„Warum reiten wir zurück zu deiner Ranch, wenn wir auch im Gästehaus bleiben könnten?“, wollte Rose wissen.
Es war spät, weit nach Mitternacht, aber der Mond war aufgegangen und der Weg war hell erleuchtet. Der Ritt zum Ranchhaus dauerte nur eine Stunde, aber schien unendlich. Nach dem die Eheversprechen gegeben und ein keuscher Kuss ausgetauscht worden war und der Sheriff wieder sein Buch las, hatte ich es eilig, meine Frau nach Hause zu bringen. Sie saß seitlich auf meinem Schoß. Ihr Hintern verrutschte bei jeder Bewegung des Pferdes, was mich sehr ablenkte und meinen Schwanz sehr begierig machte. Das Einzige, was mich davon abhielt, sie zu erobern, war die Entfernung zwischen unserer aktuellen Position und meinem Bett.
„Ich will in unserer Hochzeitsnacht kein Publikum haben.“ Ich rutschte im Sattel herum, mein Schwanz schmerzte und spannte unangenehm gegen meine Hose.
„Publikum? Ich hatte mein eigenes Zimmer.“
Mein Mundwinkel hob sich bei ihrer Unschuld. „Ich werde dich dazu bringen, vor Lust zu schreien, Kätzchen, und ich garantiere dir, jeder hätte es gehört.“
„Oh“, murmelte sie und rutschte ein weiteres Mal auf meinem Schoß herum. Ich hielt sie sicher in meinem Griff, meine Arme umfingen sie, während ich die Zügel hielt, ihr Kopf ruhte unter meinem Kinn. Ihr Duft war lieblich und vertraut. Dadurch, dass sie mir so nah war, benebelte ihr blumiger Duft mich völlig. Irgendwie roch sie genauso wie ihr Name. All ihre adoptierten Schwestern waren nach Blumen benannt und Rose war nicht einmal die Älteste. Das war Hyacinth. Dennoch war Rose die Erste, die geheiratet hatte.
„Du hast mich reingelegt, weißt du“, sagte sie, während wir eine kleine Erhöhung erklommen. In der Ferne im Westen gab es Berge, aber es war nicht hell genug, um sie sehen zu können.
„Dich reingelegt?“ Ich war ihr zwar nach Clayton gefolgt und hatte sie zur Ehe überredet, aber sie wollte die Vereinigung genauso sehr wie ich. Sie hatte nur nicht die Zeit gehabt, darüber nachzudenken und es zu akzeptieren.
Weiblichkeit war nichts, das sie offen zeigte. Wenn ein Mann über ihre jungenhafte Art hinwegsah und ihr den Hof machen wollte oder auch nur das geringste Interesse an ihr bekundete, schickte Rose ihn zu einer ihrer Schwestern. Sie trug Hosen und für gewöhnlich steckte Stroh in ihren Haaren. Ich war der einzige Mann, den sie in ihr Leben gelassen hatte, der einzige Mann, dem sie ihre Geheimnisse anvertraute. Der einzige Mann, der sie genau so wollte, wie sie war, war ich, samt ihres kratzbürstigen Äußeren, das ein sehr leidenschaftliches Inneres verhüllte. Ich war seit dem Tag, an dem sie achtzehn geworden war, bereit gewesen. Zur Hölle, ich hatte sogar noch siebzehn weitere Monate gewartet. ‘Ausgetrickst‘ war nicht das Wort, das ich verwenden würde. ‘Geduldig‘ oder ‘bereit‘ wären viel passender.
„Du hast diesem furchtbaren Mann erzählt, ich wäre deine Frau. Du hättest das nicht tun müssen und jetzt sieh mich an.“
Aus meiner Position konnte ich sie nicht gut sehen, aber ich konnte sie spüren. Sie riechen. Mich nach ihr sehnen. Ihre Hüften waren schmal, dennoch konnte ich ihre üppigen Kurven fühlen.
„Du bist selbst einem lüsternen Mann ohne Moral zum Opfer gefallen“, entgegnete ich. Ich würde nicht vor ihr katzbuckeln.
