Kapitel 1
Jüngere Tate POV
„Papa? Was ist los?“ Alpha Titus riss den Kopf von der Karte hoch, über der er mit den wenigen, denen er vertraute, schwebte. Sein Beta, sein Gamma und einer der Elites, den er wie den Anführer der Elite behandelt. Vor der Tür warteten noch ein paar andere Elites, die versuchten, den Jungen am Betreten zu hindern, aber sie konnten ihm nichts anhaben, da er der Erbe des Alphas ist.
„Tate. Was willst du, wir sind beschäftigt.“ Tate wippte von den Fersen bis zu den Zehen hin und her, eine nervöse Angewohnheit, die er von seiner Mutter geerbt hatte und die Titus auf die Nerven ging. Er knurrte vor Verzweiflung und brachte den winzigen zweijährigen Welpen zum Wimmern.
„Wo ist Mama?“, flüsterte er, während er mit seinen Augen durch den Raum huschte und feststellte, dass hinten noch mehr Leute leise miteinander sprachen. Er ging um seinen Vater herum und sah mit großen Augen, wie seine Mutter auf einem Tisch lag und frisches Blut aus ihrem Körper floss. Über ihr schwebten die ehrenwerte Heilerin und der Lehrling, den sie ausgewählt hatte. Sie war keine echte Heilerin. Wahre Heiler werden mit einem halbmondförmigen Muttermal auf dem Körper geboren, aber die ehrenwerte Heilerin wurde viel zu alt und hatte Angst, dass alles, was sie wusste, in Vergessenheit geraten würde. Deshalb wählte sie den Klügsten aus dem Rudel aus und machte ihn zu ihrem Lehrling, um den neuen Heiler zu unterrichten, sobald er oder sie geboren wurde. Tate unterdrückte einen Schrei, der schnell erstickte, als sein Vater sich vorbeugte und ihm grob die Hand auf den Mund drückte.
„Entschuldige uns.“ Er knurrte seine Berater an, während er Tate hochhob und ihn mühelos in den nächsten Raum trug. Er stellte ihn unsanft auf die Füße, kniete sich auf seine Höhe, packte ihn erneut am Gesicht und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. „Deine Mutter hat uns behindert.“ Er knurrte Tate ins Gesicht, sodass dieser schnell blinzeln musste und seine Tränen zu fließen drohten. „Ich lernte deine Mutter kennen, als ich jünger war, ein frischer neuer Alpha, der einen Friedensvertrag mit einem benachbarten Rudel schloss. Sie war ein niederes Omega, aber sie war meine Gefährtin und ihr Status war mir egal. Ich machte sie schnell zu meiner Luna, ohne mich darum zu kümmern, dass sie schwach und nutzlos war. Lovette, deine Mutter, erlaubte ihrer Schwester, sie zu besuchen. Sie vertraute ihr und deshalb sah sie die Klinge erst, als sie in ihren Bauch gestoßen wurde. Weißt du, Tate, deine Tante wurde abtrünnig, und aus Eifersucht, dass ihre Schwester zu Luna wurde, tötete sie sie. In der allgemeinen Verwirrung, als wir alle zu der schwachen Luna eilten, brachen die Abtrünnigen ein und töteten einige unserer Krieger und eine Handvoll unserer Omegas, die sich in den Küchen aufhielten, in die sie sich eingeschlichen hatten. Diese Toten sind auf das Konto deiner Mutter, wegen ihrer Schwäche und ihrer erbärmlichen Gutgläubigkeit. Diese Toten sind auf mein Konto, weil ich sie zur Luna gemacht und ihren Status ignoriert habe, nur weil sie meine Gefährtin war. Ich werde sie durch die stärkste Elitefrau, Silveen, ersetzen. Du wirst sie von nun an Mutter nennen. Und vergiss meine Lektion nicht, Welpe. Gefährtinnen sind für Alphas nicht wichtig. Mach eine starke und geeignete Frau zu deiner Luna, sonst wirst du beim nächsten Mal für die Niederlage verantwortlich sein.“
Tate nickte mit seinem winzigen Kopf, Tränen stiegen ihm in die Augen und er versuchte mit großer Anstrengung, sie zurückzuhalten. Er war verwirrt und unsicher, was alles, was sein Vater gesagt hatte, betraf, aber er wusste durch den Tonfall, dass er nicken und still bleiben musste. Tate hörte diese Geschichte sein ganzes Leben lang immer wieder, bis sie in sein Wesen und den Kodex, nach dem er lebte, eingebettet war. Er würde seinen Vater nicht entehren, indem er um seine willensschwache Mutter weinte. Er würde seine Worte ehren und sein Bestes geben, um ihn stolz zu machen, für seinen Vater und die Zukunft des Blood-Moon-Rudels.
