Kapitel 5 - Treffen mit Calypso

1384 Words
Ein kleiner Scheißhaufen von Angst erfüllte mich darüber, wie schmerzhaft das werden könnte. „Einfach tief einatmen, danach wird es jedes Mal besser, okay?“ Calypsos sanfte Worte beruhigten mich. „Lass deine Wölfin einfach die Kontrolle übernehmen“, dröhnte die Stimme meines Vaters durch den Wald um uns herum, während ich langsam in die hinterste Ecke meines Verstandes glitt. Als ich spürte, wie Calypso das Sagen übernahm, begann mein Körper sich zu erwärmen. Zuerst subtil, dann wurde es immer spürbar schlimmer, als es sich anfühlte, als würde mein eigenes Blut anfangen zu kochen. Als ob jede Essenz, die ich zuvor hatte, jetzt verbrannt und neu geschaffen wurde. Sobald das gnadenlose Brennen nachließ, begannen sich meine Knochen zu ziehen und zu dehnen. Es fühlte sich an, als würden sie splitternd zerbrechen und sich verbiegen, während ich laute Knack- und Krachgeräusche hörte, die die Luft um uns herum erfüllten. Der Schmerz war so surreal, dass ich meinen Mund öffnen wollte, um zu schreien und zu brüllen, dann jedoch zu dem Schluss kam, dass mein Körper nicht mehr unter meiner Kontrolle stand. Das Einzige, was mich jetzt erfüllte, war dieser unerträgliche Schmerz. Benommen sah ich auf meine Hände herab, nein, das waren nicht mehr meine Hände, dunkelbraunes Fell begann zu sprießen, während sie sich ausstreckten. Ein lautes Knacken ließ mich taumeln, da ich nicht sicher war, ob ich noch lange durchhalten konnte. „Einfach atmen, einfach atmen“, begann ich zu mir selbst zu murmelnd, kämpfte mich durch diesen Schmerz, während ich innerlich die Zähne zusammenbiss. Nachdem es sich wie Stunden angefühlt hatte, hörte alles endlich auf, es war vorbei, mein Geist war jetzt klar und der Schmerz verwandelte sich in ein dumpfes, erträgliches Pochen. Ich war vollständig verwandelt, Calypso war nun frei. Ich blickte nach unten und realisierte, dass mein Fell nicht nur braun war, sondern goldene Highlights hatte, die in der Sonne schimmerten. Das überraschte mich, als Calypso begann, ihre Pfoten zu heben und sich auf meinen vor uns stehenden Vater zuzubewegen, dem der Mund offen stand. „Scheiße... du bist wunderschön“, stieß er hervor und streckte seine Hand aus, während sich Calypso an ihn schmiegte. Vorsichtig strich er mit seinen Fingern durch unser dickes, weiches Fell, während er uns sorgfältig betrachtete. „Du bist wirklich Calypso, du bist der Hammer.“ Ich spürte ihre Wärme, als ob sie mich anlächelte. „Wir sind unglaublich, Liebling.“ Gerade da verwandelte sich mein Vater schnell, Lucius ragte jetzt über uns. Ich vermute, dass wir immer noch ziemlich klein waren, aber ich wette, wir waren schneller. „Oh ja, das denke ich auch.“ Calypso stimmte begeistert zu, als sie zu Lucius hinüberging und sich an ihn ankuschelte. „Mein Welpe.“ Ich hörte Lucius' raue Stimme in unseren Köpfen, während Calypso spielend um ihn herumhüpfte. „Lass uns laufen gehen, Mil.“ Mein Vater verband sich mit mir und bevor ich überhaupt antworten konnte, waren wir unterwegs. Ich beobachtete, wie Calypso zum ersten Mal die Erde unter ihren Füßen spürte. Glück erfüllte sie vollständig, während sie durch die Bäume sprang und unserem Vater folgte. Sie sprang durch den Schnee und schlängelte sich unter Ästen und über umgestürzte Baumstämme. Sie rannte schneller, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Lucius folgte uns, während Calypso die Luft schnupperte. All diese neuen Empfindungen waren so überwältigend, während wir weiter erkundeten. Wir müssen stundenlang gelaufen sein, denn die Sonne begann bereits unterzugehen. Wir kehrten zurück zur Hütte und mein Vater verwandelte sich schnell zurück, griff nach seinem Hemd und seiner Hose und zog sie an. „Lass mich dir etwas Kleidung besorgen, Kiddo, dann kannst du dich zurückverwandeln“, sagte er und streichelte Calypsos weiches Fell ein letztes Mal. Es war fast so, als könne er sich nicht trennen, seine Augen klebten immer noch an uns, auch als er ins Haus trat. Calypso setzte sich hin und wartete geduldig. „Das war der beste Tag. Ich kann es kaum erwarten, unseren Gefährten zu treffen und mit ihm zu laufen.