anstellte, aber das hatte ich den I.C. nie gefragt. Ich hatte kein Bedürfnis danach, die Antwort zu kennen. Was sie mit den Lebenden anstellten, war schrecklich genug, und ich hatte schon so genug Albträume. „Das weiß ich nicht. Vielleicht hat der I.C.-Offizier Antworten für uns.“
Antworten, die ich gar nicht wollte. Aber wollen war ein Luxus, den ich schon vor Jahren aufgegeben hatte.
Wenige Minuten später fuhren wir im verbleibenden funktionstüchtigen Fahrstuhl auf die Kommandobrücke des Schlachtschiffs und betraten sie durch eine Not-Luftschleuse, die meine Crew aufgebaut hatte. Sobald wir eingetreten waren, nahmen Bard und ich unsere Helme ab und blickten uns um. Ein Prillon-Krieger saß im Sitz des Navigators, den Kopf in die Hände gestützt. Sein Haar war von hellem Gold, und seine Haut war hell. Er war groß, sein Körper ein wahrer Berg in dem kleinen Sitz. Aber als er mir sein Gesicht zuwandte, erstarrte mein Körper vor Schreck.