Sie war aufgebracht, weil wir geheiratet hatten, aber sie war wütend wegen etwas ganz anderem und das war nicht, dass ich dem Mistkerl eine Lüge erzählt hatte. Ich musste nur geduldig genug sein, um herauszufinden, was es war, was eine schwere Aufgabe sein würde. Meine Geduld mit ihr war am Ende.
„Das war nicht mein Plan, Chance. Du hast mich meines Planes beraubt!“ Sie fuchtelte mit ihren Händen beim Sprechen durch die Luft, stieß dabei gegen meine Arme.
Ah, jetzt näherten wir uns dem Kern ihres Frusts.
„Ich habe dich deiner Pläne beraubt? Du bist weggerannt wie ein Kind!“ Ich holte Luft. „Was, bitteschön, waren deine Pläne?“
Ich hatte ihr jahrelang auf diese Art und Weise zugehört. Hatte mir ihre Sorgen angehört, seit sie ein winziges Ding war. Ein geliebtes Huhn, das in einem Suppentopf gelandet war. Ein aufgeschürftes Knie, weil sie aus einem Baum gefallen war. Ein Junge aus der Stadt, der ihren Zopf in Tinte getaucht hatte. Eine Seilschaukel, die benutzt wurde, um einen Bach zu überqueren anstatt einer Brücke. Interesse daran, ihre eigene Ranch zu leiten. Im Laufe der Zeit hatten sich ihre Probleme und Pläne verändert, von einfach zu komplex, von kindlich zu Erwachsen. Die ganze Zeit hatte ich zugehört, ohne Rat oder Hilfe anzubieten. Bis heute.
Auch wenn sie in einem liebevollen Zuhause wohnte, so war es überfüllt und die anderen Mitglieder des weiblichen Haushaltes runzelten die Stirn über das, was sie als Roses männliches Gebaren ansahen. Ihre Ideen wurden im Keim erstickt. Sie wurde erstickt, aber sie hatte noch nie zuvor etwas so Überlegtes getan, dass sie sich selbst in Gefahr gebracht hatte.
„Ich wollte die nächste Postkutsche nehmen, die die Stadt verließ. Osten oder Westen, das war egal. Ich musste einfach nur weg.“
Die Vorstellung, dass sie allein ohne Plan oder Richtung losgezogen wäre, ließ meine Hand zucken. Man musste sich um sie kümmern, bevor sie sich noch selbst verletzte und ich nicht da war, um sie zu retten.
„Nur mit den Kleidern, die du am Leib hast? Wie viel Geld hast du?“
„Sechsundfünfzig Dollar.“
Ich rieb mein Kinn sanft auf ihrem Kopf vor und zurück, genoss das seidige Gefühl ihrer Haare. Die Bewegung mochte auf Rose zärtlich und beruhigend gewirkt haben, aber ich tat es, um meine Worte hinauszuzögern, um mir einen Augenblick zu verschaffen, in dem ich meinen Ärger auf ein beherrschbares Level reduzieren konnte, damit ich mit ruhiger Stimme sprechen konnte.
„Der Mann im Saloon, ich schätze, er hat dir Hilfe für dein Abenteuer angeboten?“, fragte ich in ziemlich sarkastischem Tonfall. Allein die Vorstellung, dass die Hände dieses Mannes auf ihr lägen, ließ mich mein Kiefer fest zusammenpressen.
„Er war ein…unerwartetes Hindernis.“
Ich konnte das Grunzen bei ihrer Untertreibung nicht unterdrücken.
„Ich weiß, was du denkst“, erwiderte sie.
Nein, ich bezweifelte, dass sie das tat, da sich meine Gedanken damit beschäftigten, sie entweder über mein Knie zu legen und ihren Arsch schön pink zu färben oder uns nackt auszuziehen und ihren Mund um meinen Schwanz zu spüren.
„Oh?“ In meiner Stimme schwang ein merkliches Knurren mit.