“ Sie seufzte glücklich, die Vorstellung, unseren Gefährten zu finden, war immer noch ihre oberste Priorität. „Ich frage mich, wie er aussehen wird“, flüsterte ich leise, unsicher, was ich überhaupt von unserem Gefährten erwarten sollte. Ich war so ahnungslos, das ist sicher. „Er wird definitiv gutaussehend sein, wahrscheinlich groß und muskulös. Oh, sein Wolf wird auch riesig sein, ich wette, er wird wie ein Teddybär sein. Aber er kann uns überwältigen, wenn er will.“ Sie sagte süß, ein weiches Schnurren verließ sie. „Calypso!“ „Was? Ich mag einen starken Alpha-Mann.“ Sie sagte so, als wäre es nichts. „Nicht um deine Blase zu platzen, aber es sei denn, die Mondgöttin erfüllt jetzt Wünsche, bezweifle ich, dass er all das hat.“ Sie lachte und hob den Kopf, als Papa mit neuen Kleidern ankam. Seine Augen glänzten beim Anblick von uns. Bevor er die Kleider ablegte, hockte er sich vor uns hin. Seine Hände tätschelten Calypso ein weiteres Mal auf den Kopf, während sie sich an ihn schmiegte. „Wir können jede Nacht laufen, okay Calypso?“ Er sprach sanft und sie nickte mit dem Kopf, erfüllt von Glückseligkeit. Schnell stand er auf, drehte sich um, als Calypso langsam wieder in meinen Geist zurückglitt. Mein Körper verwandelte sich wieder, was viel einfacher war als sich in einen Wolf zu verwandeln. Ich stand auf, schaute auf meine Hände und griff schnell nach den Kleidern, zog sie an. „Okay, ich bin angezogen“, sagte ich leise und schaute meinen Vater an, als er auf mich zukam und seine Arme um mich legte. „Ich bin stolz auf dich, Mila“, sagte er und wuschelte mir durch die Haare, mich überraschend, als er sich zurückzog. Seine braunen Augen funkelten, als er mich anschaute. „Danke, Papa. Ich liebe dich“, sagte ich, fühlte mich emotional. Ich weiß nicht, warum ich so überwältigt war. „Ich liebe dich auch, Mila.“ Langsam begann er, mir über den Hinterkopf zu streicheln, als er sich wieder entfernte. „Ich hatte nicht erwartet, dass sie so großartig ist, das Gold in ihrem Fell, es leuchtete praktisch.“ Er sagte ehrfürchtig. Ich nickte mit dem Kopf und schaute in seine Augen. „Sie ist mehr, als ich mir je vorgestellt habe.“ Es war die Wahrheit, ich fühlte mich, als wäre Calypso weit außerhalb meiner Liga, wenn das Sinn ergibt. Ein Schuldgefühl überkam mich, gab es eine Möglichkeit, dass mir die falsche Wölfin geschickt wurde? Dass die Mondgöttin einen Fehler gemacht hat und mir versehentlich den Wolf einer anderen Frau geschickt hat. „Denke niemals wieder so, wir sind eins, Mila, ich bin du. Du bist ich, es gab keinen Fehler, die Mondgöttin macht keine Fehler.“ Ich nickte mit dem Kopf, als mein Vater loslief, um mir meine Stiefel zu holen. Ich schlüpfte schnell hinein und spürte die totale Erschöpfung, die durch meinen Körper strömte. Sie hatte recht, es konnte keinen Fehler gegeben haben. Ich fühlte mich einfach so, als wäre Calypso weit über meinem Niveau, vielleicht werde ich mit der Zeit selbstbewusster, wenn ich noch weiter wachse. Sie war einfach so majestätisch und elegant, selbst in ihrer Wolfsgestalt war sie unglaublich. Ich meine, meine Wolfsgestalt... Sie bin ich und ich bin sie. „Da, das ist besser“, fügte sie verschlafen hinzu, ich konnte spüren, wie sie immer tiefer in meinen Geist glitt und langsam einschlief. Meine eigenen Augen wurden nun auch schwer, als wir auf das Haus zuliefen. „Du solltest dich ausruhen, du musst dich nach dieser Sache erholen“, sprach mein Vater leise. Ich nickte mit dem Kopf, und plötzlich erfüllte mich wieder dieses Gefühl, beobachtet zu werden. Ich drehte mich um, versuchte zu sehen, ob jemand da war. Nichts. Ich frage mich, warum ich so paranoid war. Mein Vater half mir ins Haus und in mein Zimmer. Ich fiel sofort ins Bett und schlief praktisch ein, als er das Licht ausschaltete und meine Tür sanft schloss. „Schlaf gut, Mil“, flüsterte er. Ich träumte davon, durch den Schnee zu rennen, während Calypso schwer atmend zwischen den Bäumen hin und her huschte. Dieses Mal war der Wolf, der neben mir herlief, nicht mein Vater. Es war ein Wolf mit glitzerndem silbernen Fell.
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