„Das ich impulsiv war.“
„Dessen bin ich mir schon seit einiger Zeit bewusst“, konterte ich trocken. Nichts von dem, das sie über ihren Marsch in die Freiheit erzählt hatte, hatte mir das Gegenteil bewiesen. „Bist du dir auch nur im Entferntesten bewusst, was für Dinge er mit dir getan hätte?“
„Ich wohne mit zwei ehemaligen Bordellbesitzerinnen zusammen“, entgegnete sie, als ob sie das zu einer Expertin machte.
„Diese Dinge, die er sich nehmen wollte, gehören mir, Rose. Mir! Dein Jungfernhäutchen gehört mir. Dein Körper gehört mir!“
Sie wand sich in meinem Griff. „Lass mich gehen, Chance.“ Da sie seitlich saß, befreite sie sich entschlossen aus dem Kreis meiner Arme und rutschte vom Pferd. Jede andere Frau wäre unsanft auf ihrem Hintern gelandet, aber Rose war eine erfahrene Reiterin und landete behände auf ihren Füßen und lief davon, die Arme vor der Brust verschränkt. Ich stoppte das Pferd, stieg ab und ließ die Zügel fallen, damit das Tier das hohe Gras essen konnte.
Rose war so stachelig wie die Blume, deren Namen sie trug. Ich musste lernen, sie zu besänftigen, vor allem wenn sie aufgebracht war. Ich wollte sie unter mir haben, nicht dass sie davonlief. Ich musste jedoch wissen, was ihre Absichten waren. Die Stadt ohne einen Plan zu verlassen, wies auf Verzweiflung anstatt Voraussicht hin. Jetzt, da sie mir gehörte, würde ihre Impulsivität an die Kandare genommen werden, ihr Wagemut würde eingeschränkt werden oder sie würde bestraft werden. Ich konnte nicht zulassen, dass sie verletzt wurde.
Und daher stand ich vor einem Rätsel. Sie brauchte eine sanfte Anleitung, aber zur gleichen Zeit auch eine strenge, führende Hand. Ich musste lernen, ihre unüberlegte Art zu kontrollieren, während ich ihr erlaubte, aufzublühen. Sie musste ihre Pläne anpassen, dennoch erblühen. Sie musste loslassen und ich würde sie auffangen. Sie verstand es einfach nicht. Es würde ein Willenskampf werden, aber in der Zwischenzeit gab es einen Weg, wie wir gleichberechtigt sein könnten und ich würde ihr diesen nur allzu gern zeigen. Wenn ich sie erst einmal in meine Finger bekam…
„Rose“, rief ich. „Du bist jetzt meine Frau. Ich werde dich niemals gehen lassen.“
„Ich wollte frei sein!“ Sie hielt inne, ihre Gestalt formlos und gespenstisch im Mondlicht.
„Frei? Frei? Allein und verletzlich ist nicht frei! Du hast heute Abend bei diesem Mistkerl fast den Preis dafür bezahlt.“
„Ich wollte irgendwo meine eigene Ranch leiten. Montana wird bald den Status als vollwertiger Bundesstaat erhalten und ich will als die Frau bekannt sein, die die beste Farm von allen hat.“
„Ganz allein? Selbst auf dem Lenox Land hattest du Big Ed, der dir geholfen hat.“
Ich sprach mit ihrem Rücken und wartete darauf, dass sie sich umdrehte. Ein Wort und sie würde sich zu mir herumdrehen, dennoch würde sie Feuer und Spucke speien. Ich musste vorsichtig, langsam vorgehen, als wäre sie eine Stute, die zur Verpaarung bereit war: schreckhaft dennoch aufgeregt, nervös dennoch lebhaft.
„Ich brauche keine Hilfe.“ Ihre Worte waren deutlich, aber ihre Überzeugung schwand. „Ich bin gut darin, eine Ranch zu führen.“
„Ohne Land? Ohne Vieh? Du bist jetzt eine Goodman und du wirst mir helfen, meine Farm zu führen. Unsere. Du musst es nicht ganz allein tun, Kätzchen.“
Sie wirbelte herum, lief zu mir und stieß mir den Finger gegen die Brust. „Ich bin nicht dein Kätzchen.“